03.02.2013, 11:20 | #1 |
TENEBRAE
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Zu Unrecht!
Tief gebeugt geht er vorbei
an den schweren Toren. Schritte zählt er eins und zwei, lautlos und verloren. Strenge Wächter stehen dort an erhöhten Stellen, führen ein gar raues Wort, und die Hunde bellen. Jetzt brüllt man in sein Gesicht, gibt ihm kalt Befehle, doch er fühlt ihr Wehtun nicht, spürt nicht seine Seele. Lebenslänglich, sagte man, hätte man befunden. Grade fing sein Leben an, als man ihn gebunden. In der nackten Kammer liegt er nun auf dem Lager. Dass die Wahrheit immer siegt, gilt nicht für Versager. Dies soll nun jahrein, jahraus seine Bettstatt werden? Diese Wände sein Zuhaus und sein Fluch auf Erden? Tags darauf fand man ihn dort ohne Blut und Leben. Niemand gab ein gutes Wort, oder ein Vergeben. Jahre später wurde klar: Ihn traf kein Verschulden. Was ihm unerträglich war, muss so mancher dulden!
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
03.02.2013, 21:34 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 3.375
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Hallo Erich,
sehr eindringlich und gut. Es ist allgemein gehalten, aber ich vermute fast, du hast einen speziellen Fall im Auge. Besteht eine Verbindung zu "Opferlamm"? Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
04.02.2013, 18:56 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, Thomas!
Nein, da besteht keine Verbindung. "Opferlamm" ist (auch) autobiographisch, dieses hier nicht. (Mich erwischen die nie!) Sah neulich einen Bericht im TV über jenen Afroamerikaner, den man in jugendlichem Alter zu Unrecht, nur aufgrund einer einzigen Zeugenaussage, ohne Beweise oder auch nur Indizien, des Missbrauchs und der Ermordung einer Dreijährigen schuldig sprach. Nach über 30 Jahren stellte sich nun - und das auch nur auf nachhaltiges Betreiben der Verwandtschaft und auf deren Kosten - per Gentest seine Unschuld heraus. Danach dauerte es noch mal Jahre, bis er nach endlosem Mahlen der behördlichen Mühlen endlich freikam! Man stelle sich vor: In vielen anderen Staaten des "land of the free" hätte man ihn zum Tode verurteilt und lange exekutiert, ehe sich sein Fall geklärt hätte, ja, in dem Fall hätte wohl keiner je nachgehakt! Das nennt man dann wohl subjektive Rechtsprechung! Wer sich teure Anwälte leisten kann, darf sich fast alles erlauben - der arme Schlucker dient als Sündenbock. Hauptsache, einer sitzt für das Verbrechen! Ob's der Richtige ist - wen schert's! Ein Denken, das sich so übrigens weitestgehend auch in europäischen Strafanstalten findet. Ein Fall: Ein Lehrer wurde zu Unrecht wegen Vergewaltigung einer Kollegin verurteilt. Weil er seine Unschuld beteuerte, nicht gestand, sich der "psychologischen Betreuung" verweigerte (er sollte Entschuldigungsbriefe an sein behauptetes Opfer schreiben usw...), bekam er all die Jahre keinerlei Haftvergünstigungen. Er war ja verurteilt und musste daher schuldig sein. Punkt. So die Sicht auch der Psychologen. Jahre später stellte sich seine Unschuld heraus - die Kollegin war geistig verwirrt und hatte fantasiert, glaubte aber stets fest, ihre Einbildungen wären real. Er wurde entlassen, aber wiederum ohne Hile und Betreuung, denn Unschuldige müssen ja nicht wieder gesellschaftlich integriert werden - meint der Staat! Er musste jahrelang um eine Entschädigung für den verlorenen Beruf, die verlorenen Jahre kämpfen und starb 2011 an einem Herzinfarkt, nach wie vor als Harz IV - Empfänger. Keiner hatte ihn als Lehrer wieder einstellen wollen, unschuldig hin oder her - er war stigmatisiert nach dem Motto: Wo Rauch ist, muss Feuer sein. Solche Bilder standen mir vor Augen, als ich dies schrieb. LG, eKy
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04.02.2013, 21:08 | #4 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
du wieder - der Unerwischte. Ich bin schon seit gestern drauf und total aufgewühlt. Wahrscheinlich habe ich den und viele andere Berichte auch gesehen. Eben über diese Berichterstattung (die ich für wichtig und gut erhalte, um die Vorurteile zumindest zu mäßigen), wird einem immer wieder bewußt, dass jedes Anfordern von Gerechtigkeit zugleich ein Anschlag auf Einzelne ist. Das "Gerechte" kann jeden Tag, jede Stunde einen Treffen, der keine Chance hat, sich zu erklären oder gar zu wehren. Man räumt endlich auf!!! Ich möchte nicht wissen, wie viele erdulden müssen. Zugleich gibt es das Gegenteil. Dazu fällt mir ein: "Wann werden wir weiser?" und die Sicherheit: "Nie!!!" Unsere Urteile und Vorurteile sind leider immer einer "Mode", einem "Zeitgeist und der "Politik" unterworfen. Was dazwischen geschieht, wird nicht wirklich wahrgenommen, höchstens nachträglich benutzt. Einzelne, die nachdenken, bleiben allein und man wird sich ihrer erinnern, wenn es zu spät ist - aber nicht zu spät, deren Bedenken später für sich zu nutzen. Es macht mich fertig zu wissen, dass dein lyr. Ich tausendfach so durchlebt wird und tausendfach Verschuldete in Freiheit und Anerkennung bestehen bleiben. Ich darf bei all der Aufruhr nicht vergessen, dein Werk zu loben. Das ist Lyrik, die berührt. Sag es "ihnen", du Dichter. Vielleicht kannst du etwas bewirken. Recht und Gesetz allein reichen nicht aus. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
05.02.2013, 15:24 | #5 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Danke für deinen Zuspruch! Ich glaube allerdings kaum, dass die angesprochenen Selbstgerechten sich von ein paar gereimten Zeilen beeindrucken lassen. Und gesellschaftlich ändert sich schon mal sicher nix, weil Lyrik heutzutage viel zu wenige Menschen erreicht. Traurig - is' aber so. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
06.02.2013, 09:51 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Erich,
der eigentliche Skandal liegt für mich darin, dass die Justiz (auch die bundesdeutsche) den Irrtum nicht kennt, bzw. in ihrem Rechtssystem von vornherein ausschließt. Es kommt immer wieder zu grässlichen Fehlurteilen, die kaum jemals aufgeklärt werden. Du nennst in deinem Kommentar ein gutes Beispiel; ich selber kenne ähnliche Fälle. Daneben gibt es die "Sippenhaft." Denn auch die Familien der zu Unrecht Verurteilten sind ja betroffen, können eigentlich nur die Stadt, besser noch das Land, wechseln. Du hast das himmelschreiende Unrecht in gewohnter Professionalität verdichtet. LG, marcy |
06.02.2013, 14:24 | #7 |
Mal lachend - mal traurig
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Ort: Da wo Napoleon noch nie kämpfte
Beiträge: 1.613
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Hallo Erich
das sind Zeilen die betroffen machen. Aber wie man immer wieder lesen kann, leider immer wieder wahr. Dabi würde ein Fehlurteil schon eines zu viel sein. Nachdenkliche Grüße schickt der Knacki
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Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt. |
06.02.2013, 19:47 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, Marcy, Knacki!
Danke für eure Gedanken! Solange Menschen urteilen, werden Menschen irren. Und irgendjemand muss für das Bedürfnis der Gesellschaft, einen Schuldigen zu finden, eben büßen! So einfach ist das. Einseitig ermittelnde Beamte, oberflächliche Richter, allzu leicht überzeugte Geschworene oder miese Anwälte tun ein Übriges. Man kann immer wieder nur hoffen, dass man selbst nie in eine solche Lage gerät! LG, eKy
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