Gedichte-Eiland

Erich Kykal · 27.02.2013, 17:56

Tiefer noch in alle Erdentage
als der Lauf geborgter Lebenszeit
gräbt sich unbarmherziger die Frage
nach durch allzeit unbedachte Taten
achtlos zugefügtem, schwerem Leid.

Höher noch als alles gute Hoffen
wächst des Ungetanen Schuldenberg.
Alle Skalen sind nach oben offen,
doch wie traurig bebt das Weltgewissen,
einsam zitternd wie ein welker Zwerg.

Wo die letzten Wäldersäume brennen,
wo der letzte Tiger blutend stirbt,
werden wir uns endlich wiederkennen
als die Frucht der Sünden aller Väter,
die zuletzt - und samenlos - verdirbt.

Walther · 09.04.2013, 17:30

hi eky,

in der ersten strophe solltest du diesen endlossatzwurm neu ordnen. das ist zuviel des guten!

lg w.

Erich Kykal · 09.04.2013, 18:35

Die empfundene Länge des Satzes ist immer auch eine Frage der geistigen Kapazität des jeweiligen Lesers!

Vielen Dank für's "Exhumieren" dieser Archivleiche!

LG, eKy

Galapapa · 09.04.2013, 18:35

Hallo Erich,
ein wundervolles Gedicht, Chapeau!
Es kann nicht genug solcher aufrüttelnder Texte geben!
In S2-Vers 5 fehlt glaube ich ein Wörtchen; vielleicht "ein welker Zwerg"?
Am besten gefällt mir die erste Strophe; ein außerordentlich gekonnter Satz, übersichtlich und sehr gut verständlich!
Liebe Grüße!

Charly

Erich Kykal · 09.04.2013, 18:37

Hi, Charly!

Danke für deine freundlichen Worte. Das fehlende Wort ist ein Flüchtigkeitsfehler gewesen - klar gehört es dort hin! Danke für den Hinweis.

LG, eKy

Walther · 09.04.2013, 21:22

schön, wenn sich zwei gefunden haben. da will man nicht stören.

Erich Kykal · 09.04.2013, 22:43

Nicht gleich Schnute ziehen, lieber Walther!

Dein Einwand ist an und für sich nicht unberechtigt. Mir ist schon klar, dass die beste Lyrik komplex ist, dabei aber simpel wirkt - die Quadratur des Kreises sozusagen. Mir gelingt das offensichtlich nicht, wenn es dir so störend ins Auge fällt.
Im Augenblick spiele ich eben gern ein wenig mit den Möglichkeiten der Sprache, die mir Bildung und Intellekt zugänglich machen.

LG, eKy

27.02.2013, 17:56	#1
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Weltgewissen Tiefer noch in alle Erdentage als der Lauf geborgter Lebenszeit gräbt sich unbarmherziger die Frage nach durch allzeit unbedachte Taten achtlos zugefügtem, schwerem Leid. Höher noch als alles gute Hoffen wächst des Ungetanen Schuldenberg. Alle Skalen sind nach oben offen, doch wie traurig bebt das Weltgewissen, einsam zitternd wie ein welker Zwerg. Wo die letzten Wäldersäume brennen, wo der letzte Tiger blutend stirbt, werden wir uns endlich wiederkennen als die Frucht der Sünden aller Väter, die zuletzt - und samenlos - verdirbt. __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.04.2013 um 18:36 Uhr)

09.04.2013, 17:30	#2
Walther Gelegenheitsdichter Registriert seit: 09.11.2009 Ort: Im Wilden Süden Beiträge: 3.210	hi eky, in der ersten strophe solltest du diesen endlossatzwurm neu ordnen. das ist zuviel des guten! lg w. __________________ Dichtung zu vielen Gelegenheiten - mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt

09.04.2013, 18:35	#3
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Die empfundene Länge des Satzes ist immer auch eine Frage der geistigen Kapazität des jeweiligen Lesers! Vielen Dank für's "Exhumieren" dieser Archivleiche! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (09.04.2013 um 22:39 Uhr)

09.04.2013, 18:37	#5
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi, Charly! Danke für deine freundlichen Worte. Das fehlende Wort ist ein Flüchtigkeitsfehler gewesen - klar gehört es dort hin! Danke für den Hinweis. LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

09.04.2013, 21:22	#6
Walther Gelegenheitsdichter Registriert seit: 09.11.2009 Ort: Im Wilden Süden Beiträge: 3.210	schön, wenn sich zwei gefunden haben. da will man nicht stören. __________________ Dichtung zu vielen Gelegenheiten - mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt

09.04.2013, 18:35	#4
Galapapa Galapapa Registriert seit: 19.04.2009 Ort: Nordschwarzwald Beiträge: 878	Hallo Erich, ein wundervolles Gedicht, Chapeau! Es kann nicht genug solcher aufrüttelnder Texte geben! In S2-Vers 5 fehlt glaube ich ein Wörtchen; vielleicht "ein welker Zwerg"? Am besten gefällt mir die erste Strophe; ein außerordentlich gekonnter Satz, übersichtlich und sehr gut verständlich! Liebe Grüße! Charly

09.04.2013, 22:43	#7
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Nicht gleich Schnute ziehen, lieber Walther! Dein Einwand ist an und für sich nicht unberechtigt. Mir ist schon klar, dass die beste Lyrik komplex ist, dabei aber simpel wirkt - die Quadratur des Kreises sozusagen. Mir gelingt das offensichtlich nicht, wenn es dir so störend ins Auge fällt. Im Augenblick spiele ich eben gern ein wenig mit den Möglichkeiten der Sprache, die mir Bildung und Intellekt zugänglich machen. LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

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