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Alt 25.03.2009, 07:53   #1
Nevis
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Es war das klar erkennbare Geräusch, das dann entsteht, wenn Bierflaschen mit Schwung gegen eine Wand geschleudert werden, und dort mit lautem Knall zerbersten.

Andere Bierflaschen kullerten anscheinend auf dem Boden herum.

Ich stellte mir mal die passende Lautsprecherstimme dazu vor:

*kling*

Achtung, Achtung!

Eine wichtige Durchsage des Karlsruher Verkehrsverbunds (K V V)

Auf der Bahnstrecke Karlsruhe - Stutensee ist die Unterführung in Höhe Hagsfeld auf Grund einer privaten Feier vorübergehend gesperrt.

Vorsicht, freifliegende Bierflaschen!

Es kann zu Schnittverletzungen kommen.

Reisende, die den gegenüberliegenden Bahnsteig erreichen wollen, werden gebeten, die Schienen oberirdisch zu überqueren, wenn gerade kein Zug einfährt.

Falls doch ein Zug einfährt, wünschen wir Ihnen viel Glück!

Im Bedarfsfall informieren wir gerne ihre Hinterbliebenen.

Dies ist ein kostenloser Service der Verkehrsbetriebe Karlsruhe (VBK) im Verbund mit der Deutschen Bahn AG (DB).

Bitte empfehlen Sie uns Ihren Freunden und Bekannten, ggfalls auch Ihren Hinterbliebenen.

Wir wünschen Ihnen noch einen angenehmen Aufenthalt und eine gute Nacht!

Ihr Karlsruher Verkehrsverbund (K V V)



*kling*
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Alt 25.03.2009, 07:54   #2
Nevis
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Ich hielt also einen Moment inne und überlegte.

Sollte ich weitergehen, mitten ins das Bierflaschengewitter hinein?

War es ratsam?

Einerseits: Vielleicht hätten die netten Damen und Herren in der Unterführung mich ja auch freundlich zu ihrer privaten Feier eingeladen.

Es hätt vielleicht rotes Erlauer Stierblut und einen feinen Kalterer See aus der Zwei-Literflasche gegeben, bis zum Abwinken, wie man so sagt!

Und es wär am Ende noch ein richtig gemütlicher Abend geworden?

Andererseits: Vielleicht auch nicht?

Nun, diese Chance hab ich verpasst, indem ich die Treppe dann wieder hinauf ging.

Die Streitlustigkeit der Jugendlichen hatte sich inzwischen nicht vermindert, eher stetig erhöht.

-------------------------------------------

Da geschah etwas Neues:

Aus dem mitternächtlichen Dunkel schälte sich langsam eine Truppe von Fremden heraus, die Schritt für Schritt näher kamen .....

Was mochten sie im Schilde führen?
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Alt 25.03.2009, 07:54   #3
Nevis
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Aus dem Dunkel also nahte sich ein Trupp Menschen!



Ich hatte die Hoffnung, es mögen friedliche Bürger sein, so wie ich.

Doch nein! Es war eine Verstärkung für die streitenden Jugendlichen! Deren Zahl war nun doppelt so hoch!

Doch der Streit löste sich durch die Neu-Ankömmliche in Wohlgefallen auf. Sie waren nämlich alle weiblich!

Man fiel sich gegenseitig um den Hals, teils auch zu Boden dabei.

Und dann verschwand der ganze Spuk in einem Haus in der Nähe!

Man hatte gar nicht auf die Straßenbahn gewartet, sondern auf die Freundinnen, um da draußen irgendwo Party zu feiern!


------------------

Nun war ich allein an der Haltestelle.

Und schon bald fuhr eine der weltberühmten Karlsruher Straßenbahnen heran: Groß und geräumig, hell erleuchtet, gut beheizt!

Und bereit, mich mit nach Hause zu nehmen.

Ende gut, alles gut?

Noch nicht!
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Alt 25.03.2009, 07:55   #4
Nevis
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Es war so:

Erleichtert stieg ich in die Straßenbahn ein, in dem Glauben, nun sei der Abenteuer-Abend vorbei.

Doch ich kam vom Regen in die Traufe!

Die Straßenbahn war eine Kombination von Unterführung und Haltestelle.

Auf dem Boden waren mehrere Bierlachen, und leere Flaschen rollten ständig hin und her.

Ein paar Sitzreihen weiter vorne saßen volle und lebende Flaschen:

Betrunkene Jugendliche, die lautstark gröhlten und stritten und lärmten und herumhampelten ... und ... und .. und ...

Und ich war nun mit ihnen gefangen!

Sonst war niemand im Abteil ....

Schaffner gibt es ja schon längst nicht mehr, und Fahrer kümmern sich kaum darum, was in ihrer Bahn so passiert.

Ich blieb gottergeben so lange auf meinem Platz sitzen, bis die Bahn die Innenstadt erreicht hatte.

Dort stieg ich auf dem belebten Marktplatz aus und nahm eine andere Linie!

Und erst in dieser Linie dann hatte das Grauen ein Ende!
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Alt 25.03.2009, 07:55   #5
Nevis
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Und hier noch eine Fahrt des Grauens:

~~~~~~~~~~~~~~~~


Es war so:

Bei der Eröffnung einer neuen Linie ist es in Karlsruhe Sitte, dass die Fahrt umsonst ist - ein ganzes Wochenende lang. Und an der Endhaltestelle der neuen Linie gibt es ein Volksfest.

Das wollte ich mir auch bei der Eröffnung der Heide-Linie nicht entgehen lassen.

Und noch heute denke ich mit Schrecken an jene Fahrt.

Die Straßenbahn war total überfüllt. Wenige Glückliche saßen, alle andern standen - und schlimmer als die Heringe. Man bekam kaum Luft. Neben mir ein Mann mit einem etwas 12-jährigen Kind. Das Kind quengelte hysterisch in einem fort: "Papaaaaaaaaaaaa! Wir müssen jetzt aussteigen!"

Der Papa beruhigte ständig: "Nein, wir fahren doch bis zur Endhaltestelle! Und die kommt noch lange nicht!"

Doch das Kind quengelte andauernd lautstark und nervtötend weiter.

Bei einem Fünfjährigen hätte ich das noch verstanden, aber eine Zwölfjährige war einfach zu alt für solch andauerndes nerviges Dummschwätzen. Denn: Wenn man eines nicht übersehen und verpassen kann, dann ist das eine Endhaltestelle.

Und es war kein Entkommen. Ich sehnte die Endhaltestelle herbei. Doch daaaaaaaaaaaaas dauerte. Die Bahn fuhr nämlich aufreizend langsam, fast Schritt-Tempo. Da wir ja durch Wohngebiete fuhren, hatte der Fahrer wohl Anweisung, erst mal gaaaaaaaanz laaaaangsam zu fahren, weil die Leute noch nicht daran gewohnt waren, dass eine Bahn kommen könnte.

Endlich waren wir doch da. Und welche Enttäuschung! Das Fest war fast nicht existent.

Auf einer tiefergelegenen Wiese gab es ein paar lieblose und un-origininelle Stände. Die Wiese war völlig verschlammt und aufgeweicht. Ein paar Holzbretter lagen herum, aber die reichten nicht. Man musste zum Teil durch den tiefen Schlamm waten, ob man wollte oder nicht.

Ich verzichtete auf das traditionelle Bier und die Bratwurst und ging wieder zur Haltestelle.

Zumindestens einen Sitzplatz würde ich ja nun bekommen, dachte ich.

Aber nein! Denn viele Fahrgäste stiegen an der Endhaltestelle gar nicht erst aus, sonden blieben sitzen und fuhren wieder zurück.

Also durfte ich wieder stehen.

Ein Trost nur: Diesmal ohne diese 12-jährige Nervensäge dicht neben mir ...
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Alt 25.03.2009, 07:56   #6
Nevis
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Und nun folgt eine Szene, deren Überschift sein könnte:

"Das Handy des Grauens".

Und auch diese Szene spielt in einer Karlsruher Straßenbahn.

----------------------------------


Was das Thema "Handy" angeht, bin ich leidgeprüft. In den Karlsruher Straßenbahnen wird man oft genug belabert von Leuten, die unbekümmert so laut in ihr Handy quatschen, als wären sie allein auf der Welt.


Wahrscheinlich wird man sich an diese Unsitte gewöhnen müssen - doch ich habe es noch nicht getan.

An einem Abend nun quatschte eine junge Frau besonders laut in ihr Handy, so als sei die Straßenbahn ihr Wohnzimmer. Immer wieder auch lachte oder kreischte sie, und redete völlig unbekümmert über doch eher private Dinge.

In der halbleeren Bahn begannen einige unfreiwillige Mithörer zu schmunzeln. Doch niemand sagte etwas. Was soll man auch sagen, ohne dumm angemacht zu werden?

Der Waldbaum saß still und schwieg.

Aber dann stand er spontan auf, und tippte mit seinen Zweigen der Frau von hinten sanft auf die Schulter.

Sie drehte sich um und schaute mir ins Gesicht.

In dieser Sekunde wusste ich noch nicht, was ich sagen würde, doch ich fand, es musste etwas gesagt werden.

Und ich hörte mich sagen:

"Liebe Frau, es ist nicht richtig, was Sie da machen. Wir hören nur die eine Seite der Geschichte! Man muss aber immer BEIDE Seiten einer Geschichte hören, um sich ein Bild machen zu können. AUDIATUR ET ALTERA PARS! Wie schon meine Vorfahren, die Römer sagten.

Können Sie nicht ihr Handy so einstellen, dass wir hier auch hören, was Ihr Partner zu sagen hat? Sie machen sich zwar schon recht gut als Allein-Unterhalterin. Aber wir würden doch gerne das GANZE Stück hören, nicht nur die Hälfte!"

Dann ging ich wieder an meinen Platz.

Leider hatte ich keinen Erfolg .....

Denn anstelle ihren Partner nun auch hörbar zu machen, sprach die junge Frau nun so leise, dass man kein einziges Wort mehr verstand.

Schade!

Da bittet man mal freundlich um was - und dann das!

Undank ist der Welt Lohn!
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