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Bei Vollmond Phantastisches und Science Fiction

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Alt 26.04.2014, 17:24   #1
Falderwald
Lyrische Emotion
 
Benutzerbild von Falderwald
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
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Hi Chavi,

frag nach Meinungen und du bekommst derer viele.

Umso mehr Leute über ein Thema diskutieren, umso schwerer wird es, einen Konsenz zu erzielen, der alle zufrieden stellt.

Schauen wir mal, wie ich meine endgültige Entscheidung begründe, nachdem ich mir alle Antworten durchgelesen habe.

Rein äußerlich würden alle Versionen als Gedicht erkannt werden.

Vier kompakte Strophen mit vier kurzen Zeilen sind optisch markanter, als vier Strophen, die jeweils nur zwei lange Zeilen besitzt.

Kurze Zeilen wirken schneller, lange dagegen haben die Eigenschaft, dass der Leser länger in ihnen verweilt.

Ohne Zeichensetzung allerdings kommt der Lesefluss bei den langen Zeilen arg ins Stocken, weil die Metrik nicht mehr einheitlich strukturiert scheint, denn der Text ist ja im dreihebigen Jambus mit wechselnden männlichen und weiblichen Kadenzen gehalten. Das geht dann nicht mehr auf.

Wenn ein Text ohne Zeichensetzung verfasst wird, dann sollte vielleicht auch eine Kleinschreibung aller Worte erfolgen, das wäre nur konsequent, weil alle Zeilenanfänge ja auch kleingeschrieben sind.

Ich tendiere zu Version 4, weil dort eine korrekte Interpunktion den Text in Sinnabschnitte unterteilt.

Im Gegensatz zu ginTon kann ich hierbei keine Zäsuren feststellen, die meinen Lesefluss ins Stocken bringen, denn es sind keine vorhanden.
Zäsuren kommen ja immer nur innerhalb des Verses, also der Zeile, vor, deine Satzzeichen stehen allesamt am Versende.

Wenn du allerdings Zäsuren als formales Stilmittel einsetzen möchtest, dass auch dieser Text in Version 3 wieder "metrisch lesbar" wird, dann solltest du dort ebenfalls Satzzeichen einsetzen.
An diesen Stellen wird der Leser nämlich unwillkürlich aus dem Lesefluss gezogen, ob er will oder nicht und liest das nämlich dann wie zwei Zeilen.

Aber das wäre ja dann auch prinzipiell nichts anderes, als Version 4.

Also mein Tipp geht ganz klar zu Version 4 hin und zwar so:

Am Strand such ich das Boot,
um mich hinein zu setzen,
das Wasser zu berühren
und eins mit ihm zu werden.

Bizarre Wolkenfetzen
vertreiben Nebelherden,
von fern steigt schon das Rot
des frühen Morgens auf.

Wohin das Boot mich führt,
wohin es mich auch treibt,
es wird kieloben kentern,
nur glattes Wasser bleibt.

Versteck mich in den Muscheln,
vergrab mich in den Sand.
Ich werd mit Algen kuscheln,
vermiss nie mehr das Land.


Die Reihenfolge meiner persönlichen Bewertung:
  1. Version 4 (mein ganz klarer Favorit)
  2. Version 3 (mit Zeichensetzung)
  3. Version 1 (in konsequenter Kleinschreibung)
  4. Version 2 (weniger diskutabel)


So, jetzt hast du den Salat, nun picke dir das Beste heraus.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 27.04.2014, 02:23   #2
Cebrail
verkannt
 
Benutzerbild von Cebrail
 
Registriert seit: 05.08.2010
Ort: Wo der Himmel die Erde berührt
Beiträge: 332
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He Katzi,
als absoluter 'Langzeilenfreund' gefällt mir die dritte Version am besten.
Die fehlenden Satzzeichen empfinde ich auch nicht als störend, da sie mich sozusagen um die Ecke lesen lassen, ich irgendwie meinen eigenen Lesefluss finden kann und die Innenbinnenreime tragen ihren Teil dazu bei.
Meiner Meinung nach passt diese Version auch gut zu dem von mir gefühltem Inhalt deiner Zeilen, ich meine die Freiheit beim Lesen passt zu der gespürten Feiheit in deinem Gedicht, zu dem was das Gedicht für mich transportiert.
Ich kann so eintauchen, was ja auch zum Wasserthema passt, wobei ich das Wasser hier eher als eine Gefühlsebene betrachte, also eher ein Weg zurück zum Ursprung.
Aber so sind nun mal die verschiedenen Auffassungen und du hast die Qual der Wahl.
Viel Spaß dabei ;-)

Einen lieben Gruß
C.
__________________
© auf alle meine Texte

„Mir gefiel der Geschmack von Bier, sein lebendiger, weißer Schaum, seine kupferhellen Tiefen, die plötzlichen Welten, die sich durch die nassen braunen Glaswände hindurch auftaten, das schräge Anfluten an die Lippen und das langsame Schlucken hinunter zum verlangenden Bauch, das Salz auf der Zunge, der Schaum im Mundwinkel.“
Dylan Thomas
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