04.01.2014, 05:18 | #1 |
Furzeulenlyriker
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Waldkauzevangelium
Am Anfang war das Hu,
von Anbeginn an immerzu das ewig unabänderliche Hu Hu Hu. Das huhte höchst dreifaltig vor sich hin, war Wort und Gott, war Logos und war Sinn. --- Dreifach ist das Hu im Kauze, dreifach ist der Kauz im Hu, und der Geist, der Hu im Kauz ist, macht den Deckel dreifach zu. Und das Hu ist Kauz geworden und hat unter uns gewohnt. Solches ist der Plan des Kauzes, der da in dem Himmel thront. Wäre nicht das Hu erschienen, das für uns die Federn ließ, bliebe immerdar verschlossen jeder Eul das Paradies. Jauchzet drum dem Hu des Kauzes, der da in dem Himmel döst. Durch das Hu, das Kauz geworden, ist die Eulenwelt erlöst. Dieses ist das allerhöchste Eulige Mysterium: Denn der Kauz ist Hu geworden. So rum oder andersrum. Geändert von Schamansky (05.01.2014 um 04:54 Uhr) |
04.01.2014, 11:12 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Schamanski!
Preistet das Hu allerorten! Wieder ein trocken-fieses Meisterwerk genau auf meiner Linie, die über Jahrhunderte geistlos repetierte religiöse Schwurbelei köstlich auf die Schippe nehmend! Wie austauschbar sind doch die Namen - zu Stein"zeiten" hätte man sich derlei bei einem Eulenkult durchaus vorstellen können. Verbunden mit der typischen katholischen Phrasendrescherei ein wundervolles Menetekel für alle Gehirngebrauchsverweigerer und "göttlich" durchglühten Missionaren all dieses heiligen Schwachsinns! Man kann es nicht oft genug sagen: Jede Kultur hält ihren Sozialkitt für die ultimative Wahrheit, nie bedenkend, dass in tausend oder mehr Jahren die Menschen auch auf ihre Kultur milde lächelnd zurückblicken werden: Was haben diese unwissenden Naivlinge bloß für einen haarsträubenden Unsinn geglaubt!!! Aber eigentlich muss man sich für diese Aussicht nicht schämen - die Menschen dieser wie auch immer gearteten Zukunft werden dann sicher denselben Fehler machen und ihr eigenes Weltentstehungs- und Erlösungsmärchen anbeten! Irgendwas zwischen "Die Macht ist stark in ihm" und "Als der Igel die Schildkröte bumste"!!! Letzte Zeile: Der Apostroph bei "rum" ist m.E. überflüssig - diese Verkürzung ist eigentlich schon normaler Sprachgebrauch. Ich lass die Dinger wenn möglich gern weg, weil sie eigentlich nur das Schriftbild beunruhigen. Geht nicht immer, aber oft genug, so wie hier! Sehr gern gelesen und dazugesenft! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (04.01.2014 um 11:24 Uhr) |
04.01.2014, 20:24 | #3 |
Furzeulenlyriker
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Ich lasse mich überzeugen. Zudem habe ich in "andersrum" auch keinen Apostroph gesetzt. Nun ist es konsistent.
--- Inhaltlich: ein metaphysisches Wesen, so versichern uns die vier kanonischen Evangelisten, ist Schöpfer des Universums mit allem darin und existiert in drei Hypostasen (Vater, Sohn, Geist). Nach einigem alttestamentarischem Hin und Her läßt es eine dieser Hypostasen Mensch werden und bringt diese Fleischwerdung seiner selbst sich selber als blutiges Menschenopfer dar, womit dann die Schöpfung ein für allemal geheilt wäre. Klar doch. Setzen wir nur Wesen = Kauz und Christus/Logos = Hu, dann bleibt das zugrundeliegende Narrativ so abstrus wie zuvor, es gewinnt nur leicht an Belustigungspotential. Aber hüte dich vor der dunklen Seite der Macht! Geändert von Schamansky (05.01.2014 um 04:51 Uhr) |
05.01.2014, 17:56 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Hallo Schmansky,
es ist doch nicht schlimm, dass ich schallend gelacht habe? (Weil ich mich noch an eigne Zeiten erinnere, wo es verwerflich wäre so zu schreiben und Sünde, so etwas belustigt zu lesen.) Ein prächtiges "Evangelium", verständlich, überzeugend und gekonnt gereimt. Die nicht absichtslos gewählte Metapher passt! Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
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04.06.2014, 09:58 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Schamansky,
ich kann dir nur vorbehaltlos zustimmen bei dieser modernen Form der Dreifaltigkeit. Diese Hypostasen der Trinität, die in der christlichen Mythologie nicht als drei Götter oder Substanzen aufgefasst werden, ist an Lächerlichkeit und Unglaubwürdigkeit kaum zu überbieten. Der darin enthaltene Zynismus und die Irreführung der unbedarften Schäfchen wird in deinem Gedicht sehr gut parodiert. Die Idee hat mir sehr gefallen. Herzliche Inselgrüße Narvik
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Nur der fröhliche Mensch allein ist fähig, Wohlgefallen am Guten zu finden. (Kant) |
04.06.2014, 17:06 | #6 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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hi schamansky,
bedenke aber, dass dein ScHUh durchdrungen ist von einem HU! Ja, HUer kann es gar nicht sein: Du stehst darauf! (Jetzt sag nicht nein) Auch beim Frisör die letzte ScHUr zeigt gleichen Geistes Lebensspur, auch HUnger, HUsten, HUnd und HUre sind demzufolge beinah pure Geschöpfe jener HUdlerei. JuHU! Belassen wirs dabei.... lg, larin
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