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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 05.09.2014, 18:49   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Die letzte Gabe

Ich sah dereinst auf eines Hügels Kuppe
ein Väterchen so seltsam sinnend stehn,
im welken Arm geborgen eine Puppe,
verloren und zerfleddert anzusehn.

Er stand sehr lange dort und sah in Fernen
ein fernes Leben wohl vorüberziehn.
Der Abend grüßte uns mit ersten Sternen
vom Alten unbemerkt, so wie es schien.

Ich fasste mir ein Herz und ging ihn fragen
nach dem Geheimnis, das die Puppe barg,
und wie von weither hörte ich ihn sagen:
"Ich lege sie heut nacht in ihren Sarg..."
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (09.09.2014 um 17:14 Uhr)
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Alt 05.09.2014, 20:22   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

wenn ich jetzt schreibe, dass ich das Gedicht wunderschön finde, dann soll es dennoch passen.
Es steht unter "Trauer und Düsteres" - aber es bewegt auf ganz andere Weise.
Die Bilder schaffen nicht ausschließlich eine düstere Stimmung. Darin zeigt sich eine "Trauerverarbeitung", die sehr beeindruckt, weil ganz verschiedene Bilder auftauchen, jedem Leser evtl. ganz andere oder auch eigene.

"Die letzte Gabe" ist sehr, sehr gut vollbracht.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 05.09.2014, 20:41   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

Danke für die positive Replik! Ich habe das Bild bewusst offen gehalten: Beerdigt der Alte seine Frau? Tochter? Enkelin? - Hier kann jeder Leser hineindenken, was ihm am nächsten liegt.

LG, eKy
__________________
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Alt 09.09.2014, 19:44   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Beiträge: 9.912
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Servus Erich,

ich muss auch sagen, dass mich dieser Text gefühlsmäßig sehr stark berührt hat.

Ich habe ihn jetzt mehrere Male gelesen und mir fällt immer wieder eine neue melancholische Geschichte zum Schicksal dieses alten Väterchens ein.

Die Puppe ist eine tolle Metapher und kann für so vieles stehen, dass ich mich gar nicht konkret festlegen möchte.

Es ist die gesamte Atmosphäre, die in diesem Gedicht in ihren Bann zieht und überzeugt.
Fast schon schade, dass es nicht noch ein paar Strophen gibt, aber es ist trotzdem gut so, denn es ist alles gesagt.

Ich finde, das ist einer deiner besten Texte überhaupt, zumindest gehört er in der Best-of-Mappe ganz weit nach oben, denn das ist ein kompaktes, schönes und überaus melancholisches Stück Lyrik.
Das hat mir in diesem Sinne gut gefallen.


Sehr gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 10.09.2014, 21:27   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!

Vielen herzlichen Dank für so einen üppigen Strauß Anerkennung!

Das Bild, die Szene flog mir einfach so zu, als ich ein Gedicht schreiben wollte. Keine Ahnung, wo das herkam!

Dass die ganze emotionale Tragweite der Situation erst mit der allerletzten Zeile offenbart wird, verhindert elegant jeglichen pathetischen oder moralisierenden Eindruck.

Solche Gedichte sind Geschenke, die stoßen einem nicht allzu häufig zu...

LG, eKy
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