14.09.2014, 18:58 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Gottes Spuren
offenbaren sich
in jedem freundlichen Wort im Wunder der Liebe im Frieden zwischen den Menschen und der Natur im Frühlingserwachen und Herbstvergehn .................................. im Sonnenlicht das durch dunkle Wolken bricht - Religionen und Götter brauchen wir dafür nicht. Geändert von wüstenvogel (19.09.2014 um 00:04 Uhr) |
14.09.2014, 19:38 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, wüstenvogel!
Religionen brauchen wir nicht, da geb ich dir unumwunden recht - aber einen Gott eigentlich auch nicht! Gehen wir's durch: Im freundlichen Wort offenbart sich die gute Erziehung, die Sozialkompetenz oder die persönliche Sympathie des Sprechers zum Angesprochenen. Was ist daran göttlich? Die Menschen sind freundlich zueinander, weil sie sich mögen, respektieren oder sich etwas davon erwarten und nicht, weil ein Gott es befiehlt oder - die Vorstellung ist noch schlimmer - die Menschen mittels seiner "Allmacht" ohne ihr Wissen dazu manipuliert! Das Wunder der Liebe basiert auf Fortpflanzungstrieb, also hormoneller Triebkraft, optischen wie olfaktorischen Faktoren und persönlicher Sympathie, die durch gemeinsame Interessen nach der Limerenzphase vertieft und gefestigt wird. Mit einem "Wunder" im religösen Sinne hat das nichts zu tun - aber auch gar nichts! Der Frieden zwischen Menschen ist interessenbedigt, brüchig und leicht manipulierbar, wie es eben auch Menschen sind. Wenn wir es aber schaffen, eine erstaunliche Zeit lang miteinander auszukommen, ohne einander abzuschlachten, zu hassen und zu verachten, sollten wir dies zumindest als menschliche Leistung honorieren und die Meriten keinem religiösen Fantasiekonstrukt überlassen, so als wären wir von vornherein völlig inkompetent darin, das eigene Miteinander zu organisieren und bräuchten dafür grundsätzlich eine höhere Macht. Ich finde diesen Gedanken erniedrigend und entmündigend! Die Natur ist immer eine evolutionäre Momentaufnahme, nie etwas Fertiges oder Statisches, und Frühlingserwachen und Herbstvergehn resultieren aus der Schräglage der Erdachse in Kombination mit der Rotation des Planeten um die Sonne. Dies ist die Folge kosmischer Ereignisse bei der Entstehung des Sonnensystems. Wer darin und in sehr vielen anderen Faktoren, die mitspielen mussten, damit Leben entstehen und sich entwickeln konnte, einen göttlichen Einfluss vermuten will, dem kann ich natürlich nicht das Gegenteil beweisen, nur die verschwindend geringe Wahrscheinlichkeit entgegenhalten, dass dies alles tatsächlich das Werk eines "höchsten Wesens" ist. Ich halte es für antroposophische Selbstüberschätzung anzunehmen, dass es das Universum oder selbst nur dieses Sonnensystem "nur wegen uns" gibt. Es ist vielmehr anders herum: Die Erde entstand, vieles geschah, und zufällig waren es in diesem Fall eben jene Faktoren, die eine stabile Existenz von Leben ermöglichten und förderten, unter anderem das von dir zuletzt erwähnte Sonnenlicht im Bereich der habitablen Zone unseres Systems, durch den Weg durch eine Atmosphäre und ein Magnetfeld sozusagen "gemildert". Auf unzähligen anderen Welten ging es anders aus, ganz nach den Gesetzen der Wahrscheinlichkeit. Und das Leben selbst ist ebenfalls etwas, das fast zwangsläufig entsteht, wenn genug geeignete Elemente in geeignetem Umfeld nur lange genug interagieren. Nein, um unsere Existenz und unser Wesen zu erklären, bedarf es keiner Götter. Vielmehr erklären sich Wesen und "Existenz" der Götter aus unserer Natur! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (14.09.2014 um 21:05 Uhr) |
16.09.2014, 21:01 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Gottes Spuren
Hallo Erich,
vielen Dank für deinen sehr ausführlichen Kommentar. Letzten Endes läuft es auf den "Glauben" hinaus - ich "glaube" nicht, dass die Liebe auf rein biochemische Faktoren, gepaart mit persönlicher Sympathie, zurückzuführen ist. Ebensowenig "glaube" ich, dass das Leben auf diesem Planeten eine Folge unwahrscheinlicher Zufälle ist. Du wiederum "glaubst" an die Rationalität der Wissenschaft, was dein gutes Recht ist. Natürlich liegt es an uns und nur an uns, für dauerhaft friedliche Verhältnisse und Verhaltensweisen zu sorgen - das kann uns niemand abnehmen. Das Universum exisitiert sicher ohne uns und wird auch nach uns noch existieren - doch es ist so großartig und unfassbar, dass wir es niemals begreifen werden. Das Staunen über diese Existenz (man kann es auch "Schöpfung" nennen) bildet den Kern meiner religiösen Überzeugung. Ich bin fest davon überzeugt, dass unsere Existenz eine materielle (wissenschaftlich beweisbare) und eine spirituelle "Komponente" enthält. Alles, was dem friedlichen und konstruktiven Fortbestand des Lebens dient, ist für mich ein Ausdruck göttlichen Wirkens. Für mich ist Gott keine Person, kein höchstes Wesen, eher so etwas wie der "Geist der Schöpfung", der in vielen Variationen (für mich) existiert. In diesem Sinne, und nur in diesem, bin ich ein religiöser Mensch: "Der religiöse Mensch ist etwas ganz anderes als der Mensch, der einen religiösen Glauben hat. Sie können nicht religiös und zugleich ein Hindu, ein Moslem, ein Christ oder ein Buddhist sein. Ein religiöser Mensch sucht überhaupt nicht, er kann nicht mit der Wahrheit experimentieren." (Krishnamurti, Einbruch in die Freiheit) Liebe Grüße wüstenvogel |
17.09.2014, 22:19 | #4 | |
Lyrische Emotion
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Moin wüstenvogel,
das ist natürlich ein Thema, das auch mich regelmäßig auf den Plan ruft. Natürlich habe ich mir auch meine Gedanken über "Gott" gemacht und das nicht nur einmal, denn in vielen Schriften und noch viel mehr Reden der Menschen begegnet mir dieser Begriff ja immer wieder. Religionen, da sind auch wir uns einig, braucht es nicht, denn diese sind lediglich Glaubensvorschriften, deren Auslegungen schon zu vielen Konflikten unter den Menschen geführt haben. Wobei wir eigentlich schon beim Glauben angekommen wären, der ja etwas ganz Persönliches ist, also in jedem menschlichen Individuum anders aussieht. Immer dann, wenn eine Religion es schafft, diesen Glauben bei einem Menschen in eine bestimmte Richtung zu lenken, ist sein Glaube manipuliert und nicht mehr individuell, er wird uniformiert und bekommt Regeln. Aber auch wer sich diesen Religionen nicht anschließt oder sie verwirft, wurde doch in seinem Glauben von diesen inspiriert, denn nur dort kann der Begriff "Gott" oder "Götter" herstammen. Es ist also prinzipiell keine eigene Erkenntnis, die ein Mensch sich aneignet, er kommt eben nicht aus eigener Erfahrung darauf, sondern wird durch den Kontakt zu anderen Menschen erst dementsprechend "aufgeklärt", sein Glaube beruht nicht auf eigenen Gedanken, sondern besitzt als Basis etwas "Angenommenes" und zwar in doppelter Bedeutung. Wie er das dann für sich persönlich weiter entwickelt, ist dann individuell verschieden. Ich will und kann (d)einen Glauben an eine höhere Macht gar nicht widerlegen, denn wenn dies dein Glaube ist, dann ist dies eine Tatsache und zwar dein Glaube für dich und, dass du ihn hast, für mich. Wenn du an etwas glaubst, dann vertraust du auf seine Existenz und da es dafür keine Beweise braucht, wird dies auch niemand widerlegen können. Und alle Beweise dafür, die irgendwelche Dinge erklären sollen und für das Wirken einer höheren Macht sprechen, sind in Wirklichkeit nur Scheinbeweise, denn sie wären lediglich eine einzige Möglichkeit unter unendlich vielen angenommenen anderen. Natürlich kann man diese Möglichkeit nicht ausschließen, aber wie wahrscheinlich ist es, dass ausgerechnet diese eine Möglichkeit zutreffen sollte? Nun neigt der Mensch natürlich dazu, die Dinge in sein Weltbild einzupassen, denn er versucht die Welt ja so gut wie möglich zu verstehen. Zitat:
Natürlich kann man Liebe nicht auf die hier angegebenen Eigenschaften reduzieren, denn der Wille zur Liebe gehört ja auch noch dazu, aber die genannten Faktoren spielen dabei schon eine gewaltige Rolle, denn niemand würde sich auf die Dauer mit einem Menschen umgeben, dessen individuellen Geruch er z. B. nicht leiden mag oder ihn gar abstößt, wohingegen ein anderer damit gut leben könnte. Aber warum sollte einem Gefühl etwas Göttliches anhaften? Auch ist es unerheblich, ob das Leben seine Existenz auf diesem Planeten einer Verkettung von unwahrscheinlichen Zufällen verdankt. Es ist nun mal eine unumstößliche Tatsache, dass das Leben in genau dieser Form auf der Erde entstand, weil es die passenden Bedingungen dafür vorfand. Auf den uns bisher bekannten Himmelskörpern, wäre das Leben, so wie wir es kennen, gar nicht möglich. Doch hier kommt die Wahrscheinlichkeit ins Spiel. Es gibt so viele Galaxien mit noch viel mehr Sternen in diesem Universum, dass die Möglichkeit der Existenz noch vieler anderer Planeten mit erdähnlichen Bedingungen sehr hoch ist, so dass diese unwahrscheinlichen Zufälle in Wirklichkeit gar nicht so unwahrscheinlich sind, wie wir uns das im Allgemeinen so vorstellen. Fakt ist, Wasserstoff ist das häufigst vorkommende Element im Universum und auch das ürsprüngliche. Es ist überall vorhanden, vor allem aber in Sternsystemen und großen Wolken. Im ganzen uns bekannten Universum lassen sich die gleichen physikalischen Abläufe beobachten. Sterne, die unserem Sonnentyp ensprechen, sind nicht selten, die Wahrscheinlichkeit, dass sie Planeten besitzen, ist ebenfalls sehr hoch, Welten mit Sauerstoffatmosphäre und Wasser im flüssigen Zustand sind eine sehr wahrscheinliche Folge, so dass daran keine irgendwie unwahrscheinlich gearteten Zufälle am Werk sind, sondern die Natur, mit den ihr eigenen Gesetzen. Die Frage zu stellen, "warum es so ist", stellt sich für die Ratio eigentlich gar nicht, denn es ist so, wie es ist, denn wenn es nicht so wäre, wäre es auch nicht. Im Gegensatz zum Glauben stellt die Wissenschaft eben deshalb auch nicht die Frage nach dem Warum, sondern sie fragt nach dem "wie es ist." Und das ist etwas, was alle Menschen mit ein wenig Verstand begreifen können, denn es ist rationell und beobachtbar. Kein wissenschaftliches Faktum, das bis heute Bestand hat, wurde widerlegt, denn es ist beweisbar, d. h. es lässt sich nachvollziehen, messen, wiederholen, man kann es anwenden und es funktioniert. Freilich kann die wissenschaft nicht alles erklären und genauso wenig behauptet sie, alles zu wissen, aber sie entschlüsselt Stück für Stück die Vorgänge innerhalb der Natur. Was dabei herauskommt ist Wissen. Nachvollziehbares und nachprüfbares Wissen, es schafft Fakten und ist greifbar. Das ist die reale Welt. Die Welt des Glaubens und der Religiosität aber befindet sich ausschließlich in den Gedanken und Vorstellungen des Individuums und ist somit rein subjektiv vorhanden. Sie ist verschwommen, diffus, nicht klar erkennbar, und somit auch nicht greifbar, sie schafft keine Fakten, denn sie verliert sich in unbeweisbaren Spekulationen. Das ist die irreale Welt. Leider leben wir alle in der gleichen realen Welt, in der ganz viele kleine und individuelle Parallelwelten aufeinander treffen. Und wäre ich ein allmächtiger Gott, so würde meine Fantasie eine viel schönere Welt erschaffen und nicht so einen kümmerlichen Dreckhaufen, wo sich alles Leben nur durch die Aufnahme der Lebensenergie anderer Lebewesen erhalten kann. Ich finde, diese (Lebens)welt wäre eine kümmerliche Leistung für ein allwissendes, allmächtiges, gütiges und höheres Bewusstsein, das seine Kreaturen liebt. Diese Vorstellung mag mir nicht behagen und so lasse ich das lieber mit dem Glauben und halte mich an die gerechte und unbestechliche Natur. Gerne gelesen und ausschweifend kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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18.09.2014, 08:14 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber wüstenvogel,
dein Text ist schön und für mich gut verständlich, weil ich ihn poetisch lese und nicht dogmatisch. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
18.09.2014, 14:55 | #6 |
Lyrische Emotion
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Hi Thomas,
du kannst diesen Text natürlich lesen, wie du gerne möchtest. Es beißt die Maus aber keinen Faden ab, dass dieser Text bereits im Titel ein irrationales Dogma bemüht. Man legt sich das immer schön zurecht, so wie es einem gerade in den Kram passt, nicht wahr? Man muss nur daran glauben und sich das solange selbst einreden, bis es stimmt... Liebe Grüße Falderwald
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19.09.2014, 00:03 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Gottes Spuren
Hallo, ihr beiden
vielen Dank für eure Kommentare. Ich habe den Titel des Gedichts abgeändert. Es heißt jetzt: "Göttliche Spuren". Damit möchte ich vermeiden, von "Gott" als Person zu sprechen. "Göttliche Spuren" oder "Eigenschaften" gefällt mir viel besser, Wenn man wie ich an die Existenz einer "Schöpfungskraft" oder wie immer man das nennen will, glaubt, dann finden sich ihre Spuren in den beispielhaft aufgezählten Verhaltensweisen und in der Schönheit der Natur. Insofern stellt (für mich) der Titel kein Paradoxon dar, für andere natürlich schon. Ich habe den Titel bewusst so gewählt, um eine gewisse Neugier zu erzeugen. Das Leben auf diesem Planeten ist sicher nicht einzigartig, und wir Menschen sind alles andere als die "Krone der Schöpfung" (eher das Gegenteil). Natürlich lehne ich die Erkenntnisse der Wissenschaften nicht ab zugunsten eines diffusen Glaubensmodells, das andere entwickelt haben. Du und Erich, ihr "glaubt" an die Wissenschaft, doch diese hat Grenzen, wie du selbst gesagt hast. Ich behaupte, dass jeder Mensch eine Art "Glauben" hat- Naja, man könnte noch lange und ausschweifend über dieses Thema reden, spekulieren, fantasieren .... Übrigens, die letzten Zeilen des Gedichts lauten jetzt: Religionen und Götter brauchen wir dafür nicht. (Das macht es für mich klarer). Jetzt muss ich ins Bett. Gute Nacht! wüstenvogel |
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