28.09.2014, 10:21 | #1 |
TENEBRAE
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Tagleben
Der junge Tag, er will sich festlich zeigen,
erobert, glüht, hält alles in sein Licht, und sein Erwachendes entzieht sich nicht den Bildern, die ihn selbst noch übersteigen. Fast spielerisch will er die Dinge lernen, die ihn begleiten werden durch die Zeit, die ihm bemessen ist, und er wird weit und hält sein Wärmendes in alle Fernen. Der Mittag wird wie eine schöne Blume, der Tag ist nun erwachsen, im Zenit stehn Sonne und sein Wirken, und er sieht des Lebens Spur in jeder Ackerkrume. Die Erde dreht sich und der Tag wird älter, verliert an Zuversicht und an Elan. Noch immer ist die Welt ihm untertan, doch in den Schatten wird es merklich kälter. Der alte Tag, er will der Ruhe pflegen, der Abend wächst ihm kühlend ins Gesicht, und eine Nacht, die ihm von Sternen spricht, erlöst ihn zärtlich wie ein dunkler Segen.
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.10.2015 um 21:43 Uhr) |
28.09.2014, 12:23 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Beiträge: 945
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Wunderbar!
Berückend schön und schönen guten Morgen Dir ins Granitviertel, Eky. Wieder eine ausnehmend gelungene Demonstration, wie klangvoll stimmige Poesie in erlesener Sprache auszusehen hat. Du bist in jüngster Zeit in Höchstform... alles, was Dir aus der Feder fließt, ist großes Kino. Ich weiß, dass ich nicht wie die alte Fasnacht daherhumpeln sollte, um bei Dir rumzukritzeln. Dennoch fänd ich 'der junge Tag' schöner als 'der neue'. Grund dafür: Der Text personifiziert ja den Tag. Zudem hast Du in der letzten Strophe den 'alten Tag' und ich fände die Gegenüberstellung jung - alt einfach attraktiv. Ok... ok... ich verdrück mich ja schon. Sehr gern gelesen, genossen und besenft. LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
28.09.2014, 13:55 | #3 |
TENEBRAE
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Hi, lai!
Danke für das große Lob! Von wegen "der junge Tag/der neue Tag" hatte ich selbst überlegt. Ich dachte mir, dass was jung ist ja auch neu auf der Welt sei, so gesehen passte das auch. Aber du hast Recht - die Gegenüberstellung mit der letzten Str. wirkt besser mit "jung-alt". LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.09.2014, 21:18 | #4 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.913
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Servus Erich,
das ist ein sehr schöner Text, der sich von Strophe zu Strophe steigert, was das Lesen gerade interessant macht. Ein Leben oder eine Existenz, von was auch immer, läuft stets nach den gleichen Regeln ab und so ist dieses Tagleben sehr schön beobachtet und beschrieben. Aus der menschlichen Sicht heraus betrachtet spielt der Zeitraum eigentlich keine Rolle, denn jedes Ding hat seine eigene Gegenwart, die irgendwann endet. Die Bilder eines Taglebens vermitteln sich zwischen den Zeilen, wer will, kann einen glühenden Sonnenaufgang erleben, das spielerische Untermalen mit Licht und die Erwartung auf die Dinge, die da kommen, erspüren. Der Tag reift, die Sonne hat ihren Höchststand erreicht und er ist auf dem Höhepunkt seiner Kräfte angekommen. Doch genau so schnell nahen Nachmittag und der frühe Abend, noch beherrscht das Licht die Szene, doch die Schatten der sinkenden Sonne werden wieder länger und dort ist es immer kühler als im Sonnenschein. Der Abend wird später und kühler und mündet in eine Sternennacht, die ihn sanft umfängt und in sich aufnimmt. Das kann man doch einfach so stehen lassen, eine schöne Vorstellung. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
29.09.2014, 23:39 | #5 |
Gast
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Hallo Erich Kykal,
da hast du wieder (durch das Gedicht) ein wunderbares Bild gemalt! Ein detailliertes Porträt des Tages. Poetisch dargebracht, voll ausgearbeitet., alle Personifizierungen inbegr.. Ich bin hingerissen! LG momo |
30.09.2014, 01:55 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi, Momo!
Vielen Dank für das positive Feedback! Ich hatte neulich ja ein Gedicht über die Nacht geschrieben, da dachte ich, der Tag sollte auch zu seinem Recht kommen... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.09.2014, 22:48 | #7 |
Slawische Seele
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Lieber eKy,
genial, dem Tag einen Zauber zu verleihen. Die meisten Dichter singen den Morgen, die Abenstimmung und die geheimnisvolle Nacht an. Du hast das "Verkannte" in Licht gestellt. So wunderschön, dass ich ihn ab morgen mit "neuen Augen" sehen werde. Ist er doch gütig, solang er selbst ist. Es wird hell, unabhängig von der Sonne. Sie ist eine vollendete Zugabe. Er kann so herrlich andauern, nimmt man ihn früh wahr und geht mit ihm - wohlwissend, dass er nach Nachterlösung wiederkehrt. Ein schöner Gedanke und noch schönder verdichtet. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
01.10.2014, 10:22 | #8 |
TENEBRAE
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Hi, Dana!
Dass du von nun an jeden Tag mit anderen Augen siehst, bloß meiner paar Zeilen wegen, kann ich nicht recht glauben. - Aber ich will es als Kompliment verstehen! - Für das ich mich herzlich bedanke. LG, eKy
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01.10.2014, 10:27 | #9 |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Servus Erich,
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01.10.2014, 13:05 | #10 |
TENEBRAE
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Hi, Chavi!
Mit Titeln tu ich mich interessanterweise vergleichsweise schwer. So leicht mir das Dichten von der Hand geht, so lange sinne ich oft über die geeignete Überschrift nach. Ich habe diesbezüglich einen Hang zu Wortspielen, Wortkonglomeraten, die möglichst umfassend beschreiben sollen, worum es in dem Gedicht geht. Das ist nicht immer hilfreich und trifft auch nicht immer die Stimmung. Vielen Dank für das - was sonst? - satte Lob! LG, eKy
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