01.12.2014, 11:33 | #1 |
Gast
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Ricke im Glücke
Im Nebel friedlich äsend ahnt die Ricke
nichts Böses, wittert nicht, dass die Gestalt, die da vermummt im Ansitz hockt, mit Tücke bewaffnet ihrer harrt im Hinterhalt. Unrettbar unterliegt sie dem Geschicke, auf einmal nimmt sie wahr: Es hat geknallt! Ihr Luger sendet ängstlich-flackernd Blicke in Richtung grün-getarnten Mann im Wald. Doch seht! Es sind im ganzen zwei der Strophen! War denn die erste nicht katastrophal? Die Ricke steht noch, Grund genug zu hoffen, es sei ihr nicht beschieden dieses Mal. Ja, Jäger! Nicht getroffen, Schnaps gesoffen! Dein Schuss war alles andre als letal! Geh du nach Haus und leg dich hintern Ofen! Lailany freut dein Fehlschuss allemal! Geändert von wolo von thurland (01.12.2014 um 14:23 Uhr) Grund: Damit hier keiner sagt, es sei nicht sizilianisch. |
01.12.2014, 11:59 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Hallo wolo von thurland,
ein prima Text, dass es eine zweistöckige Siziliane ist, ist feine Draufgabe und das beste vom Besten ist, dass der Jäger nicht getroffen hat. Da kann man nur ein großes Lob aussprechen. Wunderbar gelungenes Werk. Sehr gern gelesen und besenft. HG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
01.12.2014, 14:18 | #3 |
Gast
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hallo lailany
danke für dein feed-back! den spruch "nicht getroffen, schnaps gesoffen" habe ich noch im ohr aus schneeballschlachten von sehr viel früher. es soll vereinzelt jäger geben, welchen man vorsichtshalber vor dem ersten schuss die waffe entlade. ich weiss aber, dass die allermeisten jäger verantwortungsbewusste menschen und wildheger sind. ich esse auch gerne rehfleisch. trotz "in der kürze liegt die würze" und "weniger ist mehr" habe ich noch vier zeilen angehängt, damit es nun auch wirklich wie eine siziliane aussieht. gruss wolo |
04.12.2014, 12:11 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Wolo,
oh ich mag es, vor allem das Ende! Ich hab ja ein sehr gespaltenes Verhältnis zu Jägern ... Deine Siziliane liest sich wunderbar (trotz des Inhalts) melodisch. Rückert wäre sicher stolz auf dich Beste Grüße vedenA
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Mein Buch "Leitersprossen" ISBN-10: 3853060501 ISBN-13: 978-3853060506 - oder per PN ! |
04.12.2014, 12:56 | #5 |
Mal lachend - mal traurig
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Beiträge: 1.613
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Hallo Wolo
wenn der Knall davon kommen wäre, weil der Hochsitz zusammen gekracht ist, wär es noch viel schöner. Quasi: Lang lebe die Ricke schönen Gruß noch der Knacki
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Ich bin ein Niemand. Niemand ist perfekt. Also bin ich perfekt. |
04.12.2014, 19:03 | #6 |
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Hallo Wolo,
mit Gedichteformen kenne ich mich nicht so aus. Ob perfekte Siziliane oder nicht, kann ich daher nicht bewerten. Für mich klingt sie aber ganz angenehm im Ohr. Ehrlich gesagt, halte ich die zweite Strophe im Gedicht, so wie es jetzt präsentiert wird, für überflüssig. (Auch wenn es dann möglicherweise keine Siziliane mehr wäre.) Die zweite Strophe verdirbt meiner Ansicht nach die geniale Pointe der ersten Strophe. (Auf einmal nimmt sie wahr, es hat geknallt.) Da weiß der Leser doch schon: Hurra, die Ricke hat überlebt. Ansonsten hätte sie den Knall ja gar nicht mehr wahrnehmen können, der ja bekanntlich um einiges lahmer ist, als die Kugel. Alles weitere wäre dann kreatives Weiterspinnen im Kopf des Lesers. Warum muss denn die zweite Strophe nun noch groß erklären, dass sie fürs Gelingen des Gedichtes unbedingt erforderlich ist? Doch seht! Es sind im ganzen zwei der Strophen! War denn die erste nicht katastrophal? Nein, denn wir wissen ja bereits, dass die erste nicht katastrophal war. Aus diesem Grunde funktioniert die "Doppelpointe" "Knall gehört, daher nicht tot" - "Schnaps gesoffen, daher nicht getroffen" hier für mich so nicht. wenn also beide Strophen ihre Berechtigung haben sollen, dann darf der Leser zum Ende der ersten nicht einmal ahnen, dass die Ricke überlebt. Erst zu Beginn der zweiten muss er stutzig werden. "Nanu? Was kommt denn noch?" Das Ende der ersten Strophe könnte dann vllt. lauten: Es kommt wie's kommen muss, schon hat's geknallt. Noch eine Kleinigkeit, die scheinbar nur mir unangenehm auffällt. Liegt das vielleicht an meiner geschädigten Cochlea? Der Reim: Strophen - hoffen/gesoffen schmerzt in meinen Ohren. Kein Gipfel der Genüsse - ist solch ein Reimgemüse. Puh! So viel Text für eine kleine Siziliane, bei der ich möglicherweise mal wieder alles ganz falsch verstanden habe. Aber wenn es raus muss, dann muss es raus. Hier stehe (bzw. sitze) ich und kann nicht anders. LG Mr. @ |
05.12.2014, 12:46 | #7 |
Gast
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Hallo vedena
O.k., ob ich mit Rückerts Lob glücklich würde? (Ricke von Rückert? Im verkauften Lachen gibt es den Rickert, aber der kann hier nicht zu Gevatter stehen.) Da passt mir dein „melodisch“ schon eher. Unter den Jägern, die ich kenne, gibt es eigentlich fast nur solche, für die ich grossen Respekt hege. Aber ja, dann steht man halt doch gerne auf der Seite der Schwachen. Deshalb verstehe ich dein „gespaltet“ gut. hallo panzerkacker ja, kann ich verstehen. würde auch den einwänden von mr@ entgegenkommen. hallo mr@ beide deine einwände finde ich absolut zutreffend. nur: man merkt doch dem gedicht von anfang an an, dass sich der schreibende nicht um reine reime oder reine logik noch um messerscharfen witz schert. sein thema war einzig und allein „die stanze als strophe“. dafür geht er über reimleichen, wenn auch nicht über rehleichen. in diesem sinne schönen dank und gruss an alle drei wolo |
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