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Minimallyrik und Aphorismen Alles was kurz und schmerzlos ist

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Alt 06.01.2015, 13:46   #1
juli
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Beiträge: n/a
Standard Venedig

Venedig

Die Stadt versinkt zum Matschen.
Ein Geist mit Zeit will schrotten.
Auch Fliegen wollen klatschen.
Die Liebe soll verrotten
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Alt 06.01.2015, 21:36   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Sy!

Also hier muss ich mal gröber kritisieren - das gefällt mir gar nicht! Wollte schon fragen, ob du das tatsächlich als lyrischen Beitrag ernst meinst ...

Schon die erste Zeile:
Eine Stadt kann bestenfalls IM MATSCH versinken, aber nicht "zum Matschen" - und was soll das denn heißen? Ein vergleichsweise niedersprachlicher, ja kindlicher Begriff für "im Dreck spielen"? So oder so sehr unvorteilhaft formuliert.

Ebenso kryptisch (aber wenigstens richtig formuliert) die 2. Zeile: Normalerweise spricht man von einem "Geist DER Zeit", hier ist es offenbar einer, der viel Zeit HAT - was aber nicht näher erklärt wird, ebensowenig wie Herkunft oder inhaltsspezifische Präsenz des Geistes. Auch WAS er "schrotten" will, was recht gemeinsprachlich klingt, bleibt im Dunkeln.

Völlig abseitig die 3. Zeile: Was ist mit "klatschen" gmeint? Applaus oder Schläge? Und wie steht das in Beziehung mit Fliegen - oder Venedig?

Der fromme Wunsch der vierten Zeile nimmt auf einen zuvor nie erwähnten emotionalen Zustand Bezug, weder im Zusammenhang mit den Zeilen davor noch zum Titel. Die Stadt der Liebe wäre ja Paris ...
Also spricht hier entweder der Autor selbst, weil er ein unglückliches Erlebnis oder eine unglückliche Beziehung mit der Stadt verbindet, oder ein zuvor nie erwähntes LyrIch, was zum unzusammenhängenden Telegrammstil der Vorzeilen passen würde.

Dass der letzten Zeile ein abschließendes Satzzeichen fehlt, lässt auch mutmaßen, dass das Werk womöglich unfertig ist, entweder ein "work in progress" oder ein vom Autor aufgegebenes Fragment, das er aus unerfindlichen Gründen nicht löschen wollte.

Ich wäre dir dankbar, wenn du mir diese Zeilen näher erläutern könntest.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (06.01.2015 um 21:41 Uhr)
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 07.01.2015, 14:23   #3
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy :)

Diesesmal bin ich wohl in einen Fettnapf getreten. Die Zeit um Weihnachten, Neujahr und Jetzt bekommt mir lyrisch nicht. Es fällt mir gar nichts ein, und das hier ist wohl auch was für die Tonne. Deine Kommentare lese ich immer sehr gerne, und auch hier landest du einen Volltreffer.
Deine Kritik ist berechtigt.

Ich wollte das Thema: Zeit beschreiben. Ich habe mich für ein Minigedicht entschieden.Venedig ist der Ort, und wie du sicherlich weißt, kann man als Dichter etwas positv beschreiben, die schönen Seiten einer Stadt, oder etwas negativ beschreiben, also die Schattenseiten einer Stadt. Ich habe mich für die Schattenseite entschieden.

Venedig

Die Stadt versinkt zum Matschen.
Ein Geist mit Zeit will schrotten.
Auch Fliegen wollen klatschen.
Die Liebe soll verrotten

Zur 1sten Zeile: Na klar ist "im Matsch versinken" gemeint. ( schlecht ausgedrückt)
Zur 2ten Zeile: "Ein Geist will die Stadt schrotten" ist gemeint, aber das ist wohl ziemlich naiv gedichtet.
Zur 3ten Zeile: Es ist "Applaus" gemeint. Die "Fliegen" sind als Metapher gemeint für " Viele" und " Dreckiges"
Zur 4ten Zeile: Die Stadt verfällt und trotzdem vereisen immer noch so viele Liebende nach Venedig.

Ich war noch niemals in Venedig, ich verreise lieber in den Norden. Ich wollte wie gesagt, die Stadt mal von der dunklen Seite beschreiben. Das Gedicht, also die Stimmung hat wohl eher was mit mit mir zu tun. Da war "das Glas halbleer". Aber das ist ja nur eine Momentaufnahme. Das nächste Gedicht wird besser, versprochen.

So ist das hier etwas für die Tonne.

Ich habe zuerst mit einem Schrecken, dann mit Freude Deinen Kommentar gelesen. Du sagts halt wie, und was du meinst, das finde ich gut!

Liebe Grüße sy
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Alt 07.01.2015, 21:54   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

HI, Sy!

Schrecken wollte ich dich nicht. Oft klingen meine Kritiken ruppiger als sie gemeint waren, weil ich nicht viel Zeit mit versöhnlichen Floskeln vergeude - dass ich ehrlich bin, halte ich für die größte Respektbezeugung (und vergesse zuweilen, dass andere das nicht so sehen ...). Spass macht mir ein Verriss jedenfalls nicht - ich will niemanden verletzen!
Meist schweige ich dann lieber und sag gar nix dazu, aber hier war der Text so wirr für mich, dass ich schon aus Neugier wissen wollte, was dahintersteckt.

Das Minigedicht ist wohl eine der schwersten Fomen überhaupt! So wie nur ein sehr guter Koch viel aus wenig machen kann, so ist es auch hier sehr schwer, das richtige Rezept zu finden, denn gerade wo so wenige Worte gemacht werden, bekommt jedes einzelne umso mehr Gewicht und muss mit Bedacht und Umsicht gwählt werden.
Ein gutes Beispiel ist Z2: Dadurch, dass du unerwähnt ließest, WAS der Geist schrotten will, nahmst du der Zeile jeglichen Bezug und Sinngehalt zu deinem roten Faden.
Also gräme dich nicht - wir sind alle hier, um dazuzulernen! (als ich in den Foren anfing, hatte ich keine Ahnung von Hebungszahl, Hebungs- oder Senkungsprall, Auftakt oder Kadenz, geschweigedenn von Sonettregeln ...)

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.01.2015, 14:13   #5
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy :)

Alles gut! Deine Kommentare und auch dieser hier, sind mir ein Ansporn mich zu verbessern. Diesen Mini habe ich jedenfalls unterschätzt. Man lernt ja nie aus.
Danke das du mir hier geschrieben hast

Liebe Grüße aus dem stürmischen Schleswig - Holstein
sy
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