28.12.2014, 15:49 | #1 |
geehrt und gefiedert
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Des Teufels Frist
Unser König, "der Kluge" genannt,
Saß auf dem Throne, sinnierte versonnen, Als ein Bote geschwind, von Satan erbeten, Die Kunde brachte, die keiner erbat: "Mein Herr und Meister, der Herrscher der Hölle, Erhaschte die Tochter, Teufel noch eins, Die Ihr vermisst. Ich erhoffe Mir einige Seelen, die abends erscheinen. Die Wochenfrist, die er gewähren will, Beginnt heut Nacht." Gänzlich erschüttert Befiehlt der König, mit flatternder Stimme: "Meine Ritter, reitet schnell aus! Der Satan muss sterben! Das sollte gelingen. Der wackere Held, der sein Haupt besorgt, Bekommt sie als Frau, das Fräulein Prinzessin." So ritten sie aus, die Erde absuchend, Doch fanden sie nichts. Kein Funken Hoffnung Keimte am Hofe, der König erzitterte. Er saß an den Zinnen, sah in die Ferne, Doch erblickte er nichts. Niemand erschien. Auf dem höchsten Berg, in der kleinsten Hütte, Im engsten Tal, im tiefsten Verlies: Keine Prinzessin. Die Zeit entschwand. Die Tage verstrichen, tief stand die Sonne, Da kam ein Knecht, noch keine Zwanzig, Versprach sie zu finden (er wollte sie freien). So zog er aus, am Abend zu kommen, die Tochter im Arm, den Teufel in Eisen. In der tiefsten Höhle, genannt "Das Höllentor", Kam er ans Ziel, das keiner sonst fand. Der Gehörnte erblickte, erheitert und bitter, Diesen Jungen, seinen Jäger. In lodernden Flammen, aus Feuerbällen, Endet sein Leben. Erloschen für immer. Am selben Abend, wie von Satan erwartet, Waren die Seelen, die Verwandten weinten, Schon geopfert. Endlich vorbei Die Tochter ist frei, vorm Tode errettet. Geändert von Nachteule (06.01.2015 um 23:10 Uhr) |
29.12.2014, 06:56 | #2 |
Kiwifrüchtchen
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Kia ora Nachteule,
Dein Text gefällt mir sehr gut, Du bedienst Dich der behäbigen, alten Sprache, die ich sehr mag und die hier prima zum Inhalt der Geschichte passt. Ich bin noch zu sehr stabreimversgeschädigt, als dass ich mir die Untersuchung auf formelle Korrektheit antun könnte, außerdem hab ich den Dreh noch immer nicht richtig raus. Ziemlich sattelfest bin ich auf anderen Ebenen und dort hab ich ein paar verstreute, vergammelte Korinthen gefunden, die aufgesammelt werden müssen: Z1: 'Der' muss groß geschrieben werden, 1. wenn es einen Titel ausweist oder 2. wenn es zwischen Zeichen sitzt. Und bei Dir hier ist beides der Fall. Z8: 'abends' gehört klein. Z9: gewähren Z 6 und 8 sollten ebenfalls mit Großbuchstaben beginnen. Z 33: In lodernden Flammen aus Feuerbällen... Da hast Du ein Komma drin, das dort nicht hin gehört. Wenn Du schreibst: In lodernden Flammen, in Feuerbällen.... dann stimmt das Komma in der Mitte. Allerdings müsste dann das Komma am Ende der Zeile weg. Z 36: 'waren die Seelen, die Verwandten weinten....' ist Flickwerk. Der Einschub ist mM nach sprachlich so nicht haltbar, da es doch 'die die Verwandten beweinten' oder 'um die die Verwandten weinten' sein müsste. waren die Seelen, von Verwandten beweint.... XxxXx | xxXxxX ginge doch auch, oder nicht? In der vorletzten Zeile hast Du einen Flüchtigkeitsfehler: hier solls offensichtlich 'vorbei' sein. In der letzten Zeile gefällt mir die Formulierung nicht. Was hälts Du von: Die Tochter ist frei, vom Tode errettet. ? Im Großen und Ganzen ein sehr gutes Werk in stattlicher Länge. Sehr gern gelesen und besenft. HG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (29.12.2014 um 07:04 Uhr) |
01.01.2015, 00:37 | #3 |
Lyrische Emotion
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Moin Nachteule,
der Text erfüllt, so wie ich das sehe, die gestellte Aufgabe zur Zufriedenheit. Er ist eine kleine Ballade und eine nette Idee, die mich allerdings nicht ganz so gut, wie es bei Lailany die wirkung hatte, erreichen konnte. Ich weiß auch nicht, woran das liegt, irgendwie wollen die Stabreime bei mir nicht so richtig klingen. Mag es die düstere und alte Atmosphäre sein oder die Wortwahl an sich, die ich eigentlich gar nicht bemängeln kann. Nur bei mir kommt hier kein richtiges Gefühl auf. Ich könnte jetzt noch nicht einmal sagen, dass der Text an sich nicht gut oder künstlerisch sei, aber irgendwie funkt es nicht richig bei mir. Das liegt allerdings nur an meinem subjektiven Empfinden, zumal ich dir wirklich nicht sagen kann, was mich tatsächlich daran stört. Das ist wie bei einem Bild, welches zwar wunderbar gemalt ist, mich aber nicht wirklich begeistern kann. Aber nichtsdestotrotz erkenne ich deine Mühe an und kann mich hier nur mit der Geschmackssache herausreden. Ich hoffe, du kannst damit leben... Trotz alle dem gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße und einen guten Rutsch in 2015 Bis bald Falderwald
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04.01.2015, 22:17 | #4 | ||||
Senf-Ei
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Beiträge: 861
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Hallo Nachteule,
ich würde sagen, Dein Werk kommt dem germanischen Urmuster des Stabreimverses von allen unseren Werken am nächsten. Du verstehst es zum einen, die freien Füllungsmöglichkeiten gut zu nutzen und erreichst damit einen Erzählstil nah an der Prosa, der prima zum verarbeiteten Stoff passt. Andererseits schaffst Du es, durch geschickte Verschachtelungen starke Zäsuren zu erzeugen, fast ausschließlich Satzzeichenzäsuren, die den Versen wiederum eine feste Struktur geben. Das gefällt mir! Die Stabtechnik hat Faldi ja bereits untersucht, und auch ich finde sie gelungen. Für mich gibt es nur noch Kleinigkeiten anzumerken. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Dann wär da noch eine Sache, die ich schade finde: Zitat:
Am Ende kapiere ich die Handlung leider nicht ganz. Wer verbrennt denn jetzt? Satan oder der Jüngling? Auch über die geopferten Seelen hätte ich gerne etwas mehr erfahren. Sonst fand ich Deine Stabreimverse bestens gelungen und habe mich gerne damit beschäftigt. Liebe Grüße Claudi
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich |
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06.01.2015, 23:08 | #5 | ||||
geehrt und gefiedert
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Hallo zusammen,
ich hatte eigentlich gedacht, dass ich schon von allen kommentiert worden sei, bis ich aus dem Urlaub zurück bin... XD @Lailany Freut mich, dass dir das Gedicht gefällt. Die Sprache sollte natürlich zum Thema passen und das Thema zum Stabreim. Schön, dass das auffällt. Die Korinthen, die du gefunden hast und die Claudi nicht anderer Meinung war, werde ich übernehmen. Auch den Errettetvers. (Das vorbei ist beim Löschen der Xse verloren gegangen... ) @Falderwald Ich werte das einfach mal als "Nix zu meckern". Der Stabreimvers hat nun mal seinen eigenen Klang, mit dem man klarkommt oder nicht. @Claudi Deine Einschätzung zu meinem Gedicht freut mich. Die Widersprüche zu Lailany sehe ich genauso. Zitat:
Zitat:
Zitat:
Zitat:
Danke euch dreien für eure Kommentare! nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
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18.01.2015, 14:08 | #6 |
ADäquat
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Hi Nachteule,
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19.01.2015, 19:53 | #7 |
geehrt und gefiedert
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Hallo Chavali,
Danke für dein Lob zu meinem Gedicht. Die Ähnlichkeit der alten Sagen und Mythen war beabsichtigt und wird wahrscheinlich wegen der Stabreime und der Sprache gut rüberkommt. Hoffe ich. XD Freut mich, dass es dir gefällt. nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
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