02.02.2015, 15:35 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Schlaflos in Fiume
Auf steilen Straßen denk ich an Fiume
und an die Abfallberge, zwischen denen wir übernachteten in einer schönen, von Brummiächzen nur gestörten Nacht. Im Traume fuhr ich selber einen Hang hoch, ich ächzte fürchterlich, du fuhrst erschrocken in deinem Schlafsack auf, bemerktest trocken, es sei nun eh schon Morgen und du wach. Ich hielt das Lenkrad fest mit aller Kraft nun, durch dein Gebaren war ich stark behindert und meine Steuertüchtigkeit vermindert, dann weckten mich dein Kitzeln und der Krach. Der Sonnenaufgang, damals in Fiume, am Rand der Straße, zwischen Abfallhaufen, ist leider völlig unlyrisch verlaufen, kein Reim erscheint für diese Stadt gemacht. Drum heißt sie in Kroatien jetzt Rijeka, das reimt zwar beinah polnisch auf Przysieka und ganz entfernt in Deutschland auf EDEKA, doch ist das nichts für Lyriker vom Fach... |
04.02.2015, 12:07 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, wolo!
Nachdem du mir kürzlich die Ehre eines Kommentars erwiesen hast, von dem ich bis dato leider nicht so genau sagen kann, ob er beipflichtend oder abwertend gemeint war, möchte ich das Kompliment erwidern. Das Gedicht hier zeichnet sich für mich vor allem zuerst einmal durch das interessante Reimschema aus. Die jeweiligen Mittelzeilen der Quartette sind gereimt, die jeweils letzte Zeile reimt sich strophenübergreifend, und zwar S1Z4 mit S4Z4, die restlichen 4. Zeilen teilen einen zumindest sehr ähnlichen Reim. Dies ist aber die einzige unharmonische Verteilung. Bloß die ersten Zeilen bleiben ungereimt. Sprachlich und sprachmelodisch ist das Werk auf einem guten Level, bloß einige besondere Wortschöpfungen stören etwas den lyrischen Duktus: "Brummiächzen" klingt eher nach Kindergedicht. Altern.: "nur von Motorenlärm gestörten Nacht." Gleich in S2Z2 wiederholst du das "ächzen", meine Alternative für S1Z4 würde auch dies beheben. Betont man in Deutschland "EDEKA" nicht auf der ersten Silbe? Hier ist die zweite betont. Gilt das ebenfalls oder klingt das nicht seltsam? Inhaltlich höchst gelungen. Zwei (junge?) Backpacker übernachten in Ermangelung von Barschaft oder Orientierungssinn - oder beidem - nahe der städtischen Müllhalde. Dies beinhaltet starke Widersprüche zum romantisierten Bild von Urlaub, Wandern und Camping - aber gerade dies verleiht dem Werk einen ganz eigenen Zauber, der sich bei weitem nicht im humoristischen Anspruch erschöpft. Hier waltet etwas zutiefst Menschliches, eine Gebrochenheit der ganzen Schöpfung, die uns so unperfekt und liebenswert zugleich macht. Einerseits die prosaischen, widerlichen Hinterlassenschaften der Stadt plus Geruch und Lärm, andererseits das dennoch so vertraute Pärchen, dem diese Umgebung nichts anhaben kann. Das hat etwas Magisches und Wunderschönes, auch wenn du mit der letzten Strophe das sarkastisch-humoristische Element verstärkst und das Beziehungselement dort keine Rolle mehr spielt. Ich finde das schade. Mein Rat: Streiche die letzte Strophe, sie wirkt wie ein albernes Anhängsel an einen höchst gelungenen tiefsinnigen Text. Davor geht es um viel Wichtigeres als die nackte Info, wie die Stadt heute heißt, oder was sich nun darauf reimt! Die wesentlich stimmigere Conclusio findet sich davor in der höchst widersprüchlichen Behauptung, diese Nacht sei höchst unlyrisch verlaufen - denn mit deinen Zeilen davor beweist du ja quasi das perfekte Gegenteil. Dieser weitere Bruch spiegelt wundervoll jenen davor zwischen dem vertrauten Paar und der unromantischen Umgebung, die ihm jedoch die gute Laune nicht zu vermiesen vermag. Insgesamt ein höchst gelungenes Gedicht. Keine Ahnung, ob das von mir Beschriebene deine eigentliche Intention war, aber das soll keine Rolle spielen. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.02.2015 um 01:07 Uhr) |
08.02.2015, 15:22 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo Erich
Danke für deine Beschäftigung mit meinem Text. Der fehlende Reim in Zeile 1 ist natürlich Programm. Hingegen sind die unreinen Reime der letzten Strophenzeilen schieres Unvermögen, dem ich nachgegeben habe. Das Aufstöhnen der LKW-Motoren war in der Erinnerung ein fester Wert. Auf Motorenlärm allgemein bin ich deshalb nicht gekommen. Nun schwanke ich zwischen willentlichem Doppel-Ächzen und Änderung. EDEKA ist bei uns in der Schweiz nicht vertreten. Obwohl ich auf beiden Seiten der Grenze bin, habe ich keinen Überblick über die Aussprache des Firmennamens. Normal ist wohl auf der ersten Silbe. Nun ist es in meinem Text ja so, dass Lyriker vom Fach auf die Schippe genommen werden. In der betreffenden, letzten Strophe ist das ausdrücklich das Thema und deshalb macht mir das unfügsame EDEKA da nicht wirklich Kummer. Sehr richtig bemerkst du, dass der Text auch ohne diese letzte Strophe auskäme. Die eine Hälfte der Intention hast du klar erkannt und schön zusammengefasst. Der Text entstand aber aus dem aktuellen Anlass diverser Äusserungen u.a. von dir betreffend Reim. Deshalb gehört die letzte Strophe für den Moment noch dazu. Ob du Recht hast damit, dass die Strophen davor ein rundes Ganzes ergeben? Auf jeden Fall freut es mich sehr, dass du den Zauber, der in meiner Vorstellung da war, daraus herauslesen willst und kannst. Ich hoffe, dass mir für die Schwachstellen noch Verbesserungen einfallen, damit es danach auch wirklich Lob verdiene. Nun noch einen schönen Sonntag wolo |
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