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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 22.02.2015, 11:26   #1
Chavali
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Sommervogel Wenn ein Stern ...

Wenn ein Bach zum Flusse wird,
strömt das Wasser nieder,
aus der Quelle wird ein Strom,
labt den weißen Flieder.

Wenn ein Korn zur Ähre reift,
wehen warme Winde,
und ein Hauch Vergänglichkeit
hängt schon in der Linde.

Wenn ein Blatt vom Baume fällt,
ist der Herbst gekommen,
rot und gelb wird dann die Welt,
Sommer fortgenommen.

Wenn ein Stern zur Erde sinkt,
schweigen alle Lieder,
Sinfonie des Todes klingt
immer, immer wieder.
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Alt 22.02.2015, 15:20   #2
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hi Chavi,

das gefällt mir gut.

Die Thematik behandelt Wasser, lebensspendenden Samen, Wind und alles, was zum Leben gehört.
Leider ist das nicht alles, denn die Vergänglichkeit haucht jedes Leben an und so ist es nur folgerichtig, dass auch diese und der Tod in diesem Gedicht thematisiert werden.

Jetzt weiß ich gerade nicht, ob die Vagantenstrophe auch ungereimte Verse beinhalten darf, so wie in den ersten beiden Strophen praktiziert. Dem Gesamteindruck tut dies allerdings keinen Abbruch, so dass ich meine, das Gedicht ist gelungen und die Aufgabe somit erfüllt.

Gern gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 22.02.2015, 17:27   #3
Chavali
ADäquat
 
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Moin Faldi,
Zitat:
das gefällt mir gut
freut mich, dass du meinem kleinen Textlein etwas Positives abgewinnen konntest
Zitat:
[...] ob die Vagantenstrophe auch ungereimte Verse beinhalten darf, [...]
ja, darf sie; es ist auch die Rede davon, dass sich auch nur die zweite und vierte Zeile einer jeden Strophe reimen darf.
Ob mir das hier gelungen ist, da ich das ja nicht durchgängig praktiziert habe, mag der Leser entscheiden.

Ich habe dieses Teil nicht in Natur eingestellt, obwohl sich das auch angeboten hätte, sondern in die Denkerklause,
weil ich meine, dass der Inhalt - so wie du das ja auch schon richtig erkannt hast - viel mehr ist als
ein naturalistischer Abriss.

Danke dir!
Lieben Gruß,
Chavi

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Alt 22.02.2015, 23:51   #4
Nachteule
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Hallo Chavali,

Ich verstehe den Plot nicht wirklich. Frühling (Flieder), Sommer (Linde), Herbst (Blätter) und Tod, statt Winter... Wenn du das Gedicht nicht als reine Naturbetrachtung starten würdest, hätte ich das eher erwartet.

Davon, dass Vagantenstrophen auch im halben Kreuzreim erlaubt sind, habe ich jetzt noch nicht wirklich gelesen. Das kenne ich eher von der Chevy-Chase-Strophe. Aber selbst wenn würde ich, egal welche Variante du wählst, bei einem Reimschema bleiben oder der Pointe ein anderes Schema geben.

Nach den ersten beiden Versen würde ich einen Punkt setzten, da da der Sinninhalt eigentlich beendet ist.

Zitat:
Wenn ein Korn zur Ähre reift,
wehen warme Winde,
und ein Hauch Vergänglichkeit
hängt schon in der Linde.
Hier finde ich, im ersten Bereich ist der Zusammenhang falsch dargestellt. Das hieße ja, wenn irgendwo das Getreide reif wird, muss genau da ein warmer Wind wehen. Aber es ist ja eher so, dass die Ähren reif werden wenn der warme Wind weht. Verstehst du, was ich meine?

Zitat:
Wenn ein Blatt vom Baume fällt,
ist der Herbst gekommen,
rot und gelb wird dann die Welt,
Sommer fortgenommen.
Hier ist es wieder genauso. Nur weil eine Raupe am Stiel des Blattes knabbert, ist ja noch lange kein Herbst angebrochen. Ich würde eher von bunten Blättern reden. "Wenn ein buntes Blättchen fällt" würde das Problem lösen.
"rot und gelb wird dann die Welt" ist dann eine Inversion, die ich allerdings gerade so einfach nicht loswerde. Ebenso die Ellipse weiter unten.

Zitat:
Wenn ein Stern zur Erde sinkt,
schweigen alle Lieder,
Sinfonie des Todes klingt
immer, immer wieder.
Hier klingt es zwar schön poetisch, aber ich habe dennoch ein kleines inhaltliches Problem: Wenn alle Lieder schweigen, darf die Sinfonie des Todes ja auch nicht hörbar sein. Die Sinfonie ist ja auch eine Art des Liedes. (Außerdem fehlt da ja auch ein "die". )

nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem
Nachteule
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Alt 23.02.2015, 11:10   #5
Chavali
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Hallo Nachteule,

du hast dir mit der Besprechung meines Textes viel Mühe gemacht, dafür gebührt dir Dank

Aber weißt du, was dein Problem ist? Du beurteilst und empfindest solche Inhalte, wie du hier einen vorfindest,
viel zu nüchtern und rational.
Zitat:
Ich verstehe den Plot nicht wirklich. Frühling (Flieder), Sommer (Linde), Herbst (Blätter) und Tod, statt Winter... Wenn du das Gedicht nicht als reine Naturbetrachtung starten würdest, hätte ich das eher erwartet.
Eben, weil ich den *Winter* (Natur) nicht erwähne, sondern vom Tod spreche, ist eine philosophishe Betrachtungsweise zulässig.
Zugegebenermaßen nicht sehr tiefgründig und wissenschaftlich - aber immerhin


Zitat:
Nach den ersten beiden Versen würde ich einen Punkt setzten, da da der Sinninhalt eigentlich beendet ist.
Darüber ließe sich reden.
Zitat:
Davon, dass Vagantenstrophen auch im halben Kreuzreim erlaubt sind, habe ich jetzt noch nicht wirklich gelesen. Das kenne ich eher von der Chevy-Chase-Strophe. Aber selbst wenn würde ich, egal welche Variante du wählst, bei einem Reimschema bleiben oder der Pointe ein anderes Schema geben.
Darüber auch und das habe ich in meiner Antwort an Faldi schon erwähnt.
Die Reimform ist nicht ganz korrekt in dem Sinne, als dass sich in der ersten Strophe nur Zeile 2 und 4 reimen
und es in S2 eine Assonanz gibt.
Zitat:
Hier finde ich, im ersten Bereich ist der Zusammenhang falsch dargestellt. Das hieße ja, wenn irgendwo das Getreide reif wird, muss genau da ein warmer Wind wehen. Aber es ist ja eher so, dass die Ähren reif werden wenn der warme Wind weht. Verstehst du, was ich meine?
Da ist das, was ich im Eingagssatz beschrieb: deine rationale Denkweise. Logisch gesehen hast du sicher recht - aber ich betrachte die Gedichte -
da, wo es passt - immer gern durch mein poetisches Auge
Zitat:
Hier ist es wieder genauso. Nur weil eine Raupe am Stiel des Blattes knabbert, ist ja noch lange kein Herbst angebrochen. Ich würde eher von bunten Blättern reden. "Wenn ein buntes Blättchen fällt" würde das Problem lösen.
"rot und gelb wird dann die Welt" ist dann eine Inversion, [....] gerade so Ebenso die Ellipse weiter unten.
Das sehe ich ganz anders. Rot und gelb wird dann die Welt ist ein wunderschöner poetischer vollständiger Satz.
Zitat:
Wenn alle Lieder schweigen, darf die Sinfonie des Todes ja auch nicht hörbar sein. Die Sinfonie ist ja auch eine Art des Liedes.
Das mag verstandesgemäß auch wieder richtig sein - poetisch jedoch ist eine Sinfonie kein Lied in dem Sinne.
Zitat:
Außerdem fehlt da ja auch ein "die".
Korinthenkacker

Ok, nochmals vielen Dank und liebe Grüße!
Chavali


edit:

alternative 2. Strophe:

Wenn die warmen Winde wehn,
reift das Korn zur Ähre,
wenn die Bauern doppelt sehn,
wird das Pferd zur Mähre.






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Geändert von Chavali (23.02.2015 um 18:53 Uhr)
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Alt 23.02.2015, 18:54   #6
ginTon
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Hi chavilein...

Das Gedicht gefällt mir in seinem naturromantischen Stil sehr gut. Wobei sich
für mich gerade die ersten beiden Stophen sehr stark hervorheben.

Zitat:
Wenn ein Bach zum Flusse wird,
strömt das Wasser nieder,
aus der Quelle wird ein Strom,
labt den weißen Flieder.

Wenn ein Korn zur Ähre reift,
wehen warme Winde,
und ein Hauch Vergänglichkeit
hängt schon in der Linde.
Diese beiden Strophen finde ich qualitativ richtig gut und gelungen, gefallen mir..

Zitat:
Wenn ein Blatt vom Baume fällt,
ist der Herbst gekommen,
rot und gelb wird dann die Welt,
Sommer fortgenommen.
Die letzte Zeile lese ich nicht mehr so flüssig, wie bei den anderen Strophen zuvor. "Sommer fortgenommen" kommt mir fast wie ein Anhängsel vor und iwie reimgeschuldet. Vllt ließe sich ein anderer Ausdruck finden, ist aber nur ein Vorschlag...

Zitat:
Wenn ein Stern zur Erde sinkt,
schweigen alle Lieder,
Sinfonie des Todes klingt
immer, immer wieder.
Auch hier finde ich, wie in der Strophe zuvor, dass die 3. Zeile bricht. Da es eeh die letzte Strophe ist, könnte man auch "wenn das Lied des Todes klingt.." schreiben. zwar wiederholt sich dann das Wort "wenn" erneut, jedoch finde ich dies im liedhaften Bereich gar nicht so tragisch und nochmals steigernd ausklingend,...

insgesamt gefällt mir das Werk, gerne mit beschäftigt liebe Grüße ginnie
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Ich fühle, also bin ich!

Alles, was einmal war, ist immer noch, nur in einer anderen Form. (Hopi)


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Alt 24.02.2015, 11:34   #7
Chavali
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Hi ginnie,
Zitat:
Das Gedicht gefällt mir in seinem naturromantischen Stil sehr gut
na, das ist doch schon mal was freut mich
Zitat:
[...] "Sommer fortgenommen" kommt mir fast wie ein Anhängsel vor und iwie reimgeschuldet.
Vllt ließe sich ein anderer Ausdruck finden,[...]
Dem stimme ich zu. Hast du eine Idee...?

Zur 4. Strophe:
Zitat:
könnte man auch "wenn das Lied des Todes klingt.." schreiben.
neee, das geht nicht - wenn zuvor die Lieder schweigen,
kann nicht dann doch das Lied des Todes klingen...

Evtl. fällt mir noch etwas anderes ein, wenn es denn zu sehr stört.

Hab lichen Dank!
Lieben Gruß,
chavi
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Geändert von Chavali (24.02.2015 um 11:50 Uhr) Grund: Tppfhlr :-)
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Alt 25.02.2015, 12:40   #8
Claudi
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Hi Chavi,

außer dass ich in meiner Betrachtungsweise ziemlich nah beim Eulerich bin, möchte ich gar nicht viel zu Deinen Strophen sagen. Für meinen Geschmack passt das alles nicht so ganz zu der Strophenform, wie ich sie mir persönlich vorstelle. Für mich verlangt sie, wie die CCS, mehr Schwung und tendenziell eher handlungsreiches Erzählen als lyrische Impression.

Aus Deinen Bildern hättest Du m.E. reimlos, vielleicht sogar in freien Rhythmen, viel mehr herausholen können. Aber das ist, glaube ich, mehr ein persönliches Ding, denn ich sehe ja, dass Deine Verse bei anderen durchaus ankommen. Man darf halt keine ausgeprägte Aversion gegen veraltete Wortbildungen wie "Flusse" haben (die Du aber möglicherweise ohne den Reimzwang vermieden hättest?)

Liebe Grüße
Claudi
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Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.
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Alt 25.02.2015, 16:27   #9
wolo von thurland
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hallo chavali

nein, so geht's nicht.da braucht man nur die erste oder noch die zweite strophe zu lesen, und dann weiss man, dass da einem dichter die stringenz seiner "bilder" egal ist, solange er sich nur in jeder zeile bis zum endreim rettet.
(volks)lied-strophen sollen volkstümlich sein, aber nicht hanebüchern.

Wenn ein Bach zum Flusse wird,
strömt das Wasser nieder,
Ach, ja? Standest du Patin?
aus der Quelle wird ein Strom,
Ach ja?
labt den weißen Flieder.
Der Strom? Die Quelle, mutiert zum Strom?

Wenn ein Korn zur Ähre reift,
z.B. der Weizen im Juni?
wehen warme Winde,
Im Herbst?


Wenn ein Stern zur Erde sinkt,
Sternschnuppe?
schweigen alle Lieder,
Ach ja? Warum?
Sinfonie des Todes klingt
Sinfonie im Volkslied? Eher Melodie?
immer, immer wieder.
Im Sternschnuppenregen? Also Im Dezember?

Thema für "Aufgabe" sehr gut geeignet.
Sprachmelodie und Rhythmus etwas stark leiernd (das ist eher typisch für "Küchenlieder", aber dann passt das thema, bzw. seine behnadlung wieder nicht.)
Reime etwas gar überraschungsfrei.
Bilder "aus dem Vollen geschöpft".

Nichts für ungut. Aber da kriegst du ohne Zeitdruck sicher was viel spritzigeres hin.
wolo
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Alt 25.02.2015, 19:18   #10
ginTon
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Hi chavilein..

Zitat:
Dem stimme ich zu. Hast du eine Idee...?
ich gucke es mir nachher gleich nochmal an...
vllt fällt mir zu der Stelle etwas ein..

wie gesagt die ersten zwei Strophen sind super

liebe Grüße ginnie
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