29.03.2015, 14:39 | #1 |
ADäquat
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Es ist alles aus
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Geändert von Chavali (31.03.2015 um 20:56 Uhr) |
29.03.2015, 21:11 | #2 |
TENEBRAE
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Hi, Chavi!
Schauerlich, so ein Blick auf die Ruinen eines offenbar gescheiterten Lebens oder Traumes! Zuletzt bist du klanglich etwas gestolpert. Bedenke: Je mehr Silben du in eine Zeile stopfst, desto beschleunigter musst du die Zeile lesen, damit alles noch in den Takt passt. Dadurch wirkt so eine überfrachtete Zeile im Vortrag eher verhudelt. Aufpassen sollte man auch bei indifferentem Auftakt: Wenn der Zeilenbeginn so konstruiert ist, dass ein Leser erst mal intuitiv betont beginnt - und prompt erneut ansetzen muss. Flüssigere Version mit eindeutig unbetonten Auftakten: Es sind all die heimlichen Wunden verwuchert und nicht mehr zu sehn. Davor steht ein Mensch. Er verzweifelt und möchte schon bald wieder gehn. Er wird seine Schritte nie wieder durch Felder und Wiesen zum Haus hinlenken, da seine Gedanken erkannten: Es ist alles aus. Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.03.2015, 23:51 | #3 | ||||
geehrt und gefiedert
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Hallo Chavali,
Zuerst einmal passt der melancholisch erzählende Charakter gut zur Form, den dreisilbigen Versfüßen. Ich hab mal durchgeixt und die eine oder andere Stelle gefunden, die mir nicht ganz recht ist. (s.U.) Manche davon sind Verben, die auf Senkungen fallen. Damit, dass ich mit den betonten Verben hier alleine stehe, habe ich mich schon fast abgefunden. Du wirst die Stellen sicherlich finden. Andere Schwächen im Metrum sind deutlicher. Mit den Auftakten habe ich eigentlich kein Problem. Einst wuchsen die buntesten Blumen xXxxXxxXx im Garten und Früchte am Baum. xXxxXxxX Heut sind seine Zweige vertrocknet, xxXxXxxXx vorbei ist der Sommernachtstraum. xXxxXxxX Das Haus dort am Ende der Straße, xXxxXxxXx verlassen und grau steht es da. xXxxXXxX Wo sind die Bewohner geblieben? xXxxXxxXx Man weiß nicht, was damals geschah. xXxxXxxX Ein Pfad führt zum Hügel hinüber, xXXxXxxXx bewachsen mit Nesseln und Kraut, xXxxXxxX ein Birnbaum entfaltet die Krone, xXxxXxxXx man hört keinen einzigen Laut. xXXxXxxX Ein Tor ist im Hügel verborgen, xXxxXxxXx das Schloß hängt verbogen davor, xXXxXxxX verrostet sind seine Stäbe xXxxXxXx und Rosen ranken empor. xXxXxxX Was ist dahinter vergraben? xXxXxxXx Sinds Gräber am uralten Platz? xXxxXxxX Wer kann das Geheimnis ergründen, xXxxXxxXx ists gar ein verlorener Schatz? xXxxXxxX Die Zeit deckt die heimlichen Wunden, xXXxXxxXx durch Moos und Gestrüpp nicht zu sehn. xXxxXxxXx Ein Mensch steht davor und verzweifelt, xXXxXxxXx er wird sich wenden und gehn. xXxXxxX Nie wieder wird er seine Schritte xXxXxXxXx durch Felder und Straßen zum Haus xXxxXxxX hin lenken und seine Gedanken xXxxXxxXx erkennen: Es ist alles aus. xXxXxXxX Nun zu dem, das mir inhaltlich aufgefallen sein möchte. Zitat:
Zitat:
Zwischen V2 und 3 würde ich persönlich einen Punkt setzten. Zitat:
(Schloss schreibt man inzwischen mit "ss" ) Hier ist in V3 ja ein kleines Problem mit dem Metrum. zwischen dem Rost und den Stöben sind ja nur vier Silben, 5 müssten es sein. Mein Vorschlag wäre "verrostet sind seine Gestänge", auch wenn die leichte Inversion dann noch drin wäre und "Gestänge" etwas klobig klingt. Zitat:
In V3 und 4 sehe ich auch keinen Grund, sie zu verbinden. So, das dürfte als erste Idee mal genügen. Vielleicht gibt es noch eine zweite Idee. XD Mal sehen... nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
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30.03.2015, 10:22 | #4 |
ADäquat
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Einst wuchsen die buntesten Blumen
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Geändert von Chavali (30.03.2015 um 11:42 Uhr) Grund: tppfhlr :-) |
30.03.2015, 12:17 | #5 |
Senf-Ei
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Hi Chavi,
ein sehr schönes Trauriges hast Du aus der Aufgabe entstehen lassen, das sogar mir gefallen mag (und das will was heißen). Du schaffst es über die gesamte Strecke, die Grenze zur Schwülstigkeit nie zu überschreiten. Was mir besonders gefällt, ist, dass Du mir nicht aus der Perspektive des Allwissenden die Hintergründe quasi aufnötigst, sondern das Fragende, Geheimnisvolle mir als Leserin genügend Raum zur eigenen Betrachtung gibt. Deine Verixung kann ich übrigens voll bestätigen. Es gäbe an wenigen Stellen die Möglichkeit, anders zu lesen, was aber wegen des Gewohnheitsmetrums für mich hier gar nicht in Frage kam. Was ich Dir gerne ans Herz legen würde, wären noch ein paar mehr eingestreute Einfachsenkungen, die den Lesefluss noch etwas entschleunigen würden. Schau mal, hier ist mein Lieblingsgedicht von Sid, an dem man, glaube ich, gut erkennt, was ich meine. So regelmäßig würde ich das allerdings hier nicht machen, nur vielleicht ungefähr einmal pro Strophe, vor allem aber am Schluss. Ich habe die Verse ein bisschen umgestellt, weil mir das betonte Personalpronomen in V1 etwas ungünstig scheint: Er wird seine Schritte nie wieder durch Felder und Straßen zum Haus hin lenken und seine Gedanken erkennen: Alles ist aus. Mit diesem Bruch am Ende würdest Du m.E. die Kernaussage "Alles ist aus" stilistisch hervorheben und einen perfekten Ausklang herausarbeiten. Die einzige Strophe, die m.E. noch etwas Kosmetik gebrauchen könnte, ist die zweite "Hügel"-Strophe, in der mich auch die drei "ver"-Wörter, besonders "verborgen" und "verbogen" stören. Dazu fällt mir vielleicht später noch was ein. Hab Dein Werk gerne gelesen und war gerne zu Gast bei Dir! Liebe Grüße Claudi
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30.03.2015, 14:37 | #6 |
TENEBRAE
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Hi, Chavi!
Die Stelle mit den Rosen ließe sich übrigens leicht ausgleichen: "und Rosen, sie ranken empor." - Und schon ist das fehlende "x" mit dabei! LG, eKy
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30.03.2015, 14:55 | #7 |
Gast
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hallo chavali
du hast einige wenige stellen eingebaut, wo du tatsächlich frei mit dem dreisilber spielst. unter anderem die lautlich und rhythmisch sehr schöne stelle "und rosen ranken empor" oder die nicht minder schöne stelle "er wird sich wenden und gehn". täusche ich mich oder hattest du noch weitere solche pralinen, die nun "geplättet" sind? mir gefällt dein freies spiel sehr gut, bis auf die letzte strophe, wo z1 und z4 mmn nicht so stehen bleiben dürfen. ich habe jetzt vier "aufgabenlösungen" gelesen. deine ist (war) eindeutig die elganteste. es ist schade, wenn sie unter eine "leierwalze" kommt. sie verträgt im genenteil noch weitere "lichtpunkte", z.b. den von claudi für die letzte zeile vorgeschlagenen. man könnte aber noch mehr versuchen. nur als beispiel: Er wird die Schritte nie wieder hinlenken zu diesem Haus mit truglos blickenden Augen erkennt er: Alles ist aus. der vorschlag von eky für z1-3 der zweitletzten strophe gefällt mir übrigens sehr gut, aber z4 würde ich belassen, sie ist mmn genau so richtig (s.o.) ich hoffe, dass ich hier nicht vergebens ein wenig gegensteuer gebe. schönen tag wolo Geändert von wolo von thurland (30.03.2015 um 15:07 Uhr) |
30.03.2015, 15:05 | #8 |
Senf-Ei
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Hi Erich,
das ist ja eine spannende kontroverse Diskussion. Ich halte diesen Vers: und Rosen ranken empor. gerade deshalb für einen der herausragenden, weil Chavi hier (wie von mir oben noch für weitere Verse empfohlen) eine Einfachsenkung eingebaut hat, die das Tempo bremst. Auch würde die von Dir angeratene Konstruktion hier völlig unnötige Füllsel einschleppen, die so einen guten Vers für mich verwässern. Vielleicht können wir über dieses Beispiel zu einem konstruktiven Austausch bzgl. unserer unterschiedlichen Sichtweisen finden. Ich verstehe Deine. Du legst Wert auf perfekte Ebenmäßigkeit. Gerade die schadet aber nach meinem Empfinden dem Gedicht, denn inhaltlich geht ja hier keineswegs alles so glatt. Ich bin gespannt, wie Chavi sich entscheidet. Liebe Grüße Claudi
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30.03.2015, 16:23 | #9 |
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Hallo zusammen,
na ja, es ist für mich sehr schwer bis unmöglich, zweisilbige Wörter (seine, keine) unbetont zu lesen. Sie haben nun mal eine natürliche Betonung auf der ersten Silbe. Die durch ein Gewohnheitsmetrum zu überdecken, zumal einmal durch ein "er", das an dieser Stelle keine extra Betonung benötig, ist für mich nur schwer möglich. Gerda die Verneinung (keine) ist im Vers schon wichtig, finde ich. Den "verborgen"-Vorschlag lasse ich hiermit fallen, weil mir auffiel, dass das in der Strophe zuvor für das Tor schon eingesetzt wurde. Austauschen würde ich (eins von beiden) dennoch. das ", sie ranken" würde ich nicht verwenden, da ich solche Kommakonstruktionen, wie ich sie nenne, nicht mag, bei denen ein sie, er oder dergleichen mit einem Komma abgetrennt eingesetzt wird, um das Metrum zu retten. nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule |
31.03.2015, 18:52 | #10 | |||||||||||||||
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