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Alt 26.08.2015, 13:37   #31
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
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Weiter gehts. Faldi, b.B. kannst Du ja meine Beiträge zusammenführen. Für mich ist es so leichter, weil ich zu Deinem Beitrag runterscrollen und daraus zitieren kann, was im Ändern-Modus nicht möglich ist.

Zitat:
Zitat von Faldi
Soweit ich weiß, können nun, müssen aber nicht zwingend, Zäsuren eingebaut werden, die nach der Kloppstockschen Variante meist aus Trochäen bestehen.
Da bringst Du jetzt zwei verschiedene Dinge zusammen, die ich in meiner Kurzbeschreibung als zwei separate Punkte aufgeführt hatte:

Zitat:
1. In den ersten vier Versfüßen werden vereinzelte Daktylen durch Trochäen ersetzt. Ich sag mal, so ca. ein bis zwei pro Vers, aber immer schön abwechslungsreich, so dass nicht in jedem Vers der gleiche Fuß verkürzt wird.

Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xx(x) Xxx Xx

Für die ersten vier Versfüße kann jeweils entweder ein Daktylus oder ein Trochäus stehen. Der fünfte Fuß ist ein Daktylus, der sechste immer ein Trochäus.

2. Jeder Vers hat mindestens eine Hauptzäsur (Einschnitt, Sprechpause), nach der es unbetont weitergeht.

Was nicht unbedingt sein muss, ist das Ersetzen einzelner Daktylen durch Trochäen. Ein schönes Beispiel gibst Du selbst mit dem ersten Goethe-Vers:

Pfingsten, das / liebliche / Fest, || war ge- / kommen! es / grünten und / blühten


Der Vers ist vollständig daktylisch, aber dennoch deutlich in Sinnabschnitte gegliedert und hat die Hauptzäsur (also den oben von Heusler erwähnten obligatorischen Schnitt) im dritten Fuß. So eine Hauptzäsur wirst Du bei allen Hexametristen finden, wenn auch nicht immer so deutlich. Daneben können in einem Vers beliebig viele kleinere Schnitte (Nebenzäsuren) auftreten. Worauf es ankommt, ist nur diese eine Hauptzäsur, die den Hexameter in zwei ungleiche Hälften gliedert.

Für den Anfang (und unser Spiel) reicht es völlig aus, einen Einschnitt ungefähr in der Mitte des Verses anzubieten, nach dem es unbetont weitergeht. Einverstanden?

Ich zeichne bei Deinen anderen Beispielversen jetzt nur die Hauptzäsuren ein. Dann siehst Du vermutlich schon, was gemeint ist. Bei einigen Versen sind auch durchaus mehrere Lesarten möglich.

Und es ließ der König darauf || die Klügsten berufen...
Also wandelte Braun || auf seinem Weg zum Gebirge...
Braun erreichte das Schloß || und fand die gewöhnliche Pforte...

Könntest du bei den Schiffen hier || doch tränen- und leidlos
sitzen, dieweil dein Lebenslos || so kurz dir bemessen.
Nun wird ein früher Tod dir werden || und Jammer vor allem;
wahrlich, zu schlimmem Geschick || hab ich dich in den Hallen geboren.



So, ich hoffe, ich hab nichts vergessen. Sonst einfach nachfragen.

LG Claudi
__________________
.
Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich
Abgestandenen Quark; darüber verträufele Wermut,
Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (26.08.2015 um 14:13 Uhr)
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Alt 26.08.2015, 14:21   #32
Bodo Neumann
Gesperrt
 
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Beiträge: 351
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Hallo Claudi,

wenn du solche Dinge, wie diesen Faden hier, zwischen 4.00 und 4.30 Uhr pflegst, mache ich mir schon Sorgen. So groß wird ja die Zeitverschiebung nicht sein, oder? Lass dich also nicht unter Druck setzen. 5.30 Uhr hätte es auch noch gereicht!

Die Sache mit den Enjambements nehme ich mir an. Bin ja eh ein Fan dieser Sprünge, warum also nicht...

Aber nochmal zum Brechmittel. Bei deiner Argumentation hast du meinen Einwand bezüglich deiner starken Zäsur im zweiten Takt übergangen. Alors - encore une fois:
Ich finde, die beiden Verse kann man nur bedingt miteinander vergleichen, weil der Möricke-Vers eben keine weitere "Haupt"-zäsur aufweist. Dadurch wird mMn der Leser im "Waldrand" eher zum Hebungsprall geführt als in deinem "Brechmittel".
kackenden Kerlen! || Der Brech|mittel bekam ich genug.
Gleitet herüber zum Wald||rande mit Beben der Schall,
Ich finde, dass in deinem Vers letztlich nur die ansonsten drei aufeinanderfolgenen unbetonten Silben (mit-tel be) auf den Hebungsprall hinweisen. Beim ersten Lesen ist das wahrscheinlich nicht einfach zu erkennen.

Ansonsten erstmal besten Dank.

lg Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2015, 14:46   #33
Friedhelm Götz
Schüttelgreis
 
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Beiträge: 954
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Hallo Bodo,

bei deiner Argumentation übersiehst du, dass im Pentameter die Zäsur zwingend nach der dritten Hebung zu stehen hat, worauf der ebenfalls obligatorische Hebungsprall zu folgen hat. Beides ist sowohl im Distichon von Mörike (Wald||rande) als auch im Beispiel von Claudi (Brech||mittel) verwirklicht.

LG Fridolin
__________________
Reime zu schütteln, gilt vielen als Nonsens von Spaßern, nichts Rechtes!
Aber die Spaßer mit Ernst suchen im Unsinn den Sinn!
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Alt 26.08.2015, 15:11   #34
Claudi
Senf-Ei
 
Registriert seit: 26.04.2014
Beiträge: 861
Reden

Hi Bodo,

Zitat:
wenn du solche Dinge, wie diesen Faden hier, zwischen 4.00 und 4.30 Uhr pflegst, mache ich mir schon Sorgen.
äh, Du glaubst, dass ich sowas in einer halben Stunde schaffe? Dann würde ich mir an Deiner Stelle auch Sorgen machen.

kackenden Kerlen! Der Brech- || mittel bekam ich genug.

Wir sind ja hier im Pentameter. Da spricht man eigentlich nicht von Hauptzäsur, denn die Mittelzäsur, genauer gesagt: Diärese, ist ja festgelegt. Das Ausrufezeichen ist ein harter Einschnitt, ja. Jemand, der mit dem Pentameter nicht vertraut ist, hätte vermutlich Probleme, obwohl dazwischen ja noch der unbetonte Artikel steht. Aber Du als angehender Experte? Was wirst Du erst sagen, wenn ich mit geschleiften Spondeen ankomme?

Ne, beiß Dich mal nicht zu sehr daran fest. Das sollte keine Darbietung gehobener Verskunst sein. Es war nur ein spontaner Einfall, und ich will den Vers jetzt nicht großartig verteidigen. Als Anregung kannst Du ja Mörikes Vers im Gedächtnis behalten.

Die Bilder aus Bebenhausen gibt es übrigens im Projekt Gutenberg und bieten sich vielleicht zum Reinschauen an?


Hi Fridolin,

schön, Dich zu sehen und danke für den Beistand!


Nachtrag:

Hi Faldi,

inzwischen hat sich noch ein Patient eingefunden, der an der Zäsur schwächelt:

Weibliche ne, in Ehren, || wollen sich E-Mann zipieren,

Und nochmal Bodo:
Zitat:
Zitat von Bodo
Die Sache mit den Enjambements nehme ich mir an. Bin ja eh ein Fan dieser Sprünge, warum also nicht.
Wenn Du Lust hast, kannst Du ja mal einen Abschnitt bei Klopstock überprüfen. Ich habe inzwischen bei Emil Linckenheld nachgeguckt. Er schreibt in "Der Hexameter bei Klopstock und Voss", dass Klopstock

Zitat:
... den Vers nicht öfter als viermal nacheinander mit einer Sinnespause schliessen will

LG Claudi
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Bis aus dem Rührwerk, Burps! endlich das Bäuerchen kommt.

Geändert von Claudi (27.08.2015 um 05:00 Uhr)
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Alt 30.08.2015, 09:58   #35
Falderwald
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Hi Claudi,

legen wir einmal das folgende Zitat zugrunde:

Zitat:
Zitat von Andreas Heusler
"Die kurze Regel für den deutschen Hexameter lautet so: Er braucht einen Schnitt im dritten oder im vierten Takte."
Das beantwortet meine Frage nur teilweise. Auf der einen Seite geht daraus hervor, wo sich eine Zäsur befinden sollte, andererseits sagt dies aber nichts über die Menge der Zäsuren aus.
Oder bedeutet dies, dass es nur eine einzige Zäsur geben darf?

Wobei wir zur nächsten Frage kämen, wie eine Zäsur beschaffen sein muss, bzw. wie sie bewerkstelligt werden kann.

Soweit ich das aus den alten Texten ersehen kann, gibt es dazu verschiedene Möglichkeiten. Eine Zäsur kommt zustande, in dem vom "üblichen" Metrum abgewichen wird, oder durch ein eindeutiges Satzzeichen, welches eine Sprechpause an der entsprechenden Stelle erzwingt.
Habe ich das soweit richtig verstanden?

Bevor ich mich also hier weiter äußern kann, hätte ich also die Fragen bezüglich der Menge und der Art und Weise von Zäsuren erst einmal geklärt.

Dankefein


Liebe Grüße

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



Falderwald ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2015, 20:21   #36
Bodo Neumann
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Zitat:
eh du geiferst und speist, bring die cäsur auf die reih'!
Lieber Wolo,

dann mal raus mit den Tipps! Bin ja nicht zum Spaß hier... Nein, bitte, es interessiert mich wirklich, wo du fehlerhaft Zäsuren entdeckt hast.

Bei der Gelegenheit hätte ich gern auch gewusst, ob man den letzten Daktylus im Hexameter wirklich derart stark verkürzen darf wie du bei "Homers" (s. Markierung) und ob du "weswegen" tatsächlich auf der ersten Silbe betonst.
Zitat:
gegen den virus falscher cäsuren! beim barte Homers,
XxxXxXxxXxxXxxX
hochmut führt doch zu nichts, höchstens zum fall, drum halt ein!

trage dein los! berufe dich nicht auf Claudi und andre!
weiß denn einer den grund, weswegen deiner sie schont?
Merci d'avance

Bodo
Bodo Neumann ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 30.08.2015, 20:45   #37
wolo von thurland
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danke, bodo, für dein aufmerksames lesen.

beide markierten stellen habe ich im distycha-faden abgeändert. hoffe, du bist zufrieden.

zu den cäsuren kann ich fogendes sagen: mir sind die nicht so wichtig. hauptsache, es hat welche, bzw. der text hat eine deutliche rhythmik. und schon gar nicht wichtig ist mir eigentlich die regel, dass eine cäsur nicht direkt vor der folgenden hebung kommen darf.

schönen abend, frohes dichten
wolo
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Alt 04.09.2015, 19:22   #38
Claudi
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Moin Faldi,

Zitat:
Zitat von Faldi
Bevor ich mich also hier weiter äußern kann, hätte ich also die Fragen bezüglich der Menge und der Art und Weise von Zäsuren erst einmal geklärt.
bevor ich das Wiederkäuen beginne, hätte ich gerne gewusst, ob Du meinen Beitrag #31 übersehen hast, oder ihn gelesen hast und nichts damit anfangen konntest. Wenn ich irgendwas unverständlich formuliere, wäre ich dankbar für jede Rückmeldung, damit ich es beim zweiten Anlauf dann vielleicht besser hinkriege.

Die Art der Zäsur ist im Hexa meist eine Pause zwischen zwei Sinneinheiten. Werden diese Teile durch ein Satzzeichen getrennt, ist der Einschnitt deutlicher. Aber auch ohne Satzzeichen dazwischen würde man wohl einen sechshebigen Vers kaum, ohne einmal Luft zu holen, in einem Rutsch runterleiern. Es reicht also, wenn Du dem Leser eine klitzekleine Sprechpause vor einer unbetonten Silbe anbietest. Mehrere dürfen, müssen aber nicht sein.

Du könntest ja, falls Du noch unsicher bist, in Deinen Versen die von Dir angedachten Zäsuren kennzeichnen. Und vielleicht versuchst Du mal, diesen Vers:

Weibliche Töne, in Ehren, || wollen sich E-Mann zipieren,

so umzubauen, dass er nach dem zweiten Komma unbetont weitergeht?

LG Claudi
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