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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 30.09.2015, 17:48   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Das schlafende Kind

So still, ein in sich ruhendes Versprechen
an große Dinge aus dem Lied der Ferne,
betrachte ich dein Angesicht so gerne.
Noch frei von Zweifel, Reue und Gebrechen

beatmet es die Träume, die dich tragen,
als hörtest du beim Gang mit der Laterne
durch Dunkelheit das Singen deiner Sterne,
und wüsstest alle Zeit, was sie dir sagen.

Die feinen Züge, sich gen Morgen neigend,
versprechen sich dem Kommenden im Lichte,
und was dem neuen Tag entgegenschweigend

du innerlich noch abgekehrt betrachtest,
bestimmt vielleicht schon morgen die Geschichte,
und niemand weiß, wie gut du ihrer achtest.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (30.09.2015 um 20:11 Uhr)
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Alt 30.09.2015, 18:41   #2
Chavali
ADäquat
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.004
Standard

Servus, Erich,

ja, so ein schlafendes Kind strahlt einen ganz besonderen Zauber aus.
Es weiß noch nichts von den Widrigkeiten, Gefahren und Gemeinheiten dieser Welt, denen er sich stellen muss.

Aber es bleibt nicht immer klein und naiv.
Schon bald muss es sich durchsetzen, das schon in der Schule beginnt - manchmal auch noch früher
gegen Geschwister oder autoritäre Eltern.

Sehr schön in wohlgesetzten Worten und Wendungen hast du diesen Betrachterzustand
dem Leser nahe gebracht.

Wollen wir hoffen, dass das Kind ein gutes, selbstbestimmtes und erfolgreiches,
glückliches Leben hat.

Sehr gern gelesen!
Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 30.09.2015, 20:19   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Chavi!

Vielen Dank für deine Zeilen, die meine Intention trefflich eingefangen haben!

Wären Kinder nicht so kompromisslos positiv und lebenshungrig, sie könnten die Welt wohl kaum ertragen!
Dabei vergisst man gerne, dass Dinge wie Mitgefühl und Moral Erziehungssache sind, also der Beeinflussung durch die Umwelt unterliegen. "Genetisch böse" ist wohl kaum jemand, abgesehen von einigen psychopathischen Sonderfällen, bei denen ihr Fehlverhalten anders nicht erklärbar war.
So gesehen bekäme jede Kultur also mehr oder weniger den Nachwuchs, den sie verdient hat!

Das schlafende Kind ist ein Sinnbild der Unschuld, ein Versprechen an die Zukunft - aber in seinen Träumen, die es der Welt verdankt, nistet oft schon die Schuld von morgen!
Geschlagene Kinder lernen schlagen, vernachlässigte lernen Kälte, verwöhnte lernen zu wenig, usw...

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
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Alt 30.09.2015, 21:45   #4
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
Standard

Hallo Erich Kykal
Das ist nun eher ein Stück, womit ich mich schwer tue. Aber lassen wir das.
Ich wollte nur spasseshalber fragen: Weisst du, welche Stelle Agneta, Bodo und Claudi mMn vereint ablehnen werden, weil sie metrisch nicht stimmt? (Bin gespannt, ob die das so sehen...)
Gute Nacht
wolo
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Alt 01.10.2015, 13:51   #5
juli
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Beiträge: n/a
Standard Hey eKy :)

Schlafende Kinder haben etwas unschuldiges. Erwachsene sehnen sich manchmal danach zurück, deswegen habe ich immer so gerne meine Kinder beim Schlafen zugeschaut. Am Tag sind es wilde Racker, Träumer oder Abenteurer.
Wenn man mal bedenkt, das jeder Erwachsene mal ein Kind war, und auch so zufrieden geschlafen hat. Bei manchen Persönlichkeiten kann ich mir "Unschuld" nur schwer vorstellen. Diktatoren, Mörder oder einfach fiese Menschen. Aber das liegt am Tag, wie die Kinder erzogen wurden, und welche Liebe sie erfuhren.

Dein Gedicht strahlt Ruhe aus und macht auch nachdenklich.

Sehr gerne gelesen.

LIebe Grüße aus dem sonnigen Schleswig - Holstein sy
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Alt 01.10.2015, 18:44   #6
Erich Kykal
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Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Wolo!

Wenn du mir ostentativ schreibst, dass du dich damit schwer tust, kannst du es scheinbar eben nicht lassen! - Aber lassen wir das...

Bezügl. "spaßeshalber":
Wenn dir eine Textstelle quer steht, benenne sie und das Problem, und ich werde entsprechend antworten. Zum Rätselraten auf eigene Kosten in meinen eigenen Fäden habe ich keine Lust.
(Bei deinem Scherz mit dem Goethegedicht war ich ja auch der Ansicht, der Text wäre deiner und dein Ansuchen um Hilfestellung lauter und ohne Hintergedanken. Ich wurde eines Anderen belehrt.)
Ich bin nicht angefressen oder so - ich mag bloß diese Art Aktionen nicht, wo man reinfallen kann oder soll. Nicht meine Art.


Hi, Sy!

Ich habe zwar keine eigenen Kinder und schau fremden Kindern schon mal gar nicht beim Schlafen zu, aber ich kann mich in solch einen Gedanken hineinversetzen, wie du ihn in deinem Kommi so schön beschreibst. Hätte ich Kinder, ich würde sie gern schlafen sehen!

Aber wie du sagst: Das Leben spielt immer sein eigenes Spiel, und man kann - und soll - nur begrenzt Einfluss nehmen. Tu dein Bestes und hoffe das Beste - so könnte man Kindererziehung zusammenfassen!

Vielen Dank für deine einfühlsamen Zeilen!


LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (07.06.2019 um 16:46 Uhr)
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Alt 02.10.2015, 12:48   #7
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

wieder einmal ein poetisches Sonett von dir,lieber Erich, was mir ausgesprochen gut gefällt-
ja, ein Kind "beatmet unsere Träume". welch wundervoller Ausdruck.
Es gbt uns neue Kraft, es lässt uns selber wieder an das Gute glauben und positiv in die Zukunft schauen. Gäbe es etwas Schöneres als ein schlafendes Kind.
Die Unschuld dieses Kindes im Schlaf gilt es zu schützen.
Das wird im Laufe der Jahre immer schwerer, bis man irgendann vor seinen Kindern steht und sie nicht mehr schützen kann. Man kann ihnen nur mitgeben ,was man selbst an Werten hat( meine sind gut gelungen, beide in sozial geprägten Berufen)), aber wie sich ein Kind im Strom des Lebens entwickelt, weiß man nie.
Das hast du eindrücklich rübergebracht und dazu stimmungsvoll.
Da Wolo es ansprach. ich sehe metrisch kene Unsauberkeit.
LG von Agneta
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Alt 02.10.2015, 16:22   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
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Hi, Agneta!

Auch ich sehe keine metrische Unstimmigkeit. Vielleicht hat irgendeine Zeile ein indifferentes Betonungsschema, d.h., sie kann sowohl betont als auch unbetont angelesen werden. Vielleicht hat er die falsche Option gewählt und ist sich der anderen Lesart nicht bewusst?

In S2 hatte ich eigentlich gemeint, dass das ruhige Gesicht("es") des schlafenden Kindes seine Träume(die des Kindes) beatmet - aber deine Deutung ist ebenso richtig. Danke für diese Variante, die mir noch gar nicht bewusst war!

Die Conclusio hast du ganz richtig gedeutet: Man weiß nie, was wirklich draus wird! Man kann nur das Beste geben und das Beste hoffen!

LG, eKy
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Alt 02.10.2015, 16:45   #9
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
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Hallo Erich Kykal

Ich nehme mal an, dass du auf eine detaillierte Begründung meiner Meinung zum Gedicht als Ganzes und zu Formulierungen wie "beatmet es (das Lied) die Träume, die dich tragen" ohne Groll verzichtest.

(Schade übrigens, dass du meinen kleinen Goethe-Scherz als Versuch, dich in die Falle tappen zu lassen, wertest. Ich meinerseits fand es nett von dir, den vermeintlichen "wolo" zu bearbeiten und danke dir für die Zeit, die du aufgewendet hast. Ich bin überzeugt, dass ein Leser, wenn es welche gibt, jenen "Faden" nicht zuletzt deiner Gedanken wegen mit Gewinn lesen kann.)

Nun aber zur Metrikfrage.
Ich meine, dass die folgende Zeile:
versprechen sich dem Kommenden im Lichte,
ins Kapitel Variation des 5-hebigen Iambus gehört. Wir haben:
xXxx x x Xxx x Xx,
also 3 Betonungen, auf Hebungen 2 und 4 kommt eine unbetonte Wortsilbe bei 4, bzw. ein unbetontes einsilbiges Wort bei 2 zu liegen.
Für mich klingt das, abgesehen von der Stilfrage, bei 2 einigermassen o.k. oder bei 4 sogar schön.
Nur dachte ich, Agneta zum Beispiel würde sich vor allem an 4 stossen.

Naja, da habe ich mich getäuscht, bin "hereingefallen" ohne fremde Schuld.
Hoffe aber, das und anderes geklärt zu haben.
wolo
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Alt 02.10.2015, 18:35   #10
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
Sommervogel

also das Gesicht, das die Träume beatmet, das wäre mir zu weit weg von der Realität, lieber Erich. Ein Gesicht kann ja nichts beatmen. Nur eine Lunge.
Die Lesart wäre mir also nicht eingefallen.
Sei's drum, meine Lesart macht es genial.
Wolo: du schreibst:
"ins Kapitel Variation des 5-hebigen Iambus gehört. Wir haben:
xXxx x x Xxx x Xx,"

Das was du da markierst, gibt es gar nicht. Es ist keine Metrik.
Das Werk ist im 5 hebigen Jambus geschrieben, so wie ein Sonett auch geschriebn sein sollte, jedenfalls die klassischen Formen.
4 hebig gibt es heute oft zu lesen, ist aber für mich kein Sonett, auch wenn man betont, dass es "das heute gibt".

Es gibt auch Käseersatz bei Pizzabäckern, sieht aus wie Käse, ist aber keiner...

versprechen sich dem Kommenden im Lichte

- / - / - / - / - / -


Wie du siehst, haben wir 5 Hebungen, Betonungen /.

LG von Agneta
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