25.11.2015, 07:49 | #1 |
/ Bil-ly /
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Beiträge: 435
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Mondsüchtig
Du scheinst mir entzaubert und grenzenlos traurig.
Wer hat dir die schützenden Schatten entzogen, dein Licht auf verblichenen Tüchern so schaurig gerundet, um Sternengeleit dich betrogen? Du sehnst dich, dass wohlige Wolken dich streifen, doch alles harrt süchtig, betört und verzückt, als seist du ein Wunder, doch nie zu begreifen, die Macht, die uns Zweifler dem Schatten entrückt. Geändert von charis (02.12.2015 um 19:29 Uhr) |
25.11.2015, 11:25 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Hallo charis,
das lyrische Ich in deinem Gedicht scheint den Mond als einziger Mensch richtig zu begreifen und seine Traurigkeit und Einsamkeit zu erkennen. Für alle anderen ist er ein “Wunder, das nie zu begreifen“ ist. Ich blicke gern zum Mond und er bereitet mir Freude. Vielleicht begreife ich ihn auch nicht Vielleicht interpretiere ich aber auch den ganzen Text falsch... Mich würde noch interessiere, warum du eine Daktylus mit Auftakt gewählt hast? Sehr gern gelesen! Gruß, Laie |
25.11.2015, 11:42 | #3 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hallo charis :)
Das ist ein melancholischer Blick nach oben. Auch ich gucke gerne in die Weite der Nacht. Meist mit den bloßen Augen, aber manchmal muß auch ein Fernrohr her.
Besonders gefällt mir die 2te S. Du sehnst dich, dass wohlige Wolken dich streifen, doch alles harrt süchtig, betört und verzückt, als seist du ein Wunder, das nie zu begreifen, die Macht, die uns Zweifler dem Schatten entrückt. ein nachdenkliches Gedicht, sehr gerne gelesen Liebe Grüße aus Schleswig - Holstein sy |
26.11.2015, 20:37 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Hallo charis,
mir ergeht es ähnlich wie Laie. Die Rubrik spricht für das Naturereignis MOND, der Text und der Titel verführen, mehr hinein zu interpretieren. Es liest sich ganz wunderbar und hüllt in eine fast fremde Traurigkeit. Der Mond wird viel bedichtet und besungen, zumindest einst. Heute weiß man viel mehr über ihn und hat ihm damit auch den Zauber entzogen. Vielleicht ist aber alles auch viel einfacher. Ein schön klangvolles Gedicht mit einer Prise Sucht für Aufklärung. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
01.12.2015, 19:50 | #5 |
/ Bil-ly /
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Beiträge: 435
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Lieber Laie, liebe Sy, liebe Dana!
Entschuldigt bitte meine späte Antwort, aber ich habe im Moment ziemlich viel um die Ohren. Es freut mich, dass euch dieses Gedicht erreicht hat. Alles was ihr schreibt, stimmt auf die eine oder andere Weise. Ich habe mir Gedanken gemacht, warum wir den Vollmond immer noch so faszinierend finden, obwohl er "entzaubert" ist (der den ich bedichtet habe, war allerdings schon sehr speziell) und warum wir ihn (immer noch) besingen und immer noch irgendwie geheimnisvoll finden. Deshalb vielleicht auch der angedeutete Walzertakt, lieber Laie, ich habe ihn allerdings nicht "gewählt", es war eher umgekehrt. Herzlichen Dank! Lieben Gruß charis |
01.12.2015, 20:43 | #6 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Charis!
Gefällt mir gut - sehr lyrisch und anspruchsvoll! S1Z4 - Mir ist nicht ganz klar, warum das Mondlicht auf Tüchern (warum Tücher, warum verblichen?) "gerundet" wurde, schon gar nicht, wieso "schaurig". Da wird für mich kein Bild draus. Was ist da gemeint? Ein paar Tipps: Du scheinst mir entzaubert und grenzenlos traurig. Wer hat dir die schützenden Schatten entzogen, dein Licht auf verblichenen Tüchern so schaurig gerundet, um Sternengeleit dich betrogen? Du sehnst dich, dass wohlige Wolken dich streifen, doch alles harrt süchtig, betört und verzückt, als seist du ein Wunder, das nie zu begreifen, die Macht, die uns Zweifler dem Schatten entrückt. S1Z4 - Altern.: "getilgt und um Sternengeleit dich betrogen?" Durch das "und" wirkte auch der letzte Satzteil nicht so seltsam drangeklebt. Die gesamt Zeile läse sich bündiger, homogener. S2Z3 - Das fehlende Hilfszeitwort könnte man vermeiden: "als seist du ein Wunder und nie zu begreifen," oder: "als seist du ein Wunder, doch nie zu begreifen," S2Z4 - Klänge "den" Schatten nicht lyrischer? Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
01.12.2015, 21:33 | #7 |
ADäquat
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Beiträge: 13.004
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Liebe charis,
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02.12.2015, 19:11 | #8 | |
/ Bil-ly /
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Beiträge: 435
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Lieber Eky, liebe Chavali,
Zitat:
"verblichen" möchte ich wegen der Mehrfachbedeutung lassen. "doch" passt zu meiner eher haptischen Absicht, hab ich gerne übernommen. Liebe Chavali, ich erröte ; es ist ja ein Austausch, wir geben ihm menschliche Züge und er erzählt uns etwas über uns; das hat etwas Mystisches und wer will ihn (sich) schon ganz entzaubert sehen. Herzlichen Dank! Lieben Gruß charis |
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