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Alt 10.01.2016, 10:00   #1
wolo von thurland
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Standard zeitreise

Wo Fremde billig alten Ramsch verhökern,
wo Silberlöffel zwischen Schrauben liegen,
da kann man lang Ersehntes günstig kriegen.
Mich zieht es, dort in Büchern rumzuschmökern,

den Spuren des Besitzers nachzuspüren
(den Bleistiftlinien, flüchtig hinterlassen...),
des unbekannten Lesers Hand zu fassen.
Gern lass ich so mich fesseln und entführen,

und plötzlich bin ich nicht mit dieser Welt,
es kitzelt Staub von gestern meine Lungen,
bis tief in andre Ichs ich eingedrungen,

vergangnen Freuden ich mich zugesellt...
Der Weg zurück ist jeweils nur gelungen,
indem die Bücher ich zurückgestellt.

Geändert von wolo von thurland (11.01.2016 um 13:08 Uhr) Grund: Wiederholte Hilfe von Kommentaren unten.
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Alt 10.01.2016, 10:30   #2
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
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Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
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Kia ora wolo,
selten kriegt man etwas in die Finger, das so frisch aus der Druckerpesse kommt, dass die Tinte noch feucht ist.
Diese Gelegenheit des Entjungferns darf ich mir nicht entgehen lassen.

Flohmärkte, second hand stores... ach, wie ich sie liebe! Es ist aufregend wie eine Schatzsuche, die Redewendung: "One man`s junk is another man`s treasure" muss für mich erfunden worden sein.

Du hast deine Schatzsuche fein beschrieben, ich gebe zu, SO hab ich alte, ausgediente Bücher noch nie betrachtet.

Einen Krittelpunkt möchte ich dir hierlassen:
spüren - spuren
Das stört mich hier weniger wegen des doppelt gemoppelt, dafür hättest du gesorgt, da du es in einem zusammengesetzten Wort untergebracht hast.
Dennoch: es sperrt und beißt sich irgendwie.
Vllt fällt dir da noch etwas anderes ein.

Sehr gerne im Ramsch gestöbert und die einzigartige Atmosphäre dieses Ortes auf mich wirken lassen.

HG von Lai
__________________
.................................................. ...........................................
"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (10.01.2016 um 10:33 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 10.01.2016, 15:17   #3
charis
/ Bil-ly /
 
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Zitat:
Zitat von wolo von thurland Beitrag anzeigen
wo fremde ihren alten ramsch verhökern,
wo silberlöffel neben schrauben liegen,
da kann man lang ersehntes billig kriegen.
ich mag es, dort in büchern rumzuschmökern,

den spuren ihrer leser nachzuspüren
(den bleistiftlinien, flüchtig hinterlassen...),
das denken unbekannter zu erfassen,
und lass mich in vergangenheit entführen.

ich bin dann plötzlich nicht von dieser welt,
es kitzelt staub von gestern meine lungen,
bis tief in andre ichs ich eingedrungen,

vergangnen freuden ich mich zugesellt.[/B]
der weg zurück ist jeweils nur gelungen,
indem die bücher ich zurückgestellt.

Lieber wolo,

Wieder eins für mich

Die markierten Verse gefallen mir nicht so gut - sie wirken ein bisschen gekünstelt. Ich habe darüber nachgedacht:

bis tief in andre (freuden) bin ich eingedrungen

gespenster (und Fremde?) haben sich mir zugesellt.
der weg zurück ist jeweils nur gelungen,
indem die bücher ich zurückgestellt. - da fällt mir spontan nichts ein

Lieben Gruß
charis

Geändert von charis (10.01.2016 um 19:12 Uhr)
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Alt 10.01.2016, 18:37   #4
wolo von thurland
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hallo lailany, charis

danke fürs feedback.
ich habe aufgrund eurer einwände selber grössere baustellen entdeckt, bzw. eröffnet und einiges abgeändert.
die zeilen, welche charis nicht gefielen, gehöären ein wenig zum programm. ich hoffe, nun sind sie besser an den rest angebunden.
das problem von lailany ist möglicherweise jetzt gelöst?
ich persönlich sehe jetzt ein neues gedicht vor mir, das mir "objektiv" besser zusagt als das vorherige. hoffentlich mekr ihr auch einen unetrschied.
schönen abend
wolo
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Alt 10.01.2016, 19:36   #5
charis
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Ja, gefällt mir, besonders:

des unbekannten Lesers Hand zu fassen

Wie soll ich es beschreiben? ... es ist verbindlicher, zieht mich mehr in die Geschichte hinein.

Vielleicht wär es sogar gut, an diesem einen Leser dranzubleiben, anstatt dann wieder in die Mehrzahl "auszuweichen"?

Dieses Programm: Sind das Ellipsen? Ich bin mir nicht sicher, ob ich damit etwas anfangen kann, aber vielleicht ist es nur ungewohnt .... sonst müsste man einige Hilfszeitwörter verwenden, die auch irgendwie störten ...

Lieben Gruß
charis
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Alt 11.01.2016, 01:04   #6
Lailany
Kiwifrüchtchen
 
Benutzerbild von Lailany
 
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Kia ora Wolo,
die vorgenommenen Veränderungen haben tatsächlich, wie du selbst sagst, fast einen neuen Text entstehen lassen. Einiges gereichte zum Guten, anderes nicht so sehr.
Ich hab zwar das Original nicht mehr genau im Kopf, aber eins weiß ich, in Zeile 4 hieß es: Ich mag es, dort in Büchern....
und das würde ich unbedingt wieder einsetzen.
"Passt es" triffts nicht mehr, es klingt zu nüchtern für die Reise, auf die sich LI begeben will/wird. Die vorfreudige Erwartungshaltung geht verloren.

Bleistiftlinien finde ich gut, ich wollte dir beim ersten Kommi schon "Bleistiftkritzel" vorschlagen, nahm aber dann Abstand davon, da ich nicht weiß, was du von Vorschlägen hältst, besonders, weil es auch nicht gerade das Gelbe vom Ei war.

Das mit dem "den Leser an der Hand nehmen" gefällt mir jetzt sehr, es gibt der ganzen Szene eine intimere Note.
Am Ende dieser Zeile fände ich einen Punkt günstiger, da ich die Einführung in die Szene - die Realität - hier als abgeschlossen betrachte.

Auf den Strichpunkt nach "entführen" würde ich verzichten, er stört den fließenden Übergang in das Terzett. Zwar nur optisch, aber dennoch.

"und plötzlich bin ich nicht von dieser Welt"...
das hab ich in meiner zeitweiligen Schusseligkeit bei meinem 1. Kommi verabsäumt, zu monieren.
Ich weiß zwar, was du damit ausdrücken wolltest, aber es kommt schräg rüber, durch das "bin ich nicht von".
Das LI tritt aus der Realität in eine andere Welt ein. Klar.
Die neue Welt um LI ist anders, verändert. Auch klar.
Aber nicht das LI selbst.
Genau das aber drückst du mit dieser Zeile aus.

Rasche Abhilfe hier könntest du schaffen, wenn du das "von" mit einem "in" ersetzt.
Das wär der Mr.Minit provisorische Schnellfix. Er mag standhalten, aber ein neuer/besserer Schuh wird daraus nicht. Ob dir das genügt, musst du entscheiden.
Wenn nicht, dann musst du diese Stelle wohl noch ein wenig umkrempeln. "Trete ich aus dieser Welt..." das "treten" aber ist Kacke und eine Alternative dazu will mir auch nicht einfallen.
Eine gute Möglichkeit wäre, dir das "meine" aus der nächsten Zeile zu klauen, und "meine Welt" zu schreiben, das führt den Leser dann in die richtige Richtung, sprich in die Gedankenwelt des LI.
Bei den Lungen brauchst du das "meine" ja nicht. Gibt ja nur einen Protagonisten, also ists klar, um wessen Lungen es sich handelt. Dort könnte also genauso gut "die Lungen" stehen, was dir sogar eine Silbe mehr zum Suchen von Alternativmöglichkeiten gibt.

tief in frühre Ichs... warum nicht "in andre Ichs" oder "fremde Ichs" ?
Dass es um frühere Ichs geht, ist ja längst klar. frühre ist eine eher unschöne Wortkürzung.

Die letzten Zeilen befinde ich als gut. Mich stört eine Ellipse überhaupt nicht.
(Mittlerweile weiß ich, was eine Ellipse ist und muss gleich mit meinem neuen Wissen aufwarten. )

Sehr gerne nochmals gelesen und mich damit beschäftigt.

HG von Lai
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"Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal

Geändert von Lailany (11.01.2016 um 06:18 Uhr)
Lailany ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.01.2016, 13:22   #7
wolo von thurland
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Beiträge: n/a
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Hallo charis, lailany

Nun, da habt ihr mir doch sehr geholfen. Das Original entsprach vielleicht eher meiner mutwilligen Art, aber die Übrarbeitungen bis hierher aufgrund eurer Argumente machen viel Sinn.
An den "halben Ellipsen" (es fehlt jeweils nur der nicht bedeutungstragende Teil des "Prädikats") will ich oder muss ich festhalten, weil dieser schräge Auftritt zur nostalgischen Mutwilligkeit passt, die ich im Thema einerseits und in der Sonettform (die zu benützen für einen wie mich schon fast ein Sakrileg ist) andrerseits auslebe.
"Bleistiftkritzel" hatte ich auch mal, aber hab's rausgeschmissen wegen ähnlicher Konsonantenhäufung wie bei "Bleistiftspuren".
Die Sache mit dem Singular/Plural ist so: Bleibe ich bei der Zeile und ändere nur in z.B. "in andres Ich ich" tut dieses "Ich ich" weder Klang noch Rhythmus gut. Finde ich.
Nun suche ich noch das Original und die Zwischenfassung. Vielleicht möchte jemand das mit euren Kommentaren vergleichen.
Und hoffe, für euch beide stimmt das Ergebnis jetzt soweit, dass keine weiteren Vorschläge mehr nötig sind (welche mir im Übrigen jederzeit willkommen sind, solange ich es deutlich sagen darf, wenn ich sie für unpassend halte...).

Schönen Tag
wolo

Geändert von wolo von thurland (11.01.2016 um 14:07 Uhr)
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