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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 14.08.2016, 19:27   #1
Kokochanel
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das unterscheiden dann die hochdotierten Psychologen, die Kinderschänder nach 5 Jahren wieder rauslassen...
Aber darum ging es ja eigentlich in diesem Werk nicht. Es ging ja um das Seelenleben des Täters, dem seine nicht zu verarbeitende Schuld schon hohe Strafe ist.
Wie gesagt, ein Abgrund, in den ich gerne einen Blick geworfen habe, weil das Werk gut geschrieben ist und so viel Verzweiflung in sich trägt, die einen in ihrer Authentizität berührt. Auch wenn man sich wünscht, nie in die Sitaution kommen zu müssen, dies nachempfinden zu können.
Es freut mich, dass ich den Kern deines Werkes getroffen habe.

Abendgrüße von Koko
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Alt 15.08.2016, 08:43   #2
Wodziwob
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Zitat:
Zitat von Kokochanel Beitrag anzeigen
das unterscheiden dann die hochdotierten Psychologen, die Kinderschänder nach 5 Jahren wieder rauslassen...
Oh ja Koko,

Mitschuldige und nichts weiter, verblendet von einem surrealen Menschenbild und eigener Selbstüberschätzung. Abschaum hat kein Gewissen, schon gar kein schlechtes.

Das gilt auch für Schwerkriminelle und Schwerverbrecher, ihre Untaten sind ihnen egal, sie sitzen ihre Zeit ab und machen noch raffinierter und abgebrühter weiter, wo sie aufgehört haben. Kleinganoven versuchen im Rahmen ihres selbst geschaffenen Unrechtbewusstseins zu bleiben, gegen die organisierte Kriminalität jedoch haben sie keine Chance und werden zu Handlangern "angeheuert". Wir blicken schweren Zeiten entgegen, siehe Einbruchsraten.

Menschen, die ihr eigenes Gewissen verurteilt und peinigt, sind in der Regel nicht böse, sie haben aus verschiedensten Gründen Böses getan und versuchen dazu zu stehen und irgendwie damit zu leben. Das "Fegefeuer" der Sühne bewusst zu durchleiden, um die nicht mögliche Wiedergutmachung wenigstens auf dem Wege andauernder Selbstbestrafung auszugleichen. Mitunter kann Läuterung sogar zu außergewöhnlicher Güte führen.

Schuld und Sühne. Ein spezifisch menschliches, zeitloses Thema.

Hat mich noch ein wenig beschäftigt...
Wozi
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Alt 25.08.2016, 20:33   #3
Erich Kykal
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Hi Koko, Wozi!

Ich spreche hier nicht von Soziopathen, sondern von normalen Menschen, die nie kriminell im eigentlichen Sinne waren oder sein wollten!
Wer hatte nicht selbst schon in seinem Leben Augenblicke, wo nicht viel gefehlt hätte, um selbst in den Abgrund zu stürzen und sich unwiderruflich und unkompensierbar schuldig zu machen, bloß weil man sich die eine nötige Sekunde lang nicht eher hatte beherrschen können?!
Dies liegt uns nicht so ferne, als dass wir allzu leicht und herablassend urteilen sollten über jene, die weniger Glück hatten in solchen entscheidenden Momenten!
Solche Menschen könnten mein LyrIch sein, und dieses Niedergedrücktsein von den eigenen Gewissensbissen zu beschreiben war meine Intention.

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.08.2016, 23:06   #4
Kokochanel
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Guten Abend, Erich,

entschuldige bitte, aber das, was du in deinem Gedicht beschreibst, habe ich versucht zu verstehen.
Die in deinem Kommentar jedoch nun folgende Bewertung: "Wer hatte nicht selbst schon in seinem Leben Augenblicke, wo nicht viel gefehlt hätte, um selbst in den Abgrund zu stürzen und sich unwiderruflich und unkompensierbar schuldig zu machen, bloß weil man sich die eine nötige Sekunde lang nicht eher hatte beherrschen können?!
Dies liegt uns nicht so ferne, als dass wir allzu leicht und herablassend urteilen sollten über jene, die weniger Glück hatten in solchen...".

- diese Bemerkung halte ich für leichtsinnig.
Ich denke, wir reden hier nicht davon, dass einer nicht den Müll rausträgt oder sich nach dem Pinkeln nicht die Hände wäscht.
Ich glaube nicht, dass man es so leichtfertig darstellen kann. Nein, ich glaube nicht, dass jeder einmal in seinem Leben grundsätzlich solche Augenblicke hatte.
Ich kenne sowas nicht und ich kenne auch keinen, der sie kennt.
.

Ich meine damit nicht Verzweiflung und Leid, das kenne ich auch - ich meine Verzweiflung und Leid über eine so schlimme Tat/Schuld, dass man damit niemals fertig wird. Und darum dreht sich dein Werk doch.

Insofern setze ich mich nicht herablassend über diese Menschen hinweg, aber jeder ist für sich selber verantwortlich. Muss für sein Tun die Konsequenzen tragen.
Wer solche Schuld auf sich lädt, die du beschrieben haben willst, nein, das ist nicht Otto Normalbürger - das sind Ausnahmen.
Und Gott sein Dank sind es Ausnahmen.
Was mich stört, ist also nicht, dass du dich damit befasst hast, versuchst, anderen das näher zu bringen, sondern die Tatsache, dass du es als etwas Alltägliches darstellen möchtest.

Sicherlich haben wir alle mehr oder weniger mal Schuld auf uns geladen, mal gelogen, mal beleidigt, vielleicht sogar mal geklaut oder als Kinder gekloppt. Aber nicht sowas, was du meinst.

Ich verstehe deine Empfindlichkeit nicht.
Selbstbeherrschung hat wenig mit Glück im Sinne von Glück haben zu tun, sondern mit Charaker und Erziehung. Vielleicht auch mit psychischer Gesundheit letztendlich.
Choleriker, die ihre Frau und Kinder schlagen, sind das noch Normalbürger oder sind schon Soziopathen. Die, die nicht schlagen, sondern nur cholerisch brüllen, sind das noch Normalbürger oder doch schon Menschen, die in psychiatrische Behandlung gehören?
Die, die damals in die Fremdenlegion gingen und die, die heute in den Djihad ziehen, noch... doch schon...?
Pfaffen, die Messdienern vergewaltigen und Nonnen, die Kinder mißhandelten, noch... oder schon...?
Menschen, die Alkohol trinken und sich doch ans Steuer setzen, noch oder doch schon...?
Die Liste könnte ich endlos ausweiten.
Aber so lang sie auch werden würde, es bleiben Ausnahmen!

Ich kann deinen Ausführungen leider nicht mehr folgen, was ich bedaure.
Abendgrüße von Koko
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Alt 26.08.2016, 02:37   #5
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi Koko!

Ich habe keine Ahnung, warum du dich offenbar angegriffen fühlst und so heftig reagierst. Wenn du meinen Gedanken nicht folgen willst, dann lass es, aber erspare mir bitte solche sinnlosen Ausbrüche gedankenlosen Gutmenschentums.

Gewalt ist Teil des Menschen, Gewalt IST alltäglich, mal psychisch, mal physisch. Meist können wir sie (ab)lenken, manchmal aber haben wir es nicht in der Hand, und dann lenkt sie uns, von außen oder von innen. Würdest du dich nicht wehren, wenn man dich mit Fäusten angreift? Und der andere duckt sich falsch weg, und dein Hieb erwischt ungewollt die Kehle? Du bist dran wegen Notwehrüberschreitung, wenn der Typ erstickt und seine Kumpels alle übereinstimmend aussagen, du hättest bewusst auf diese Stelle gezielt. Es gibt keine Gerechtigkeit, nur Subjektivität, Pauschalurteil oder Gehässigkeit.

Du möchtest ein wahres Beispiel? Aber gerne:

Ich war 16 Jahre alt und ein seit Jahren schwer gemobbter Teenager ohne Selbstwertgefühl. Ein Außenseiter, ein dickes kleines Opfer mit Brille. Ein schüchterner "Nerd", auch wenn es das Wort damals noch nicht gab.
Als ein etwa gleichaltriger Idiot witzig sein wollte und mir einen Eimer Wasser ins Gesicht schüttete, bin ich einfach gegangen.
Als er aber vor den anderen johlenden Idioten besonders angeben wollte und mir einen zweiten Eimer hinterherschüttete, hat irgendetwas "Klick" in mir gemacht. Das nächste, was ich weiß, ist, dass ich auf dem Kerl draufsaß, wie ein Tier knurrte und ihn würgte, sodass er schon blau anlief und röchelte.
Später erzählte man mir, dass ich ihn aus dem Stand angesprungen, brüllend über den Kopf gestemmt und wie eine Stoffpuppe meterweit auf den Rasen geschleudert hatte, danach hatte ich mich auf ihn gesetzt, seine Arme einfach zur Seite geschlagen und begonnen, ihn zu würgen.
Als ich wieder bewusst denken konnte, gab ich ihn sofort frei und war zutiefst schockert über dieses Geschehnis. Ich war so verdattert, dass der Idiot mich verprügeln konnte, nachdem er sich erholt hatte.

Aber Fakt ist: Hätte ich damals eine Waffe zur Hand gehabt, und wäre es nur irgendein ansonsten harmloser "stumpfer schwerer Gegenstand" gewesen, der Idiot wäre wahrscheinlich ein toter Idiot gewesen.
Bin ich deshalb ein schlechter Mensch? Ist das Monster in mir gefählicher als in anderen Menschen? Bin ich verachtenswert dafür, weil ich einmal die Beherrschung verlor und zum Berserker wurde, nachdem jahrelange Demütigung sich in einem einzigen Akt Erlösung und Genugtuung verschaffen wollte? Schlechter Charakter? Schlechte Erziehung? Sonst noch platte Klischees auf Lager?!

Ich habe nie wieder im Leben auf ernst gekämpft und auch nie wieder die Beherrschung verloren. Aber es hätte anders kommen können. Wie oberflächlich und pauschal hätten Leute wie du dann wohl über mich geurteilt?
Ich war später 15 Jahre lang Rocker (Wahrscheinlich eine Überkompensation für meine "nerdige" Kindheit und Jugend) und habe zahllose Bikertreffen besucht, mich dort betrunken, ohne je aggressiv zu werden. Ich habe dort etliche Straftäter und sogar ehemalige Mörder kennengelernt und mit ihnen getrunken, und es waren Menschen wie andere auch. Ich habe gelernt, wie schnell es schiefgehen kann, wie rasch ein paar Sekunden ein Menschenleben verändern können, und wie blind eine besserwisserische und hochmütige Gesellschaft sein kann, die niemals vergibt.

Wie gesagt, ich spreche nicht von den Arschlöchern und Soziopathen, den Wichtigtuern und Gemeinen. Ich spreche von jenen Verurteilten, die wie andere sind und ein Gewissen haben, das sie quält, mal ganz abgesehen von verallgemeinernden Menschen wie du, die offenbar nicht über ihre Nasenspitze hinausdenken wollen oder können. Weil ich weiß, wie es mir heute vielleicht ergehen würde, von innen wie von außen, wenn ich damals ganz zufällig einen stumpfen Gegenstand in der Hand gehabt hätte!

Mehr werde ich dazu nicht mehr sagen, und ich hoffe, du hältst es genauso. Denn wer weiß, was passieren könnte, wenn du mich wütend machst ...
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
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Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.08.2016, 09:33   #6
Kokochanel
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Guten Morgen, Erich,

es tut mir leid, wenn ich dich verletzt habe, aber ich konnte ja nicht wissen, dass es ein persönliches Gedicht ist und so eine Geschichte dahinter steht. Meine Äußerungen bezogen sich auf die fiktiven Beispiele, die du und ich durchgespielt haben.
Ich fühlte mich auch nicht angegriffen, konnte nur nicht verstehen. Jetzt kann ich es.

Ich gehöre zwar zu den Menschen, die Gewalt grundsätzlich eigentlich ablehnen, aber ich denke, Notwehr ist eine andere Situation. Dass Notwehr in unseren Gesetzen, so empfindet man es subjektiv, den Täter begünstigt und eine massive Gegenwehr problematisch macht, sehe ich kritisch.
Was würde ich tun, wenn mich einer angreift? Wenn ich könnte, würde ich fliehen, so wie du es mit dem ersten Eimer getan hast. Könnte ich es nicht, würde ich versuchen, mich zu wehren. Als Frau sind die Möglichkeiten jedoch begrenzt.

Der von dir geschilderte Fall ist etwas völlig anderes. Ein Mensch, der über viele Jahre mit Mobbing gequält wurde ( ich sah einmal eine Doku darüber und war entsetzt, da wurden Menschen ins Klo getunkt und mit dem Eimer, das war auch schon echte Gewalt) und dann noch beim ersten Eimer geht, Hut ab!

Mobbing müsste als Gewalt definiert sein und strafbar sein. Denn es ist Gewalt. Sie hinterlässt keine Spuren wie Schläge, aber sie hinterlässt Spuren in der Seele. Die wirklichen Soziopathen sind die, die auf solche Weise mobben, nicht, die, die sich wehren.

Jetzt verstehe ich auch deine Anmerkung mit dem Glück haben. Glück hat, wer nicht „groß auffällt“ und kein Mobbingopfer wird.

Dass du deine persönliche Geschichte erzählt hast, finde ich mutig. Respekt. Sie hat mich sehr berührt.
Grüße von Koko
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Alt 26.08.2016, 10:28   #7
Wodziwob
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Zitat:
Zitat von Kokochanel Beitrag anzeigen
Ich glaube nicht, dass man es so leichtfertig darstellen kann. Nein, ich glaube nicht, dass jeder einmal in seinem Leben grundsätzlich solche Augenblicke hatte.
Ich kenne sowas nicht und ich kenne auch keinen, der sie kennt.
.

Jetzt schon. Mich.

Kindlicher Jähzorn? Mein Raufbruder hat Blut gespuckt, als ich ihn zu heftig im Schwitzkasten drückte, und ich wurde nie gemobbt, von niemandem. Wir blieben auch beste Freunde, im Knabeninternat entlädt sich derlei archaisches Wesen ungehemmt und immer wieder mal.

Hatte auch nie Probleme mit Rockern, damals waren sie weit entfernt von den kriminellen Vereinigungen von heute. Da gab es Gesetze und Ethik, strenge Sitten und Stammesriten, und einen "Langzotteligen" am Feuer mitsaufen lassen, dafür waren sie immer offen. Oh ja, harte Kerle drunter.

Knast von innen gesehen, Ordnungshaft, im Gerichtsaal wegen einer Bagatelle das Falsche gesagt und getan. Mörder in meinem Flur, haben einen Taxifahrer erstochen. Andere Welt, Überlebenskampf pur, aber gute Leute drin. Im Stockwerk drunter saß einer ein, der seine Frau ermordet hatte. Hat sich wenige Tage nach meiner Entlassung in der Zelle erhängt.

Grenzbereiche, Abgründe, Entscheidungspein, Gewissensqual? Erzähl mir nichts. Wir sind alle ausnahmslos des Mordes fähig, ist einfach so, da sollte niemand sich belügen. Man kann sich entscheiden, das ja, mehr aber auch nicht. Und es gibt Grenzfälle, wo nicht einmal das mehr möglich ist. Totschlag im Affekt nennt sich das dann, bei Männern immer drin und schneller als man glaubt. Obwohl ich als Jugendlicher und Erwachsener nie in eine ernsthafte Schlägerei verwickelt war (hatte mich quasi als Kind ausgetobt), Möglichkeiten gegeben hätte es reichlich. Damals wurde auch auf keinen am Boden Liegenden eingetreten, das war eine Tabuverletzung höchsten Grades.

Straftaten sind nur im seltenen Fall Verbrechen. Für ein solches bedarf es des willentlichen Vorsatzes. Und da fängt das Böse an, genau an dieser Schwelle. Der Rest ist ein "dumm gelaufen".

------------------

Tja, eKy, es ist nicht immer ohne Risiko, die menschlichen Abgründe seiner Lebenserfahrung sichtbar werden zu lassen. Macht Angst. Und hat solche Reaktionen zur Folge. Mit "Gutmenschentum" hat das nichts zu tun. Ist mehr so ein Selbstschutzmechanismus. Genau genommen eine natürliche Abwehrreaktion, ein Reflex gewissermaßen. Und ganz sicher nicht abwertend böse gemeint. Ein ganz normales "Du erschreckst mich. Du machst mir Angst". Der Mensch ist zum Fürchten, insbesondere der "starke" Mann. Gar keine Frage.

Und jetzt umarmt Euch mal. Ist doch nichts passiert.


Liebe Grüße
Wozi

Geändert von Wodziwob (26.08.2016 um 11:14 Uhr) Grund: Einschüblein
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Alt 26.08.2016, 11:59   #8
Kokochanel
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Sommervogel

Guten Morgen, Wodziwob,

ich denke, über das von dir gebrachte Zitat sind wir in der Diskussion bereits hinaus und durchaus auf Annäherungskurs..
Deine Erfahrungen mit Internat sind interessant und auch dieses ist eine "Ausnahmesituation": Jugendliche, für ewige Zeit zusammengepfercht ohne Rückzugsmöglichkeit, ohne Vertrauensperson.
Ich denke sogar, dass auch da viel Raum für Mobbing ist...

Ich möchte mich nun hier nicht mehr einlassen, da ich keine Erfahrung in der Art habe und es ohnehin nur Vermutungen wären.

Denke aber nicht, dass dieser Meinungsausstausch uns davon abhält, uns weiterhin freundlich zu kommentieren. Alles gut.
Grüße von Koko
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Alt 26.08.2016, 12:59   #9
Wodziwob
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Dann bin ich ja froh, Koko!

Brave Grüße
Wozi

Geändert von Wodziwob (26.08.2016 um 17:26 Uhr)
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Alt 28.08.2016, 10:09   #10
Falderwald
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Servus Erich,

ich habe mir sowohl den Text als auch die Kommentare durchgelesen und bin zu der Überzeugung gekommen, dass sich sehr viele Menschen in dem Text durchaus wiederfinden können, nein besser, dass sich alle Menschen in der ein oder anderen Weise an die eigene Nase fassen können, denn die Interpretationsmöglichkeiten dieses Sonnetts gehen meiner Meinung nach weit über das von dir gebrachte Eigenbeispiel hinaus.

Im Text geht es ja nicht nur um körperliche Gewalt, sondern ganz allgemein um Dinge, die man im Laufe des Lebens getan (oder auch vielleicht unterlassen) hat und die einem im Nachhinein schwer zu schaffen machen.

Und ich kenne niemanden, der nicht auf die ein oder andere Weise gefehlt hätte. Wer das von sich behauptet, der ist nicht ehrlich, den anderen gegenüber und sich selbst gegenüber schon mal gar nicht.
Vielleicht kann er es auch nur nicht, aber wir sind alle keine Englein, die ihr Leben immer nur treu und brav gestaltet haben.

Ich kann mich an dieser Stelle ebenfalls outen, auch wenn es sich nicht um eine Gewalttat im eigentlichen Sinne handelte, nicht mal um einen Gesetzesverstoß, aber es war eine unmoralische Handlung, die mir schwer auf dem Gewissen lastete.
Wahrscheinlich war ich als junger Mann noch zu unerfahren und unreif und viel zu egoistisch, denn ich habe eine ehrliche und aufrichtige Liebe getötet.
Das war aber nicht das Schlimmste daran, sondern die Art und Weise, wie das geschehen ist, denn es hat die Betroffene ins Unglück gestürzt und sie viel von ihrem Selbstbewusstsein gekostet.
Es hat lange gebraucht, aber es lastete auf meinem Gewissen.

Vor einiger Zeit schon hat mir die entsprechende Person dies mit klaren Worten mitgeteilt, denn sie musste sich das einmal von der Seele reden. Ich war sehr erschüttert darüber. Nicht weil sie es getan hatte, sondern weil sie mit allem Recht hatte.

Das hat sehr an mir genagt, nicht zuletzt, weil meine Handlung ja auch nur ein Schritt auf dem Weg war, den ich bisher gegangen bin und der mich bis hierhin geführt hat. Letztendlich habe ich davon profitiert.

Das ist eine Angelegenheit, die ich mir selbst niemals verzeihen werden kann. Aber vor ein paar Wochen habe ich auf meiner Reise in die alte Heimat mit dieser Person das Gespräch gesucht und mir ist verziehen worden.

Vielleicht habe ich es auch geschafft, ihr Selbstbewusstsein wieder ein wenig aufzubauen, so hoffe ich zumindest, aber mir hat es auf jeden Fall geholfen.

Und dennoch wird dies der Apostel meines Abgrundes bleiben.

In diesem Sinne hat mir dein Sonett gut gefallen, denn es bietet Raum für Selbstbetrachtung und eine Auseinandersetzung mit dem Dasein der eigenen Schattenseiten.


Gern gelesen, reflektiert und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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