Gedichte-Eiland

Thomas · 26.09.2016, 22:17

Ablösung

Ich könnte dir die Schulterblätter zeigen,
damit du siehst, dass da einst Flügel waren,
doch hab ich sie verloren mit den Jahren.

Ich könnte dir in meinem Busen zeigen,
dass meine Brust ein schönes Herz getragen,
doch hat es sich im Leben wund geschlagen.

Ich könnte dir so manches vor mir zeigen,
doch will ich schweigen und, anstatt zu reden,
für dich und deine Unbeschwertheit beten:
Du sollst an meiner statt gen Himmel steigen.

Erich Kykal · 26.09.2016, 22:59

Hi Thomas!

Schöner Text!
Obwohl man über die Aussage streiten könnte: Ein ehemaliger Engel (=unschuldiger Mensch?) will, dass ein anderer ein Engel bleibt - oder zum Engel wird?
Im beiden Fällen eher eine Bevormundung und Isolierung von der Welt, oder nicht?
Vor allem die letzte Zeile stimmt mich bedenklich - das erinnert mich an den kranken Ehrgeiz von Eltern, die ihre Kinder als Stellvertreter für die eigenen nie erfüllten Träume missbrauchen - sie sollen an ihrer statt berühmt werden, sportlich oder geistig brillieren, Karriere machen usw.

Vielleicht missdeute ich das. Was war deine Intention?

S2Z1 - Ich denke, es soll "dir" statt "die" heißen.

Heber: 554 - 555 - 5555
Du siehst, wo was fehlt ...

Gern gelesen!

LG, eKy

Thomas · 27.09.2016, 07:49

Lieber Erich,

vielen Dank. Die Fehler sind beseitigt.

Bei dieser Interpretation müssten wohl auch die eigenen Erfolge erwähnt werden, was hier ganz fehlt.

Liebe Grüße
Thomas

28.09.2016, 12:37

Lieber Thomas,

Der Rubrik hat mich vielleicht auf den richtigen Pfad gebracht. Das lese ich aus deinen Zeilen heraus.

Ablösung

Ich könnte dir die Schulterblätter zeigen,
damit du siehst, dass da einst Flügel waren,
doch hab ich sie verloren mit den Jahren.

Hiermit ist ein Engel gemeint, der seine Flügel, und damit seine ehemaligen Ideale verloren hat. Die Zeit hat ihm was anderes gelehrt. Sehr schöne S.

Ich könnte dir in meinem Busen zeigen,
dass meine Brust ein schönes Herz getragen,
doch hat es sich im Leben wund geschlagen.

Hier wiederholst du das Thema der ersten S. Und das Herz ist im Mittelpunkt. Das Herz ist für mich immer ein Zeichen der Seele, es ist etwas gutes Herz zu haben und es zu zeigen. Aber auch nicht leicht im Leben, denn die Dunkelheit, die Wirrnis und das Leben hat viel Schattenarten, so dass ein Herz, das rein sein möchte, es nicht schafft, so zu bleiben wie es ehemals von sich gedacht hatte.

Ich könnte dir so manches vor mir zeigen,
doch will ich schweigen und, anstatt zu reden,
für dich und deine Unbeschwertheit beten:
Du sollst an meiner statt gen Himmel steigen.

Die letzte S. Hier resümiert, und kommt zu dem Entschluss: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ dein Protagonist stellt es frei, und gibt dem Gegenüber die Ablösung die Chance es besser als er selbst zu machen.
Um so mit sinnbildlich in den Himmel zu steigen,

Ich habe mich gerne mit deinen Zeilen beschäftigt.

Liebe Grüße sy

Thomas · 28.09.2016, 23:09

Liebe syranie,

herzlichen Dank, das kommt dem sehr nahe, was ich ausdrücken wollte.

Liebe Grüße
Thomas

26.09.2016, 22:17	#1
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Ablösung Ablösung Ich könnte dir die Schulterblätter zeigen, damit du siehst, dass da einst Flügel waren, doch hab ich sie verloren mit den Jahren. Ich könnte dir in meinem Busen zeigen, dass meine Brust ein schönes Herz getragen, doch hat es sich im Leben wund geschlagen. Ich könnte dir so manches vor mir zeigen, doch will ich schweigen und, anstatt zu reden, für dich und deine Unbeschwertheit beten: Du sollst an meiner statt gen Himmel steigen. __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller Geändert von Thomas (27.09.2016 um 07:47 Uhr)

26.09.2016, 22:59	#2
Erich Kykal TENEBRAE Registriert seit: 18.02.2009 Ort: Österreich Beiträge: 8.570	Hi Thomas! Schöner Text! Obwohl man über die Aussage streiten könnte: Ein ehemaliger Engel (=unschuldiger Mensch?) will, dass ein anderer ein Engel bleibt - oder zum Engel wird? Im beiden Fällen eher eine Bevormundung und Isolierung von der Welt, oder nicht? Vor allem die letzte Zeile stimmt mich bedenklich - das erinnert mich an den kranken Ehrgeiz von Eltern, die ihre Kinder als Stellvertreter für die eigenen nie erfüllten Träume missbrauchen - sie sollen an ihrer statt berühmt werden, sportlich oder geistig brillieren, Karriere machen usw. Vielleicht missdeute ich das. Was war deine Intention? S2Z1 - Ich denke, es soll "dir" statt "die" heißen. Heber: 554 - 555 - 5555 Du siehst, wo was fehlt ... Gern gelesen! LG, eKy __________________ Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

27.09.2016, 07:49	#3
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Lieber Erich, vielen Dank. Die Fehler sind beseitigt. Bei dieser Interpretation müssten wohl auch die eigenen Erfolge erwähnt werden, was hier ganz fehlt. Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

28.09.2016, 23:09	#5
Thomas Erfahrener Eiland-Dichter Registriert seit: 24.04.2011 Beiträge: 3.375	Liebe syranie, herzlichen Dank, das kommt dem sehr nahe, was ich ausdrücken wollte. Liebe Grüße Thomas __________________ © Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

28.09.2016, 12:37	#4
juli Gast Beiträge: n/a	Lieber Thomas, Der Rubrik hat mich vielleicht auf den richtigen Pfad gebracht. Das lese ich aus deinen Zeilen heraus. Ablösung Ich könnte dir die Schulterblätter zeigen, damit du siehst, dass da einst Flügel waren, doch hab ich sie verloren mit den Jahren. Hiermit ist ein Engel gemeint, der seine Flügel, und damit seine ehemaligen Ideale verloren hat. Die Zeit hat ihm was anderes gelehrt. Sehr schöne S. Ich könnte dir in meinem Busen zeigen, dass meine Brust ein schönes Herz getragen, doch hat es sich im Leben wund geschlagen. Hier wiederholst du das Thema der ersten S. Und das Herz ist im Mittelpunkt. Das Herz ist für mich immer ein Zeichen der Seele, es ist etwas gutes Herz zu haben und es zu zeigen. Aber auch nicht leicht im Leben, denn die Dunkelheit, die Wirrnis und das Leben hat viel Schattenarten, so dass ein Herz, das rein sein möchte, es nicht schafft, so zu bleiben wie es ehemals von sich gedacht hatte. Ich könnte dir so manches vor mir zeigen, doch will ich schweigen und, anstatt zu reden, für dich und deine Unbeschwertheit beten: Du sollst an meiner statt gen Himmel steigen. Die letzte S. Hier resümiert, und kommt zu dem Entschluss: „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold“ dein Protagonist stellt es frei, und gibt dem Gegenüber die Ablösung die Chance es besser als er selbst zu machen. Um so mit sinnbildlich in den Himmel zu steigen, Ich habe mich gerne mit deinen Zeilen beschäftigt. Liebe Grüße sy

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