31.10.2016, 10:27 | #1 |
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Ohne Glauben?
„Der weiße Mann geht in sein Kirchengebäude und redet über Jesus, der Indianer aber geht in sein Tipi und redet mit Jesus.“ So bringt es Quanah Parker auf den Punkt. Wenn man sich's mal so überlegt... die einen sagen so, die andern so und wieder andere wieder anders, alle berufen sich dabei auf ein und denselben Gott, und bei denen, die sich auf Jesus berufen, ist es um keinen Deut besser. Nun gut, die Mennoniten können nicht mit den Baptisten, weil diese das Verbot, auf irgendwas einen Schwur zu leisten, missachten und den Militärdienst nicht ablehnen, was ich nun ganz gut nachvollziehen kann. Mir ist nichts bekannt, dass in den Evangelien irgendwas vom brüderlichen Umgang mit Waffen geschrieben steht, auch seh ich keinen rechten Grund, auf eine Verfassung zu schwören, in der es heißt „zur Bekräftigung dieser Erklärung, in festem Vertrauen auf den Schutz der göttlichen Vorsehung, verpfänden wir uns gegenseitig unser Leben, unser Gut und unsere heilige Ehre“, weil mein Leben samt Ehre verpfändet ist und keinen Pfifferling mehr wert in dem Augenblick, in dem ich mir die Erfüllung der „gegenseitigen Pflicht“ vor Augen führe „christliche Milde, Liebe und Barmherzigkeit aneinander zu üben“ hinsichtlich der indianischen Mitmenschen, die da ganz offenkundig nicht zu diesem Einander gehören zu scheinen, aber was sich da sonst an Gründen tummelt in den Reihen der Christen, die eine Trennung zwingend und eine Vereinigung unmöglich, ja „ewigen“ Zank erforderlich machen, übersteigt offengestanden meinen bescheidenen Horizont. Um das geistige Schlachtfeld um eine weitere feindliche Truppeneinheit zu bereichern, gibt’s nun auch noch Diejenigen, die sagen, dass Gott eine bloße Erfindung der Menschen sei, sicher, die gab's wohl immer schon, aber neuerdings haben sie einen großen Gelehrten und Philosophen in der alten Welt auf ihrer Seite, einen gewissen Ludwig Feuerbach, der ihrer rein gedanklichen Erfindung mit dem nötigen Erguss an hochtrabenden Wortgebilden einen wissenschaftlichen Anstrich verpasst. Sind zwar auch nur reine Vermutungen, was der Mann so von sich gibt, was auch sonst, klingen aber immerhin sehr schlüssig und überzeugend. „Der Wunsch ist der Ursprung, ist das Wesen selbst der Religion“, der Vater des Gedankens gewissermaßen, tja, bleibt nur die Frage offen, welcher Wunsch sich hinter dem seinen verbirgt. Der Mann wünscht sich ganz offensichtlich, dass es keinen Gott gibt, warum auch immer, das darf er ja auch gerne meinetwegen, wenn er denn meint, damit glücklich zu werden, nur leider und wie bei Seinesgleichen üblich will er die Welt und nichts darunter erleuchten mit seiner befreienden Lehre, weshalb ihm das aber nun alle andern gleichtun sollen, diese Antwort bleibt er schuldig, muss er ja auch, weil's keine gibt. Wenn ich mir andrerseits so bewusst mache, was schon alles begangen wurde an namenlosen Verbrechen im Namen Gottes und mit dem Anspruch der Erfüllung seines heiligen Auftrags, kann ich mir gut denken, dass Gott selbst Leute wie diesen gebildeten Kopf erfunden hat, weniger, um die Menschen sich selbst zu überlassen, wie sie's zweifelsohne verdienen, sondern vielmehr, um nicht mehr mit ihren Abscheulichkeiten in Verbindung gebracht werden zu können, die sie mit oder ohne ihn begehen ohne Unterlass. Da kann sich der Allerhöchste dann immerhin auf den gescheiten Firebrook berufen und zu seiner Verteidigung anführen: „Leute, ich hab nichts zu tun mit alledem, mich gibt es doch gar nicht, ich bin nur eine Erfindung, ihr selbst habt mich erfunden“. Nur fürchte ich, dass Gott sich vor seinen Menschenkindern weder wird verteidigen müssen noch für irgendwas rechtfertigen, außer vielleicht dafür, dass er sie in die Welt gesetzt sprich erschaffen hat. Das war ein schwerwiegender und verhängnisvoller Fehler, ohne jeden Zweifel. Hier endlich sind wir frei; hier baute der Allmächtige nicht; hier wird sein Neid uns nicht verjagen. Es herrscht sich unbedrängt, und mir will scheinen, zu herrschen ist ein wertes Ziel, sei's in der Hölle: Lieber Herrscher doch im Schwefelpfuhl als auf den Knien im Himmel. Geändert von Wodziwob (22.12.2016 um 00:06 Uhr) |
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