Wie sich die Bilder gleichen ...

[Erich Kykal]

Wir atmen Wut, wenn wir Parolen brüllen
und Fahnen schwenken über totem Fleische!
Uns treiben Zorn und geiferndes Gekreische,
den Plan des großen Lenkers zu erfüllen!

Erfüllt sind wir von unsrer großen Sendung
und richten alle, die sich ihr nicht fügen -
die ganze Welt allein kann uns genügen,
durch Brand geheilt von friedlicher Verblendung!

Ihr nennt uns Monster, die wir glühn in Treue
zu Gott und Führer, der das Feuer schürte:
Wir folgen ihren Lehren ohne Reue

als Neonazis oder Gotteskrieger!
Und ihr von eurer Menschlichkeit Verführte
verliert den Kampf: Der Hass bleibt ewig Sieger!

Richtig eKy!

Egal von welcher Sorte sie sind, es kommt Hass, Wut und Unfrieden heraus

Ob Neonazis oder Gotteskrieger. Kurz gesagt: Kriegstreiber, sie haben und hatten im Laufe der Erdgeschichte viele Namen


Monster paßt auch gut!

Traurig aber wahr, die Geschichte ist so.

Dein Sprache ist deutlich und klar, und du hast es auf den Punkt gebracht.

Liebe Grüße sy

[Thomas]

Lieber Erich,

wie von dir nicht anders zu erwarten sprachlich sehr gut. Nur der Schluss ist mir etwas zu pessimistisch. Die Irren gewinnen nicht, das würde ich sagen. Wie lange hat das 1000-jährige Reich gedauert?

Deshalb würde ich in den beiden Schlusszeilen satt:

Und ihr von eurer Menschlichkeit Verführte
verliert den Kampf: Der Hass bleibt ewig Sieger!

sagen:

Ich sag: "Zurecht, ihr seid vom Hass Verführte,
in der Geschichte bleibt die Liebe Sieger!"

[Erich Kykal]

Hi Sy!

Die Ähnlichkeit der Denk- und Organisationsstrukturen aller militanten Fanatiker ist frappierend. Das zeigt, wie beliebig und austauschbar das ideologische Mäntelchen dieser Haudraufweltverbesserer im Grunde ist: Es soll nur die kalte Menschenverachtung, Hybris und Machtgier kaschieren, die der Bildungsferne, einem tiefsitzenden Minderwertigkeitskomplex und innerer Unsicherheit entspringen. Da wird Politik zum Gottesdienst und Religion zur Weltpolitik! Verräterisch - aber diesen Klotzköpfen fällt das natürlich nicht auf.
Mein Tipp: Sperrt alle politischen und religiösen Fanatiker zusammen auf eine einsame Insel und lasst sie ihr Problem gegenseitig lösen ...


Hi Thomas!

Dir ist vielleicht nicht klar geworden, dass das LyrIch hier aus der Täterperspektive erzählt: Hier spricht einer dieser Wahnsinnigen, bezieht sogar noch Stolz und Selbstbewusstsein aus seiner Unmenschlichkeit und Dummheit: was uns anwidert, versteht er als hohe Tugend - natürlich muss er in der Conclusio der Ansicht sein, dass seine hasserfüllte Seite gewinnt, weil er glaubt, dass dieser Fanatismus ihn stärker macht als friedliebende, tolerante Menschen, deren Weltsicht er als Schwäche und Anbiederung abtut.

Deshalb geht dein Vorschlag natürlich nicht. Der Dumme muss bei seiner Dummheit bleiben ...


Vielen Dank euch beiden für euer positives Feedback!

LG, eKy

In der Tat haben die Denkstruktur von Neonazis und Djihadisten , allen Sektenführern dieselbe Wurzel, Erich.
Sie leben von dem vermeintlichen Wissen, die "Besseren" zu sein", die andere zum Glück führen müssten.
Aber sie erzeugen in ihrem Fanatismus immer nur Hass und Zerstörung.

Fanatiker machen mir Angst.Denn sie sind nicht mehr in der Lage, rationell zu agieren.
Es hat was von Bessenheit, die keinen Blick mehr lässt für das Wesentliche.

Ich denke da auch im Kleinen an Menschen, die Workaholics sind, oder fanatische Sportler. Sie schaden sich und ihrem Körper und meinen noch, das wäre Disziplin.
Bei dreissig Grad Tennis spielen... wie mein Nachbar.
Mutter ist magersüchtig so lange ich sie kenne. Die Tochter natürlich jetzt auch...
Im Kleinen wie im Großen ist es dasselbe.

Das beschreibt dein Werk.
LG von Koko

[Erich Kykal]

Hi Koko!

Danke, du bringst es auf den Punkt. Das Ideenkorsett dazu ist zweitrangig, es ist die Verbissenheit des Fanatikers, die ihn und damit seine Welt aus dem Gleichgewicht bringt - obwohl der Verbissene selbst ja denkt, genau das Gegenteil damit zu erreichen, sich und die Welt dadurch überhaupt erst zu strukturieren, zu ordnen und zu befrieden!
Da er dabei aber mit Gewalt und Verachtung gegen sich und andere vorgeht, verfehlt er sein Ziel: Unterwerfung und Unterdrückung haben nichts mit Überzeugung zu tun, und so stirbt die Weltordnung der Extremen meist mit ihnen, weil sie zwar einschüchtern, aber nie das Herz ausgeglichener Menschen erreichen - was ich aber durchaus für gut halte ... stell dir vor, es wäre anders!

LG, eKy

[Kamelot]

Chapeau eKy,

ich hab in all den Jahren (und wir reden von immerhin 14 ^^) selten noch etwas gelesen, das Politik und düstere Stimmung in einer Art vereint, die mir auch wirklich zusagt. Die Message des Gedichts ist meiner Meinung nach ziemlich deutlich - auch wenn man für meinen persönlichen Geschmack einige Sachen auch umschreiben hätte können anstatt sie direkt zu nennen...man hätte dem Leser dadurch mehr Freiheit in der Interpretation geben können...aber das ist jetzt eher subjektiv - ich spiele da vor allem auf V12.

Ansonsten: schönes Sonett...Reimschema und Metrik lass ich jetzt mal links liegen...das wird schon so passen - allgemein gefällt mir hier vor allem, dass du nicht diese furchtbar verspielte Sprache verwendest, die jedes Gedicht im Grunde gleich klingen lässt...wie das gemeint ist, wird man, sofern ich wieder aktiv werden sollte...anhand einiger meine Kommentare erkennen.

Alles in allem - gerne gelesen.
Kamelot

[Erich Kykal]

Hi Kamelot!

Bezüglich V12 (S4Z1 wäre leichter zu finden) - Gerade darum ging es mir ja: Zu zeigen, dass die Denkkonzepte von Nazis und fanatischen Islamisten eigentlich sehr verwandt sind, oder anders ausgedrückt: Die menschliche Dummheit funktioniert weltweit nach dem gleichen Muster! Das sagt ja auch schon der Titel aus.
Fanatismus, das konsequente Ausschließen aller möglichen Vielfalt an Meinung und Möglichkeiten, ist neben Verallgemeinerung das größte Grundübel der Menschheit! Beides zeichnet die extrem "einfache" Welt aller Extremisten aus.

Ich weiß nicht, was du mit "furchbar verspielt" meinst - für mich besteht ein Unterschied zwischen verspielt und wohlakzeleriert, zwischen verschwurbelt und gediegen, zwischen geschraubt und wohltuend komplex. Natürlich hofft jeder Freund der "alten" lyrischen Sprache, diesen feinen Grat stets wahrzunehmen, indes, mir ist klar, dass es nicht immer gelingt.

Vielen Dank für deinen freundlichen Kommi.

LG, eKy