28.01.2017, 10:11 | #1 |
Hofnarr
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Seelenwanderung
Lasse meine Seele baumeln,
doch das Ding fliegt mir davon, streift 'nen Baum, beginnt zu taumeln, landet sanft auf dem Balkon. Während ich noch schimpf und moser, grinst sie frech hinab und lacht: »Nächstes Mal, du Seelenloser, gibst du aber besser Acht!« Lächelnd tanzt sie am Geländer, schwebt dort wie von Zauberhand, summt vergnügt: »Return to sender – Zielort leider unbekannt.« »Komm zurück, hab doch Erbarmen!« Als sie merkt, wie sie mir fehlt, landet sie in meinen Armen und ich lächele beseelt. |
28.01.2017, 15:25 | #2 |
Gast
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das ist niedlich, tiefsinnig und humorig-locker, lieber Plotzn. KLasse geschrieben.
Begeisterte Grüße von Agneta |
28.01.2017, 17:04 | #3 |
Gast
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Lieber Plotzn
Das ist tiefsinnig, liebevoll und pfiffig. Am besten gefällt mir die Szene der 2 S. Während ich noch schimpf und moser, grinst sie frech hinab und lacht: »Nächstes Mal, du Seelenloser, gibst du aber besser Acht!« Du hast immer gute Ideen! Ich suche auch gerade meine Seele, höchstwahrscheinlichhabe ich sie verpackt Liebe Grüße sy |
28.01.2017, 17:29 | #4 |
Hofnarr
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Liebe Agneta, liebe sy,
danke Euch beiden! Am besten, man lässt seine Seele erst gar nicht von der Leine, wenn man sie baumeln lässt. Dann kann sie nicht so leicht abhauen... Liebe Grüße, Stefan |
28.01.2017, 19:03 | #5 |
Slawische Seele
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Lieber plotzn,
viel zu oft habe ich meine Seele baumeln lassen. Wenn ich hier lese, wie unberechenbar sie sein kann, muss ich mir etwas einfallen lassen. Ich pflocke sie an und lass nur noch Arme und Beine baumeln. Immer wieder ein fröhlicher Eintritt ins Forum für mich, wenn Du Deine Gedanken fliegen lässt. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
28.01.2017, 19:35 | #6 |
Hofnarr
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Liebe Dana,
ja, man muss schon gut aufpassen auf seine Seele, sonst macht sie sich eines Tages noch aus dem Staub. Hab letztens sogar was von einem Seelenverkäufer gelesen - vielleicht kriegt man so verlorene Seelen wieder zurück? Dank Dir und liebe Grüße! Stefan |
29.01.2017, 11:52 | #7 |
TENEBRAE
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Hi plotzn!
Das Thema wäre natürlich ein wunderbarer Aufhänger für eine Diskussion über die Existenz einer Seele an sich. Ich glaube nicht an die Existenz dieser aus meiner Sicht schwammigen Behauptung eines uns selbst hauptsächlich fremden und verschlossenen Wesenskerns, der, wenn er nach dem Tode weiterexistiert, plötzlich zu "uns" wird. Diese schiziode behauptete Spaltung des Bewusstseins habe ich nie verstanden. Manche sehen darin eine Art Externspeicher unserer Leben, eine Art Aufzeichnungsgerät, das auch unsere Persönlichkeitsmatrix speichert - es wird immer seltsamer ... Früher suchte man sogar nach der anatomischen Heimat der Seele, vermutete sie lang im Mandelkern, einem kleinen Gehirnanhängsel. Interessant, wie sehr eine religiös verbrämte Denktradition die Wahrnehmung von Realität verzerren kann! Für jene Doktoren damals war die Existenz einer Seele so fest eingebautes Dogma, dass sie eher anatomisch danach suchten als darüber nachzudenken, was sie da eigentlich für einen abstrusen Schmarrn dachten! Und all das, nur um sich nicht der nüchternen Einsicht stellen zu müssen, dass wir gar nicht genug bedeuten, als dass so eine Speicherung oder Erhaltung über das biologische Ende hinaus sich für das Universum lohnte! So erfindet sich der Mensch munter weiter hanebüchene Welterklärungsmodelle mit Ewigkeitsfaktor, bloß um die eigene Endlichkeit und Bedeutungslosigkeit nicht akzeptieren zu müssen! So, als wäre MIT dieser Einsicht erst gar kein wertiges und erfülltes Leben möglich! Auch das habe ich nie verstanden - ich habe meine Gott- und damit Paradieslosigkeit stets als Erleichterung empfunden. Im Gegentum - das Bild einer Gottheit, die mich lebenslänglich dank Allgegenwart beobachtet und überwacht und der ich nach dem Tode Rechenschaft für meine Entscheidungen schuldig sei - und zwar nach SEINEN rigiden, teils unmenschlichen moralischen Maßgaben, nicht nach meinen - hat mich als Knabe zutiefst beunruhigt und verschüchtert. SO konnte ich nie zu einem frei denkenden und selbstbestimmten Wesen werden! Aber jeder wie er meint ... Deine Seelenslapsticknummer hier jedenfalls nimmt sich der Thematik mit erfrischender Leichtigkeit und Ironie an - eine Wohltat wider die grimme Ernsthaftigkeit glaubenskompetenter Schubladendenker! Sehr gern gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.01.2017, 15:11 | #8 |
Hofnarr
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Servus eKy,
na da habe ich ja was losgetreten . Ich glaube nicht an Gott, aber was genau eine Seele ist, wird unterschiedlich definiert. Neben der religiösen Sichtweise gibt es auch die, dass darunter die Psyche und Gefühlsregungen eines Menschen gemeint sind. Mit dieser Definition kann ich was anfangen und ich glaube, darauf bezieht sich auch der Audruck "seine Seele baumeln lassen", dem dieses Gedicht zugrunde liegt. Wobei baumeln lassen auf was Schweres hindeutet, während die religiöse Seele eher als etwas Flüchtigen, Schwebendes gesehen wird. Oder, wie Fredl Fesl es ausdrückt: Manche Leute glauben ja, die Seele wäre ein Gas. Das müsste man ja riechen können. Dann hätten einige aber eine starke Seele... Dank Dir für Deinen seelenlosen Kommentar Liebe Grüße, Stefan |
29.01.2017, 18:16 | #9 |
TENEBRAE
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Hi Plotzn!
Auf die Gastheorie sei herzhaft gefurzt! Allerdings verstehe ich auch hier diese schizophren anmutende Trennung nicht: Auf der einen Seite das klare Bewusstsein, auf der anderen die "Psyche" (was genau beinhaltet das?) und die Emotionen - so als sollten Gefühle besser von Bewusstsein gestrennt bleiben! Wir sind eine Einheit - ein Bewusstsein mit Persönlichkeit und Gefühlen auf der Basis elektrochemischer Prozesse in einem evolutionär entstandenen höheren Funktionsmodell der Materie! Warum zum Geier tun wir immer so, als wären Teile davon irgendwie abgekoppelt - und nennen das dann wenig spezifizierend unsere "Seele"?! Oder subsummieren unter diesem Begriff eine Art lebenslangen "Arbeitsspeicher", in den wir mit dem Tode quasi irgendwie übersiedeln? Wer mal etwas intensiver darüber nachsinnt, wird sich der Skurrilität solcher Denkmodelle irgendwann bewusst und muss einsehen: Sie dienen nur dazu, sich nicht und niemals der Unausweichlichkeit der eigenen Endlichkeit stellen zu müssen! Wer glaubt, dass er - oder eine Art abstruser "Wesenskern" - in Ewigkeit existieren (welchen Sinn sollte die Erschaffung des Menschen durch einen Gott ja auch sonst haben als die "Reifung" dieser Seele durch diverse Seinsstadien, nicht wahr?), lebt angstbefreit und kann sich besser verwirklichen, so der Grundgedanke. Da ich aber weiß, dass ich mit dem Tode ende, bin ich ebenso angstbefreit! Die Akzeptanz dieses Gedankens ist genauso erlösend - und man lebt leichter mit der Erkenntnis, dass am Ende nichts wirklich Bedeutung oder Dauer hat! Betrachtet man das Universum, bestätigt sich diese Sichtweise: Nicht einmal ein Jahrzehntausende währendes Leben würde in der Entropie aller Energieformen (wozu auch die Materie zählt) irgendwelche erkennbaren Spuren hinterlassen und irgendetwas am Gang der Dinge ändern. Das Bewusstsein der meisten Menschen, abgelenkt durch die Nähe der Alltäglichkeiten, greift nur nicht so weit. Sie erkennen nur kurzfristige Ursache und Wirkung und messen dem alle nur erdenkliche Bedeutung bei. Dabei braucht man nur an die endlosen Gräberfelder der Weltkriege zu denken - wer kennt nach dem Erlöschen der Familienlinien noch ihre Namen? Heute, 70 Jahre danach, kennt man die Namen der Täter noch, die Namen einiger Generäle vielleicht noch dazu. Was wird mit dem Verstreichen der Zeit in Jahrtausenden davon übrig sein? Sagen und Legenden in der Art von Nibelungenlied oder eine Heilslegende für einen neuen Gott! Und irgendwann: Vergessen, so wie tausende alter Götter davor, die einst fanatisch angebetet wurden, für die man tötete oder sich opferte - und letztlich wofür? Im größeren Rahmen spielt es keine Rolle. Dieser Einsicht kann sich der Mensch, solang er ungebildet ist, vielleicht noch eine Weile verweigern, aber mit zunehmendem Intellekt und steigendem Bildungsniveau wird irgendwann der Punkt kommen, an dem die Menschheit keine Vaterfiguren und geistigen Führer mehr nötig hat! Dann wird irgendwann vielleicht auch das Ende der eigenen Existenz zu einer erträglichen Aussicht. Bis dahin bleibt der alte Teufelskreis bestehen: Die Dummen haben Angst - und Angst macht dumm. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
29.01.2017, 20:57 | #10 |
Hofnarr
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Servus eKy,
bei der Erklärung für die Sehnsucht nach Religion(en) ausgelöst durch Angst vor dem Tod (und deren Erlösung durch ein Leben nach dem Tod) und der Unerklärlichkeit vieler Dinge (für die ein Gott als Erklärung dienlich ist), glaube ich, dass wir in den Ansichten nahe beinander liegen. Die Trennung in Seele und Bewusstsein sehe ich nicht ganz so - eher in Seele und Intellekt oder Gefühlswelt und Verstand. Beides gehört für mich zur Persönlichkeit und es gibt keine scharfe Trennlinie sondern eher zwei Extrempunkte, zwischen denen es jede Menge Mischformen gibt. Ich habe mir aber auch ehrlich gesagt zu dem Thema bisher keine großen Gedanken gemacht - als Philosoph wäre ich wohl nicht zu gebrauchen Liebe Grüße, Stefan |
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