05.10.2015, 19:00 | #91 |
TENEBRAE
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Hi, Agneta!
Diesen Sonettzyklus habe ich damals als allerersten gemacht, als ich anfing, Sonette zu schreiben. Ich ging ziemlich blauäugig an die Sache heran, achtete - wie du feststelltest - noch nicht auf Kadenzen und reimte auch nicht umfassend in den Quartetten (ABAB statt ABBA). Etwa in der Mitte (nach gut 20 Sonetten) machte ich mich erst schlau - und stellte fest, dass ich einiges noch nicht gewusst hatte. Der Rest folgte dann den "französischen" Regeln. Auf die Kadenzen achtete ich erst später, das hatte ich da auch noch irgendwie verpasst. Mittlerweile ignoriere ich zuweilen das Gebot weiblicher Kadenzen bewusst. Damit es nicht so auffiel, mischte ich die Sonette für die Buchausgabe und behauptete, ich hätte das Reimschema - modern und rebellisch - absichtlich variiert. Heute kann ich drüber lächeln - jaja, die kleinen Eitelkeiten! Wie gesagt, auch ich schätze die Abwechslung und experimentiere, ich habe ein paar vierhebige Sonette, ein paar sechshebige auch, wenn ich mich recht erinnere, welche mit nur männlichen Kadenzen, welche mit Kreuzreim, welche mit Paarreim am Schluss (für Puristen eine Todsünde!) und solche, die mit nur 2 oder drei Reimen auskommen (auf die bin ich immer besonders stolz!). Die meisten (wenn man das Gesamtwerk all meiner Sonette betrachtet) aber halten sich an die klassischen Vorgaben. Ich wollte mit meinen Kommis zu deiner Kette ja auch keine Doktrin etablieren, mir schien nur, dass du gewisse Datails noch nicht wissen könntest, also sprach ich sie an. Ob du es künftig so machen willst oder nicht, ist deine Sache allein und ficht mich nicht an. Vielen Dank für die lobenden Worte! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (02.06.2016 um 14:30 Uhr) |
08.10.2015, 06:03 | #92 |
Kiwifrüchtchen
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Beiträge: 945
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Hi Eky,
wenn mich nach edler Poesie dürstet, weiß ich ja, wo ich hinzugehen hab. Ohne suchen zu müssen, ohne Umwege - schnurstracks. Und hier in diesem Zyklus durfte ich mich in Schönheit pur fallen lassen... hab mich darin lange und wohlig ge(kyk)aalt, bin noch immer nicht ganz durch, ein paar Pralinen möcht ich mir noch aufsparen. Dennoch möcht ich noch im Banne des eben Gelesenen meinen Senf hierherkleckern. Deine lyrischen Betrachtungen treffen meinen Geschmack um so vieles besser als die Bilder an sich. ZB die "roten Pferde".... Deine Worte fangen die kraftvolle Eleganz dieser edlen Geschöpfe superb ein, während das Bild sie doch reichlich plump erscheinen lässt. Bisher hab ich 2 Lieblingstexte: Der erste gehört den "Booten am Strand". Auch das Gemälde ist eins meiner Favs, die kräftigen Farben und Pinselstriche bekommen durch deine Worte eine romantische Weichheit und vervollkommnen die Betrachtung des Malers. So... und jetzt bekomm ich Besuch. Werd später hier weiterschreiben. Bis dahin lG ins Granitviertel von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
08.10.2015, 18:04 | #93 |
TENEBRAE
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Hi, Lai!
Vielen Dank für den Dichterlorbeer - hoffentlich verfalle ich nun nicht dem poetischen Cäsarenwahn ... Die "Pferde" sind von Franz Marc, leider viel zu früh im ersten WK gefallen. Ich finde sie schön und sehr gut getroffen, auf seine expressionistische Art eben! Die Boote sind ein Motiv von van Gogh, meinem erklärten Lieblingsmaler (neben Klimt, Marc und einigen Impressionisten). LG, eKy
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18.10.2015, 12:44 | #94 |
/ Bil-ly /
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
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Lieber Eky,
Chapeau!! Das waren deine ersten Sonette? Ich glaubs nicht, dafür würde ich wohl mein restliches Leben brauchen. Der "Badezuber" gefällt mir bis jetzt am besten (obwohl die Zehen der Dame sind echt hässlich und hätten mir fast deine schönen Betrachtung verdorben . Ich werde diese Gedichte noch viel viel öfter und genießerisch in kleinen Häppchen lesen. Danke! Lieben Gruß charis |
21.10.2015, 22:01 | #95 |
TENEBRAE
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Hi, Charis!
Vielen Dank für deine Begeisterung! Nicht meine "ganz" ersten Sonette, aber sicher gehören sie zu den ganz frühen! Da wusste ich noch nicht mal um die wichtigsten Regeln, kannte nur das Aufteilungsschema in 2 Quartette und 2 Terzette und dachte, das wäre schon alles, was es dazu zu wissen gäbe! Erst mittendrin machte mich jemand aufmerksam, und ich las mich schlau. Der Rest der Sonette folgt dann schon eher den Regeln, zB die umarmenden Reime in den Quartetten. Die Zehen des Mädchens finde ich gar nicht hässlich, wenn man ihre Position bedenkt: So vorgebeugt muss sie den Vorderfuß besonders stark belasten, um im Gleichgewicht zu bleiben, was die Zehen stark komprimieren oder spreizen muss. Eingedenk dieser anatomischen Details finde ich ihre Füße sogar überraschend wohlproportioniert. Diese Sonette (nebst anderen) gibt es übrigens auch als Bücher zu kaufen. Informiere dich hier im Faden meines Namens. LG, eKy
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27.10.2015, 22:07 | #96 |
Gast
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Hallo eKy :)
Das ist mein Lieblingbild von van Gogh. Deine Gedanken zu dem Bild lassen es in einem neuen Licht erstrahlen. Es hat so etwas Wildes, es zeigt das Universum in einem neuem Blickwinkel. Ich bin von Kindheit auf an, ein Fan vom Nachthimmel. Ein Dach wurde dazu benutzt, dem Sternenhimmel näher zu sein. Ein Fernrohr machte das Gucken zu einem Abenteuer. Alleine schon wegen diesem Gedicht lohnt sich mein Kommen. Viele Bilder kenne ich nicht, aber die Idee, und deine Kreativität machen Lust zu schauen, zu lesen. Ich werde sehr gerne hier zurück kehren, um zu Lesen und um zu Staunen.
Sind dies die letzten Spuren eines Falls von tausend Engeln aus dem Wirbelstrome des mondenmächtigen, tiefblauen Alls hinunter in das Schattenreich der Dome? Ist dies der Schmelz der ungezähmten Lichter, die über dunkelnden Gefilden stehn, ein Widerschein vom Sein erlöster Dichter, die nach dem Tode durch die Himmel gehn? Dies alles nicht? Wer kann dich so ertragen, du seltsam losgelöstes Firmament? Wer mag dich übertreiben, wer es wagen, zu träumen von den Farben der Magie? Wo ist die Seele, die sich in dir wiederkennt und dich im Traum erwartet, vis-a-vis? Sehr sehr gerne gelesen, wenn mich die Sehnsucht nach Bildern und Lyrik pakt, kehre ich hier hin zurück! Liebe Grüße, es ist Nacht, sy Geändert von juli (27.10.2015 um 22:14 Uhr) |
01.11.2015, 11:40 | #97 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Sy!
Vielen Dank fürs Reinschauen! Komm sooft du magst! Ich persönlich favorisiere andere Bilder Van Goghs, aber seine "Strömungen der himmlischen Gezeiten", wie ich die Wirbel gern umschreibe, haben etwas Hypnotisches, Verstörendes an sich, das seine Kraft wie sein Leiden gleichermaßen zum Ausdruck bringt! LG, eKy
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22.03.2016, 12:25 | #98 |
Gast
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Lieber eKy,
Das Gedicht gefällt mir, weil es melancholisch ist, auch mag ich das Meer und den Strand. 47 - AM STRAND (Winslow Homer, 1875) Das Bild, hier sieht man drei Jungen, die am Strand liegen. Sie lassen den Tag eine guten Tag sein. Die Segelschiffe ziehen auf dem Meer ihren Bahnen, der Sand ist hell und feinkörnig, er lädt dazu ein, ihn zwischen den Fingern rieseln zu lassen. Die Strohhüte schützen vor einem Sonnenbrand und sehen fröhlich aus. Es ist eine Zeit der Unbeschwertheit, das Dasein hat einen liebenswerten Grund. Das Sonett, erinnert an die Kindheit, und wenn man erwachsen ist, weiß man, wie unbeschwert es an einem Strand sein kann. Doch das Rad der Zeit läßt sich nicht zurückdrehen, die Lebensgeschichte schreitet unerbittlich weiter. Doch das hoffnungfrohe Bild am Strand erinnert an die schönen Tage der Kindheit. Auch vielleicht an die Freundschaft, die die drei teilen. Beides zusammen, ist sehr harmonisch. Es macht Lust darauf wieder ans Meer zu fahren, die Sonne genießen, an die Kindheit denken, und die Segelschiffe aud der Ostsee zu bestaunen. Ich habe hier sehr gerne geblättert und gelesen. *SONNENSMILEY* Liebe Grüße sy |
23.03.2016, 17:18 | #99 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Was ist schöner als ein sonniger Tag am Meer oder in den Bergen? In meinen Kindheitserinnerungen kommt das Meer leider nicht vor, aber ich kann die Sehnsucht nachvollziehen ... Vielen Dank, dass du dich auch mal der "älteren" Materie widmest! LG, eKy
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21.06.2016, 13:31 | #100 |
Gast
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Hallo eKy
Da ist es ja, ich habe das Bild von van Gogh gefunden, das andere ist ja bei "Lautere Lyrik". 13 - BÄUME UND UNTERHOLZ (Vincent van Gogh, 1887) Das Bild, zeigt ein Waldbild. Es ist mit vielen Grüntönen gemalt. Das Helle sind gelbe Blätter und wilde gelbe Butterblumen, besonders im Hintergrund. Es ist wild, wie der Wald, unsprünglich und der mensch hatte noch nicht seine Finger im Spiel. Das Dickicht wirkt beschützend, besonders weil sich die gelben Blumen darin befinden. Sie locken ein zum Pflücken, doch ich pflücke sie nicht, sie sind zu schön. Wer bewohnt dieses schöne fleckchen Erde, der Igel, der Hase, das Kanichen oder der Fuchs? Sicher fliegen hier auch viele Schmetterlinge. Hier wurde ein sehr schönes Fleckchen Erde gemalt! Dein Sonett, beschreibt das Geheimnisvolle des Waldes. Wie alles aus schwarzer Erde wächst, es beschreibt die Wunder dieser Erde und besonders diesen Fleck. Es spricht für sich...Besonders finde ich deine Beschreibung wie der Wald und wie das Licht, die Sonne sich verbinden. Beides zusammen, ergänzt sich und bereichert sich, ich mag Naturbilder und deren Gedichte. 15 - UNTERHOLZ MIT EFEU (Vincent van Gogh, 1889) Das Bild, auch hier ist ein Wald gemalt, aber die Anteile des Malers ein Bild zu verfremden nehmen zu. Es ist ein emotionales Bild. Die Pinselstriche sind breiter, gefächert, sie setzen aus vielen Einzelbewegungen, abgehakten Strichen ein Wunder in Szene. Die Farben sind kontrastreicher, Grünweiß, Schwarzgrün, Blaulila. Es bewegt sich. Im Hintergrund ahnt man eine weiße Blumenwiese, auch zwischen den Bäumen ahnt man Buschwindröschen. Der Boden sieht eher so aus wie ein Blumenmeer. Dein Sonett, es beschreibt den Wald und begeistert! Man kann teilhaben an dem Wunder und er Stille. Besonders gefällt mir das Ende: ich lebe! Das Gedicht finde ich klasse! Beides zusammen, ich wiederhole mich gerne, du beschreibst hier wie man in diesem Waldbild spaziergehen kann. Mir gelingt es in diesem "wilden" Bild einen anderen Sinn zu finden. Ich habe ja die Buschwindröschen gesehen....Aber der Titel des Bildes ist ja auch: Unterholz mit Efeu. Das betrachten eines Bildes und eines Gedichtes hängt immer mit der Verfassung des Anschauenden zusammen.Hier gefällt mir dein Gedicht viel besser als das Bild. Aber du hast ja Beides vereint, so ändert sich mein Schauen und ich bekomme einen anderen Blickwinkel. Liebe Grüße, heute ist Sonnenwende sy |
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