05.03.2016, 23:41 | #101 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Keine Sorge , spätestens bei Nr.100 ist Schluss! Außerdem habe ich so das Gefühl, dass es in nächster Zeit langsamer vorangeht. Scheine irgendwie den Drive zu verlieren ... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
07.03.2016, 09:09 | #102 |
Kiwifrüchtchen
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Nau servas und ach du meine Güte, lieber Eky!
Das ist ja ein Monster von einem Faden geworden. Überwältigend! Die Arbeit, die da drinnensteckt, die muss extra und aufs Höchlichste belobigt werden. Phänomenal! Ich würde flunkern, wenn ich sagte, ich hätte alles durch. Bei weitem nicht. Aber das macht nix, es ist immer gut, wenn Reserven des schönen geflügelten Wortes vorhanden sind, auf die man an "Regentagen" zurückgreifen kann. Ich werde nach und nach meine Lieblinge raussuchen und kommentieren. Nein, nein, du bist nicht allein gelassen hier... guck mal auf die Klicks!!! Das ist auch rekordverdächtig. So, genug gestaunt und Allgemeines geschwallert, ran an den Speck und ich nehme mir die weiße Katze vor, die mir aus einem ganz bestimmten Grund - ich möchte fast sagen, am besten von denen, die ich bis jetzt gelesen habe - gefällt. Warum, das verrate ich dir später. 12) Die weiße Katze (Franz Marc, 1910) Du liegst zutiefst entspannt auf deinem Kissen, ein kleines Tier von zierlicher Gestalt, und hast doch über mich so viel Gewalt wie alle Götter, die um Sünden wissen. Wie würde ich dein warmes Fell vermissen, allein dein Hiersein gibt mir sanften Halt. Ich wäre ziellos und verloren bald, beruhigte nicht dein Schnurren mein Gewissen. Du zartes Bündel zärtlicher Gedanken, wie brauche ich dein wohldosiertes Maß geneigter Gesten und entbotner Blicke! So manches Weltbild brachtest du ins Wanken, doch niemals so, dass ich darum vergaß, was uns erklärt: Verbundene Geschicke. Hier erst die Moserei. Ja, der seltene Glücksfall ist eingetreten, ich hab dich bei einer Silbendiskrepanz ertappt. Weißt du eigentlich, wie sehr mich das freut? Nicht aus Schadenfreude, Bosheit, oder Zynismus... nein, das liegt mir ferner als der Mond. Es ist die Rarität, die das geradewegs zu einem Ereignis macht. 2. Quartett, Z4: 12 Silben und damit 1 zu viel. Tja, das wars schon. Gönn es mir. Davon muss ich sicher eh wieder 1 Jahr lang zehren. Mindestens. Und jetzt der Grund, warum mir dieses Werk ausdermaßen gut gefällt: Es hat den persönlichen, den "Gefühlstouch", mit dem du so genial umzugehen verstehst und der bei dir deswegen so authentisch ist, weil du so viel von dir selbst gibst. Selbst, wenn ich nicht wüsste, dass du ein Katzenmensch bist, als Stammleser deiner Werke würde ich es auch ohne diese Kenntnis erlesen, erspürt haben, dass dieses Werk ungleich mehr Tiefgang hat als die anderen. Deine ganz spezielle Begabung liegt im Schöpfen aus dem tief emotionalen Quell. Darin, lieber Eky, kann dir keiner das Wasser reichen. Und wenn du in diesem Genre schreibst, bist du deinem verehrten Vorbild am nächsten. GhG aus dem spätsommerlichen Auck von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal Geändert von Lailany (07.03.2016 um 12:33 Uhr) |
07.03.2016, 17:36 | #103 |
TENEBRAE
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Hi, Lai!
Vielen Dank für die reichlichen Blumen! Von wegen des "Fehlers" muss ich dir leider etwas den Wind aus den stolz geblähten Segeln nehmen: "beruhigte" wird bei uns mit stummem "h" und dreisilbig ausgesprochen: <be-ruig-te> Bei euch etwa so: <be-ru-hig-te>? Kann mir kaum vorstellen, dass sich einer freiwillig soviel den Mund verbiegt beim Lauteformen und Ecken reinbasteln. Also: Geschrieben viersilbig, gesprochen dreisilbig! Alles klar? Bei mir steht der flüssige Vortrag im Vordergrund - Gedichte sollen gehört, nicht bloß gelesen werden. Wer stur zählt, dem erscheint die Zeile zu lang - aber zähl mal die gesprochenen Silben dieser Zeile, wenn du klangvoll vorträgst! Von wegen Rekordklicks: Da ist der erste Teil Spitzenreiter (von Fäden eines einzelnen Autors, in denen nur er schreibt): Der "Lieblingsbilder(zyklus)" mit derzeit 7940 Hits. Dafür hat dieser 2. Teil der Bildersonette schon mehr Kommentare bekommen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
07.03.2016, 18:19 | #104 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
vorläufig hole ich dich wohl nicht ein und dass dir die Inspiration ausgeht, darauf kann ich wohl nicht hoffen. Aber eines weiß ich, irgendwann werden dir die Bilder ausgehen und dann kommt meine Stunde... Jetzt habe ich mir die Dame mit der grünen Jacke angeschaut, also Text und Bild natürlich und ich muss sagen auch diese Beschreibung passt vorzüglich und ist wieder gelungen. Die Dame scheint auch ein wenig abseits zu stehen, ähnlich einer Außenseiterin, was aber auch nicht weiter verwunderlich ist, haben doch die anderen Damen männliche Begleiter. Vielleicht kommt sie sich auch vor wie das berühmte fünfte Rad am Wagen. Vielleicht macht sie aber auch aus ihrer Not eine Tugend und sie übt sich in Verzicht, um tatsächlich etwas "Reineres" zu schaffen, so wie es deine Beschreibung im Sonett vermuten lässt. Aber das ist sicherlich nur eine Interpretationsmöglichkeit für dieses Gemälde, wenn auch eine gelungene in der vorliegenden Form. Bewundernswert ist dein Eifer, mit dem du hier unermüdlich zur Sache gehst. Nix zu kritteln, gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software Geändert von Falderwald (07.03.2016 um 22:33 Uhr) Grund: Korrektur |
07.03.2016, 19:08 | #105 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Es macht einfach Spass, sich von Bildern inspirieren zu lassen. Man sucht sich jene aus, die einem eine Geschichte erzählen oder ein starkes Gefühl auslösen, und los geht's! Mehr als einhundert sind nicht geplant - sonst würde das Buch viel zu teuer mit all den Farbdrucken! Wenn ich schlau wäre, würde ich ja jetzt schon Schluss machen, aber ich will diesmal 100 schaffen, in Anlehnung an die alte Kulturreihe "100 Meisterwerke" - wenn du dich noch erinnerst. Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy
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08.03.2016, 10:40 | #106 |
Kiwifrüchtchen
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Ja, ABER....
Lieber Eky, was du sagst, ist schon richtig, beim laut Lesen bzw Vortragen ist das so, aber beim stillen Lesen im stillen Kämmerlein lese ich im Geiste tatsächlich alles aus. Ehrlich jetzt und ohne Schmäh. Deine Antwort hat mir natürlich auch eingeleuchtet, also war ich schon dabei, meine schlaffen Segel einzuholen, hab die Stelle aber dann noch einige Male gelesen. Unvoreingenommen, einfach aus Interesse, warum ich das überhaupt als Mangel empfunden hatte. Ich geh ja nicht zu deinen Texten mit dem Vorsatz, sie nach Unzulänglichkeiten abzusuchen. Was also hat mich dort stutzen lassen? Schließlich sind wir beide Oberösterreicher, sprechen denselben Dialekt und betonen auch alles gleich. Ist das dann also eine Eigenart von mir, dass ich im Kopf alles ganz korrekt betont, im reinsten Hochdeutsch lese? Kann ja durchaus sein. Wie aber würdest du im Deutschunterricht der Klasse mit Schülern, die gerade dabei sind, das Lesen zu erlernen, dieses und ähnlich gelagerte Wörter vortragen? LG von Lai
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.................................................. ........................................... "Manchmal ist es so demütigend, ein Mensch sein zu müssen..." Erich Kykal |
08.03.2016, 11:24 | #107 |
Gast
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51) Pinienwald in der Provinz Viatka (Ivan Ivanowich Shishkin, 1872)
Das Bild, zeigt einen Bach, der durch einen Kiefernwald fließt. der Himmel ist blau, und es sind nur zarte Wolken am Himmel, die Sonne scheint. Es ist eine friedliche Szene, sie lädt zu inneren Einkehr ein. Die wilden knorrigen Bäume wirken widerstandsfähig. Wer hat hier vor hundert Jahren gesessen und dem Fließen des Wasser nachgeschaut. Steine ragen aus dem Bachbett, sie sind Zeugen jahrtausenden von Jahren. Wie hat sich dieser Fleck im Laufe der Erdgeschichte verwandelt? Dein Sonett, beschreibt den Raubbau der Natur, was heißt Raubbau? Es ist einfach ein Kommen und ein Gehen. Die Zeit schreitet weiter, und Stürme nagen an der Standhaftigkeit der Bäume. Du beschreibst keine Idylle. Hier senkt sich dein klarer Blick aufs Wachsen und Vergehen. Beides zusammen, hat mich überrascht, weil ich ja mehr die Idylle gesehen habe. Dein Blick auf die Vergänglichkeit, erinnert daran, daß alles sich im Übergang befindet. 52) Gerti Schiele (Egon Schiele, 1910) Das Bild, scheint ein persönliches Gemälde von Schiele zu sein. Der Titel läßt darauf schließen. Es zeigt eine Frau, die sich mit einem Tuch verbergen möchte, und doch nicht. Es ist eher ein vertrauter Blick, sie ist am Oberkörper bloß, und scheint den Blick des malers zu genießen. Dein Sonett, macht sich lyrisch Gedanken darüber, was die Frau wohl denken könnte. Es klingt aus ohne ein Fazit, so daß der Leser sich seine eigenen Gedanken zu Deinen machen kann. Beides zusammen, bietet Einblicke in männliche Seelen, die nach Nähe suchen. 53) Waldszene mit Bach (Peder Mork Monsted, 1925) Das Bild, zeigt detailgenau, wie ein Bach durch einen Buchenwald fließt. Der Himmel spiegelt sich im Gewässer, Grün überwiegt, und mich macht so ein Bild friedlich. Es ist ein schönes Fleckchen Erde. Dort kann man das leise Sprudeln, des Baches genießen und Stockschiffchen bauen. Der Alltag wird vergessen. Das Leben hat einen Sinn. Das Sonett, erinnert daran, wie schön es war hier als Kind zu sein. Einfach nur den kleinen Bachverlauf ändern und gucken wie die Wirkung ist. Und der Bach nimmt alle Lebensmühsal mit auf seine Reise. Es ist ein hoffnungmachendes Gedicht! Beides zusammen, fügt Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Der Bach und der Wald erinnern an die Unbeschwertheit, und die Gegenwart wünscht sich, daß die Mühen einfach wegtragen werden. Damit man wieder kraft hat, für etwas Neues. Lieber eKy, Du hast viele Waldbilder, Bäche fließen hindurch, sie erinnern an die Kindheit, wo man unbeschwert am Wasser spielen konnte. Den Libellen nachschauen, und einfach sich innerlich treiben lassen. Grün ist die Hoffnung, der Wald ist ein Rückzugsort für Menschen, die der Natur nahe sein wollen, und denen Ideen von Schönheit und dem Leben wichtig sind. Sehr gerne habe ich hier gestöbert. Deine Gedichte sind lyrische Leckerbissen, und sie überraschen. Liebe Grüße sy |
08.03.2016, 14:23 | #108 |
TENEBRAE
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Hi, Lai!
Das Gedicht ist nicht für kleine Kinder, die gerade Lesen lernen. Hi, Sy! Ich sah nicht die Idylle, sondern die offene Wunde im Wald: Wenn Holzfäller so den windbrechenden, langsam steigenden Vorwald entfernen, greift der Sturm voll unter die Kronen und kann so ganze Bereiche niederwerfen! Der Humus des Waldbodens vertrocknet in der Sonne, Moose sterben ab. An den Uferbänken des Baches ist eindeutig Erosion zu erkennen, wo durch das Fehlen stabilisierenden Pflanzenbewuchses die nackte Erde bloßliegt und abgetragen wird - Idylle ist etwas anderes. Okay, ich kenne die Wälder von klein auf und weiß um all die Sünden: Das geschulte Auge erkennt mehr als den ersten Anschein. LG, eKy
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11.03.2016, 12:08 | #109 |
Gast
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Lieber eKy,
Meine Reise geht hier weiter, und ich bin gespannt, was mich da erwartet. Ich habe noch nicht geluschert. Also drauf los! Totenschädel (Adolphe Duvocelle, 1904) Das Bild, da hast du ja ein Totenschädel in dem noch die Augen drinne sind, gewählt. Ich weiß, du nimmst Bilder, die DIR etwas sagen, es geht nicht nach Schönheit. Es ist so als wenn er dem Schrecken der Welt nachstarrt, und es gar nicht fassen kann. Natürlich interpretiere ich das in ihn hinein, auch sehe ich das Ende des Lebens, die leere Hülle, der Geist ist verschwunden, und es bleiben nur noch Haare Augen und knochen übrig vom Leben. Das Sein ist für immer verflogen, vielleicht entwickelt sich etwas Neues aus der Asche des Lebens im Laufe von Millionen von Jahren. Dein Sonett, ist düster, eine starke Melancholie prägt die Worte und eine gute Portion Wut. Das Leben sperrt den Tod aus. Die Tür für ihn ist bei den Menschen solange verschlossen, bis er so grinst und starrt, mit seinem grausamen Übel, das er den Menschen zufügt. Eigentlich sind es die Menschen ja selber, die den Tod bei sich so wüten lassen. Sie bringen sich oft genug selbst den Tod durch Krieg und Mord. Aber auch der einfache Tod, der schleichend ins Menschenfleisch kriecht hat seine Schrecken, und läßt die Seele aufschreien, nach mehr Leben. Warum ich! Es ist ein Sonettt, das ich nicht vergessen werde, weil es leidenschaftlich klingt! Beides zusammen, wirkt auf den Sehenden, es macht betroffen, und man kann nicht umhin, man muß an das eigne Ende denken, und an die Tode, die Totenschädel, die sich die Menschen selbst um die Augen hauen. Ein starkes Werk! 55) Die Versuchung des heiligen Antonius (Otto Dix, 1940) Das Bild,verwirrt mich. Es ist auf den ersten Blick total widersprüchlich. Aber so ist die Welt! Es heißt ja auch: "Die Versuchung des heiligen Antonius", und beim zweiten Blick erkenne ich die Macht der Verführung in Form eines Teufels, der neben einem nackten Kind, das unschuldig wirkt, sitzt. Der Teufel sitzt dem heiligen Antonius im Nacken. Er ist sprichwörtlich, das Böse, per se. Über dem teufel ist noch eine gestalt im Himmel, es ist ein Engel, der zum Skelett geworden ist, seine Macht ist klein, man sieht nur die Flügel. Meines Erachtens hat der heilige Antonius große innere Zwiegespräche, die mit Moral, Kirche, Sex, und der Liebe zu tun haben. Er versucht seinen himmel zu bewahren, auch wenn die dunklen Mächte ihn niederdrücken. Dein Sonett, weist auf den Zwiespalt hin, den der Mönch lebt. Die Einseitigkeit, des Lebens, gepachtet mit der Macht der kirchlichen Wahrheit, gelingt es ihm nicht, auch das menschliche zu sehen. Die körperliche Zuneigung, die Liebe! Auch sind ihm die Alltäglichkeiten der normalen Menschen fern, da das Mönchleben einem gewissen Ritus folgt, aus dem es schwer ist auszubrechen. Das lese ich aus deinen zeilen. Auch ich habe wild interpretiert und meine Gedanken sprudeln nur so, manchmal kann es sein, das ich mich verliere.... Beides zusammen, macht nachdenklich. Es ist ein Blickwinkel auf die Kirche, die Moral und deren eigene Positionen, wie man mit Menschen umgeht, und wie man in der Kirche selber wirkt! Letzendlich verleugnet der Heilige viele seiner inneren Seiten, um der kirchlichen Wahrheit zu dienen. eKy, das hier sind zwei Sonette mit großer Ausstrahlung, deine Gedanken tragen weit, sie öffnen auch eigene Gedanken und lassen mich hinterfragen. Keine leichte Kost, aber wer dich kennt, will sowas Tiefschüfendes. Auch diese Gedichte habe ich mit einer Erwarungshaltung gelesen, und ich bin belohnt worden. Liebe Grüße sy |
11.03.2016, 16:48 | #110 |
TENEBRAE
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Hi, Sy!
Der hl. Antonius wurde - so will es die Legende - spät im Leben vom Teufel besucht, der ihn in Gestalt eines schönen Mädchens zu betören versuchte. Der Heilige war aber nach einem Leben der Askese und Einkehr schon zu weit vom allzu Irdischen entfernt, um sich noch fangen zu lassen. Der Teufel mühte sich vergebens. Diese Szene wurde oft von Malern interpretiert - ein sehr beliebtes Sujet. Ich habe das Bild von Dix, das mich zudem an die Höllenwesen des Niederländers Hieronymus Bosch erinnert, anders gedeutet: Nicht der Teufel, sondern all die ein ganzes Leben weggesperrten Ängste, Lüste und Emotionen suchen den Kirchenmann heim, all das für den Glauben Verdrängte, das jahrzehntelang in ihm schwärte, unbewältigt, weil nicht anerkannt, nicht als Teil seiner selbst akzeptiert. Jeder Glaube ist ja im Grunde eine freiwillige Einschränkung der Lebensmöglichkeiten. Vieles davon moralisch vertretbar (das aber ginge auch ohne den erhobenen Zeigefinger eines Gottes), vieles aber eben auch bloß stumpfsinniges Ritual, selbstauferlegte Buße und Kasteiung, nur dazu da, den Zusammenhalt einer Gemeinschaft zu gewährleisten, die sich über diese Inhalte und Riten definiert. Besonders augenfällig im Islam, wo die Kontrolle bis weit ins Privatleben reicht: Fünfmal TÄGLICH muss sich der Gläubige mit allen anderen seinem Gott vor die Füße werfen und ihm sybolisch die Füße küssen, verbunden mit heruntergeleierter Arschkriecherei (Das ist bei den Christen auch so, bloß einmal wöchentlich zur Sonntagsmesse, und es wird auch "bloß" gekniet. Die Schleimerei ist die gleiche!), von wegen wie groß und allmächtig der Gott sei und wie bedeutungslos und winzig im Vergleich der Anrufende: Schöne Gehirnwäsche, um die Menschen klein und demütig zu halten, gehorsam und unterwürfig jenen gegenüber, die gern behaupten, im Namen der betreffenden Götter zu sprechen oder zumindest von ihnen gesegnet zu sein! Um Teil der Gemeinschaft zu sein, muss also vieles abgeleugnet und verdrängt werden, was nicht in den jeweiligen Wertekanon passt. Keine gute Voraussetzung für geistige Gesundheit ... Funktioniert seit Aberjahrtausenden, je bildungsferner das Volk, desto besser! Beim anderen Sonett habe ich den glotzenden Schädel als den des personifizierten Todes selbst betrachtet. LG, eKy
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