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Alt 01.05.2016, 14:07   #1
Erich Kykal
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Hi, Sy!

"Junge mit Schädel": Genau diese philosophische Komponente war es, die mich das Bild wählen ließ, trotz der möglichen Implikationen. Der Anfang und das Ende des Lebens: Das "Alles-noch-bewegen-Können" sinnt über das "Nichts-mehr-bewegen-Können" nach ...

"Hausengel": Wenn je ein paar Stücke flatternden Stoffes den reinen Wahnsinn personifizieren konnten, dann diese!

"Rosa la Rouge" war wahrscheinlich Jane Avril, eine damals bekannte Tänzerin und Stripperin in der roten Mühle. Andere Stimmen benennen eine Frau namens Carmin, eine Prostituierte. Sicher ist man nicht.
Toulouse-Lautrec hatte - anders als die meisten Menschen seiner Zeit (oder heute!) - keinerlei Berührungsängste zu dieser "Sorte", im Gegenteil: Er hielt sie für "echter" und wahrhaftiger als die meisten anderen Frauen in der Gesellschaft.

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 09.05.2016, 11:56   #2
juli
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Hallo Erich,


Hier warten noch schöne Gedichte auf mich. Ich halte es nicht für eine Selbstverständlichkeit, das du das Niveau hälst. Ich nicke zustimmend und lese hier sehr gerne.

81) Pubertät (Edvard Munch, 1894)

Das Bild, zeigt ein nacktes Mädchen, es ist in der Pubertät, und wirkt zurückhaltendscheu. Die Augen sind groß und dunkel, die Haare lang und brünett, der Körper wirkt zart fast hager. Der Hintergrund ist braun, dunkelbraun, der Schatten schwarz, fast bedrohlich, das Bett auf dem sie sitzt fast weiß, es wirkt schmutzig, die farben schmieren. Ich finde das Mädchen blickt in eine Welt der Ungewißheit, die ganze Situation ist ihr nicht geheuer.

Dein Sonett, beschreibt das Erwachsenwerden eines Mädchens. Es ist nichts anrüchiges dabei, du beschreibst schlicht, das vielleicht in naher Zukunft sie zur Frau wächst, und damit auch sexuelle Wünsche war werden. Wie auch immer. Ein nachdenkliches Sonett.

Beides zusammen, bereichert sich. Das Bild, das ein scheues, nacktes Mädchen zeigt, sie versucht sich noch mit den Armen und Händen zu beschützen, die dreckigen, düsteren Farben erzeugen eine besondere Stimmung, es ist kein Bild für Unbeschwertheit. Es ist ein nachdenkliches Bild. Ebenso dein Gedicht, es beschreibt das Reifen, das Erwachsenwerden und die dazugehörige erwachende Sexualität.


82) Die Intrige (James Ensor, 1890)



Das Bild, zeigt bunt gekleidete Menschen, fast Clowns / Schweine! Doch sie haben Masken auf, das bedeutet bei dem Titel nichts Gutes. Ihre Gesinnung scheint nicht bereichernd und lustig zu sein. Ihnen liegt mehr am Spalten, an der Lüge, dem Verstecktbleiben, Wahrheiten erzählen, die keine sind, Vermutungen verbreiten und noch bunt ausschmücken um jemanden fertig zu machen!

Dein Sonett, das gefällt mir! Es hat eine Portion Wut auf die Hinterhältigen! Ich mag jedes Wort! Das steht für sich alleine da. Sehr gerne gelesen, du bedichtest auch Themen, die das menschliche erschüttern, und die wie hier: die Intrige beim Namen nennt!

Beides zusammen, ist großartig! Das Bild wäre gar nicht mein Fall, aber im Zusammenhang mit deinem Gedicht paßt es wie die Faust aufs Auge!



Zwei Bilder, die nicht mit dem Mainstream schwimmen. Aber das tust ja sowieso nicht, und das gefällt mir auch besonders. Beide forderten zum Mitdenken auf, und haben mich Bilder sehen lassen, die ich nie freiwillig angeschaut hätte.

So, die Sonne scheint, ich muß raus!

Liebe Grüße sy
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Alt 27.05.2016, 10:38   #3
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Hallo eKy,


Nun bin ich wieder in der Bilderausstellung und ich gehe weiter.....

85) Die schrecklichen Musikanten (James Ensor, 1891)


Das Bild, zeigt Musikanten, die Kreaturen sind. Sie entsprangen der Phantasie. Teilweise sind es Knochen, Tiere aber alles kleine Ungeheuer. Kein Tier ist zum Knuddeln dabei, keine Katze oder ein starker Bär. Die Farben sind bunt, fast schrill und der eine Vogel hat eine klitzekleine Note im Schnabel. Das soll wohl heißen, sie sind keine guten Musiker. Über Musik läßt sich streiten. Dem einem gefallen Heavy Metaltöne und der Andere liebt die Klassik. Schlager oder Rock, Pop, seichte Texte oder Hintergründiges, die Musik ist so bunt wie es die Menschen sind. Aber es gibt die Musiker, die die Töne egal wie auch immer, nicht treffen. Wo sich einem die Fußnägel biegen.

Dein Sonett, beschreibt eine nicht bestimmte Musikrichtung, damit läßt du dem Leser die Freiheit, seine schlechte Musik hineinzuinterpretieren. Ich mag Vieles, aber es muß das Herz des Musikers zeigen!

Beides zusammen, ergibt ein harmonisches Bild. Das Bild und dein Sonett bereichern sich. Auch läßt es den Zuschauer über seinen Musikgeschmack nachdenken, und darüber, was schreckliche Musik ist. Ich mag es eher wilder, aber auch nicht immer.


86) Aktstudie (Henri de Toulouse-Lautrec, 1883)

Das Bild, gefällt mir sehr gut, es hat etwas intimes, als wenn der Zuschauer in eine Situation geplatzt ist. Die Frau sieht sehr schön aus und die Farben sind harmonisch. Die Frau wirkt nachdenklich.

Dein Sonett, zeigt einen anderen Blickwinkel auf. Die Selbstverletzlichkeit der Frau und die Hoffnungslosigkeit wird beschrieben.

Auch diese beiden Gedichte und die Bilder waren für mich eine Überraschung. Sie gefallen mir sehr, besonders das Zweite!

Liebe Grüße sy

Bis Bald!
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Alt 27.05.2016, 12:39   #4
Erich Kykal
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Hi Sy!

Schön langsam ist das Ende in Sicht, du treueste meiner Kommentatoren!
- Ein weiterer Kuss an dich aus der bodenlosen Truhe meiner Dankbarkeit!

Das Ensorbild verstand ich eher im auf die Gesellschaft übertragenen Sinne - die Musik, die wir machen, ist unser Miteinander, wie wir miteinander umgehen und harmonieren - und da sind mitunter recht schräge Orchester am Werke!
Die Tiere sind für mich Sinnbilder wahnsinniger Seelen, die keinen Gleichklang erzeugen können oder wollen. Jeder spielt nur sein eigenes Lied, und die Kakophonie ihrer Eigensucht gerinnt zu einem Zerrbild dessen, was Musik - oder unser Zusammenspiel als Gesellschaft - sein sollte!

Das Frauenportrait ist sicher vom Wissen gefärbt, dass Toulouse-Lautrec sich in einem bestimmten Milieu aufhielt und fast nur Huren portraitierte, die er "echter" fand als die feinen Damen der Gesellschaft, in der er aufgewachsen war.


LG, eKy
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Alt 02.06.2016, 12:43   #5
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Hallo eKy,

Ich habe gesehen, daß du "Frauen" als Thema hast. Du machst vielleicht eine neue Reihe, darauf bin ich auch gespannt.

Ach was, danke das du es sagst, du brauchst kein Füllhorn der Dankbarkeit über mich schütten, dann werde ich verlegen und das geht ja gar nicht. Ich gucke hier ja auch sehr gerne Bilder, die meisten habe ich das erste Mal gesehen und die Sonette dazu sind etwas sehr Besonderes. Genug davon...

87) Chimera (Gustave Moreau, 1867)


Das Bild, zeigt eine engelähnliche Mischkreatur. Halb Pferd, Mensch und Vogel. An dieser klammert sich sich eine nackte Schöne, die diese Kreatur liebt, oder sich von Sehnsucht nach ihr verzehrt. Beide stehen am Abgrund und die Chimäre ist bereit zum Fliegen oder Abstürzen, je nach dem wie stark die Flügel sind. Es könnte Verzweiflung dahinter stehen, weil beide so körperlich verschieden sind. Auf jeden Fall ist es ein leidenschaftliches Bild! Es ruft Emotionen hervor. Ich kenne Menschen, die sind weder Mann noch Frau, und ihr innerer Prozess spiegelt sich in diesem Bild. Einige treibt es an den Abgrund, wobei es natürlich auch ein Weggehen von dem Abgrund gibt. Aber das sind keine Chimären. Ich weiß der Mensch hat schon Zwischenlebewesen kreiert. Pflanze und Tier vermischt, es ist für mich wider die Natur, denn die Evolution hast die Welt so wie sie ist in Millionen von Jahren sich langsam entwickeln lassen, sie ist ein Wunder geworden. Es gibt auch Pflanzen wie Apfelbäume die auch Pflaumen tragen. Ich bemerke ich schweife ab.... Wenn ich erst mal an menschliche Klone denke....

Dein Sonett, beschreibt eine Liebe, die zum Absturz verurteilt ist. Beide ziehen den Tod vor, um mitteinander zu gehen, denn alleine könnte keiner der Beiden sein. Du hast das sehr lyrisch bedichtet, und ohne Dramatik erzählt. Es ist ein bewegendes Sonett.

Beides zusammen, erinnert ans Leben und ans Sterben, wer sind wir? Wie sind wir? Gibt es die Liebe, wenn wir verschieden sind. Sicher! Hier ist der Tod die Möglichkeit und eine Entscheidung. Du hast das Bild mit deinen Worten dazu kunstvoll verbunden. Sehr gerne gelesen und geschaut!


88) Verwundeter (Otto Dix, 1916)

Das Bild, ist in den Kontrastfarben schwarz weiß gemalt, wobei das Schwarz überwiegt. Es ist keine leichte Kost, weil es gleich auf den Sehenden einwirkt. Der Schrecken des Krieges überfällt einem und das damit verbundene Sterben. Für was!? Das sagen sein geöffneter Mund, die aufgerissenen Augen und das Greifen an die Brust. Der Maler hat den Schrecken einfühlsam gemalt.

Dein Sonett, beschreibt die Schrecken eines Einzelnen, der in diesem Moment sieht, was Krieg bedeutet. Wer töten will, kann auch getötet werden. Du hälst dich an die Mimik und an die körperlichen Gesten des Menschen. Dein Schlußsatz mit der Erkenntnis:

Wer andere verwundet, wird zur Wunde.


regt zum Nachdenken an, und vielleicht auch zum Innehalten bevor des Krieg gibt. Es gibt immer das Wechselseitige, keiner geht da nur mit einem Sieg raus!

Beides zusammen, bereichert sich, vor allen Dingen die letzte Zeile! Sie erinnert an Frieden.

Auch hier sind zwei Bilder, die ungewöhnlich sind. Die Themen sind keine leichte Kost, aber es ist dein Blickwinkel, der sie gesehen hat und mit den Sonetten zu einem neuen Leben erweckt haben. Der Tod gehört zum Menschen mit dazu, und seine Gesichter sind vielfältig, wie auch die Menschen sind. Du urteilst nicht, du beschreibst und sagst dazu deine Meinung. Sie ist nicht moralisch.

Liebe Grüße sy
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Alt 02.06.2016, 13:25   #6
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Hi Sy!

Meine Meinung ist durchaus moralisch - aber nicht moralisierend!

Die Chimäre steht in diesem Bild für manchen Traum, an den sich Menschen wider besseres Wissen oder Vernunft klammern.
So versuchen sie auf den Schwingen ihrer Grille zu fliegen - und stürzen jämmerlich ab, da solche Fügel das Gewicht der Realität nie lange tragen.

Otto Dix war im ersten Weltkrieg und hat dieses Verwundetenbild nach seiner tatsächlichen Erinnerung gezeichnet: Ein zerschmetterter Soldat, der in Agonie brüllt, den Schrecken der Gewissheit in den geweiteten Augen, dass er sterben wird ...

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (11.06.2016 um 13:40 Uhr)
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Alt 10.06.2016, 10:48   #7
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Hallo eKy,

Die Ausstellung ist ja noch hier, sie läuft ja nicht weg, da ist ja auch schon:

89) Unterholz (Vincent van Gogh, 1887)


Das Bild, Ein Waldbild! Wunderschön! Das Grün überwiegt, es sind viele viele Blätter zu sehen, in allen Farben und Schattierungen. Die Baumstämme sind grau, graubraun. Auch strahlen gelbe Punkte, die das Sonnenlicht andeuten. Hier kann man es gut aushalten, es braucht nicht mehr. Man kann seine Gedanken ordnen, oder sich einfach der Schönheit hingeben. Als Kind war ich viel mit meinem Vater unterwegs, wir sind Rad gefahren, und sind vile Male durch Wälder gefahren. Auch war es immer eine Überraschung, weil zwischen den Blättern konnten sich die Vögel verstecken, Im Gras, die Käfer, die Kaninchen, es gab Schmetterlinge. Ich rede in der Vergangeheit, das gibt es heute ja auch noch, man muß nur hingehen, es ist viel schöner, als so ein Viereck, was Bilder aus dem Irgendwo sendet, der Fernseher. Aber ich schweife ab. Das hier ist ein magischer Platz und van Gogh hat den Moment, so wie er ihn gesehen hat gemalt.

Dein Sonett, Wunderschön! Es spricht für sich selbst.

Beides zusammen, ist märchenhaft schön



90) Die Kartoffelesser (Vincent van Gogh, 1885)

Das Bild, ist düster, die Menschen sind einfach, sie essen Kartoffeln. Der Raum sieht schlicht aus, karg. Es brennt eine Petroleumlampe. Die Menschen unterhalten sich vielleicht über den vergangenen Tag, über ihre Arbeit. Ihre Gesichter sind vom Leben gezeichnet, es sind Leid und Entbehrungen zu sehen. Sie sind nicht auf der Sonnenseite des Lebens geboren.

Dein Sonett, beschreibt die Schlichtheit des Lebens. Es sind Menschen, die froh sind Kartoffeln essen zu dürfen. Deren Zusammenhalt ist wichtiger als Entbehrungen, sie wissen wie man mit Armut umgeht, zumindest verklären sie es.

Beides zusammen, wirkt bedrückend und poetisch zugleich. Deine Worte bereichern das dunkle Bild.

Ich habe mir die Bilder und deine Sonette sehr gerne angeschaut, besonders das erste Bild:
89) Unterholz (Vincent van Gogh, 1887) liegt auf meiner Welle.

Liebe Grüße sy bis bald
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Alt 11.06.2016, 13:50   #8
Erich Kykal
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Hi Sy!

Van Gogh hat viele Bildmotive mehrmals gemalt, leicht variierend in Farben oder Pinselführung, aber immer mit demselben Motiv und Bildausschnitt. Hier hat er aber viele verschiedene Bilder namens "Unterholz" gemalt!
Mein liebstes davon findet sich schon bei den Bildern im "Lieblingsbilder(zyklus)".

Die "Kartoffelesser" stammt aus dem frühen Schaffen van Gogh's, als er noch glaubte/hoffte, akademisch malen zu sollen/können wie die alten Meister. Dementsprechend machte er viele Skizzen und Vorzeichnungen der Szene, verschiedene Ausschnitte und Abwandlungen, und er hat das Motiv - wie andere Arbeiten aus jener ersten Phase - dann auch mehrmals in Öl ausgeführt.
Später malte er intuitiv, instinktiv, ganz gesteuert vom Augenblick, sich ganz hingebend, ohne Plan oder tiefere Symbolik. Hauptsächlich für die so entstandenen Werke ist er heute weltberühmt.


Vielen Dank für deine Gedanken und dein treues Durcharbeiten dieses Fadens! Ich wünschte, ich hätte mehr derart ausdauernde Kommentatoren!

LG, eKy
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Alt 28.06.2016, 12:09   #9
juli
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Hallo eKy,

Nun bin ich in den 90igern, ich weiß nicht, ob das verrückt ist.... nein ist es nicht. Denn hier sind Überraschungen, und nu gucke ich weiter.

91) Der Tod Marats (Jacques-Louis David, 1793 )


Das Bild, ist fast ein Foto. Hier steht das Datum 1793. Ich bin Laie und kein Kunstkenner, aber ich staune, wegen der Genauigkeit und dem Detailreichtum. Der Hintergrund des Bildes ist fast schwarz, es ünterstützt die Aussage des Bildes. Hier hat sich ein Mann das Leben genommen, und zuvor seine letzten Worte auf ein Blatt Papier verewigt. Der Oberkörper des Toten ist bloß, auch dieses unterstreicht die Düsternis des Bildes und seine Aussage. Ein Freitod, ich sage bewußt Freitod, weil Selbstmord gewaltättiger ist, denn das Wort Mord bezeichnet ausnahmslos Gewalt und wirkt brachial und selbstzerstörend. Freitod ist der Weg seinen Körper in ein Jenseits zu befördern. Es ist neutraler und nicht mit dem Sinn der "Gewalt" vermengt. Wobei das Ergebnis ja das Gleiche ist und die Hinterbliebenden, wenn sie denn da sind, schutzlos und trauernd hinterläßt. Der sich selbsttötende Mensch muß schon sehr alleine und verzweifelt sein. Letzendlich ist der Freitod ein Hilferuf!

Dein Sonett, beschreibt zwei Seelen in der Brust, des sich Toten. War Marat ein besonderer Mensch? Welche Lebenentscheidungen hatte er zu fällen? Im Alter ist schwer, die eigenen Leiden und Kümmernisse zu ertragen, und wenn sein Gehirn noch fit war, der Verstand wach und der Körper ihm immmer mehr Freiheit raubte, vielleicht hat er ja die schwindende Körperlichkeit und seinen wachen Geist und seinen Verstand nicht mehr zusammengebracht. Man kann nichts mit auf die andere Seite nehmen....Er hinterließ nur letzte Worte.... ich weiß nicht, ob die verzweifelt waren.

Beides zusammen, macht nachdenklich. Du fragst viele Fragen. Die Feder sicherlich hier im Leben ein Sprachrohr und wie du sagst "Gift", das heißt seine Begabung Worte für Etwas zu finden war auch gleichzeit seine Pein. Sehe ich das richtig? Das Sonett ist nicht leicht für mich zu entschlüsseln. Es ist ein trauriges aufrüttelndes Werk, und die Frage am Ende hinterläßt mich grübelnd.


92) Verbrannter Wald (Akseli Gallen-Kallela, 1904)


Das Bild, zeigt berbrannte hohle Bäume, die einst ein schöner Wald waren. Der Amazonas wird abgeholzt wie nichts Gutes. In Europa gibt es, ich glaube nur noch in Polen ein Stück Urwald. Bäume sind die Lunge für uns Säugetiere, wir Menschen brauchen den Sauerstoff. Die Vielfältigkeit und Schönheit ist mit einem Feuer dahin. Sicherlich kann man sagen, das feuer auch eine Erneuerung bedeutet, aber wie lange braucht so ein Baum um so schön heranzuwachsen? Dieses Bild zeigt auch durch seine bleichen Farben der Asche, wie trostlos so ein Platz werden kann.

Dein Sonett, ist traurig und hoffnungsvoll zur gleichen Teilen, weil aus der Asche wieder etwas neues wächst. Es erinnert mich an Phönix aus der Asche. Ja es stimmt, wenn nicht zu viele Bäume vernichtet werden, ist ein feuer eine Erneuerung, und die ehemals großen Bäume dienen mit ihrer Asche neuem Wachstum für ihre eigenen Samen. Schleswig - Holstein ist das Bundesland mit dem wenigsten Wald in Deutschland, um so mehr schätze ich ihn und jeden Baum auf meinem Grundstück.

Beides zusammen, ist klar und verdeutlicht das Wunder der Natur, deren Sterben und Wiederwachsen.

Liebe Grüße sy

Geändert von juli (28.06.2016 um 20:10 Uhr)
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Alt 28.06.2016, 19:49   #10
Erich Kykal
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Hi Sy!

Vielen lieben Dank, du treue Seele!

Zu Marat muss ich allerdings etwas richtigstellen:

Er war als Revolutionär ein scharfer zynischer Kritiker, der in Zeitungen über jene herzog, die ihm missliebig waren, er hetzte gegen alles, was ihm querstand.
Man sagt heute, seine Hautkrankheit, wegen der er fast ständig in der Badewanne hockte, weil ihm das offenbar Erleichterung verschaffte, machte ihn so giftig. Bewiesen ist das nicht.
Eine verarmte Adelstochter (oder so), die seine Gehässigkeiten nicht mehr ertrug, verschaffte sich unter einem Vorwand Zutritt zu ihm und erstach ihn, als er ihren Empfehlungsbrief las, in der Wanne.
Sie wurde verhaftet und später hingerichtet.

"Freitod" (bitte hinten mit "d") war es also keiner.


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Geändert von Erich Kykal (08.07.2016 um 18:40 Uhr)
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