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Alt 22.08.2016, 14:57   #181
juli
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Lieber eKy,

Es ist schon etwas Zeit vergangen, seitdem ich hier war. Im Moment ist mir nicht nach politischem Zeitgeschehen, von daher ist eine Bilderausstellung eine gute Möglichkeit zu schauen, und wenn dazu auch noch Gedichte da sind, die ich nicht kenne, dann muß ich hierher.

93) Der arme Poet (Carl Spitzweg, 1839)

Das Bild, kann ich nicht sehen, der Link funktioniert nicht. Aber Das Bild ist so bekannt, das ich es nicht sehen brauche.

Dein Sonett, beschreibt ein Dichterleben. Es zeigt die Armut auf, und das Schicksal, was Denken, Dichten, Reimen und Freidenken bedeutet. Frieren aber auch innere Freiheit! Zu Schluß stimmst du dem Leben eines Träumers zu. Die Stimmung des Gedichtes gefällt mir, da es nicht anklagt oder melancholisch ist, es bestätigt den Lebensinhalt sich mit Reimen, Denken und Träumen durch die Welt zu schlagen.

Beides zusammen, dadurch das das Bild so bekannt ist, ist es leicht deinen Gedanken zu folgen. Das Sonett ist klar und deutlich. Es sind Worte für die Freiheit des Denkens!


94) Ein Sommertag (Leo Putz, 1925)

Das Bild, Zeigt ein Frau und ein Kind, beide liegen nackt und unschuldig auf einer Decke im Wald. Ein See ist in der Nähe, und er lädt ein zum Baden und zum Unbeschwert sein. Es wirkt unbekümmert und intim. Die Nähe beider ist vertraut, und es sieht nach einem Sonnentag im Sommer aus. Die Farben des Malers sind intensiv.

Das Sonett, legt den Wunsch dar, in diesem Bild zu sein, teilhaben können an der Wärme und der Nähe. Es läßt mich als Leser eine andere Sichtweise erkennen, dem kann ich folgen, und seufze für den Moment, weil es so innig ist.

Beides zusammen, wirkt in besonderer Weise, weil mein Blickwinkel auf die Gefühle fokussiert werden. Auf Innigkeit, Liebe , Nähe und arglose Zweisamkeit.

Auch diese beiden Gedichte sind wunderschön.

Die Weltgeschichte will im Moment andere Gewichtigkeiten in den Fokus schieben, aber als Mensch wird uns wie im ersten Bild, Armut und die Fähigkeit, Worte in gewisser Weise zu einem Gedicht zusammenfügen mehr beschäftigen. Die unverzichtbaren „Kleinigkeiten“ wie:habe ich es warm? Habe ich genug zu Essen? Habe ich ein Dach über dem Kopf? Entscheiden über unseren Körper auch wenn der Geist mit seinem Denken und die Gefühle frei sein wollen. So ist das Leben....Mit dieser ständigen Reibung muß ein Dichter leben. Wobei „ muß“ hört sich schon wieder nach Zwang an...

Ich hoffe für mich und unsere Kinder, dass dieses Sommertagbild, für uns als Möglichkeit der Alltagsflucht erhalten bleibt, und die inneren Schranken von Scham und „was sich gehört, und was sich nicht gehört“ nicht unsere Lebensfreude einengen.

Liebe Grüße aus dem Norden von sy
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Alt 22.08.2016, 15:17   #182
Erich Kykal
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Hi Sy!

Die treue Seele lässt nicht locker, bis alles durch ist - hab Dank für deine Beharrlichkeit!

Manchmal schließt eine Seite, und der Link geht verloren - ich werde einen anderen einfügen, danke für den Hinweis!

Deine Betrachtungen und Gedanken runden und erweitern meine Gedichte, oder bestätigen aufs Angenehmste meine Visionen!

LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 28.08.2016, 11:50   #183
Falderwald
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Standard 11) Der rote Weinberg in Arles + 12) Die weiße Katze

Servus Erich,

zwei Gedichte und zwei Bilder, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten, obwohl ihre Entstehung gar nicht so weit auseinander liegt.

Da sind zum einen die armen, schuftenden Fronarbeiter auf dem Feld und zum anderen die Katze, die es schön gemütlich hat und sich anscheinend geborgen fühlt.

Beide haben ihre Berechtigung, doch der Gegensatz könnte nicht größer sein.

Glücklicherweise ist die Fronarbeit in unseren Breiten abgeschafft (das heißt jetzt Zeitarbeit).

Die Katzen aber dürfen, je nach Einstellung ihrer Menschen, so weiterleben, wie immer.

So sehe ich in Sonett Nr. 11 nicht nur die Bildbeschreibung, sondern auch eine angebrachte Sozialkritik an den damaligen Umständen.

Sonett Nr. 12 hingegen zeigt die Verbundenheit des Menschen mit anderen Lebewesen auf dieser Erde.

Beides finde ich äußerst gelungen.


In diesem Sinne gern gelesen, betrachtet und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald


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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 28.08.2016, 12:05   #184
Erich Kykal
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Hi Faldi!

Wie schön, dass du diese Sammlung nicht vergessen hast!

Beides sind Stimmungsbilder. Den van Gogh kann man sozialkritisch sehen, muss man aber nicht. Eine ländliche Szene in vergoldendem Abendlicht. Es könnten auch die Bauernfamilien selbst sein, die sich gegenseitig bei der Ernte helfen - vor allem die armen Kleinbauern des Südens konnten sich in diesen bergigen Regionen so gut wie keine Knechte und Mägde leisten! Noch zweifelhafter, ob es Frondienst war. Aber immerhin möglich.

Die Katze genügt sich selbst - wer wenn nicht sie!

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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Geändert von Erich Kykal (16.09.2016 um 16:32 Uhr)
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Alt 16.09.2016, 10:40   #185
juli
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Hallo eKy,

95) Der Bock (Alfred Kubin, 1904)

Das Bild , da ich ja immer noch in deiner Ausstellung bin, gucke ich mir auch dieses Bild an. Vom Schnellanschauen würde ich sagen, sy gehe weiter. Weil es schwarz – weiß ist, bedrohlich wirkt, und Abgründe vermuten läßt. Aber ich gucke mal länger. Hier tanzt ein nackter Bock auf einer Untiefe und die Strudel lassen ein Untergehen vermuten. Der Blick des Bockes ist eine auf eine nackte Schöne gerichtet, die entfernt ist. Die zwei Menschen die sich im Strudel befinden sind Zuschauer und schon sehr viel näher in der Untiefe.

Dein Sonett, berichtet von der Faszination, die die Frau auf den Mann ausübt. Es ist eine Abhängigkeit, die ihn dazu verführt alles für sie zu tun. Er ist nicht mehr Herr seiner Sinn, sondern seiner Neigung Untertan.

Beides zusammen, ich versuche vorsichtig zu sein, denn dieses Bild wie auch dein Gedicht gehören in die Rubrik Sinnlich und Erotik. Ich möchte dem Dichter die Ehre lassen, und weiß das Frauen und Männer ganz unterschiedliche Sichtweisen haben können. Dabei gibt es kein Falsch und kein Richtig.


96) Der Tod als Reiter (Alfred Kubin, 1906)

Das Bild, oh, wieder so ein Düsteres, es zeigt den Tod als Reiter auf einem Pferd, oder man ist dem Tode geweiht und sitzt auf einem Pferd und das ist die letzte Brücke zum Leben, denn es schwimmt im Wasser und neben ihm versinken schon andere Menschen, Seelen, die kein Pferd mehr haben. Du merkst ich sehe das Pferd hier im Mittelpunkt, sicher ist es nicht das wichtigste an diesem Bild, weil der Titel ja sehr deutlich ist. Der Tod kämpft nicht, er sitzt gebückt auf seinem Vierbeiner, und ist auch nur noch Schemenhaft zu erkennen. Links an der Seite ragt ein Steg aus den dunklen Fluten, aber sie verheißen auch keinen weg an Land. Vielleicht habe ich das zu naiv interpretiert.

Dein Sonett, erzählt, wie sehr sich der Tod den Tod wünscht. Doch er kann nicht in die erlösenden Fluten versinken und sterben, weil die Menschen glauben, es gäbe ein Leben nach dem Tod. Der Glaube verhindert ein wirkliches Sterben. Und so ist der Tod auf seinem müden Ross in den Fluten de r Religiosität der Menschen gefangen. Für mich ist es dabei egal welchen Glauben der Mensch hat. Ich glaube wenn unsere Festplatte, das Gehirn nicht mehr funktioniert, dann existieren wir nicht mehr. Wir haben nur ein Leben. Dein Sonett erinnert daran, das wir den Weg alle einmal gehen, und ob wir wollen oder nicht, wir müssen uns mit diesem Thema auseinandersetzen.

Beides zusammen, gibt viel zu denken, und ich empfinde es als Anstoß um über dieses Thema nachzudenken. Darüber hat man bestimmt schon Bücher verfaßt, aber für jeden Einzelnen, ist der Tod ein Unikat.

Beide Bilder und Gedichte sind eigentlich etwas für den November, aber ich war gerne hier, gehe nun in die Sonne, der Sommer ist ja immer noch da! Dieser Gedichtsfaden ist sehr lyrisch und ich kehre immer wieder sehr gerne hierher zurück.

Liebe Grüße vom Nordlicht sy
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Alt 16.09.2016, 16:44   #186
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Hi Sy!

Zuerst mal: Eine "Untiefe" ist eine seichte Stelle im Wasser - also eine Stelle, an der man gerade NICHT untergeht, zB, eine Furt, dort ist das Wasser "untief", also nicht tief...

Das Bild hast du nicht genau betrachtet, sonst hättest du bemerkt, dass die nebulöse Schöne im Hintergrund eine Rute in der einen Hand hat - und mit der anderen Hand den geilen Bock am Schwanz gepackt hält!
Damit sollte die Symbolik eigentlich keiner weiteren Erklärung bedürfen ...


Beim Tod auf diesem Bild hat mich die eingefallene Müdigkeit, ja Erschöpfung fasziniert, welche die Figur hier ausstrahlt. Das ist kein Tod zum Fürchten, kein grimmer Schnitter - nein, ein unendlich trostloses Dasein der ewig gleichförmigen Pflicht zeichnet hier das Bild der Personifikation, an welchem der Gevatter lange zerbrochen scheint ...


Jetzt hast du es bald geschafft! Vielen Dank für deine Faszination und Treue!

LG, eKy
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Alt 28.09.2016, 12:15   #187
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Lieber eKy,

Wenn ich nicht mehr ganz so „bei der Sache“ bin liegt es daran, dass ich bald Oma werde.

Es ist für mich ein neuer Gedanke, das Leben aus einer ganz anderen Perspektive zu sehen. Ich freue mich riesig und bin gespannt. Hauptsache gesund! Das ist das Motto. Enkelkinder kann man Knuddeln und wieder abgeben. Die Verantwortung ist eine andere. Ich kanns gar nicht beschreiben, wie sehr ich mich darauf freue. Das wollte ich dir hier sagen.

Es kann ja sein, das ich manchmal mit meiner Interpretation daneben liege, aber du sagst es dann halt wie du das meinst, und gut ists. Die Welt ist bunt.


97) Das Eckhaus (Villa Kochmann, Dresden) (Ludwig Meidner, 1913)

Das Bild, zeigt sich verwinkelt, die Technik des Malers ist expressionistisch, es wurde in Blau – Türkis – Tönen gemalt. Es erinnert mich an alte Stadthäuser. Ich bin ja in einer Kleinstadt groß geworden und kenne diese Bauart. Nun frage ich mich, wer hinter diesen Fassaden lebt, und wie gestalten die Menschen in so einem Haus ihr Leben? Der Baum wirkt verzerrt, und fast fehl am Platz.

Dein Sonett, beschreibt den Stil, des Malers, ist aber auch sehr phantasievoll. Es zeigt die Wirrniss und das außergewöhnliche auf. Es ist kein Haus um sich wohlig zu fühlen, es sendet eher Unbehagen aus und hat etwas Bedrohliches. Es schönes Sonett!

Beides zusammen, erinnert mich an die Häuserfronten in Hamburg. Damals in den Fünfzigern, Sechzigern, sah man noch viel solche Häuser. Ich bin damals als Kind mit meiner Mutter von der Kleinstadt in die Großstadt gefahren, und solche Häuser strahlen etwas Bedrohliches, Wirres aus. Es sind nur Erinnerungen. Dein Sonett hat mich schweifen lassen, und beides zusammen finde ich sehr gelungen.

Liebe Grüße sy
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Alt 28.09.2016, 13:09   #188
Erich Kykal
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Hi Sy!

Mein letzter Kommi war keinesfalls vorwurfsvoll gemeint, falls du das so verstanden haben solltest!

Das Meidnerbild ist kubistisch abstrahiert, aber eben in aggressiv wirkender Weise, wie ich empfinde. wie du richtig bemerktest: Es beunruhigt.
Allgemein schätze ich diese älteren Bauten und ziehe sie den modernen Beton-, Stahl- und Glasfassaden jederzeit vor.

LG, eKy
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Alt 07.10.2016, 11:31   #189
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Hi eKy,

Es geht in die Zielgerade, und die Ausstellung ist bald zu Ende. Du hast ja irgendwann mal gesagt, das dir zum Ende die Bilder „ausgegangen“ sind. Davon merkt man nichts. Sie sind immer noch interessant und deine Sonette sind immer noch ein lyrischer Hochgenuß. Sie sind besonders.

98) Der Salon I (Otto Dix, 1921)

Das Bild, zeigt vier Frauen, die an einem Tisch sitzen. Es könnte ein Kneipe auf Sankt Pauli sein, oder auch einfach eine Stube. Es vier besondere Frauen. Man sieht ihre Brüste, und das ihr Leben nicht auf der Sonnenseite ist. Sie sind im Laufe ihres Lebens auf eine Seite geraten, die sie einsperrt in diesen Salon. Ihr Leben gleitet in Bahnen, die sie nicht mehr steuern. Sie sind eine Zielgruppe für Männer, wenn überhaupt, weil bei das Alter bei Frauen, Prostituierten ihre Figur und ihre Schönheit zu Nichte macht. Gefühle können sie sich in diesem Milieu nicht erlauben, nur der Halt untereinander stärkt ihre Gemeinschaft.

Dein Sonett, beschreibt die Aussichtslosigkeit der Frauen. Die Lebensfalle schlägt im Alter erbarmungslos zu. Du schreibst es viel lyrischer als ich es hier sagen kann. Das Thema ist außergewöhnlich, und dabei diskriminierst du nicht.

Beides zusammen, bereichert sich und ergänzt sich.

Gestaunt, weil das Bild so ungewöhnlich ist, ich hätte mir es nie im Leben länger als 5 Sekunden angeschaut. Aber weil du hier ein Gedicht schreibst, immer gerne geguckt.

Liebe Grüße sy

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Alt 07.10.2016, 19:29   #190
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HI Sy!

Ja, es ist nicht leicht, bei vier überalterten Puffdamen, ordinär und verlebt, wie sie sich präsentieren, nicht diskriminierend zu sein - aber so spielt das Leben mit uns! Als diese alten Huren Kinder waren, hätten sie auch nie gedacht, dass sie einmal so enden würden!
Wir treffen Entscheidungen und wählen Wege - wir denken, wir machen unseren Weg - dabei ist es der von uns gewählte Weg, der etwas mit uns macht ...

Vielen Dank für deine Gedanken!

LG, eKy
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