05.07.2011, 13:22 | #11 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, larin!
Vielen Dank für das "molto cantabile"! Mir stand dabei vor Augen, wie uns das Leben aufeinander zu und wieder auseinander treibt, bis man sich irgendwann dran abgenutzt hat und aufgibt, Gleichgesinnte zu suchen, mit denen man sein Leben vielleicht teilen könnte oder wollte. Wie selten funktioniert das auch, vor allem, wenn man schon immer allein war! Dann ist man in vielen Dingen gar nicht oder nicht mehr fähig, sich zu öffnen, sich mitzuteilen, mitzufühlen. Gleichwohl wird die Vergangenheit immer rosiger und verklärter, weil man genug Zeit hatte, all die Niederlagen und Demütigungen, all den Schmerz zu sublimieren, zu verdrängen. Und was bleibt letztlich von so einem Leben? Nichts. Niemand erinnert sich. Andererseits geht es den "anderen" ebenso - nur dauert es etwas länger. Die Ruinen unserer Leben brechen ein, das gegenwärtige Leben überwuchert sie. Eine Zeitlang gemahnen die unbewohnten Gemäuer noch an etwas Vergangenes, Überlebtes, aber irgendwann verschwinden alle Spuren. Manchmal passiert dies sogar schon noch zu Lebzeiten der Betroffenen! Das sind diejenigen, von denen es dann heißt: Er wurde erst gefunden, als es im Stiegenhaus seltsam zu riechen begann... LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (05.07.2011 um 13:27 Uhr) |
06.07.2011, 09:53 | #12 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Guten Morgen, Erich,
dein Gedicht wurde bereits mehrfach kommentiert, aber ich möchte dennoch ein paar Worte dazu sagen. Reimschema und Metrum finde ich sehr interessant, denn trotz der Variationen "fließt" der Rhythmus "durch". Was die Aussage betrifft, ich beziehe mich damit auch ein wenig auf deine Antworten: Mit Ruinen kenne ich mich recht gut aus, davon habe ich viele. Man wird mit der Zeit ein wenig "eigenbrötlerisch", das bleibt nicht aus. Nur: Sich öffnen und auf andere Menschen zugehen ist wie fahrradfahren, man kommt aus der Übung, aber verlernt es nicht völlig. Wichtig ist, sich der Tatsache bewusst zu bleiben, dass in Ruinen genug Steine zu finden sind, um mit diesen etwas Neues aufzubauen - und sich nicht entmutigen zu lassen. Was war, war; was ist, ist; und was sein wird, wird sein. Das Vergangene kann zu große Anziehungskraft entwickeln, dagegen sollte man sich zur Wehr setzen, damit Gegenwart und Zukunft nicht "aus dem Fokus" geraten. Eine einzige positive Erfahrung macht 99 Enttäuschungen wett. (Mein "Motto".) Nur nie aufgeben, sonst raubt man sich selbst die Chancen, etwas Neues und Schönes zu erfahren. Die Furcht vor erneuter Enttäuschung führt leider häufig zu einem "inneren Rückzug". Damit schützt man sich zwar vor der Gefahr erneuter Verletzungen, aber nimmt sich gleichzeitig die Möglichkeit, einmal im guten Sinne "überrascht" zu werden. Da bin ich persönlich stur wie ein Felsblock, aufgeben kommt nicht in Frage ... larin hat übrigens recht, vom musikalischen Standpunkt aus kann man dein Werk wirklich singen. Leider bin ich im musikalischen Bereich "technisch" absolut unbewandert, konnte aber doch sehr rasch in die Melodie "hinein finden". Für mich sind es immer diese Gedichte, die etwas "Besonderes" haben, denn die meisten "klingen" nicht. Nimm es also getrost als Kompliment, so ist es auch gemeint. (Das ist der Grund, warum ich manchmal bei kleinen Fehlern "Erbsen zähle", denn diese wirken auf mich wie ein Ton, der "daneben" liegt. Manchmal ist es gar kein "echter" Fehler, trotzdem bleibe ich an einer Stelle "hängen". In Gedichten ohne Melodie dagegen bin ich großzügig, denn wenn ein Werk ohnehin nicht "singt", ist es ja im Grunde genommen "egal". Ich hoffe, dass du es mir also nicht übel nimmst, wenn ich gelegentlich auf einzelne Stellen hinweise, es ist nicht besserwisserisch oder "pedantisch" gemeint - ich möchte eben einen "Haken" heraus haben, damit es "perfekt klingt" ...) Zitat:
Meine Anerkennung (und ein wenig Erstaunen) für dein "musikalisches Gefühl", das dich in die Lage versetzt, "aus dem Bauch heraus" immer wieder Gedichte zu schreiben, die (so denke ich) eigentlich sogar Lieder sind. Sehr gerne gelesen - und dir ein bisschen widersprochen. Liebe Aufbau-Grüße () Stimme
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07.07.2011, 09:38 | #13 |
TENEBRAE
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Hi, Stimme!
Vielen Dank für deinen ausführlichen und doch kurzweiligen Beitrag! Ich kann nur vorbehaltlos zustimmen - in jeglicher Hinsicht. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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