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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 30.10.2014, 20:42   #11
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Na eben, wovon du in deinem Kommi erzählt hast: Dass man vom Sterbenden noch einen Kirchenbeitritt verlangt und derlei Scherze.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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Alt 30.10.2014, 22:08   #12
AAAAAZ
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Hi eky,

danke für deine Antwort, traf sie jedoch genau das, was ich nicht meinte. Es ging um die ,,wichtigeren Dinge", um deine Überschrift aufzugreifen, und um Größe. Für einen Tiefgläubigen z.B., der gerade stirbt, stellt sich doch nicht ernsthaft die Frage, wie er es mit Gott halten sollte. Auch stellt sich nicht ernsthaft die Frage nach dessen Verlogenheit oder der Verlogenheit der Seinigen, die um ihn versammelt sind. Er stirbt und ist im Mittelpunkt des Geschehens. Er mag u.U. soetwas wie Größe besitzen, wenn ert seine immanenten Gottergebenheit weiterhin aufrecht erhält, und der Atheist besitzt vielleicht Größe, wenn er sich bei dieser schwierigen Frage bis zum Schluss in der ernsthaften Auseinandersetzung treu geblieben ist und sich nicht von Todesangst und Zweifeln steuern lässt.
In Konzentrationslagern und Luftschutzbunkern wurde im Angesicht des unmittelbar bevorstehenden Todes oft gebetet. Das war psychologisch betrachtet tröstend und hat Kräfte mobilisiert. Ein Atheist betet in dieser Situation nicht, das ist doch klar. Oder vielleicht doch, um der Solidarität Ausdruck zu verleihen, und nicht um plötzlich einem Gott zu huldigen, ich weiß es aber nicht.
Die Einstellung in der Sterbesituation selbst wird vermutlich die gesamte Lebenseinstellung wiederspiegeln, und ist so betrachtet eher als Konsequenz, und weniger als eine Stärke des Momentes oder als Größe zu verstehen. Von daher kann ich dem als Stärke empfundenen Abgang des Protagonisten nicht ganz folgen.
Und wenn das Leben bis dahin in innerer Zerrissenheit zur Glaubensfrage gelebt wurde, dann entsteht genau das Chaos, wie es Dana beschrieben hat. Dann werden die Vorzeichen vielleicht noch einmal in letzter Sekunde durch Angst und Unsicherheit verändert, die sich sicherlich schon vorher latent durchs ganze Leben gezogen haben, weil man für sich keine abschließenden Antworten finden konnte.
Es ging mir bei dem Gedanken in meiner vorherigen Antwort mehr um die Größe und Rolle des Sterbebegleiters. Diese Rolle ist viel interessanter, weil sie weniger spekulativ ausgeleuchtet werden kann. Da wir hier noch aktive im Saft stehende Dichterlinge sind, wird diese Rolle wohl auch am ehesten auf uns zukommen und gefragt sein.
Dem sterbenden Atheisten sollte ebensowenig das Kreuz entgegengehalten werden, wie dem Gläubigen die Frage nach seiner ,,offensichtlichen Verlogenheit". Denn zu den wirklich ,,wichtigeren Dingen" gehört für mich der friedvolle Abschied, der über solchen Fragen stehen sollte. Und in diesem Zusammenhang wird mEA der atheistische Sterbebegleiter keine Kreide fressen oder Prinzipien verraten, wenn er die Bedürftigkeit des gläubigen Sterbenden erkennt und sich dieser unterordnet. Was soll daran verlogen sein, wenn ein starkes Gefühl vermittelt und geschenkt wird. Seinem hässlichen Kinde wird man sagen, dass es das schönste ist, und der alten Tante, die sich redlich abgemüht hat, wird man erklären, wie gut der fürchterliche Kuchen geschmeckt hat. Das gilt für den Theisten genauso in umgekehrter Sachlage. Für mich offenbart sich darin Größe. Und Ja, natürlich kann es dem Ablebenden etwas geben, wenn diesem das gemeinsame Gebet in seinem Leben wichtig gewesen ist, und er den Todesakt spirituell erleben kann. Das ist dann vielleicht gerade das Gemeinschaftsgefühl mit den Seinen, welches er erleben kann. Hier geht es doch nicht ums missionieren, ich bitte dich. Im Mittelpunkt sollten immer der Sterbende und seine Bedürfnisse bleiben. Und der wird sich in diesem Moment am wenigsten mit der Verlogenheit seines bemühten Begleiters auseinandersetzen, oder Glaubenserwartungen an seine Sterbebegleitung haben.
Für den anderen mag es darüber hinaus natürlich noch viel ,,wichtigere Dinge" als solche Ablebens-Sentimentalitäten geben, z.B. dessen eigene Fahne für seine Prinzipien und Überzeugungen hochzuhalten, und diese unsterblich werden zu lassen. Ist aber auch ok.
L.G.AZ

Geändert von AAAAAZ (01.11.2014 um 14:07 Uhr)
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Alt 17.02.2017, 19:11   #13
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi A-Z!

Ich fand zufällig wieder mal in diesen Faden und fand deinen letzten Beitrag, den ich damals gar nicht mitbekommen hatte.

In vielen Worten bestätigst du meine Ansichten, obwohl du zu glauben scheinst, ich hätte andere. Lies nochmal das Gedicht - vielleicht verwechselst du meine Reaktionen auf die Kommentare anderer mit dem eigentlichen Inhalt und der Kernaussage meines Gedichts.

Zudem geht es in meinem Gedicht NICHT um den/die Sterbebegleiter, dort gibt es nichtmal einen, zumindest in keiner aktiven Rolle, und seine Lieben würden sich nicht so bezeichnen.
Es geht um die Größe des Sterbenden, des sich Fügenden, der seine letzten Momente erkennt, akzeptiert und dennoch/immer noch zutifst er"leben" will - und sich eben NICHT mit möglichen Nachlebenskonstrukten oder deren Nichtexistenz beschäftigt, weil das den Moment entwertet hätte.
Von DIESER Größe ist die Rede ...

LG, eKy
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