11.06.2015, 21:31 | #11 |
TENEBRAE
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Hi, Claudi!
Warum Nachteule's Satz falscher ist als meine Verkürzung (die mir übrigens selbst nicht gefällt, aber hier fand ich - noch? - keine bessere Lösung), bei der nur ein einziges kleines Hilfszeitwort fehlt? Hier die Antwort: Sein Satz verwendet - je nach Auslegung - ein falsches Wort oder lässt gleich mehrere Worte aus: Wie kann man diesen Satzbauhomunkulus zu einer sinnvollen, korrekten Phrase verlängern? "Ich steh am See, alleine bin ich mein Begleiter" Dieser Satz ist in sich unlogisch formuliert. "Alleine" und "Begleiter" schließen sich gegenseitig aus. Das ist keine "originelle lyrische Idee", das ist schlicht Blödsinn - es sei denn: "Ich steh am See und bin mein eigener Begleiter" Klingt schizophren, oder? Wie viele bin ich denn??? "Ich steh am See, die Einsamkeit ist mein Begleiter" Es gibt, wie hier ersichtlich, also eigentlich nur Sinn, wenn man das "alleine" durch gleich drei völlig andere Wörter ersetzt. DESHALB ist seine Formulierung WESENTLICH falscher als meine simple Auslassung von "sind"! Sonst noch Fragen? LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
11.06.2015, 22:55 | #12 |
Senf-Ei
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Beiträge: 861
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Hi Erich,
Du hast ja selbst drei mögliche Ergänzungen gefunden. So schwierig kann es also nicht sein. In der Phrase "alleine mein Begleiter" steckt allerdings sehr viel mehr drin als nur ein einziger bestimmter Satz. Gerade in diesem scheinbaren Gegensatz liegt doch viel Interpretationsspielraum, den ich als Leserin nach meinem eigenen Gustus deuten darf. Es könnte z.B. heißen, dass der Protagonist sich Begleitung wünscht und sich mit diesem optimistischen Gedanken über sein Alleinsein augenzwinkernd hinwegtröstet. Oder er genießt das Alleinsein gerade in diesem Moment ganz besonders. Dann liegt eine augenzwinkernde Ironie in diesem Gedanken. Wer weiß, vielleicht wollte Nachteule diesen Spielraum bewusst schaffen. Möglicherweise wollte er auch ein bestimmtes Gefühl ausdrücken, das dann halt nicht eindeutig rüber gekommen ist. Aber so lange ich nicht weiß, was der Autor tatsächlich ausdrücken will, kann ich ihm keine falsche Formulierung unterstellen. Grammatikalisch kann ich den Halbsatz als Einschub lesen. Das fällt für mich unter lyrische "Verdichtung". Wenn aber ein Satzgefüge samt Partizipialkonstruktion und Relativpronomen bereits fast ferig ausformuliert ist und dann ausgerechnet das Prädikat fehlt (auch wenn es "nur" ein Hilfsverb ist), empfinde ich persönlich das als viiiiiiiiel "falscher". Das würde ich aber auch genau so sagen und nicht etwa: "das ist eine falsche Formulierung." LG Claudi
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. Rasple die Süßholzwurzel so fein, dass es staubt, in den reichlich Geändert von Claudi (11.06.2015 um 22:59 Uhr) |
12.06.2015, 20:49 | #13 |
TENEBRAE
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Hi, Claudi!
Um diesen Diskurs, wo scheinbar der eine den andern nicht begreift, zu beenden: Nach "normalem" Sprachgebrauch empfinde ich die Formulierung eben als falsch. Da fehlt zuviel (mindestens ein "bin ich"), und man kann nach allen Gesichtspunkten der Logik nicht "alleine sein Begleiter" sein! Denn sowie man einen Begleiter hat - wie imaginär er auch sein mag - ist man NICHT mehr alleine. Ganz abgesehen davon, dass man schizo sein muss, wenn man das Gefühl hat, sich selbst zu begleiten! Nun, vielleicht verstehst du unter "falsch" etwas anderes als ich ... Mag sein, dass man im Zuge einer Argumentation betreffs "künstlerischer Freiheit" die Sprache beliebig verbiegen darf, und dass dann Unlogisches logisch wird, je nach Deutung und Lesart. Das heißt aber nicht, dass es mir gefallen muss. Diese Zeile gefällt mir nicht. Ich finde sie - welchen künstlerischen Anspruch sie auch immer erfüllen mag - inhaltlich widersprüchlich und formal fragwürdig. Soll heißen, wir reden hier einzig von meiner Meinung. Können wir uns darauf einigen? LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (13.06.2015 um 12:08 Uhr) |
16.06.2015, 00:29 | #14 | ||
Senf-Ei
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Hi Erich,
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LG Claudi
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14.07.2015, 05:09 | #15 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||||||
geehrt und gefiedert
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Hallo zusammen,
es hat etwas gedauert, bis ich euch antworten konnte, da ich erst ein paar Meinungen sammeln wollte, als sie kamen bei uns Adminkram zu tun hatte und dann sonst wenig Zeit. Und wenn ich mal Zeit hatte, war das Internet kacke. Danke fürs Warten! Ich weiß nicht genau, wie ich die kontroversen Meinungen in unterschiedlichen Beiträgen am besten beantworten kann. Ich versuche es mal, von oben nach unten im Gedicht zu tun und am Ende das eher allgemein gehaltene, in der Hoffnung, nichts zu vergessen. Komplett redundantes lasse ich aus und nehme nur das erste. Falls ich doch irgendwo mittendrin den Überblick verlieren sollte, hoffe ich, das ihr mich darauf aufmerksam macht. Zitat:
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So, der mit dem ersten Satz kann ich gefühlt die Hälfte schon abarbeiten. XD Das auslassen von Buchstaben zu Zwecken des Klanges/Metrums. Ist aus meiner Sicht also kein Problem. Was auch kontroverser Diskutiert wurde, war das "alleine mein Begleiter". Ein Grund, weswegen ich auf alle Meinungen warten wollte, war unter anderem der Versteil. Ich hatte schlicht (wie ich das Wort hasse XD) auf Claudis Meinung gespannt, da ich weiß, dass sie meine Intention meist recht gut trifft. Ausgeschrieben sollte es "Ich steh(e) am See, (ich) bin alleine mein Begleiter." heißen. Das zweite ich kann man, grammatikalisch, von dem ersten Satzteil "ziehen", da es, wie Claudi treffend sagt, ein Einschub ist. Also fehlt, wie bei Claudis Beispiel ein Wort. Mit einem Buchstaben mehr als bei dem Beispiel. XD Außerdem ist ihr zweiter Beitrag, meine Intention betreffend, schon recht nah an dem, das ich sagen würde. Allerdings weiß ich nicht, wie ich es genau ausdrücken sollte. Das Alleinsein ganz besonders empfinden (im positiven Sinne, da man so die Natur besser genießen kann) und ein besonderes Gefühl zum Ausdruck bringen, trifft es sehr gut. Das ist ja auch recht ähnlich. Jedenfalls, da ich es wie gesagt nicht genau ausdrücken kann, nominiere ich eine Mischung aus diesen beiden. Also die Betonung des Alleinseins als besonderes Gefühl. Zitat:
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Auch wenn ich wolo von thurlands Lob für den Kniff ungern zurückweisen muss, war hier Stachels (den Namen und den Avatar kenne ich doch von irgendwoher ) Antwort dir Richtige. Man kann den Gedankenstrich als Pause sehen, die die beiden Hebungen trennt oder als Zäsur, die eine Senkung ersetzten kann. Wobei das eine ziemlich ähnliche Interpretation wäre. Jedenfalls werden die beiden Hebungen getrennt, wie es sonst eine Senkung täte, dadurch ergibt sich die Pause, die sonst die unbetonte Silbe verursachen würde und: die Hebungen werden getrennt, prallen also nicht aufeinander. Die Zeit für die Vorstellungskraft und die Auflockerung sind dabei nur schöne Nebeneffekte. Zitat:
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Vielleicht: Und sollte eine Zunge gierig schnellen dann jagt Herr/der/ein Frosch -schnapp- Stubenfliegen (Wobei der erste Vers nur dann nötig ist, wenn ihr den Übergang von den Zungen im Plural zu dem einen Frosch unpassend findet. ) Zitat:
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Der Übergang gefiel mir sprachlich auch nicht wirklich. Aber ich fand keine bessere Lösung, also bin ich für eure Vorschläge sehr offen. Da ich die Verliebten gerne beibehalten würde, um die Vermenschlichung der Tiere und die damit einhergehende Frühlingsgefühle besser zum Ausdruck zu bringen, bin ich gerade am überlegen, ob es grammatikalisch möglich ist Vereinzelt/bisweilen sehe ich auch zwei Libellen Sich als Verliebte aneinanderschmiegen. Ich habe jetzt so viel gelesen und bin mir leicht verwirrt. XD Zitat:
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"Auf dem die Pusteblumensamen reiten" ersetzen. Würde das die Sache für euch verbessern? Zitat:
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Wie ich das "von" meinte, habe ich ja oben mehr oder weniger erklärt... Zitat:
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Jetzt zu den weniger expliziten Teilen. Zitat:
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Danke für eure sehr ausführliche Beschäftigung mit meinem Gedicht und eine Bitte um Verzeihung für die lange Wartezeit! Ich hoffe, nichts übersehen und keine argen Tippfehler eingebaut zu haben... nächtlicher Gruß, gutes nächtle und carpe noctem Nachteule PS: Und ich hatte gedacht, ich käme heute früher ins Bett... XD |
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14.07.2015, 17:22 | #16 | |
Lyrische Emotion
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Moin Nachteule,
dann möchte ich das mal kurz erläutern. Zitat:
Dass es einen Hebungsprall nicht gäbe, stand bei mir nie zur Diskussion. Ich sagte lediglich, dass ein solcher nur und ausschließlich nach einer eindeutigen Zäsur zustande kommen kann. Meines Erachtens ist das Setzen eines Bindestrichs eine der direktesten Arten, eine Zäsur zu bewerkstelligen. Also so, wie im Text und in meinem Beispiel beschrieben, geht der Hebungsprall in der Praxis voll in Ordnung. In freier Wildbahn allerdings wird er dir im deutschen metrischen System nicht gelingen. Es sei denn, du willst mit aller Gewalt unbedingt technisch und künstlich einen solchen konstruieren. Aber wer spricht und wer liest so und vor allen Dingen ist eine solch künstliches Konstrukt dann noch Dichtung? Ich habe also nichts gegen den Hebungsprall als solchen, aber ich frage mich, wozu er denn gut sein soll, wenn nicht tatsächlich ein zwingender oder wirklich origineller Grund für ihn spricht. Um das mal so zu sagen: "Wat soll dat fürn Sinn maken?" Liebe Grüße Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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14.07.2015, 19:25 | #17 | |
Senf-Ei
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Hi Faldi,
Zitat:
LG Claudi
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14.07.2015, 20:08 | #18 |
Lyrische Emotion
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Hi Claudi,
zeige mir einen Hebungsprall in alternierender Metrik, der nicht zusammengekünstelt ist. Das findest du nirgendwo, nicht im Jambus, nicht im Trochäus und auch nicht in Anapäst oder Daktylus. Das gibt es nämlich gar nicht und ist lediglich theoretisch möglich, aber nicht mehr in der Praxis. Kein seriöses Wörterbuch, nicht einmal der Duden, führt diesen Begriff mehr. Das Gerücht über einen solchen kursiert nur noch hartnäckig in der Dichtersprache und wird leider immer noch weiterverbreitet. Ich bleibe dabei, der Hebungsprall kommt in der modernen deutschen Lyrik ohne eindeutige, meinetwegen zusätzliche, Zäsur nicht mehr vor und kann somit allenfalls künstlich konstruiert werden. Das ist ein antikes und nicht mehr gebräuchliches Überbleibsel, welches allenfalls in der Nachbildung antiker Versmaße noch Verwendung findet. Der Sinn solcher Nachbildungen ist allerdings mehr als zweifelhaft. Liebe Grüße Falderwald
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14.07.2015, 20:59 | #20 |
Lyrische Emotion
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Aha, und wo sitzt da der Hebungsprall?
"flammt Elmsfeuer entlang - das gab's noch nie!" xXx(x)xX - xXxX oder: xXx(x)xX - XxxX Da wäre dann einer, mit Bindestrich (Zäsur) (s.o.) Elmsfeuer = Xxx Siehe Duden --> Aussprache: Ẹlmsfeuer
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