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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 29.12.2009, 16:50   #11
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

Zitat:
bedenkt der Nächte Schatten, der durchwachten,
Das geht leider nicht, weil "durchwacht" sich meines Erachtens auf die Schatten beziehen würde. Aber ich fürchte, von "stiert in die Nacht" werde ich mich verabschieden müssen. Habe nun die zweite Zeile geändert.

Zitat:
Im Garten kaut der Sohn auf der Zigarre
gedenkt der vielen Nächte, der durchwachten,
mit seinem Freund, stets griffbereit die Knarre,
Besser so?

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 29.12.2009, 17:41   #12
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

Zitat:
Das geht leider nicht, weil "durchwacht" sich meines Erachtens auf die Schatten beziehen würde.
Ja, das war auch so gewollt. "Schatten" stünde hier als Metapher für die in den besagten Nächten durchlebten (üblen) Erlebnisse der beiden. Das würde also durchaus ebenfalls gut zum Kontext passen.

Deine Idee lässt diese Metapher weg und stellt den (ursprünglich gewollten?) ausschließlichen Bezug zu den "Nächten" her.

Beide Verse sind in meinen Augen gut, passend und daher natürlich auch ohne weitere Bedenken einsetzbar.

Ich bin allerdings ein Freund von Text, der sich einem nicht beim ersten Blick sofort offenbart und gebe einer guten Metapher in einem Gedicht mehr Priorität, als direkten Aussagen. Das finde ich lyrischer bzw. lyrisch eleganter. Und als Leser kitzelt mich sowas auch mehr, als "Klartext" es tut.

Dieses Werk ist aber dein Baby und ich bin hier "nur" Kommentator. Also nimm den Vers, der dir am besten gefällt. Hübsch ist das Baby so oder so!


LG,
Abraxas
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Alt 30.12.2009, 00:21   #13
Seeräuber-Jenny
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Edit:

Ahoi Abraxas,

zwar gefallen mir die "Schatten" der Vergangenheit als Metapher sehr gut, doch sprachlich wäre es nicht korrekt. "Durchwacht" würde sich ja auf die Schatten beziehen, und es gibt keine durchwachten Schatten. Ich versuche mich ja in meinen Gedichten möglichst wenig rätselhaft auszudrücken.

Allerdings hast du recht, dass gerade im klassischen Sonett möglichst starke Metaphern verwendet werden sollten. Der "Klartext" wirkte allzu simpel.

Nun habe ich eine Lösung gefunden, die weniger erzwungen wirkt und auch auf die Schatten hindeutet.

Zitat:
Im Garten kaut der Sohn auf der Zigarre,
stiert in die Nacht - die Nacht, in der sie wachten,
er und sein Freund, stets griffbereit die Knarre,

gemeinsam über Herrenwitze lachten,
jetzt liegt er unterm Gras in Leichenstarre.
Und bald geht es erneut hinaus zum Schlachten.
Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny

Geändert von Seeräuber-Jenny (30.12.2009 um 04:20 Uhr)
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Alt 30.12.2009, 02:12   #14
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

Zitat:
zwar gefallen mir die "Schatten" der Vergangenheit als Metapher sehr gut, doch sprachlich wäre es nicht korrekt. "Durchwacht" würde sich ja auf die Schatten beziehen, und es gibt keine durchwachten Schatten.
Genau das ist ja der Kniff daran. Wenn man eine Metapher deutet, bezieht man sich auf das, was hinter der Metapher steht; sie ist lediglich Symbol.
Natürlich gibt es de Facto keine durchwachten Schatten. Hier wären ja auch nicht wortwörtlich Schatten gemeint, sondern das, wofür die Schatten stehen, sonst wär es keine Metapher, sondern einfach nur irgendein Wort. Verstehst du das? Und deshalb wäre es lyrisch definitiv "korrekt" - als Metapher eben.

Die Verse, wie sie in deinem letzten Post stehen, empfinde ich übrigens als Rückschritt. Statt sie so zu wählen, würde ich an deiner Stelle eine der beiden vorherigen Ideen bevorzugen, also entweder:

Zitat:
Zitat von Abraxas
(ge-)bedenkt der Nächte Schatten, der durchwachten,
oder:

Zitat:
Zitat von Seeräuber-Jenny
gedenkt der vielen Nächte, der durchwachten,

"stiert in die Nacht - die Nacht, in der sie wachten," ist zwar auch ganz gut, aber birgt wieder das kleine Betonungsproblemchen bei "stiert in", natürlicher Sprachrhythmus und so - deswegen Rückschritt.


LG,
Abraxas
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Alt 30.12.2009, 12:09   #15
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

ich werde das Gedicht nun vorläufig lassen wie es ist. "Stiert" mag nicht metrisch sein, doch passt es zu der unheimlichen Szenerie dieser Nacht, die allgegenwärtig ist.

Das "Gras" in der letzten Strophe hatte mir auch noch nicht so gut gefallen. Heute fällt draußen Schnee, und so kam ich auf die Idee, "Schnee" draus zu machen. Der passt besser zum Tod und zur Leichenstarre.

Nochmals Danke.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 30.12.2009, 15:40   #16
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

wie du magst, gern geschehn.

Eins sei aber noch begradigt, wenn du gestattest:

Zitat:
"Stiert" mag nicht metrisch sein
Jedes Wort ist metrisch, immer - jedes Wort hat stets seinen eigenen Sprachrhythmus, der sich im Satzgefüge zwar ggf. ändert, aber nie verloren geht.


N'guten Rutsch ins Neue!
-Abraxas
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Alt 09.01.2010, 02:13   #17
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

von dem Wort "stiert" vermochte ich mich nach wie vor nicht zu trennen. Doch habe ich an dem Gedicht einige Änderungen vorgenommen, vor allem in S2, weil diese missverstanden werden konnte.

Und natürlich hast du recht, dass jedes Wort metrisch ist. Über die Betonung lässt sich manchmal streiten, wie schon oft in Diskussionen deutlich wurde, und wenn das Gedicht mündlich vorgetragen wird, hat man darüber hinaus auch noch mal die Möglichkeit, Betonungen zu variieren.

Danke für diesen Hinweis. Die sture Ixerei mag ein Hilfsmittel sein, kann jedoch manchmal in die Irre führen, wenn die inhaltliche Aussage darunter leidet.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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Alt 10.01.2010, 15:48   #18
Abraxas
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Hallo Seeräuber-Jenny,

Zitat:
wenn die inhaltliche Aussage darunter leidet
impliziert, scheint mir, dass die formale Qualität eines Gedichts sekundärer Priorität sei? Dem kann ich nicht beipflichten. Formale und inhaltliche Qualität sind für gute Verslyrik gleichermaßen wichtig; ein guter Dichter trifft in Abwägung beider Komponenten die "goldene Mitte". Ein Gedicht, welches eine dieser Komponenten bewusst für die jeweils andere zurückstellt, ist nicht gut, sondern bestenfalls mittelmäßig. Daher sollte man sich stets bemühen, beide Aspekte so gut wie möglich auszuarbeiten.

LG,
Abraxas
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Alt 10.01.2010, 17:21   #19
Feingeist
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Liebe Jenny, hoi Abraxas,

Zitat:
Zitat von Abraxas
Daher sollte man sich stets bemühen, beide Aspekte so gut wie möglich auszuarbeiten.
Genau deswegen finde ich das stiert gelungen. Es gibt mMn kein besseres Wort, um diese Art des intensiven Blickens auszudrücken. Deswegen gehört es für mich verpflichtend in dieses Sonett;

welches im Übrigen sehr gelungen ist, liebe Jenny

Beste Grüße

Feingeist
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Alt 10.01.2010, 19:55   #20
Seeräuber-Jenny
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Ahoi Abraxas,

Zitat:
Formale und inhaltliche Qualität sind für gute Verslyrik gleichermaßen wichtig; ein guter Dichter trifft in Abwägung beider Komponenten die "goldene Mitte". Ein Gedicht, welches eine dieser Komponenten bewusst für die jeweils andere zurückstellt, ist nicht gut, sondern bestenfalls mittelmäßig. Daher sollte man sich stets bemühen, beide Aspekte so gut wie möglich auszuarbeiten.
Darin sind wir im Prinzip einer Meinung. Nur will der Spagat nicht immer gelingen, so dass eines überwiegen wird. Im Zweifel würde ich mich zugunsten des Inhalts und gegen die Form entscheiden, niemals umgekehrt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny



Ahoi Feingeist,

danke fürs Lob!

Aye, ich habe wirklich lange gegrübelt, ob sich für das in unserem Autorenkreis umstrittene "stiert" ("Unwort") eine Alternative finden ließe. Es ist mir nicht gelungen, denn es gibt nach meiner Intention keinen passenderen Ausdruck. Abraxas fand das Wort an dieser Stelle zwar grenzwertig, ließ es aber auch durchgehen, weil er es für treffend hielt.

Lieben Gruß
Seeräuber-Jenny
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