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Beschreibungen von Personen, Dingen, Zuständen, Stimmungen, Gefühlen, Situationen |
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17.05.2016, 10:35 | #1 |
Gast
Beiträge: n/a
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Lieber eKy,
Der Titel des nächsten Bildes läßt mich Abgründe ahnen. Mal sehen... 83) Die Betrunkenen (James Ensor, 1883) Das Bild, oh, ich kenne solche Szenen aus dem Leben. Ich sehe zwei Männer, der eine liegt auf dem Tisch, und der andere blickt leer in den Raum. Der Raum ist schmutzig beige, und die leere Flasche Fusel spricht für sich. Die Männer wirken gescheitert, dem Leben entflohen, es scheint so, als wenn sie kein Zuhause hätten. Ihr Inneres ist im Moment leer. Wer waren sie einst? Dein Sonett, ist ein einziger Satz! Es beschreibt die Beiden. Du richtest nicht, sprichst keine Moral sondern beschreibst wie der Jetztzustand ist, und du erinnerst an früher, wer sie einst waren. Es ist ein düsteres Gedicht, aber die Realität ist manchmal düster, deswegen finde ich dieses Gedicht auch gut. Zu allen Zeiten, wenn der Mensch zu viel Alkohol trinkt, richtet er die Persönlichkeit des einzelnen zu Grunde. Der Verfall des Körpers wird sichtbar. Beides zusammen, bereichert sich. Fragen, die beim Anschauen des Bildes auftauchen, werden im Sonett beantwortet. Es ist intensiv. 84) Salome (Franz von Stuck, 1906) Das Bild, Ich kenne Salome als Legende, und als Oper, habe diese aber nicht gesehen. Sie war eine sehr schöne Frau, die das auch wußte. Als Mann würde ich sie nur mit einer heißen Zange anfassen, denn sie brachte den Tod. Das zeigt auch das Bild. Am besten reissausnehmen, wenn man sie sieht. Dein Sonett, beschreibt die Wut und die Rache einer Frau, die verschmäht wurde, sie spielte mit ihrer Leidenschaft und mit ihrem Körper. Beides zusammen, macht neugierig auf die Oper. Ich weiß, das ist jetzt ein Gedankensprung. Und macht neugierig noch mehr Hintergründe zu erforschen. Beide Gedichte sind außergewöhnlich, wie ihre Bilder. Die Themen sind nicht alltäglich, aber es sind Menschen, die es immer wieder geben wird, weil es Menschen sind. Liebe Grüße sy |
17.05.2016, 21:48 | #2 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Sy!
Die Betrunkenen: In den 15 Jahren, die ich in der Rockerszene integriert war, habe ich Ähnliches oft gesehen - und teils selbst erlebt. Bloß auf "modern" eben ... Natürlich war ich nicht so kaputt wie die Männer im Bild, aber ich kannte den einen oder anderen, der wirklich nur noch kam, um zu saufen - die lagen dann schon um 4h nachmittags im Gras herum, weil sie nicht mehr stehen konnten. Dann wachten sie auf, soffen sich wieder um, schliefen ein Weilchen, kamen wieder und soffen weiter - bis zu dreimal hintereinander! Viel Gehirntätigkeit fand da nicht mehr statt ... Und das waren die harmlosen Typen! Alkohol wirkt bei jedem anders! Einen Teil macht er zu Stänkerern, einen Teil zu Schweinen, einen Teil zu Quenglern - und einige werden echt bösartig! Salome: Bei dem Bild hat mir einfach die Machart gefallen - wie sie gemalt wurde, auf den ersten Blick so blass und weich gezeichnet wie ein Abbild der Unschuld und Reinheit ... bis man ihr dann ins Gesicht schaut! Da erkennt man die irre Glut, die niedere Verderbtheit in diesen Augen, in dieser Miene des mühsam unterdrückten Wahnsinns, der noch - schon halb vergebens - versucht, verlockend lasziv und erotisch zu wirken. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
21.05.2016, 20:53 | #3 |
Slawische Seele
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
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7) Bordighera (Claude Monet, 1884) http://www.artchive.com/artchive/m/monet/bordighera.jpg
Lieber eKy, für heute habe ich dieses Sonett ausgewählt. Zu viert (syranie und Faldi waren auch dabei) trafen wir uns in Hermannshöhe an der Ostsee. (Schau Dir Bilder dazu an) Bestimmte Wanderabschnitte hatten kleine Ähnlichkeiten mit dem Gemälde und das Erleben und Schauen entsprach Deinem Sonett. Wir erlebten die Stille beim Frühstück und das Meer zeigte sich von seiner sommerlichsten Seite. Das wollte ich Dir erzählen. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
22.05.2016, 21:59 | #4 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi Dana!
Ob die Ostseeküste bei Strahlewetter der Mittelmeerküste gleichen kann, vermag ich nicht zu beurteilen. Berufene sagen, das Licht wäre anders zwischen Süden und Norden, und im Sonett ist viel von jenem Licht die Rede, von Süden und Zikaden ... Aber schön, wenn es dennoch für einen Vergleich dienlich sein kann! Vielen Dank für deine Gedanken! LG, eKy
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20.06.2016, 18:39 | #5 |
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.910
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10) Rotes Haus im Park (August Macke)
Servus Erich,
etwas über dem Zentrum des Bildes steht das "Rote Haus", fast schon im Hintergrund, während der breite Zufahrts(gangs)weg den Blick zunächst gefangen nimmt. Der Weg kommt bergan durch den Wald von rechts und schlägt einen 90° Winkel ein, bevor er geradeaus zum Haus führt. Links und rechts ist er umsäumt von Bäumen. Das Bild ist sehr bunt und in kräftigen Farben gemalt, es wirkt anfänglich naiv, jedoch wenn man sich tiefer hineinversenkt, dann bekommt es etwas Geheimnisvolles. Und genau da setzt das Sonett ein. Es stellt spekulative Fragen, z.B. wer dort wohnen mag, ob seine Pforte dem Besucher offen steht und ob ihm ggfs. Gastlichkeit gewährt wird. Dabei bleibt der Text durchaus beschreibend, obwohl die Neugier auf jeden Fall dominiert. Letztendlich kommt das Sonett zu dem Schluss, dass man diese Fragen wohl nicht beantworten kann, bzw. nicht mehr beantworten kann, denn es ist ja ein längst vergangener Moment, der dort bildlich eingefangen wurde. Es bleibt Betrachter und Leser nichts anderes übrig, als den eigenen Weg zu gehen und somit persönliche Erfahrungen zu machen, die letztendlich darüber entscheiden, wer zum Narren und wer zum Weisen wird. Das hat mir gut gefallen, auch in der Kombination. Gern gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald PS: So, 10 % habe ich geschafft. Ist doch schon mal was...
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
21.06.2016, 14:51 | #6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!
Vielen Dank! @ dein "PS" - Wenn du dich sehr quälen musst, entlasse ich dich gern aus der Pflicht, wenn du es als solche empfindest, ALLES der Reihe nach zu kommentieren. Such die ruhig nur deine Perlen heraus ... Aber natürlich freut es mich umso mehr, wenn dir ALLES gefällt! Listige Grüße, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
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