25.03.2009, 08:55 | #21 |
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Es war so:
Erleichtert stieg ich in die Straßenbahn ein, in dem Glauben, nun sei der Abenteuer-Abend vorbei. Doch ich kam vom Regen in die Traufe! Die Straßenbahn war eine Kombination von Unterführung und Haltestelle. Auf dem Boden waren mehrere Bierlachen, und leere Flaschen rollten ständig hin und her. Ein paar Sitzreihen weiter vorne saßen volle und lebende Flaschen: Betrunkene Jugendliche, die lautstark gröhlten und stritten und lärmten und herumhampelten ... und ... und .. und ... Und ich war nun mit ihnen gefangen! Sonst war niemand im Abteil .... Schaffner gibt es ja schon längst nicht mehr, und Fahrer kümmern sich kaum darum, was in ihrer Bahn so passiert. Ich blieb gottergeben so lange auf meinem Platz sitzen, bis die Bahn die Innenstadt erreicht hatte. Dort stieg ich auf dem belebten Marktplatz aus und nahm eine andere Linie! Und erst in dieser Linie dann hatte das Grauen ein Ende! |
25.03.2009, 08:55 | #22 |
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Und hier noch eine Fahrt des Grauens:
~~~~~~~~~~~~~~~~ Es war so: Bei der Eröffnung einer neuen Linie ist es in Karlsruhe Sitte, dass die Fahrt umsonst ist - ein ganzes Wochenende lang. Und an der Endhaltestelle der neuen Linie gibt es ein Volksfest. Das wollte ich mir auch bei der Eröffnung der Heide-Linie nicht entgehen lassen. Und noch heute denke ich mit Schrecken an jene Fahrt. Die Straßenbahn war total überfüllt. Wenige Glückliche saßen, alle andern standen - und schlimmer als die Heringe. Man bekam kaum Luft. Neben mir ein Mann mit einem etwas 12-jährigen Kind. Das Kind quengelte hysterisch in einem fort: "Papaaaaaaaaaaaa! Wir müssen jetzt aussteigen!" Der Papa beruhigte ständig: "Nein, wir fahren doch bis zur Endhaltestelle! Und die kommt noch lange nicht!" Doch das Kind quengelte andauernd lautstark und nervtötend weiter. Bei einem Fünfjährigen hätte ich das noch verstanden, aber eine Zwölfjährige war einfach zu alt für solch andauerndes nerviges Dummschwätzen. Denn: Wenn man eines nicht übersehen und verpassen kann, dann ist das eine Endhaltestelle. Und es war kein Entkommen. Ich sehnte die Endhaltestelle herbei. Doch daaaaaaaaaaaaas dauerte. Die Bahn fuhr nämlich aufreizend langsam, fast Schritt-Tempo. Da wir ja durch Wohngebiete fuhren, hatte der Fahrer wohl Anweisung, erst mal gaaaaaaaanz laaaaangsam zu fahren, weil die Leute noch nicht daran gewohnt waren, dass eine Bahn kommen könnte. Endlich waren wir doch da. Und welche Enttäuschung! Das Fest war fast nicht existent. Auf einer tiefergelegenen Wiese gab es ein paar lieblose und un-origininelle Stände. Die Wiese war völlig verschlammt und aufgeweicht. Ein paar Holzbretter lagen herum, aber die reichten nicht. Man musste zum Teil durch den tiefen Schlamm waten, ob man wollte oder nicht. Ich verzichtete auf das traditionelle Bier und die Bratwurst und ging wieder zur Haltestelle. Zumindestens einen Sitzplatz würde ich ja nun bekommen, dachte ich. Aber nein! Denn viele Fahrgäste stiegen an der Endhaltestelle gar nicht erst aus, sonden blieben sitzen und fuhren wieder zurück. Also durfte ich wieder stehen. Ein Trost nur: Diesmal ohne diese 12-jährige Nervensäge dicht neben mir ... |
25.03.2009, 08:56 | #23 |
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Und nun folgt eine Szene, deren Überschift sein könnte:
"Das Handy des Grauens". Und auch diese Szene spielt in einer Karlsruher Straßenbahn. ---------------------------------- Was das Thema "Handy" angeht, bin ich leidgeprüft. In den Karlsruher Straßenbahnen wird man oft genug belabert von Leuten, die unbekümmert so laut in ihr Handy quatschen, als wären sie allein auf der Welt. Wahrscheinlich wird man sich an diese Unsitte gewöhnen müssen - doch ich habe es noch nicht getan. An einem Abend nun quatschte eine junge Frau besonders laut in ihr Handy, so als sei die Straßenbahn ihr Wohnzimmer. Immer wieder auch lachte oder kreischte sie, und redete völlig unbekümmert über doch eher private Dinge. In der halbleeren Bahn begannen einige unfreiwillige Mithörer zu schmunzeln. Doch niemand sagte etwas. Was soll man auch sagen, ohne dumm angemacht zu werden? Der Waldbaum saß still und schwieg. Aber dann stand er spontan auf, und tippte mit seinen Zweigen der Frau von hinten sanft auf die Schulter. Sie drehte sich um und schaute mir ins Gesicht. In dieser Sekunde wusste ich noch nicht, was ich sagen würde, doch ich fand, es musste etwas gesagt werden. Und ich hörte mich sagen: "Liebe Frau, es ist nicht richtig, was Sie da machen. Wir hören nur die eine Seite der Geschichte! Man muss aber immer BEIDE Seiten einer Geschichte hören, um sich ein Bild machen zu können. AUDIATUR ET ALTERA PARS! Wie schon meine Vorfahren, die Römer sagten. Können Sie nicht ihr Handy so einstellen, dass wir hier auch hören, was Ihr Partner zu sagen hat? Sie machen sich zwar schon recht gut als Allein-Unterhalterin. Aber wir würden doch gerne das GANZE Stück hören, nicht nur die Hälfte!" Dann ging ich wieder an meinen Platz. Leider hatte ich keinen Erfolg ..... Denn anstelle ihren Partner nun auch hörbar zu machen, sprach die junge Frau nun so leise, dass man kein einziges Wort mehr verstand. Schade! Da bittet man mal freundlich um was - und dann das! Undank ist der Welt Lohn! |
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