17.11.2011, 10:07 | #51 |
Schüttelgreis
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Christian Morgenstern gehört schon seit meiner Jugendzeit zu meinen Lieblingsautoren, und ich habe schon damals mit grotesken Gedichten versucht, auf Morgensterns Pfaden zu wandeln. Daraus entstand dann auch mal eine Rundfunksendung im damaligen Süddeutschen Rundfunk mit dem Titel "Flöhezimt und Morgenstern", gesprochen von Hanns Dieter Hüsch. |
21.11.2011, 10:42 | #52 |
ADäquat
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NAIVE ROMANTIK? Ich und Du Wir träumten voneinander und sind davon erwacht. Wir leben, um uns zu lieben, und sinken in die Nacht. Du tratst aus meinem Traume, aus deinem trat ich hervor. Wir sterben, wenn sich eines im anderen ganz verlor. Auf einer Lilie zittern zwei Tropfen, rein und rund. Zerfließen in eins und rollen hinab in des Kelches Grund - Friedrich Hebbel- ************************************************** *
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Geändert von Chavali (23.11.2011 um 22:53 Uhr) Grund: kleiner Tippfehler *thx* ;) |
23.11.2011, 21:12 | #53 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Kurt Tucholsky (1919)
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29.12.2011, 14:13 | #54 |
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Zum 85. Todestag von Rainer Maria Rilke: .
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30.12.2011, 10:05 | #55 |
ADäquat
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Theodor Fontane
(1819 - 1898) 192. Geburtstag am 30.12. Alles still! Alles still! Es tanzt den Reigen Mondenstrahl in Wald und Flur, Und darüber thront das Schweigen Und der Winterhimmel nur. Alles still! Vergeblich lauschet Man der Krähe heisrem Schrei. Keiner Fichte Wipfel rauschet, Und kein Bächlein summt vorbei. Alles still! Die Dorfeshütten Sind wie Gräber anzusehn, Die, von Schnee bedeckt, inmitten Eines weiten Friedhofs stehn. Alles still! Nichts hör ich klopfen Als mein Herze durch die Nacht Heiße Tränen niedertropfen Auf die kalte Winterpracht. ************************************************** ***************** Ein neues Buch, ein neues Jahr was werden die Tage bringen? Wirds werden, wie es immer war, halb scheitern, halb gelingen? Ich möchte leben, bis all dies Glühn rücklässt einen leuchtenden Funken. Und nicht vergeht, wie die Flamm im Kamin, die eben zu Asche gesunken. ************************************************** ******************************
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03.01.2012, 11:33 | #56 |
ADäquat
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Theodor Storm
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21.01.2012, 23:40 | #57 |
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Heute hatte ich ein wenig "Balsam" nötig, daher ein Gedicht von Eduard Mörike, das mich immer wieder zum Schmunzeln bringt:
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02.02.2012, 20:56 | #58 |
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Der Bau der Marienkirche zu Lübeck Eine Sage
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10.06.2012, 19:30 | #59 |
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ich steure mal meins bei:
Mondnacht Es war, als hätt' der Himmel Die Erde still geküsst, Dass sie im Blütenschimmer Von ihm nun träumen müsst'. Die Luft ging durch die Felder, Die Ähren wogten sacht, Es rauschten leis' die Wälder, So sternklar war die Nacht. Und meine Seele spannte Weit ihre Flügel aus, Flog durch die stillen Lande, Als flöge sie nach Haus. Joseph von Eichendorff |
09.10.2012, 21:06 | #60 |
ADäquat
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Am Birkenbaum Ferdinand Freiligrath Der junge Jäger am Waldrand saß, am Waldrand auf der Haar. Wie Blut schon die Blätter, gebleicht das Gras, doch der Himmel sonnig und klar. Er sprach: Die Bracken ziehn sich zur Möhne! Vergebens mich auf den Fuchs gefreut! Fern, immer ferner des Hornes Töne – Kein Schuß mehr fällt auf dem Brandholz heut! Ob ich nach nur schlendre? Den Teufel auch! Ich lob mir im Sonnenschein das Eckchen hier am Wacholderstrauch und den grauen, moosigen Stein! Drauf streck ich mich aus, den nehm ich zum Polster, an die Buche lehn ich mein Doppelgewehr! Und nun aus dem Dichterwinkel der Holster, mein Jagdgenosse, mein Byron, komm her! – Und er nimmt seinen Weidsack und langt sie herfür, die ihn öfters begleitete schon, die höchst unwürd'ge auf Löschpapier, die Zwickauer Edition. Den Mazeppa hat er sich aufgeschlagen: Muß sehn, ob ich's deutsch nur reimen kann! Mögen immer die andern lachen und sagen: Ha, ha, der lateinische Jägersmann! Er liest – er sinnt – nun schreibt er sich's auf; nun scheint er so recht im Fluß – Da nimmt er vor Freuden den Doppellauf und tut in die Luft einen Schuß. So hat er es lange Stunden getrieben, ein närrischer Kauz, ein Stück Poet, bis ihm, mit Bleistift flott geschrieben, ein saubrer Anfang im Taschenbuch steht. Er reibt sich die Hände – Und nun nach Haus! Zwei Stunden noch hab ich zu gehn; nur ein einzig Mal noch hinab und hinaus in die Ebene will ich spähn; will mir Schimmer und Duft in die Seele saugen, daß sie Freude noch und zu zehren hat, wenn mir wieder die fernedurstigen Augen auf Wochen einengt die graue Stadt. Da liegt sie finster mit Türmen und Wall, die mich lehren soll den Erwerb, die mich grämlich sperrt in der Prosa Stall, und Dichten heißt Zeitverderb! Wenn ich manchmal nicht auf den Rappen müßte, hätt ich manchmal nicht einen Jagdtag frei, einen Tag wie heut – Schwerenot, ich wüßte keinen Rat meiner heimlichen Reimerei! Da liegt sie – herbstlicher Duft ihr Kleid – in der Abendsonne Brand! Und hinter ihr, endlos, meilenweit, das leuchtende Münsterland! Ein Blitz wie Silber – das ist die Lippe! Links hier des Hellwegs goldene Au! Und dort zur Rechten, überm Gestrüppe, das ist meines Osnings dämmerndes Blau! Eine Fläche das! So, denk ich mir, war die Flur, die Mazeppa durchsprengt! Oder jene, drauf der russische Zar den schwedischen Karl gedrängt! Zwar – milder und üppiger ist die Börde, doch wir haben auch Heidegrund und Moor und wilden Busch auf der roten Erde – Ob auch hier schon wer eine Schlacht verlor? - So denkt er, und hat es laut wohl gesagt; 2da tritt ein Mann auf ihn zu: Ein Bauer – und wenn ihr mehr noch fragt: Der Hüter einer Kuh. Die langen Glieder umhüllt ein schlichter Leinrock, das bläuliche Auge sticht, die Lippe zuckt – so tritt er zum Dichter, so lächelt er seltsamlich und spricht: Guten Abend, Herr! Ob man Schlachten schlug in der Ebene dort – fürwahr, ich hab's nicht erfahren! Lest nach im Buch! Mich kümmert wenig, was war! Ich schaue nur aus nach den künftigen Tagen – So spricht vom Haarstrang der alte Hirt: Eine Schlacht wohl sah ich dort unten schlagen, doch eine, die man erst schlagen wird! Ich habe sie dreimal mit angesehn! Oh, öd ist die Haar bei Nacht! Ich aber muß auf vom Bette stehn – Dann hat es mich hergebracht! Just, Herr, wo Ihr steht – just hier auf den Felsen, da hat es mich Sträubenden hingestellt! Und hätt ich gewandt mich mit hundert Hälsen, doch hätt ich hinabschaun müssen ins Feld! Und ich sah hinab und ich sah genau – da schwammen Äcker in Blut! Da hing's an den Ähren wie roter Tau, und der Himmel war eine Glut! Um die Höfe sah ich die Flamme wehen, und die Dörfer brannten wie dürres Gras: Es war, als hätt ich die Welt gesehen durch Höhrauch oder durch farbig Glas! Und zwei Heere, zahllos wie Blätter im Busch, hieben wild aufeinander ein; das eine, mit hellem Trompetentusch, zog heran in der Richtung vom Rhein. Das waren die Völker des Westens, die Freien! Bis zum Haarweg scholl ihrer Pferde Gewiehr, und voraus flog ihren unendlichen Reihen im Rauche des Pulvers ein rot Panier! Rot, Rot, Rot! Das einige Rot! Kein prunkendes Wappen drauf! Das trieb sie hinein in den jauchzenden Tod, das band sie, das hielt sie zuhauf! Das warf sie entgegen den Sklaven aus Osten, die, das Banner bestickt mit wildem Getier, unabsehbar über die Fläche tosten auf das dröhnende, zitternde Kampfrevier. Und ich wußte – doch hat es mir keiner gesagt! –, das ist die letzte Schlacht, die der Osten gegen den Westen wagt um den Sieg und um die Macht! Das ist der Knechtschaft letztes Verenden! Das ist, wie nie noch ein Würfel fiel aus der Könige kalten, bebenden Händen, der letzte Wurf in dem alten Spiel! Denn dies ist die Schlacht um den Birkenbaum! – Und ich sah seinen weißen Stamm, und er stand und regte die Blätter kaum, denn sie waren schwer und klamm! Waren klamm von Blut, das der blutige Reigen an die zitternden wild in die Höhe gespritzt; und so stand er mit traurig hangenden Zweigen, von Kartätschen und springenden Bomben umblitzt. Auf einmal hub er zu säuseln an, und ein Licht flog über die Haar – Und den Osten sah ich geworfen dann von des Westens drängender Schar. Die Zäume verhängt und die Fahnen zertreten und die Führer zermalmt von der Hufe Wucht und im Nacken der Freiheit Gerichtstrompeten – so von dannen jagte die rasende Flucht. Da! zu uns auch herauf! – Da seht ihr sie nicht? Durch den Hohlweg und über den Stein! Da! – - zum vierten Mal nun das gleiche Gesicht und der gleiche lodernde Schein! – Da! – tretet beiseit, daß kein fliegender Zügel, daß kein sausender Dolman den Arm euch streift! noch des Mannes Haupt, den, hangend im Bügel, eben jetzt sein Pferd durch den Ginster schleift! Da! – es stürzt! – das edelste dieser Schlacht! – 3Der Geschleifte liegt tot im Farn! Und über ihn weg nun die wilde Jagd, die Lafetten, die Pulverkarrn! – Wer denkt noch an den? Wer unter den Wagen risse den noch hervor? Was Bahre, was Sarg! Hört, Herr – doch dürft ihr es keinem sagen! –, so stirbt in Europa der letzte Monarch! Dem jungen Jäger schwirrt es im Kopf, und er tat einen langen Satz, und er fluchte: Vermaledeiter Tropf und vermaledeiter Platz! Doch der Alte, kühl wie ein Seher eben, sah ihm ruhig nach von des Holzes Saum: Ja, flucht nur, Herr Junge! Könnt's doch noch erleben! Seid ja siebenzehn oder achtzehn kaum! Dann pfiff er und zog übers Stoppelfeld – Noch hat sich das Wort nicht erfüllt! Doch der Birkenbaum steht ungefällt, und zwei Lager heute zerklüften die Welt, und ein Hüben, ein Drüben nur gilt! Schon gab es Geplänkel: doch dauernd schlichten wird ein Schlag nur, wie jener, den wachsenden Strauß – Und dem Jäger kommen die alten Geschichten,
und er denkt: Schlüge dennoch das Volk in Gesichten seines nahenden Welttags Siege voraus? Interessant - oder?
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