30.07.2012, 08:35 | #81 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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so - noch mal ran an die arbeit!
46 - WALDPFAD MIT FARNEN (Isaak Levitan, 1895) http://www.museumsyndicate.com/item.php?item=3641 Und wär nur eins der abertausend Grüne in diesem Walde mein, nur mein allein - ich malte wieder diesem Bild es ein, darin es fehlte dieser großen Bühne der schönsten Augenblicke meines Seins. Wie war ich dort zu Hause alle Tage, fernab der Menschen Ungemach und Plage, und war wie alle Grüne - und doch keins. Zutiefst erlebtes, tröstliches Verträumen geborgter Zeit in diesem kühlen Raum des Dämmerschattenspiels von hohen Bäumen. Wie geh ich auf in dieser Offenbarung: Ist es noch Wirklichkeit, ist es schon Traum? Verlass mich nie, oh köstliche Erfahrung! hab nur wenig zu bemeckern - höchstens auf ein paar kleinigkeiten hinzuweisen, z.b. in str. 1: Und wär nur eins der abertausend Grüne in diesem Walde mein, nur mein allein - ich malte wieder diesem Bild es ein, darin es fehlte dieser großen Bühne da könnte eines von beiden vielleicht ein "jenes" werden? und die interpunktion an folgender stelle lässt mich auch ein wenig grübeln: ..... Wie war ich dort zu Hause alle Tage, fernab der Menschen Ungemach und Plage, und war wie alle Grüne - und doch keins____ (Wär da nicht ein Rufezeichen angebrachter? Andererseits steht das folgende terzett ohne Verb da - deshlab plädiere ich doch eher für einen Doppelpunkt, dafür das Rufezeichen ganz am Ende des Sinnbogens: Wie war ich dort zu Hause alle Tage, fernab der Menschen Ungemach und Plage, und war wie alle Grüne - und doch keins: Zutiefst erlebtes, tröstliches Verträumen geborgter Zeit in diesem kühlen Raum des Dämmerschattenspiels von hohen Bäumen! das wärs aber dann schon. weitere "haare in der suppe" kann ich nicht finden - deine gedichte sind dazu einfach zu gediegen konzipiert. nur noch ein wort zum bild: mir persönlich ist das viel zu einheitsgrün! da ist mir ja ein teller spinat noch lieber! aber als sprechvorlage für eliza doolittle könnte es ja gepasst habe: es grünt so grün..... nun musst du dich ein wenig gedulden - denn ich fahre (nein, nicht in grüne, sondern): ins blaue! lg, larin
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30.07.2012, 11:49 | #82 |
TENEBRAE
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Hi, Larin!
Vielen Dank für deinen Kommi! Wegen des "diesem/dieser" in S1 habe ich auch überlegt, aber das "jenem" oder "jener" klingt in der Satzmelodie ncht so gut, hemmt eher den von mir so über alles geschätzen Fluss. Da in Z3 das "diesem" nicht so stark betont ist wie das folgende "Bild", und da man in Z4 ja das "großen" betont und das "dieser" davor unbetont ist, dachte ich mir, dass es im Vortrag eigentlich gar nicht auffällt. Ganz glücklich bin ich nicht damit - Perfektionist eben - und ich werde darüber noch nachgrübeln. Mit Satzzeichen sollte man sparsam sein, vor allem mit Doppelpunkten und Rufzeichen. Das " - und doch keins." wird zudem nicht ausrufend gelesen, eher kontemplativ-nachdenklich-bedauernd. Ein Rufzeichen wäre da fehl am Platze. Der Doppelpunkt machte da eher Sinn, aber ich habe darauf verzichtet, da er für mich immer so etwas Bürokratisches an sich hat, eine Anmutung von Listen oder Definitionen, hemdsärmelig und kleinkariert. Das ist natürlich eine sehr subjektive Färbung. Aber da ich weiter unten ohnehin schon einen Doppelpunkt habe, wollte ich damit nicht inflationär umgehen. Dasselbe gilt für ein mögliches Rufzeichen nach "Bäumen". Zum Bild selber: Genau dieses "grüne" Licht, dieses Ton-in-Ton-Glühen kenne ich von meinen ausgedehnten Waldwanderungen. In bestimmtem Licht erscheint es genauso wie hier gemalt, wenn das Laubdach dicht genug ist - eine grüne Dämmerwelt, kühl, fast höhlenartig. In Laub- und Auwäldern kann man diese Stimmung zuweilen erleben. Ich finde es sehr treffend gemalt, fühlte mich sofort in diesem Bild zuhause! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
30.07.2012, 23:30 | #83 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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also in natura würde mir das grün-in grün- halbdunkel wohl sehr viel besser gefallen -
doch auf dem bild suche ich immer verzweifelt nach einem andersfarbigen kontrastpunkt, irgendetwas, auf das ich mein augenmerk richten kann. wenn da wo ein goldkettchen läge oder ein halboffner liebesbrief, ein linker schuh oder ein krummer dolch....... das gäbe mir gedankenfutter!
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31.07.2012, 15:32 | #84 |
TENEBRAE
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Ich bin da anders: Jedes solche Artefakt würde die Reinheit der Szenerie in meinen Augen verderben, ja - verseuchen. Natur, möglichst ohne Hinweise auf menschliche "Zivilisation" - mehr "Futter" braucht meine Seele nicht...
LG, eKy
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05.08.2012, 13:22 | #85 |
TENEBRAE
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DER ZYKLUS IST FERTIG!
Besonderen Dank an Falderwald und Dana für viel Hilfe in jeglicher Hinsicht. Ebenso an a.c.larin, weil sie nie müde wurde, mich schwer zu Überzeugenden zu kommentieren. Dank auch an GinTon, der mir freundlich und unaufgefordert half, als ich noch nicht verlinken konnte. Und Dank an alle, die freundliche Worte und Aufmunterung für mich übrig hatten! LG, eKy
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07.08.2012, 22:59 | #86 |
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und weil frauen angeblich gerne das letzte wort haben wollen - hier ist meines - und zwar zu diesem bild:
47 - AM STRAND (Winslow Homer, 1875) ---> zum Bild Noch einmal Knabe sein und nichts zu wissen, als tagzuträumen vor dem Horizonte, der endlos schien und alles werden konnte, so wie man selber auch. Ach, wie vermissen wir jene ungebundnen, freien Stunden mit guten Freunden in des Sommers Licht. Was haben wir an großer Zukunft nicht uns damals vorgestellt, verloren und gefunden. Noch einmal Kind sein und die Zeit vergessen, die uns veränderte und so bezwang. Wem solch ein lichter Augenblick gelang, vermag allein die Wehmut zu ermessen, die manchem vor dem Bilde widerklang, in dem drei Knaben auf dem Stein gesessen. da ich gerade vom strandurlaub zurückgekommen bin, kann ich nur eines sagen: das gedicht ist perfekt! genau so fühlt es sich an, genau so kann man empfinden, genau so bin auch ich dort gesessen ( nur, ohne großen hut und ohne lange hemdsärmel - und natürlich hab ich mir auch nicht gewünscht, noch mal ein kleiner junge zu sein....). der blick in die schier endlose weite des meeres - der hat etwas überaus entspannendes, träumerisches.... und wenn man dann auch noch ein bisschen was erfahren hat über die geschichte dieses meeres, über die geologische vergangenheit des bodens, den man da beschreitet und die unglaublich langen zeiträume bedenkt, die der ozean schon zeit hatte, um das land zu formen..... egal wie groß oder alt wir auch werden: vor dem ozean bleiben wir alle klein. schönes bild, wunderbares gedicht! danke! ich träume noch weiter...... lg, larin
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08.08.2012, 21:11 | #87 |
TENEBRAE
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Hi, Larin!
Gerne ließe ich dir das letzte Wort, indes, es wäre unhöflich, einen so netten Kommi nicht zu beantworten! (Das tröstet, nachdem einer bei YouTube mein Gedicht "An eine namenlose Hure" unter anderen beleidigenden Frechheiten als "pathetischen Schwachsinn" bezeichnet hat - die Pest über diesen unreifen "Ahab"!!!) Vielen Dank also für dein "Träumen"! LG, eKy
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24.08.2012, 23:50 | #88 | ||||
Lyrische Emotion
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Nr. 13
Servus Erich,
ich denke, hier wird man immer wieder gerne fündig. Ich sollte mir wohl langsam eine Liste anlegen, um einen Überblick zu erhalten, welches Sonett ich schon kommentiert habe... Nun gut, diesmal habe ich mir Sonett Nr. 13 ausgesucht, also "Bäume und Unterholz", vom gleichnamigen Bild des Malers Vincent van Gogh inspiriert. Zitat:
Die kleine Lichtung im Zentrum des Bildes ist tatsächlich die am hellsten erleuchtete Fläche. Der Blick aus dem dunklen, belaubten Wald, wo kein Sonnenstrahl den Boden trifft, ist sehr treffend in diesem ersten Quartett dargestellt. Einzige Anmerkung: Ein "un"bewusstes Mühen wäre mir aus philosophischer Sicht lieber gewesen, weil es die Objektivität unterstrichen hätte, die etwas verloren geht, weil das "Selbst"bewusste Mühen dem beschriebenen Ding m. E. eine menschliche Eigenschaft verleiht. Aber das ist wirklich nur ganz am Rande erwähnt und soll jetzt nicht in eine Diskussion ausarten. Zitat:
Es gibt tatsächlich keine dickeren Stämme dort, fast alles junge Bäume die in gegenseitiger Konkurrenz Ast- und Zweigwerk zum Licht heben wollen. Auch die "un"erklärte Sehnsucht ist hier genau richtig (s.o.), ein kleiner eigener Kosmos, in dem diese Lebewesen nach der für sie wichtigen Energie des Lebens streben. Zitat:
Bleiben die beiden Quartette noch beschreibend und die Stimmung einfangend, taucht hier zum ersten Mal die Idee auf, die ein Gedicht ausmacht. Hier ist es das Geheimnis der Zweige, deren Laub im Wind raschelt, was sich anhört wie ein Wispern, als wollten sie sich der Sonne mitteilen. Zitat:
Das rundet den Gesamteindruck dieses Gedichtes sehr elegant ab und gibt ihm etwas Traumhaftes mit. Eben so, wie es einem Betrachter einer solchen Szene in einem schönen Tagtraum ergehen könnte. Auf die Form brauchen wir hier nicht näher einzugehen. Ein lupenreines Sonett ist es durch das verwendete Reimschema natürlich nicht, aber ich akzeptiere deine im Vorwort erklärende Einstellung diesbezüglich und kann darin auch bei dieser Menge von Sonetten keinen Widerspruch entdecken. Diese Stimmungen muss man erst einmal einfangen und da sind Abweichungen von der Norm auch eine interessante Abwechslung, die auch klanglich halten, was sie versprechen. Das hat mir gut gefallen, eines schönes und passendes Gedicht für diese wunderbare Bild. Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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25.08.2012, 01:59 | #89 |
TENEBRAE
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Hi, Faldi!
Wie schön, dass du dich wieder hier umschaust. Und bei solch einem Kommi kann man schon mal gar nicht meckern - vielen Dank für die Blumen!!! Um ehrlich zu sein: Ich kannte, als ich den Zyklus begann, fast nur Rilkesonette, und der hielt sich auch nicht an die Regeln bezüglich Reimschema. Ich kannte es nicht anders. Bei den ersten 20 Sonetten war es also tatsächlich Zufall, ob ABBA oder ABAB. Erst dann erfuhr ich von den Sonettregeln im engeren Sinne, und die restlichen Sonette ließ ich dann auch dem Schema ABBA folgen. Mich in den Vier- und Dreizeilern auf jeweils 2 Reime zu beschränken, habe ich aber nicht dezitiert angestrebt - das hätte meine Sprache in Melodie und Aussagekraft doch zu sehr eingeschränkt. Nur ein- oder zweimal ist mir dies gelungen, soweit ich mich entsinne. Im endgültigen Buch werden die Sonette noch mal gemischt, sodass ein homogenerer Eindruck entsteht und sich die Schemata regelmäßiger abwechseln. Das Vorwort ist bereits für das Buch gedacht und soll meinen kleinen "Lapsus" elegant kaschieren. Nebenbei stehe ich aber auch dazu, denn was einem Rilke recht war, sollte mir billig sein! LG, eKy
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04.10.2015, 21:43 | #90 |
Gast
Beiträge: n/a
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ein wundervoll poetischer Zyklus, lieber Erich, wo jedes Werk eigentlich eine eigene Bühne, sprich Einstellung bräuchte.
deine Sonette fließen, sie wirken harmonisch und nicht gekünstelt, auch wenn sie gerne poetische Bilder tragen. in der Tat erinnert es an Rilke, was man mir bei meinen auch schon sagte. ( nicht bei Kränzen)darum verwundert es nicht, dass deine Werke voll auf meiner Wellenlänge liegen. ich nehme mir mal das Werk mit Monet und dem Seerosenteich heraus, weil ich auch das Bild sehr mag. Vornehmlich habe ich auch hier auf die Kadenzen geachtet, an denen ich ja lernen wollte. 9 - SEEROSENTEICH UND BRÜCKE (Claude Monet, 1899) ---> zum Bild Es reicht der weißen Brücke schlanker Bogen w von Grün zu Grün, das wirkt wie ungezügelt, w und gleich der Brücke sich im Teiche spiegelt, w wo er sich nicht mit noch mehr Grün bezogen. w Sag, was verbindest du, so luftig schwebend? w Das Oben mit dem Unten, fern und nah? m Die Welt mit dem, was dein Erbauer sah?m Vielleicht auch nichts, dich allen Sinns enthebend? w Ein Werk aus Menschenhand, das einzig nur m im Parke sich dazu bekennt, da alles w sonst nur erscheinen will wie ehrliche Natur.m So bist du wirklicher im Fall des Falles,w und ziehst im Bilde eine zarte Spur m von Wahrheit durch die Welt des Widerhalles.w Ich sehe hier auch bei dir keine durchgängige Regelmässigkeit der Kadenzen. Irgendwie kommt mir das wie meines vor Korrigier mich bitte, sollte ich es falsch sehen. Nicht, dass ich es schlimm fände, doch da es bei mir anmerktest... Auch in den Terzetten ist keine Regelmässigkeit der Kadenz im Sinne von Gleichförmigkeit. es sind zwar je 3, aber nicht im selben Muster.mwm/wmw was ich gut finde, ist, dass hier die Terzette auch wirklich 3 fach reimen. Darum bemühe ich mich beim franz. Sonett immer. Bei Kränzen ist es eigentlich schwer möglich, darum nimmt man da ja engl. Sonette. Vielleicht reden wir auch irgendwie aneinander vorbei? Jedenfalls Glückwunsch zu diesem tollen Zyklus, Kadenz hin oder her LG und Schmunzeln von Agneta |
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