06.09.2021, 07:57 | #1 |
Eiland-Dichter
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Das Gedicht
Das Gedicht
Herr Goethe trug es nah am Herzen. Bekanntlich litt es dort auch Schmerzen. Der Reim ist zwar alt. lässt aber nie kalt. Drum jault [alternativ: singt, mault, klagt, quietscht, usw.] man ihn in sämtlichen Terzen. Herr Kreisler sang’s vor, mit Engelszungen. Er brüllte es laut mit kräftigen Lungen, schon mal zum Schrecken, zum Tote aufwecken. Dissonant klang es meistens nur notgedrungen. Tucholsky? Man grölte es auf der Straße bei Wein, Weib, Gesang, in erheblichem Maße. Es war doch schon wurst. Was blieb war der Durst. Empörend klang’s nur für Oma’s ledige Base. H. Heine liebte dagegen das Feine, aber beschimpfte verstohlen gemeine Hundesöhne per Pamphlet, dichtete ein Stoßgebet und ließ die Schwärmer von der Leine. Herr Brecht, ach ja, der war Kommunist; umschiffte das Sein buchstäblich mit List. Bei einem Umtrunk gab’s darum auch Stunk. Ein Haifisch hat prompt seine Flagge gehisst. Herr Hölderlin schrieb’s durch die Blume. Das Lied, Nebelton, Wasserklang sandte er per Worte an unbekannte Orte. Verirrte Geister finden dort ihre Krume. Herr Morgenstern packte es mehr in Humor. Es lugte ganz frech hinterm Galgen hervor. Einige Leichen, setzten dort Zeichen. Das Publikum ist noch immer ganz Ohr.
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Warum gibt es Sein und nicht nichts? Darum! (Umberto Eco) |
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