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Alt 25.04.2013, 10:29   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard Sterbensweisheit

Die müden Lider, die sich täglich heben,
sie legen sich in immer tiefre Falten,
da all die Jahre sie mir umgestalten
in diesem unverschämt begehrten Leben.

Am Saum von tausend Jahren will ich kleben,
Erlebender in tausend Urgewalten!
Ich wäre alt, doch keiner von den Alten,
und würde immerzu nach Neuem streben.

Jedoch es steht in meinen Kern geschrieben,
dass ich nicht bleiben darf und zuviel wissen.
Zu schwer beladen altert das Gewissen,

das mich ertrug, bis meine Lust verrauchte.
Zu wenig Liebenswertes ist verblieben,
und zuviel Weh, das meine Zeit verbrauchte.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (25.03.2014 um 00:10 Uhr)
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Alt 30.04.2013, 19:41   #2
Dana
Slawische Seele
 
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Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Lieber eKy,

eine sehr, sehr gute Sterbensweisheit, die sich zugleich selbst beantwortet.

Ja, wir kleben an "Wissenschaften", wir sind nicht frei vom "Traum nach Ewigkeit" (die Gründe mögen sein, wie sie gegeben worden sind ) und gerade diese hindern uns daran, uns frei in unserem Treiben zu fühlen - frei und "verantwortungsvoll" natürlich.

Das Sonett steht schön und gekonnt da. Die Gedanken darin berühren und führen zu einer dennoch unausweichlichen "Verzweiflung", denn:

Zitat:
Zitat von Erich Kykal
Jedoch es steht in meinen Kern geschrieben,
dass ich nicht bleiben darf und zuviel wissen.
Es geht nicht um das Bleiben, das erledigt sich von selbst. Ich meine aber, dass wir im Wissen viel mehr beschnitten worden sind, als in unserem Zeitsein.
Wir wurden von Anbeginn mit Ewigkeit manipuliert und leiden darum unter der Zeit.
Ansonsten könnten wir der Entwicklung entspannt begegnen und sie der Nachkommenschaft überlassen - wenn diese nicht mit Irrglauben und Traumewigkeiten immer noch belastet wäre.

(Vielleicht ist ja doch alles ganz anders . Und wenn es so ist, dann bestimmt auch mit uns.)

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 30.04.2013, 20:13   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Dana!

Die Einsicht in - und die Aussicht auf - die eigene Sterblichkeit, diese unweigerliche Terminierung des eigenen Seins, führt automatisch zur Sehnsucht nach der Ewigkeit, wie immer man diesen dehnbaren Begriff auch auslegen will.
Zumindest wenn man jung ist, will man "ewig" bleiben!

Die Gene wollen es anders, und wir sind ihnen (noch) ausgeliefert. Für uns wird da jegliche Wissenschaft ohnehin zu spät kommen, sollte sich da künftig etwas ergeben.

Man muss sich die eigene Seelenruhe angesichts dieser Unausweichlichkeit eben irgendwie philosophisch zurechtbiegen, um nicht daran zu verzweifeln.
Was uns zum Thema "Glaube" und dessen Versprechen eines Nachlebens führt - aber das ist für mich eben keine Option.
Also bleibt nur das Akzeptieren des Unvermeidbaren. Die Alterswehwehchen machen einem ab einem gewissen Zeitpunkt den Abschied wohl etwas leichter, aber ein echter Trost ist das auch nicht.

Was soll's - nutzen wir die Zeit, leben wir im Augenblick. Ein besseres Rezept für Glück hab ich nicht, und selbst das hab ich mir bei meinen Katzen abgeschaut!

LG, eKy
__________________
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Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
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