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23.09.2012, 21:21 | #1 | ||||||
Lyrische Emotion
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 9.909
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Moin Antigone,
ich habe deinen Eintrag schon am Freitag gelesen, konnte jedoch nicht sogleich antworten, da wir Besuch am Wochenende hatten. Das war vielleicht auch ganz gut so, denn deine Worte haben mir zu denken gegeben. Zitat:
Schopenhauers eigentliches Anliegen war, daß er die Menschen zu eigenem Nachdenken anregen wollte, was ihm zumindest bei einigen Menschen auch gelungen ist. Sein Hauptwerk beginnt mit den Worten: "Die Welt ist meine Vorstellung." Ich persönlich halte das für ehrlich und wahr, denn damit erhebt er selbst keinen Anspruch auf Allgemeingültigkeit, sondern beschreibt die Welt so, wie sie sich aus seiner Sicht darstellt. Und man sollte sich bei jeder Philosophie, bei aller Faszination, immer wieder selbst klar machen, daß dies eben auch nur die Gedanken- und Vorstellungswelt eines anderen Menschen ist, auch wenn deren Intelligenz unbestritten sehr hoch war. Derer gab es einige, die tweilweise im krassen Widerspruch zueinander standen, so daß jedem wirklich Interssierten eigentlich keine andere Wahl bleibt, als die Gedanken jener mit den eigenen Erfahrungen abzugleichen und dann für sich selbst zu entscheiden, welchem Ideal er folgen kann und will. Es genügt eben nicht, nur apriorische Erkenntnisse zu gewinnen, sie müssen sich auch a posteriori erfahren bzw. anwenden lassen. Das wäre also z. B. meine Kritik an Kant. Doch muss ich an diesem Punkte noch einen kleinen Einspruch einlegen, denn es entspricht nicht ganz den Tatsachen, daß Religion auf die Philosophie des Idealismus' aufbaut. Sicherlich finden sich einige "Platonische Gedanken" darin wieder, aber Religion existiert ja nun doch deutlich länger als Kants, Schopenhauers oder Feuerbachs etc. Schriften. Zudem war Schopenhauer deutlich kritischer als Kant oder die reinen Idealisten. Aber das nur am Rande. Zitat:
Die Natur ist überall um uns herum, wir können uns ihr nicht entziehen. Ohne z. B. die Naturelemente Luft und Wasser wäre unser Art der Existenz nicht denkbar. Zitat:
Zitat:
Freilich können seine Handlungen Auswirkung auf die Gesellschaft haben, so daß diese gezwungen wird, zu reagieren oder eben nicht. Aber für sein inneres Wesen ist diese Gesellschaft - zunächst einmal - zweitrangig. Sie wird ihn nicht davon abhalten, Luft zu atmen oder Wasser zu trinken. Außerdem ist durchaus in Strophe 4 ein Bezug zur Gesellschaft gegeben. Daß erwachte Geister heller denken, daß ein Schein nicht an der Wahrheit frisst, daß die Menschen sich ein Lächeln schenken, weil ihr Mitgefühl in Ordnung ist, daß Vertrauen nicht zur Fessel werde und Gefühle nicht verboten sind, so ein schönes Leben auf der Erde, das wünscht sich ein jedes Menschenkind. Zitat:
Sicherlich finden sich dort Wunschträume des "Lyrischen Ichs", doch sie entlarvt den reinen Idealismus als lediglich menschliche Vorstellung von den Dingen, von denen er nichts wissen kann. Zitat:
Ohne Licht gäbe es keine Dunkelheit, ohne Kälte keine Wärme, ohne Hass keine Liebe. Fehlte der Gegenpol, könnten wir es nicht empfinden, geschweige denn benennen. Die "Ratlosigkeit" ist eine Erkenntnis und damit das Eingeständnis, von den Dingen an sich nichts wissen zu können. (Frag mal einen Wissenschaftler nach dem inneren Wesen von Elektrizität, Magnetismus, Gravitation etc. Es bleibt lediglich bei der Erscheinung jener Dinge und ihrer Eigenschaften. Wir können das auch erzeugen, aber was es wirklich ist, wissen wir nicht, können wir nicht wissen.) Das heißt jetzt aber nicht, daß ich eine agnostische Position beziehen würde, ganz im Gegenteil. Der Agnostiker sagt nämlich z.B., er könne weder beweisen, ob es einen Gott gibt, noch, daß es ihn nicht gibt. Das häufigste Argument eines Gläubigen ist aber, wenn du so davon überzeugt bist, daß es keinen Gott gibt, dann beweise das. Das ist aber falsch, denn die Aussage es gibt einen Gott, ist lediglich eine menschliche Behauptung. Solange es keinen Beweis für die Existenz eines Gottes gibt, ist auch nicht anzunehmen, daß es einen gibt. Der Behauptende ist also in der Beweispflicht. Und solange kein Beweis vorliegt, bleibt eine solche Aussage, was sie ist: Eine bloße Idee, also ein menschlich künstliches Konstrukt. Die "Übereinstimmung mit den Erscheinungen" aber ist eine Notwendigkeit. Der Mensch kann sich nur auf diese berufen, denn nur diese haben für ihn einen realen Wert. Was anderes bleibt ihm nicht. Auch spielen Emotionen, von denen sich niemand freisprechen kann, eine wesentliche Rolle in der menschlichen Existenz. Sie können alles beeinflussen und sie sind real vorhanden. Was liegt also näher, als sich auf die schönste und edelste Emotion, nämlich die Liebe, zu berufen? Nur in der Liebe liegt die konstruktive Kraft. Und wenn diese zum höchsten anzustrebenden Ideal empostiege und realisiert werden könnte, würden die destruktiven Kräfte nach und nach schwinden, was doch durchaus als postiver Zustand zu bezeichnen wäre. Freilich ein hohes Ideal und auch nur eine individuelle Idee, doch sie ist ästhetisch, sowohl für die Urteilskraft, als auch für die praktische ethische Vernunft. Ohne Gotteslüge und ohne Beschneidung der geistigen Freiheit ist dieser Text eben eine Hymne an die Liebe. Vielen Dank für deine Gedanken und das eingangs erwähnte Lob... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
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