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Alt 24.02.2016, 13:11   #1
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Tage

Montag
Die Sonne steht noch tief, der Morgen wirkt verschlafen,
und lange Schatten ziehen Glück und Zuversicht
auf eine Seite, wo sich Katz und Mäuse trafen,
in miefgefüllte Zimmer, Müll und Flackerlicht.

Dienstag
Wie trügerisch ist diese Stille unter Linden,
wenn heimatlos ein Häufchen Menschlichkeit hier irrt
und sich vom Alkohol zerfressne Mägen winden,
die Augenblicke Konsumierender verwirrt.

Mittwoch
Der Nieselregen kriecht mit Fäule durch die Dächer,
die Sonne scheint halt nicht für jeden, nur zum Hohn
sind vollgefüllte Bäuche, Liebe und Gemächer,
und festgezurrtes Sinnen ist der Lebenslohn.

Donnerstag
Ein Wandern zwischen Plastikflaschen und den Bäumen,
Erlebtes stellt sich in den Fragen: Wie und Wann,
dem Weiterschreiten mit verrückten Lebensträumen
und die Gesellschaft ächtet, schreit nach einem Bann.

Freitag
Die Stare fliegen zwitschernd, ziehen ihre Kreise,
und alle Tage sind wie Schnee im blauen Meer,
es ist ein Wanderleben ohne eine Reise,
ein die nächste Nacht Verbringen auf dem nackten Teer.

Samstag
Die rauen Stimmen schmeicheln, wollen nicht mehr denken,
wenn Zwei sich finden, nur für diese Sternennacht,
und schwarz verklären die Gedanken sich beim Schenken,
die Straße fegt die Liebenden mit aller Macht,

Sonntag
und Leidenschaft in Gräben, die wie Gräber aussehn,
verletzte Rosen stechen, Liebe wird zu Blut,
doch keiner weiß, wie Überlebenskämpfe ausgehn -
am Ende bleibt die kalte Bank und nicht mal Wut.




Geändert von juli (02.03.2016 um 12:43 Uhr)
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Alt 24.02.2016, 13:45   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 12.994
Standard

Oh liebe syri,

das ist eine wundervolle Idee, die Tage der Woche zu bedichten und zu verworten

Jede Strophe, jeder Tag hat seine spezielle Aufgabe, seine Aura und sein Image und dennoch geht
die Zeit dahin wie alles im Leben, ob Mensch wie Natur und
ist dem Kreislauf unterworfen und alles kommt wieder....

Am besten gefallen mir der Montag, Samstag und Sonntag.....


Lieben Gruß am Mittwoch
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.02.2016, 17:55   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Sy!

Das Leben eines Penners, Obdachlosen, Bettlers? Betroffen machende Zeilen!

Vor Mittwoch und Sonntag gibt es eine Leerzeile mehr. Flüchtigkeit?

Die erste Zeile von "Sonntag" ist metrisch nicht korrekt.


Gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.02.2016, 18:47   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Hallo Chavi,
Die Idee entstand, weil ich ja schon mal "Monate" beschrieben habe. Ich habe hier das Obdachlosenleben vor Augen gehabt. 1 Woche, und dann fängt es wieder von vorne an.

Es freut mich, das du am liebsten Montag, Samstag und Sonntag hast. Die letzten zwei Strophen gehören auch noch näher zusammen, weil es sich um eine Liebesgeschichte handelt.



Hallo eKy,

Hi, Sy!

Das Leben eines Penners, Obdachlosen, Bettlers? Betroffen machende Zeilen!

Vor Mittwoch und Sonntag gibt es eine Leerzeile mehr. Flüchtigkeit?

Die erste Zeile von "Sonntag" ist metrisch nicht korrekt. <<<<< Zitat eKy



Volltreffer

Du hast das Thema erkannt, Die Leerzeilen sind der Flüchtigkeit geschuldet.

Ich habe versucht die erste Zeile von Sonntag zu ver - x en, und ich bin gestolpert.

und Leidenschaft in Gräben, die wie Gräber aussehen, 2 Senkungen sehe ich das richtig?
xXxXxXxXxXxxXx
xXxXxXxXxXxXXx oder Hebungsprall ?
verletzte Rosen stechen, Liebe wird zu Blut. -
denn Überlebenskämpfe sind hier zu bestehen,
am Ende bleibt die kalte Bank und nicht mal Wut.


Ich brüte nochmals drüber, ich bedanke mich fürs Lesen und Eure Kommentare

Liebe Grüße sy


Geändert von juli (24.02.2016 um 18:50 Uhr)
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Alt 24.02.2016, 19:48   #5
Dana
Slawische Seele
 
Benutzerbild von Dana
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Inselstadt Ratzeburg
Beiträge: 5.637
Standard

Liebe Syranie,

beim ersten Lesen, noch ohne Kommentare, wollte ich ganz "lapidar" schreiben: "Menno, war das eine Woche." Da ich Dich aber kenne, sah ich auch, dass hier kein Alltagsgeschehen in diesem Sinne beschrieben wird.
Ich fühlte Betroffenheit und Trauer.
eKy's Treffer hat es bestätigt.

Wirklich sehr gut gemacht, weil Du eine "grausame Eintönigkeit und Ausweglosigkeit" in sieben "Tagesstrophen" eingefangen hast. Gute Leistung.

Liebe Grüße
Dana
__________________
Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
Dana ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.02.2016, 14:24   #6
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Liebe Dana:)

Es gibt ja Menschen, die frei sein wollen, und kein Dach über dem Kopf haben. Der Preis ist hoch. Hier wollte ich einfach beschreiben, wie das Leben unter freiem Himmel ist.

Ich bedanke mich fürs Lesen, auch wenn es mal nicht um angnehme Themen geht. Danke für dein Lob.

Liebe Grüße sy

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Alt 29.02.2016, 19:28   #7
Agneta
Gast
 
Beiträge: n/a
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das ist packend und tragend geschrieben, liebe Syri- klasse!
LG von Agneta
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Alt 29.02.2016, 20:40   #8
charis
/ Bil-ly /
 
Registriert seit: 02.10.2015
Beiträge: 435
Standard

Liebe Syriane,

Ich habe in meiner eher nicht sehr verklärten Lebenssicht nicht auf ein Obdachlosenschicksal getippt, sondern auf ein ganz normales Leben. Deine teils außergewöhnlichen Bilder sind wunderbar! Ich habe es jetzt mehrmals gelesen und wollte meinen Favoritenverse zitieren, aber es gibt zuviele; also einfach ein wirklich begeistertes: Chapeau! für dieses Gedicht! Blümchen passen wohl eher nicht!

Lieben Gruß
charis
charis ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 01.03.2016, 09:12   #9
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard

Liebe Agneta,

Ich freue mich über dein Lob! *freu*

Liebe charis,
Du hast keinen verklärten Blick auf das Leben. ( ich meine das nicht allgemein, ich denke es nur für mein Gedicht hier ) Hier wird ein Leben am Rande, wenn nicht sogar außerhalb der Gesellschaft beschrieben. Diese Menschen sind fast unsichtbar.

Ich freue mich, daß die meine Bilder gefallen, und bedanke mich für dein: Chapeau! Danke auch für die "Nichtblümchen"
Nicht jedes Gedicht gelingt, und es ist immer wieder eine Überraschung, wenn man es in den Orbit schickt.

Liebe Grüße sy


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Alt 01.03.2016, 20:50   #10
wolo von thurland
Gast
 
Beiträge: n/a
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Montag
Die Sonne steht noch tief, der Morgen wirkt verschlafenKomma
und lange Schatten ziehen Glück und Zuversicht
auf eine Seite, wo sich Katz und Mäuse trafenKomma
in miefgefüllte Zimmer, Müll und Flackerlicht.

Dienstag
Wie trügerisch ist diese Stille unter Linden,
wenn heimatlos ein Häufchen Menschlichkeit hier irrt,kein Komma
und sich vom Alkohol zerfressne Mägen winden,
die Augenblicke Konsumierender verwirrt.

Mittwoch
Der Nieselregen kriecht mit Fäule durch die Dächer,
die Sonne scheint halt nicht für jeden, nur zum Hohn -kein Gedankenstrich
sind vollgefüllte Bäuche, Liebe und GemächerKomma
und festgezurrtes Sinnen ist der Lebenslohn.

Donnerstag
Ein Wandern zwischen Plastikflaschen und den Bäumen,
Erlebtes stellt sich in den Fragen: Wie? und Wann?
dem Weiterschreiten mit verrückten Lebensträumen
und die Gesellschaft ächtet, schreit nach einem Bann.

Freitag
Die Stare fliegen,kein Komma zwitschernd, ziehen ihre Kreise,
und alle Tage sind wie Schnee im blauen Meer,
es ist ein Wanderleben ohne eine Reise,
ein die nächste Nacht Verbringen auf dem nackten Teer.

Samstag
Die rauen Stimmen schmeicheln, wollen nicht mehr denken,
wenn zwei sich finden, nur für diese Sternennacht,
und schwarz verklären die Gedanken sich beim Schenken,
die Straße fegt die Liebenden mit aller Macht,Besser Punkt

Sonntag
Und Leidenschaft in Gräben, die wie Gräber aussehn,
verletzte Rosen stechen, Liebe wird zu Blut,
doch keiner weiß, wie Überlebenskämpfe ausgehn -
am Ende bleibt die kalte Bank und nicht mal Wut.

Ja, eine echt morbide Geschichte. Da befällt einen ein rechtes Gruseln beim Lesen.
Gern mich gegruselt!
wolo

Geändert von wolo von thurland (01.03.2016 um 20:55 Uhr)
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