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Ausflug in die Natur Natur- und Tiergedichte

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Alt 29.05.2011, 12:13   #1
Galapapa
Galapapa
 
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Stets im April, in erster Frühlingssonnenwärme,
erreichen sie ihr Sommerdomizil,
aus Süden kommen sie, die großen Schwalbenschwärme,
ein Dachvorsprung als Nistplatz ist das Ziel.

Im weißen Hemd und Frack mit langen, schwarzen Spitzen
bewegt sie sich in ihrem Element.
Nie sah ich eine Schwalbe je am Boden sitzen,
die Luft ist ihr Zuhause, das sie kennt.

Mit schwülem Tag steigt sie hinauf in Himmelshöhen,
getragen, schwebend, hoch im Segelflug,
bezwingt wild flatternd meisterlich Gewitterböen,
vom Fliegen hat die Schwalbe nie genug.

Ihr graues Nest ist unbezwingbar fest gemauert,
behütet hinter schmalem Spalt die Brut,
ist eine Burg, die viele Jahre überdauert,
noch lang für manches Schwalbenpärchen gut.

Voll Freude feire ich die Ankunft jährlich wieder.
was wär ein Sommer ohne diesen Gast?
Ich mag das zarte Tschirpen ihrer Liebeslieder,
weil stilles Lächeln mich dabei erfasst.

Geändert von Galapapa (29.06.2011 um 19:37 Uhr)
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Alt 31.05.2011, 09:12   #2
Chavali
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Lieber Galapapa,

ein wundervolles, ja fast (Liebes-)Lied an diese schönen Tiere ist dir hier gelungen.
Sehr gekonnt auch die Reimform - Kreuzreim - wobei es niemals einfache Reime sind,
sondern man erkennt schon den erfahrenen Dichter.

Wieder ein schöner Text aus deiner Feder, zu dem ich dir nur gratulieren kann
Zitat:
Im weißen Hemd und Frack mit langen, schwarzen Spitzen
bewegt sie sich in ihrem Element.
Nie sah ich eine Schwalbe je am Boden sitzen,
die Luft ist das Zuhause, das sie kennt.
Das ist meine Lieblingsstrophe, besonders die letzten beiden Zeilen.

Lieben Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 31.05.2011, 22:28   #3
Galapapa
Galapapa
 
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Liebe Chavali,
ein schönes Lob in der Tat und ein großes Kompliment dazu; ganz herzlichen Dank!
Mehlschwalben haben vor Jahren begonnen, an meinem Haus Nester zu bauen. Aufgrund fehlenden Baumaterials sind sie aber nie fertig geworden.
Ich entschloss mich damals, 4 künstliche Nester zu montieren und habe seidem jedes Jahr vier Schwalbenfamilien zu Gast.
Ja, tatsächlich, ich habe mich auch ein wenig in diese wundervollen Flieger verliebt. Besonders angetan hat es mir das Schwätzchen, das die Paare mitunter im Nest führen.
Sie beim Fliegen zu beobachten bedeutet Luftakrobatik zu bewundern.
Der Wechsel zwischen 13 und 10 Silben in den Versen sollte hier einen besonderen Rhythmus erzeugen, der die Begeisterung des erzählenden lyrischen Ich unterstreicht.
Mit lieben Grüßen an Dich!
Galapapa
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Alt 15.06.2011, 23:12   #4
Falderwald
Lyrische Emotion
 
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Hallo Galapapa,

du hast diese Tiere ausgezeichnet beobachtet und beschrieben.

Der Text ist wundervoll ausgearbeitet und liest sich flüssig und leicht, trotz der zum Teil langen Zeilen, wobei ihm das Wechselspiel zwischen 6-hebigen und 5-hebigen Jamben bei gleichzeitigem Setzen wechselnder weiblicher und männlicher Kadenzen sicherlich gut bekommt.
Dadurch wirkt es entsprechend kurzweilig.

Diese tollen Flieger und Jäger können den aufmerksamen Beobachter mit ihren waghalsigen Flugmanövern schon beeindrucken.
Ich durfte sie selbst vor ein paar Jahren hautnah erleben, denn unter der vorstehenden Dachkante des Hauses, in dem wir wohnten, waren sehr dicht nebeneinander eine ganze Reihe natürlicher Schwalbennester zu finden, die auch regelmäßig wieder bezogen wurden.
Da spielte sich dann zu den entsprechenden Jahreszeiten ein reges Leben direkt vor unserem Fenster ab. Man sah sie ständig vorbeisausen. Sie glitten geradezu durch die Luft, weg vom Nest, nur um sofort wieder im eleganten Steilflug mit einer Beute zurückzukehren.
Dabei haben die Jungvögel sie meist lautstark unterstützt, denn schwatzhaft sind sie auch. Manche nennen es auch Tschirpen.

Aber! Aber jede Medaille hat ihre zwei Seiten, so ist das immer im Leben und die hast du uns hier verschwiegen.
Und weil dein Gedicht damit nicht vollständig ist, erlaube ich mir nun, demselben noch zwei Ströphchen hinzuzufügen.

Stets an den schönsten Sommersonn- und feiertagen
wenn ich mal etwas länger schlafen will,
vernehme ich am Morgen schon die Hungerklagen
der unverschämten Brut, sie ist nicht still.

Ein wenig später geh ich Hof und Fenster putzen,
nun glänzt es wieder, alles ist intakt,
doch das wird mir bei dieser Bande gar nichts nutzen,
schon bald ist alles wieder zuge(p)ackt.

Ja ja, denn stubenrein sind die kleinen Racker auch.
Und die zielen tatsächlich immer ziemlich sicher aus dem Loch ihres Nests.

Ein schönes Gedicht über diese eleganten Luftjäger, was mir gut gefallen hat.


Gerne gelesen und kommentiert...


Liebe Grüße

Bis bald

Falderwald
__________________


Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine)



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Alt 29.06.2011, 11:49   #5
Galapapa
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Hallo Falderwald,
danke für Dein Lob, das ich wohl zu schätzen weiß!
Gefallen hat mir auch Dein Textanhang über die Reinlichkeit dieser Vögel.
Es gibt Menschen, die gefestigen ein Brett unterhalb der Nester; ich finde es bequemer, den Schwalbenguano vom Boden wegzufegen.
Manchmal beobachte ich meine Sommergäste stundenlang (es sind derzeit 4 Familien) und amüsiere mich immer wieder köstlich über Folgendes: Normalerweise schauen aus dem Schlitz am oberen Nestrand (es sind Mehlschwalben) mehrere Schnäbelchen heraus, aus denen lautes Gepiepse ertönt, sobald eines der Eltern sich nähert. Manchmal aber erscheint stattdessen plötzlich ein kleines Schwalbenschwänzchen und dann heißt es in Deckung gehen...
Nochmals danke und einen herzlichen Gruß an Dich!
Galapapa
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Alt 29.06.2011, 12:12   #6
Sanssouci
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Hallo Galapapa!

Gefällt mir auch, dein Schwalbenflug.
In S2, Z4 würde ich das erste das durch ein ihr ersetzen. Damit vermeidest du auch die Dopplung von das in einer Zeile.
In S3, Z2 stimmts rhythmisch nicht. Das ruhig missfällt mir hierbei. Eine Silbe mehr oder weniger (12 oder 10) wäre hier die Lösung. hoch z.B. statt ruhig ginge. Dir fällt bestimmt noch eine elegantere Lösung ein.
Sehr gern gelesen und kommentiert.

Sorgenfreie Grüße von Sanssouci
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Alt 29.06.2011, 19:35   #7
Galapapa
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Hallo Sanssouci,
danke für Deinen lobenden Komemntar und Deine Vorschläge!
Letztere sind allesamt hervorragend, so dass ich so frei bin, sie sofort einzubauen.
Das Problem mit dem Wort "ruhig" war mir schon klar, allerdings dachte ich, dass man ruhig sowohl ein- als auch zweisilbig sprechen kann. Doch ich sehe ein, das ist wohl eine zu schwäbische Denkweise.
Das Wort "hoch" passt hier sehr gut.
Auch "ihr" statt "das" ist hinsichtlich der Doppelung die bessere Lösung.
Danke also nochmnals und herzliche Grüße an Dich!
Galapapa
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