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Denkerklause Philosophisches und Nachdenkliches

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Alt 09.12.2011, 10:36   #1
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard Vom Glück

's ist nun mal so - und das ganz oft im Leben,
dass sich die besten Dinge selbst ergeben.
Nur selten glückt es, solche zu erzwingen.
Drum wird dies Unterfangen oft zum Ringen
mit dem, was man verweigert als gegeben.

Oft rackern wir uns ab in leerem Streben,
wobei wir uns nicht selten überheben
und ärgern, weil so gar nichts mag gelingen.
's ist nun mal so.

Doch dann, wenn du es endlich aufgegeben,
dich abgefunden dem Geschick ergeben,
dann breitet dieser Vogel seine Schwingen
und kommt, um dir das Lied vom Glück zu singen.
Und du wirst still - aus Angst, es zu zerreden.
's ist nun mal so.




.fee
dez_`11
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Alt 09.12.2011, 13:34   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Liebes asphaltwaldwesen

lakonisch klingt es:
Zitat:
's ist nun mal so.
Es taucht in allen drei Strophen auf und ist eigentlich der Mittelpunkt des Gedichtes:
Was regen wir uns auf: Es ist nun mal so.
Was ärgern wir uns? Es ist nun mal so...

Wir können nichts ändern, was kommt, das kommt.
Oder? Können wir das Schicksal herausfordern?
Können wir eingreifen?

Es gibt einen Poesiespruch, der mich als Kind mächtig beeeindruckt hat,
weil Geduld schon immer nicht zu meinen Stärken gehörte:

Das Glück, kein Reiter wird’s erjagen,
es ist nicht dort, es ist nicht hier;

lern’ überwinden, lern’ entsagen,
und ungeahnt erblüht es Dir.


Dieser Spruch wird Fontane zugeschrieben.


Mir gefällt deine Betrachtung zum Erreichen des Glücks sehr gut!
Lieben Gruß,
Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 09.12.2011, 14:51   #3
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
Standard

für deine schönen zeilen, liebe chavali,

meinen allerherzlichsten dank.
ein schöner spruch von fontane!
aber eine wahrheit, die man erst erlernen und am eigenen leib erfahren muss, um sie glauben zu können.

ich muss es wissen, war ungeduld doch früher mein zweiter vorname.


liebe grüße

deine fee
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Alt 10.12.2011, 21:51   #4
wüstenvogel
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 30.08.2011
Ort: Wetzlar/Hessen
Beiträge: 446
Standard Vom Glück

Hallo Fee,

ja, die Jagd nach dem Glück macht unglücklich und unzufrieden.

Schön, wenn einem irgendwann der "Glücksvogel" begegnet und seine Schwingen über einem ausbreitet.

(Hoffentlich kommt dann nicht irgendein "Wüstenvogel" und vertreibt den Vogel des Glücks.)

Gefällt mir gut, das Bild des singenden, Glück bringenden Vogels.
Können wir ihm auch zuhören
(und lassen uns dabei nicht stören)?

Wo kommt er her, dieser "Bote des Glücks"?

Wen besucht er morgen?

Wir wissen es nicht, "und das ist gut so".

Ich habe mich gerne etwas anregen lassen.

Vielen Dank dafür

(krächzt der)

wüstenvogel
wüstenvogel ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2011, 09:23   #5
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

hallo fee,
zum thema "glück" gibt es ein interessantes Buch ( Stefan Klein: "Die Glücksformel").

der springende punkt ist: das glücksgefühl hat wesentlich etwas mit dem gefühl des überraschtseins zu tun - kein wunder, dass dann die "machbarkeit" darunter leidet.

abgesehen davon ist unser gehirn rein evolutionsbiologisch eher zum "unglücklichsein" gemacht - weil es für den alten affen im urwald halt überlebenstechnisch viel wichtiger war, den tiger zu fürchten, als mit der gefundenen banane "glücklich" zu sein.

soll nicht heißen, dass ers gar nicht gekonnt hätte, nur: die unglücksgefühle waren allemal schneller - sie waren ja auch überlebenswichtig.

kein wunder also, dass wir uns auch heute noch untergangsszenarien mit einem fast wohligen grusel betrachten und auf jeden an die wand gemelten teufel sofort reagieren - während wir bei allzuviel harmonie fast einschlafen....

faktor zwei nämlich ist: ans "glück" gewöhnt man sich sehr schnell - und stumpft dann ab. (ist sogar im laborrattenversuch nachgewiesen. den nagern ergehts da nicht anders.)

also, was folgt daraus? wir müssen schon immer wieder auch mal "unglücklich" sein, damit wir das "glück" , das uns begegnet überhaupt wahrnehmen!
ach, wir armen, armen würstchen!


da es dir aber nun gelungen ist:
von mir einen herzlichen glückwunsch! freundich nach kräften - und merke dir, dass du glücklich warst!

lg, larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!

Geändert von a.c.larin (11.12.2011 um 09:26 Uhr)
a.c.larin ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 11.12.2011, 11:05   #6
fee
asphaltwaldwesen
 
Registriert seit: 31.03.2009
Ort: österreich
Beiträge: 961
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lieber wüstenvogel, liebe larin,


besten dank für die schönen zeilen und gedanken!
auch für den interessanten buchtipp!

dass es glück nur als gegenstück zum leid gibt, ist etwas, das wir menschen nur schwer akzeptieren können.

dass wir in erster linie vom primär-instinkt gesteuert handeln, leid zu vermeiden, macht uns zu den fluchttieren, die wir nun mal sind.
ich hörte mal eine total spannende sendung im radio von einem hirnforscher, der so treffend bildlich erklärte "kommt der säbelzahntiger um die ecke, geht die amygdala an".

Zitat:
Die Amygdala ist wesentlich an der Entstehung der Angst beteiligt und spielt allgemein eine wichtige Rolle bei der emotionalen Bewertung und Wiedererkennung von Situationen sowie der Analyse möglicher Gefahren: sie verarbeitet externe Impulse und leitet die vegetativen Reaktionen dazu ein.

Quelle: Wikipedia
spannend war das insofern, weil die amygdala - wie man laut diesem bericht erkannte - aber auch aktiviert wird, wenn wir beispielsweise musik genießen. dann allerdings wird sie über die frontallappen aktiviert. bei angst-lern-reflexen hingegen über das reptiliengehirn.
inzwischen weiß die wissenschaft, dass man lernen kann, die amygdala gezielt für spaß, freude und intuitive intelligenz zu aktivieren.

http://www.enveda.de/magazin/gesunde...-schalter.html

wir können also - wie es scheint - doch ein wenig (gegen)steuern, welche empfindungen wir erleben möchten. nicht im alltag jetzt, dort hat die funktion der amygdala als warnsystem und lern-aktivator schon ihren sinn. aber unter kontrollierten bedingungen.

das glück also doch ein klein wenig steuerbar? und im umkehrschluss heißt das ev. auch, dass wir eine verschobene wahrnehmung haben, wenn wir hauptsächlich gefahren wahrnehmen und nur selten freudige anlässe erkennen?

ich jedenfalls finde es höchst spannend, mir zu überlegen, ob ich es nicht doch in der hand habe, mein glück sehen zu wollen oder ständig nur das, was mich an gefahren umgibt.


liebe sonntagsgrüße


fee
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Alt 11.12.2011, 16:31   #7
a.c.larin
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Registriert seit: 14.03.2009
Ort: wien
Beiträge: 4.893
Standard

ja ein bisschen können wir schon mitspielen in unserem hirn-computer.
dem gehirn ist es nämlich egal, ob der säbelzahntiger real oder nur vorgestellt ist: es schüttet in beiden fällen die nämlichen stress-hormone aus!
also: schon die idee "säbelzahntiger" lässt uns auflaufen - und dann gibts das berühmt berüchtigte "affentheater".....
und da soll man sich dann noch über die derzeit hin-und herrasselnden börsenkurse wundern?
zu tode gefürchtet ist auch gestorben!

im umgekehrten sinne lassen aber angenehme vorstellungen das hormon -und nervenkostüm auch schon mal in der anderen richtung losmarschieren:
irgendein beliebiger reiz, der mit etwas angenehmem verknüpft wurde, lässt die bilder und gefühle des wohlgefallens erneut hochleben.

kaffeetrinken ist ja vielleicht nicht nur wegen des kaffees so fein, sondern auch wegen der begleitenden interpretation: ich tu mir was gutes, ich kriege was warmes, was süßes, ich habe jetzt frei, darf pause machen usw....

wenn man sein eigenes belohnungssystem gut kennt, kann man sich doch einigermaßen "abrichten".

und noch was: es ist was dran an dem spruch: wenns am schönsten ist, soll man gehen!
den letzten eindruck behält das gehirn am besten in erinnerung.
also stellt sich wirklich die frage: was tue ich, kurz bevor ich zu bett gehe und / oder einschlafe?

na, ob uns da jetzt etwas "beglückendes" dazu einfällt?

ich wünsche dir jedenfalls viel glück!
larin
__________________
Cogito dichto sum - ich dichte, also bin ich!
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