05.09.2014, 22:46 | #1 |
Lyrische Emotion
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Beiträge: 9.912
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Mein Gott!
Mein Gott! Mein Gott! Ich kann nur noch Sonette schreiben, das macht mir auf die Dauer schon zu schaffen, sie liegen auf der Lauer und sie gaffen mit Spott, um in den Wahnsinn mich zu treiben. Der Trott, bei dem sie sich mich einverleiben, macht mich verrückt, in schlauer Weise straffen sie meine Nervenpower, doch erschlaffen sie flott, weil sie sich ständig an mir reiben. Sonette, überall seh ich Sonette, sie kleben wie die Fliegen an den Wänden, um dann mit Überschall und um die Wette die übelsten Intrigen zu verwenden. Wird dieser Überfall die Todesstätte mir zeigen, wo die Wiegenträume enden? Falderwald . .. .
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
06.09.2014, 09:48 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Falderwald,
bei dem Titel und in der Rubrik hatte ich eigentlich ein religiöses Gedicht erwartet. Dein Aufschrei gegen die Sonette ist ja doch wohl eher scherzhaft gemeint. Ich finde eigentlich, mit einem Sonett kann man nicht allzuviel falsch machen. Das beruhigt mich, wenn ich eins schreibe. Viele Grüße poetix
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Lineam rectam sequere |
06.09.2014, 09:53 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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na jetzt aber....
so ein pech kannst aber auch nur du haben! ( oder eky ) sonettitis ist eine ernst zu nehmende krankheit - solltest du nicht mal den ehrenwerten h.c.aldwal zu rate ziehen? ich weiß genau, wie du leidest - schließlich befällt mich ab und an ja auch ein heftiger anfall von reimatismus. abhilfe gibts da nur durch einweisung in eine geschlossene anstalt, wo sämtliche schreibgeräte und alles papier sorgfältig in tresoren aufbewahrt werden. es soll aber leute geben (da wir ja im zeitalter des internets sind), die verschaffen sich heimlich zugang zu irgendwelchen dichterforen, um dann weiterhin ihrer sucht zu frönen.... was soll man da tun? lassen wir sie einfach. und wers ernst nimmt, ist selber schuld. schmunzelgruß, larin
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06.09.2014, 16:12 | #4 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!
Ein bißchen Selbstironie ab und zu tut doch gut. Ein verschmitzter Seitenheib auf die eigene Position verrät Selbstsicherheit und gesunden Humor. Gespielter Schrecken bannt den Leser. Bewusst strapazierst du in manchen Wendungen hier auch sehr die Sprache, was dem Ganzen zusätzlich eine Art überkandidelt bemühten Sonettstil verleiht. Gern gelesen, dieses lyrische Augenzwinkern! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
08.09.2014, 19:45 | #5 |
Lyrische Emotion
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Hallo poetix,
die Aussage ist sicherlich nicht ganz ernst gemeint, aber ich habe hier extrem mit der Sprache experimentiert, das war mein Anliegen (näheres darüber in meiner Antwort an Erich). Also kannst du ganz unbesorgt ein Sonett verfassen. Obwohl ich warne, wenn dich diese Form erst einmal so richtig ergriffen hat, dann wirst du sie so schnell nicht wieder los... Servus larin, seufz, du sagst es, so ein Pech ist wirklich kaum noch auszuhalten. Den letzten Text habe ich bewusst im Trochäus begonnen, um dem Jambus im Sonett ein Schnippchen zu schlagen und was passiert? Tja, da gab es eben ein trochäisches Sonett. Die sind nicht totzukriegen... Schön, dass du meine Leiden nachvollziehen kannst, aber ich befürchte, auch die Einweisung in eine "Geschlossene" ohne Stift und Papier würde nicht viel bringen. So könnte man höchstens die Veröffentlichung, aber nicht die Entstehung verhindern. Ja, und die Dichterforen sind das nächste Problem. Stell dir mal vor, es soll sogar Sonettsüchtige geben, die haben ein eigenes Forum extra dafür eröffnet, um ihrer Abhängigkeit maßlos frönen zu können... Aber du hast Recht: Lassen wir sie doch einfach gewähren... Servus Erich, hast mich wieder durchschaut, nicht wahr? Kleine Anspielungen auf die eigene Motivationen kommen eigentlich immer gut, vor allem, weil man dabei auch niemand anderem auf die Füße tritt. Ich stimme dir zu, manche Wendungen sind hier bewusst strapaziert, denn ich habe extrem experimentiert, um das so zu gestalten. Vielleicht sind dir die Binnenreime ja aufgefallen, die in allen Zeilen parallel zu den Endreimen zu finden sind. Das war schon eine kleine Herausforderung. Vielleicht klingt es ja deshalb in exaltierter Weise ein wenig überspannt. Aber das Augenzwinkern bleibt... Vielen Dank für eure Gedanken und Kommentare... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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10.09.2014, 21:22 | #6 |
TENEBRAE
Registriert seit: 18.02.2009
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Beiträge: 8.570
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Hi, Faldi!
Wo du es sagst - mir waren diese Binnenreime nicht bewusst aufgefallen, aber ich erfühlte sie irgendwie wohl auf tieferer Ebene als sprachharmonisierendes Element. Allerdings hätten sie mir auffallen MÜSSEN - Schande über mich! Da war ich wohl nicht ganz bei der Sache! Die unterstellte Überspanntheit mag durchaus daraus resultieren, dass du, um diese Binnenreime sinnvoll unterzubringen, manche Bilder doch strapazieren musstest und manche Wortschöpfungen so nur bedingt zur Gefühlslage zu passen scheinen, die das Gedicht im Leser erzeugen soll. Aber ich kann mich auch irren... LG, eKy
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11.09.2014, 19:43 | #7 |
Lyrische Emotion
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Servus Erich,
das ist doch keine Schande, denn ich sage mal, wenn diese Binnenreime gar nicht so auffallen, dann sind sie doch gut in den Gesamtklang integriert. Und prinzipiell ist das Ziel doch damit erreicht. Deine weitere Analyse ist vollkommen richtig, denn es gibt ja nur eine begrenzte Anzahl an Worten, die an die entsprechenden Stellen innerhalb der Zeilen reimtechnisch passen. So ist dieses Sonett auch ganz bestimmt kein "dichterischer Fließtext", sondern eine handwerklich konstruierte Umsetzung einer Idee, worunter sicherlich manche Redewendung arg strapaziert wurde. Du irrst dich also nicht und wenn ich das nochmal in Angriff nehmen sollte, dann weiß ich nun, dass ich daran noch arbeiten muss. Aber den Versuch war es doch mal wert, oder? Danke für die erneute Rückmeldung... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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15.09.2014, 08:24 | #8 |
Kiwifrüchtchen
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Ort: nördlich von Auckland/Neuseeland
Beiträge: 945
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Kia ora Faldi,
ich meine, es gibt weit Schlimmeres als die Sonettitis und solange die Symptome sich in solch unterhaltsamen Texten manifestieren, bin ich sadistisch genug, Dich weder zu bemitleiden, noch zu trösten, sondern werde mich, als Sonettliebhaberin an Deinem Leiden erfreuen und hoffen, dass es chronisch ist. Kleine Kritik: Nervenpower... warum das Denglisch? Nervenstränge ginge ja zB auch, aber da ich weiß, dass Faldi sich beim Worten was denkt, würden mich die Beweggründe dafür interessieren. Ansonsten, perfekt und gekonnt sonettet! Sehr gern gelesen und besenft. LG von Lai
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15.09.2014, 21:17 | #9 |
Von Raben umkreist
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Beiträge: 1.053
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Lieber Falderwald,
du jammerst auf ziemlich hohem Niveau. Viele Eilanddichter wären froh, könnten sie die Sonette so wie zum Beispiel du und eKy aus dem Ärmel schütteln. Sollten die Sonette allerdings wie Nachtalben während deines Schlafes auf deiner Brust hocken und dir fortwährend zotige Sonetttiraden ins Ohr flüstern, verscheuche sie mit einem Stab (Stäbe schlagen Sonnettitis sicher sofort schartig) oder blase ihnen heftig mit einem Klapphorn in die Gehörgänge. Mein Gott, jetzt mal ohne Spott. Dein Sonett ist flott - Deckel auf den Pott. Liebe Grüße Sid
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19.09.2014, 20:56 | #10 |
Lyrische Emotion
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Kia ora Lailany,
ich bin sehr befremdet über deine sadistische Haltung bezüglich meiner körperlich-geistigen Verfassung, da hätte ich mir gerade von dir gewünscht, dass du dir bei dieser Art der Erkrankung ein paar Sorgen um mich machst. Und was ist, wenn ich euch alle anstecke? Dann erfreuen wir uns gegenseitig an unseren Leiden und hoffen, dass sie chronisch seien? Wie krank ist das denn??? So, das war dazu und jetzt kommen wir zu deiner Kritik: "Nervenstränge" geht nicht an dieser Stelle, denn das würde mir die Binnenreime zerstören, die du passend zu den Endreimen in allen Zeilen findest (s.u.). Und was reimt sich auf "Dauer", "Lauer", "schlauer"? "Power" z. B. und das steht sogar im Duden, da dachte ich, ich könnte... Kannst du damit als Erklärung leben? Ich bedanke mich fürs Lesen und humorvolle Kommentieren... Moin Sid, dieses ist auch nicht so einfach aus dem Ärmel geschüttelt, das ist ein mühselig konstruiertes Sonett, denn ich wollte mal versuchen, zu den jeweiligen Endreimen in allen Zeilen Binnenreime einzubauen, so dass quasi zwei Sonette reimend übereinander liegen: Mein Gott! - Ich kann nur noch Sonette schreiben, das macht mir auf die Dauer - schon zu schaffen, sie liegen auf der Lauer - und sie gaffen mit Spott, - um in den Wahnsinn mich zu treiben. Der Trott, - bei dem sie sich mich einverleiben, macht mich verrückt, in schlauer - Weise straffen sie meine Nervenpower, - doch erschlaffen sie flott, - weil sie sich ständig an mir reiben. Sonette, überall - seh ich Sonette, sie kleben wie die Fliegen - an den Wänden, um dann mit Überschall - und um die Wette die übelsten Intrigen - zu verwenden. Wird dieser Überfall - die Todesstätte mir zeigen, wo die Wiegen - träume enden? Wie du siehst, hat mich dieses Fieber ganz schön gepackt und da dies hier noch nicht der Weisheit letzter Schluss ist, werde ich an dieser Art und Weise wohl noch etwas feilen müssen. Ich möchte nur, dass du weißt, welch schwerwiegenden Probleme mich bedrücken. Die zotigen Sonetttiraden landen entweder unten im Untergrund des Forums oder kommen nicht durch den hausinternen TÜV, das ist unterschiedlich mit diesen kleinen Plagegeistern. Und du meinst ein Stab würde Abhilfe schaffen? Oder ordentliche Klapphornverse? Hm, müsste man mal versuchen, aber du weißt ja, man sollte nicht an den Symptomen herumdoktern, sondern die Ursachen ergründen. Vielen Dank für deinen humorigen Kommi... Ich bedanke mich für eure Antworten... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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