Gedichte-Eiland  

Zurück   Gedichte-Eiland > Gedichte > Stammtisch

Stammtisch Gesellschaft, Politik und Alltag

Antwort
 
Themen-Optionen Ansicht
Alt 24.05.2018, 22:23   #1
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard Selbstreinigung

Selbstreinigung

Der Riese taumelte. Einst stand
er machtvoll da, mit starker Hand,
doch taumelte er immer wieder,
dann stürzte er zur Erde nieder,

den Arm emporgereckt getragen.
Die Fackel, die in alten Tagen
der Freiheit galt, in seiner Hand
seit vielen Jahren ausgebrannt.

Die Augen blind, erstarrt die Lider,
das Herz versteinert, fiel er nieder.
Zwar noch als Torso riesengroß,
doch würde- und charakterlos.

Der Darm zerfetzt von scharfen Zähnen
barbarischer Finanzhyänen,
das Hirn zersetzt seit langer Zeit
vom Larvenfraß der Eitelkeit,

von Gier gezeichnet überall,
fiel er schon lange vor dem Fall.
Die Erde macht nun Haupt und Glieder
zu Staub, und den belebt sie wieder.
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (26.05.2018 um 09:33 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 24.05.2018, 23:35   #2
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Thomas!

Peanuts:

Der Riese taumelte. Einst stand
er machtvoll da, mit starker Hand,
doch taumelte er immer wieder,
dann stürzte er zur Erde nieder, Komma hier.

den Arm emporgereckt getragen.
Die Fackel, die in alten Tagen
der Freiheit galt: In seiner Hand Besser Doppelpunkt hier.
seit vielen Jahren ausgebrannt.

Die Augen blind, erstarrt die Lider,
das Herz versteinert, fiel er nieder.
Zwar noch als Torso riesengroß,
doch würde- und charakterlos.

Der Darm zerfetzt von scharfen Zähnen
barbarischer Finanzhyänen,
das Hirn zersetzt seit langer Zeit
vom Lavenfraß der Eitelkeit,

von Neid gezeichnet überall,
fiel er schon lange vor dem Fall.
Die Erde macht nun Haupt und Glieder
zu Staub, und den belebt sie wieder.


Der Riese namens USA, schätze ich mal, verkleidet als Freiheitsstatue ...

Gut geschrieben gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.05.2018, 07:15   #3
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Erich,

vielen Dank für die Erdnüsse. Nur der Doppelpunkt scheint mir an dieser Stelle zu stark zu trennen.

Deine Interpretation ist korrekt, ich habe nun endgültig den Glauben an die Selbstreinigungskraft dieses Systems, welche in letzter Zeit gerne beschworen wird, verloren.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller

Geändert von Thomas (25.05.2018 um 07:46 Uhr)
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 25.05.2018, 23:52   #4
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi Thomas!

Perfekte Systeme gibt es nun mal nicht. Auch die beste Gesellschaftsordnung oder Gesetzgebung sind anfällig für Korruption, Werteverzerrung, Verlogenheit, Vorteilsnahme, Vorurteile usw ...

Wenn man die Alternative bedenkt: Totalitäre Systeme mit politischen oder religiösen "Weltideen", an denen auch immer gleich die ganze Welt genesen soll - dann bin ich mit ein wenig Korruption und Manipulation ja schon fast wieder versöhnt!

So mangelhaft die "freie Welt" im Detail auch sein mag - hier kann man wenigstens von allem erfahren, was im Argen liegt, und du kannst öffentlich darüber sprechen, ohne deine Haut oder die Karrieren deiner Kinder zu riskieren!


LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 26.05.2018, 09:30   #5
Thomas
Erfahrener Eiland-Dichter
 
Benutzerbild von Thomas
 
Registriert seit: 24.04.2011
Beiträge: 3.375
Standard

Lieber Erich,

wenn es um ein "bisschen Manipulation" ging, wäre es ja kein Problem. Das Problem ist jedoch eine fundamentalistische Religion, die das Kreuz durch das Dollarzeichen ersetzt hat, den Menschen auf den "rationalen" homo oeconomicus reduziert und die egoistischsten Exemplare als Übermenschen feiert. Trump ist gleichzeitig die passende Verkörperung und Parodie. Diese Religion ist atheistisch und gibt sich als Ethik, ist aber im Grunde die Religion des Faschismus und hat sich (nicht nur in den USA) so etabliert, dass sie als "Normalität" empfunden wird. Manipulation ist das Geschäftsmodell, genau wie bei jeder anderen Sekte. Das hat mit den Grundlagen der "freien Welt" nichts mehr zu tun, denn Demokratie beruht auf dem entscheidungsfähigen Bürger und seinem Wohl als Teil der Gesellschaft, d.h. "Happyness" ist NICHT egoistische "Selbstverwirklichung" auf Kosten anderer. Genau wie das Recht, Waffen zu tragen in der US-Verfassung bedeutete, das der Bürger als Miliz die frei Gesellschaft verteidigen darf, nicht das Recht auf egotistische Amokläufe. Etc. Alles wurde im Zeichen des allmächtig-heiligen Dollar pervertiert. Höchstwahrscheinlich unrettbar auf dem Weg zur selbstgeschaffen Hölle. Aber vielleicht gibt es ja noch Wunder.

Liebe Grüße
Thomas
__________________
© Ralf Schauerhammer

Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller
Thomas ist offline   Mit Zitat antworten
Antwort

Lesezeichen


Aktive Benutzer in diesem Thema: 1 (Registrierte Benutzer: 0, Gäste: 1)
 
Themen-Optionen
Ansicht

Forumregeln
Es ist Ihnen nicht erlaubt, neue Themen zu verfassen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, auf Beiträge zu antworten.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Anhänge hochzuladen.
Es ist Ihnen nicht erlaubt, Ihre Beiträge zu bearbeiten.

BB-Code ist an.
Smileys sind an.
[IMG] Code ist an.
HTML-Code ist aus.

Gehe zu


Alle Zeitangaben in WEZ +1. Es ist jetzt 09:00 Uhr.


Powered by vBulletin® (Deutsch)
Copyright ©2000 - 2024, Jelsoft Enterprises Ltd.

http://www.gedichte-eiland.de

Dana und Falderwald

Impressum: Ralf Dewald, Möllner Str. 14, 23909 Ratzeburg