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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 23.03.2015, 15:39   #1
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard Neue Ufer

Neue Ufer


Lass uns von neuen Zeiten sprechen, denn
Die alten sind so dröge und so tot.
Sie schmecken wie drei Tage altes Brot,
Wie Gesternwein, der Essig ist, wie wenn

Das Sauerkraut von letzter Woche leise
Im alten Topf auf kleiner Flamme köchelt.
Die Gegenwart verreckt: Sie stöhnt und röchelt,
Als gäbe es kein Morgen mehr. Die Meise

Verfliegt sich, kracht auf trübe Fensterscheiben,
Vor denen alte Blätter Unzucht treiben,
Sich tanzend in den Häuserecken drehn.

Der Herbst ist Winter, will und will nicht weichen,
Da Wiedergänger durch die Straßen schleichen.
Lass uns die Koffer packen. Lass uns gehn.
__________________
Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt
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Alt 23.03.2015, 16:10   #2
Chavali
ADäquat
 
Benutzerbild von Chavali
 
Registriert seit: 07.02.2009
Ort: Mitteldeutschland
Beiträge: 13.001
Standard

Hi Walther,

das gefällt mir ausgezeichnet. In jeder Hinsicht. Toll gelungen!
Du hast klasse Metaphern gefunden für die Aussage des Textes,
den man nun wahrlich
keine Mühe hat, zu interpretieren

Am besten gefällt mir das zweite Quartett deines Sonetts:

Zitat:
Das Sauerkraut von letzter Woche leise
Im alten Topf auf kleiner Flamme köchelt.
Die Gegenwart verreckt: Sie stöhnt und röchelt,
Als gäbe es kein Morgen mehr. Die Meise

[...]
Sehr gern gelesen!
LG Chavali

__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2015, 17:41   #3
Erich Kykal
TENEBRAE
 
Benutzerbild von Erich Kykal
 
Registriert seit: 18.02.2009
Ort: Österreich
Beiträge: 8.570
Standard

Hi, Walther!

Ich schließe mich Chavi an - ein sehr gelungenes Sonett!

Auffallend hier die Enjambements "denn", "wie wenn" und "Die Meise", die einen hypnotischen Sog der Sprache erzeugen sowie die Originalität der Sprachbilder, die für ausgezeichnetes Kopfkino sorgen.

Sehr gern gelesen!

LG, eKy
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.
Erich Kykal ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 23.03.2015, 19:20   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo Walther :)

Du hast eindringliche Bilder gefunden. Die Grundstimmung ist düster, und das Bild der Meise hat einen Gänsehauteffekt.
Ich selber übe immer noch Sonettdichten.
Du schreibst so viele, doch Dieses sticht hervor. Ich finde es sehr gelungen!

Sehr sehr gerne schon mehrfach gelesen.


Liebe Grüße sy
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Alt 24.03.2015, 18:10   #5
Walther
Gelegenheitsdichter
 
Registriert seit: 09.11.2009
Ort: Im Wilden Süden
Beiträge: 3.210
Standard

hi Chavali,

danke für deine lieben eintrag. manchmal gelingt einem ein rasantes feuerwerk, das etwas aus dem allerleigrau des normalen herausragt.

lg w.


lb eKy,

auch ein blinder hahn findet mal ein korn. danke für deine freundlichen worte!

lg w.


lb syranie,

es freut mich, dich gut unterhalten und inspiriert zu haben. die bilder rufen hoffentlich erlebnisse ins gedächstnis, in denen man so fühlte ...

danke und lg w.
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