03.03.2018, 18:00 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Ort: Oberpfalz
Beiträge: 539
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Städte
Die Städte sind ein menschliches Debakel
und eng und laut, und jeder ist sich fremd. Die Leute leben wie die Namenlosen und sind ein Nichts im Ungeheuergroßen, und wie ganz ohne Zweck dahingeschwemmt als stumme Opfer flüchtiger Mirakel. So drängt sich alles wie ein Sichzerreiben, und atmet Schmutz und wachsenden Gestank durch stumme Münder, die sich nicht mehr fragen, woher das Leiden stammt, das sie ertragen, als wären sie schon blind und taub und krank und selbst die Stadt, in der sie einsam treiben. |
03.03.2018, 18:07 | #2 |
TENEBRAE
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Beiträge: 8.570
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Hi Laie!
Klingt wie eine Textstelle aus dem "Stundenbuch - Von der Armut und vom Tode"! Sehr lyrisch dicht und intensiv gesponnen, wächst das Bild der Beklemmung im Leser, der sich von den Schattenseiten der Stadt, die ihn aus deinen Zeilen anspringen, wie begraben fühlt. Ich sehe das - zumindest in Gedichten - ähnlich: Ich glaube, ich habe noch nie ein positives Stimmungsbild zu diesem Thema entworfen! Dieses Gedicht ist (für deine Verhältnisse) ja schon besonders lang! Allergernst gelesen! LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. |
03.03.2018, 19:55 | #3 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 539
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Hi eKy,
vielen Dank für deine positive Rückmeldung! Für mich können größere Städte auch nicht recht ein positve Rolle einnehmen. Das liegt wohl daran, dass ich mich dort nicht zuhause fühle. Ich habe gerade nachsehen müssen, welche Gedichte im Buch von der Armut und dem Tode stehen. "Die Städte aber wollen nur das ihre" kenne ich natürlich, es ist für mich DAS Gedicht über Städte. Aber das zweite Gedicht über Städte ist nicht weniger stark. Und jetzt lese ich meine Zeilen und finde sie relativ mies im Vergleich Aber was habe ich auch anderes erwartet Ganze 12 Verse sieht man nicht oft bei mir. Ich bin fast stolz Gruß, Laie |
03.03.2018, 21:12 | #4 |
Slawische Seele
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Beiträge: 5.637
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Lieber Laie,
irgendwann vor vielen Jahren hat man mir in einem Forum eine "ungeheure Positivität" bescheinigt. Wenn ich heute meine Hingabe für Schattenseiten und Beklemmungen betrachte, bemerke ich eine eingeschlichene Veränderung. Die Art der Begeisterung für wunderschöne Lyrik habe ich mir Dank Dir und eKy dennoch erhalten. (Als ehemaliges "echtes Dorfkind", das davon träumte in der Stadt zu leben und das heute schon eine Kleinstadt verachtet, weiß ich wovon ich rede.) Ein ganz kleiner Einwand fällt mir ein: Sind wir evtl. nur verlorene "Dorfkinder"? Wo einst ein(e) Nachbar(in) stets präsent gewesen sind (ob erwünscht, war nie die Frage) ist in der Stadt niemand mehr. Etwas, was wir uns einst gewünscht haben. Es geht nicht darum, die Frage zu klären. Die darüber geschaffene Lyrik ist wunderbar. Liebe Grüße Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben. (Frederike Frei) |
03.03.2018, 21:26 | #5 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 539
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Hi Dana,
ich denke, das eine schließt das andere nicht zwangsweise aus. Irgendwie gehört beides sogar zusammen. Wer weiß, wie sich Beklemmung anfühlt, kann sich bei Schönem ganz besonders frei fühlen Ich bin nach 4,5 Jahren wieder zurück in meinem kleinen Heimatstädtchen und ich bin froh darum. Es ist nicht so, dass es in der Stadt nur grau und unerträglich war. Aber dass ich mich dort je richtig zuhause gefühlt hätte, glaube ich einfach nicht. Vielen Dank für deine Gedanken und das schöne Lob! Gruß, Laie |
04.03.2018, 12:20 | #6 |
Gast
Beiträge: n/a
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Hi Laie,
schönes Gedicht. Ich bin ein Dorfmensch. Bin in der Stadt gescheitert. Bin wieder in der Heimat und seit dem happy. Ich verstehe dich sehr gut. Gedanken zur Thematik: Dorfmensch Er sehnt sich nach der Welt, da Herzen verträumt von ihrer Heimat singen, wo Wälder atmen, keine Schmerzen tagtäglich mit der Fremde ringen. So schweigt er sich in seine Mitte und streicht die eigne Welt sich bunt und formt aus fremdem Atem Bitte und sehnt sich an den Schatten wund. Nie wieder traf er treue Seelen, die so von wahrer Freundschaft singen, in fremden Landen, und ihr Fehlen verhindert traurig sein Gelingen. Wie jener suchen manche Leute in traumgeborenem Bestreben, wie lang vordem, so wieder heute wie Kinder noch im Dorf zu leben. |
04.03.2018, 13:55 | #7 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Beiträge: 539
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Hi EV,
vielen Dank für deine verständnisvolle Antwort und das schöne Antwortgedicht! Ich freue mich sehr Gruß, Laie |
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