25.11.2012, 21:24 | #1 |
Gelegenheitsdichter
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verzehren
verzehren
an der wand habe ich dir eine tafel angebracht da schreibe ich die menüs mit kreide speisen folgen wunderbar exotisch mit essenzen dass dir das wasser im mund zusammen läuft durch die kehle rinnt dich lustig macht & lüstern auf die labsal fein säuberlich notiere ich den preis den du zahlen musst dein augen blick soll den para sympathikus massieren die knoten in der seele lösen die säfte strömen lassen dass die zunge um den mund züngelnd die nasen spitze zu befeuchten sucht deine hände sollen deinen hintern kneten deine nüstern sollen schwellen & dein kopf der sich in den nacken wirft & deine haare schüttelt soll beben du sollst ganz sinnlich gedanken los mich so angerichtet verzehren
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Dichtung zu vielen Gelegenheiten -
mit einem leichtem Anflug von melancholischer Ironie gewürzt Alle Beiträge (c) Walther Abdruck von Werken ist erwünscht, bedarf jedoch der vorherigen Zustimmung und der Nennung von Autor und Urheberrechtsvorbehalt Geändert von Walther (10.06.2014 um 18:56 Uhr) |
11.05.2014, 12:30 | #2 | |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Walther,
aleine die äußere Form ist m. M. n. eine Zumutung für den Leser. Ich halte mich für relativ aufgeschlossen und es ist mir auch nicht zu mühsam, verborgene Erkenntnisse zwischen den Zeilen zu suchen, doch das Fehlen sämtlicher Satzzeichen lässt mir das Gedicht sehr "verschwurbelt" erscheinen. Es mag sein, dass ich den modernen Formen nicht den gleichen Stellenwert zubilligen mag, wie den klassischen, doch dieses Durcheinander klingt wie ein zusammenhangsloses Geplänkel. Wenn die Zeilen allerdings mit Satzzeichen versehen werden, ergeben sie einen gewissen Zusammenhang, weil man einem roten Faden folgen kann. Zitat:
Z.B. die Vorstellung von einer Frau verzehrt zu werden, deren Kopf bebt, die sich selbst den Hintern massiert und mit ihrer Zunge fast bis zur Nasenspitze züngelt, kann mich erotisch überhaupt nicht tangieren. Vielleicht sollten diese Zeilen auch nur provozieren. Das ist gelungen. Aber mehr als ein eher prosaischer Versuch kann das doch nicht gewesen sein? Herzliche Inselgrüße Narvik
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12.05.2014, 23:03 | #3 |
Gelegenheitsdichter
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lb narvik,
diese art von gedankenlyrischer collage muß dir nicht gefallen. sie ist bewußt so geschrieben, wie sie da steht. wenn sich dir das verfahren nicht erschließt und dir der text nicht zusagt, ist das leider nicht vermeidbar. es gibt zu dieser art von gedichten eine poetologie von mir, die ich im der nr. 21 der asp, der literaturzeitschrift, deren lyrikredakteur ich dann seit 21 ausgaben bin. dort kann man den hintergrund und die überlegungen ablesen. hier hast du, und das ist eine der zielrichtungen, schlicht ncht genau genug gelesen. nimm dir zeit und lasse den text auf dich wirken, du wirst feststellen, daß der sinn ein anderer ist, als du ihn oben dargestellt hast. lg w.
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13.05.2014, 16:14 | #4 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Hallo Walther,
ich habe mich eine Weile intensiv mit Gedankenlyrik beschäftigt. Sie setzt sich mit gedanklich-weltanschaulichen Inhalten erlebnishaft auseinander. Diese Art der Lyrik verbindet die philosophische Gedanklichkeit der Lehrdichtung mit dem Gefühlsinhalt der Erlebnislyrik und führt damit zum gedanklichen Erlebnis. Die Gedankenlyrik bevorzugt antike bzw. traditionelle lyrische Formen wie das Epigramm, Ode, Sonett, Elegie und Hymne. Jedoch nicht nur formal, auch inhaltlich entspricht die Gedankenlyrik der Epoche der Klassik, weil deren Hauptthemen Ideal und Wirklichkeit, Moral und Vernunft, Kunst und Natur, Geschichte und Gegenwart in solchen Gedichten am angemessensten lyrisch zu gestalten sind. Ich möchte einige Beispiele stellvertretend für Gedankenlyrik benennen: „Prometheus“; „Gesang der Geister über den Wassern“; „Das Göttliche“ von Goethe; „Unter den Alpen gesungen“ von Hoelderlin; „Nur zwei Dinge“ von Gottfried Benn; Und als Höhepunkt der Gedankenlyrik die so genannten philosophischen Gedichte Schillers u. a. „Die Götter Griechenlands“; „Das Ideal und das Leben“; „Der Spaziergang“; „Die Künstler“; (und natürlich nicht zu vergessen „die Sprüche des Confuzius“) Wenn du das zur Diskussion gestellte Gedicht als „Gedankenlyrische Collage“ bezeichnest, dann erhärtest du damit meine Vermutung, dass es sich hierbei allenfalls um einen Versuch handeln kann. Leider ist der Hinweis auf deine Poetologie in einer Literaturzeitschrift hier nicht sachdienlich, da ich darauf keinen Zugriff habe. Es mag sein, dass ich nicht genau genug gelesen habe, aber hast du mal in Betracht gezogen, dass schlicht deine Verse nicht in der Lage sein könnten, die Intention des Autors dem Leser zu vermitteln? Da ich lange Zeit abwesend war, habe ich mich gründlich durch dieses Forum gelesen und dabei ist mir aufgefallen, dass es vielen deiner Gedichte an Seele mangelt. Nicht dass ich ihnen die handwerkliche Kunst absprechen möchte, aber sie wirken kalt und künstlich konstruiert, eben wie Collagen, die zusammengesetzt wurden und dann doch nicht wie aus einem Guss wirken. Natürlich kann ich hier nur meinen subjektiven Eindruck vermitteln, aber mehr kannst du auch nicht von mir erwarten. Herzliche Inselgrüße Narvik
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02.06.2014, 18:09 | #5 |
Lyrische Emotion
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Moin Walther,
ich finde den text gar nicht so schlecht. Zugegeben, er ist gewöhnungsbedürftig, aber so wirkt die sogenannte moderne Lyrik eigentlich immer auf mich. Über die äußere Form wollen wir nicht diskutieren, dass mir diese nicht so zusagt, weißt du ja sowieso schon, vor allem, wenn man sich durch das Fehlen sämtlicher Satzzeichen den eigentlichen Sinnzusammenhang ziemlich mühselig erarbeiten muss. Wenn man aber einmal eingestiegen ist und den roten Faden gefunden hat, kommt man auch gut durch. Ich habe diesen Faden aufmerksam gelesen und da ich immer lernbegierig bin, würde ich mich freuen, wenn du mir den Begriff der "Gedankenlyrischen Collage" kurz erläutern könntest, damit auch ich weiß, wovon hier die Rede ist, denn eigentlich lebe ich mit meiner "klassischen Lyrik" ja uch ziemlich hinter dem Mond. Noch etwas: Soll es in S2/Z1 tatsächlich "um Mund" heißen oder war dort das Fehlerteufelchen am Werke? Gerne gelesen und kommentiert... Liebe Grüße Bis bald Falderwald
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Oh, dass ich große Laster säh', Verbrechen, blutig kolossal, nur diese satte Tugend nicht und zahlungsfähige Moral. (Heinrich Heine) Für alle meine Texte gilt: © Falderwald --> --> --> --> --> Wichtig: Tipps zur Software |
10.06.2014, 19:03 | #6 |
Gelegenheitsdichter
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hallo falderwald,
danke für die ehrenrettung des textes. es sollte "im mund" heißen. das habe ich gerade verbessert. es ist unglaublich, was man alles überliest, wenn man einen text baut! vielen lieben dank! lg w.
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