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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 09.03.2014, 08:19   #1
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Beiträge: 8.570
Standard Schattenseele

Der Wald ist kalt, darin die Nebel hängen.
Noch lässt der Morgenfrost die Welt verharren,
und nur den Vögeln, diesen bunten Narren,
quillt Sonne schon aus ihren Jubelklängen.

So grüßen sie das Licht der Dämmerstunden
wie neu geboren in des Tages Reigen,
und wo noch Schatten herrschen oder Schweigen,
hat ihre Lebenslust ein helles Ziel gefunden.

O könnte ich wie diese leichten Sänger
den Tag ersehnen wie ein Neubeginnen!
Was wäre Größeres wohl zu gewinnen -
doch meine Lieder klingen bang und bänger

mit jedem Auferstehen aus dem Grunde,
des dunkle Hände trugen, was mich reute
so lange schon, und mir gerinnt das Heute
aufs Neue nur wie Blut aus einer Wunde.

Der Wald ist kalt, darin die Nebel hängen.
Verloren ragt mein Schauen in den Morgen,
weiß nur in Finsternissen sich geborgen
und kehrt sich ab von Wärme und Gesängen.
__________________
Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen.
Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen!
Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind.
Dummheit und Demut befreunden sich selten.

Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt.
Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit.

Geändert von Erich Kykal (11.03.2014 um 18:55 Uhr)
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Alt 09.03.2014, 08:53   #2
Chavali
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Beiträge: 13.001
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Servus Erich,

was ist dir für ein tolles Gedicht gelungen!
Das liegt ganz auf meiner Wellenlänge!

Umarmende Reime, als wenn der Protagonist die Wärme sucht, die er vermisst.
Melancholie pur, ohne in Übertreibung auszuufern.

Besonders gut gefällt mir die Wiederholung der ersten Zeile in der letzten Strophe.
Das macht den Inhalt des Gedichtes und seine Aussage noch intensiver.

Sehr sehr gern gelesen und sich in Schwermut mitgesuhlt


LG Chavali


__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
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Alt 09.03.2014, 08:58   #3
Erich Kykal
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Standard

Hi, Chavi!

Danke für's Mitsuhlen!

Eigentlich bin ich heute morgen eher aufgeräumten Gemüts. Warum die meisten meiner Gedichte in Wehmut münden - wer weiß?

Aber wer wollte an so einem Morgen schon seine unergründlichen, möglicherweise gefährlichen Tiefen ausloten??!

LG, eKy
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Alt 11.03.2014, 16:52   #4
juli
Gast
 
Beiträge: n/a
Standard Hallo eKy

Mir gefällt besonders gut, daß Du dein trauriges Gedicht vom Wetter begleiten läßt, auch finde ich die düstere Waldstimmung gut.
Mir fällt da der Film "der Hobbit" ein, bei den Elben im Düsterwald ist es auch unheimlich.
Hmmm, ich weiß eigentlich nichts Anderes als etwas Positives zu sagen.

Liebe Grüße von sy
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Alt 11.03.2014, 18:41   #5
Dana
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Lieber eKy,

ein sehr tiefsinniger Vergleich und schönste Bilder für Gegensätze von Leichtigkeit und Schwere.
Ein Reimklang, der trotz aller Traurigkeit zum Genuss wird.
Das können nur "Beseelte". Erst recht jene, die es in Lyrik umsetzen.

Ich stelle mir vor, Vögel und andere Tierchen könnten sich in Gedichten mitteilen - wie sähen die wohl aus?

Die Schattenseele hat sich wunderschön mitgeteilt und gekonnt verdichtet.

Liebe Grüße
Dana
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Ich kann meine Träume nicht fristlos entlassen,
ich schulde ihnen noch mein Leben.
(Frederike Frei)
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Alt 11.03.2014, 19:03   #6
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Sy, Dana!

Vielen Dank für eure freundlichen Kommis!

Sy, der große Wald in der Hobbitsaga ist vielleicht schoin zuviel an Düsternis.
Hier ist es einfach ein frostiger Morgen bei klarem Himmel, der einen sonnigen Tag verspricht. Der kalte Wald reflektiert eigentlich nur die Düsternis in der Seele des LyrIch.

Dana, Vögel sprechen grundsätzlich in Lyrik: Die wohlklingenden in klassischen Reimen, die krächzenden in "modern"!

LG, eKy
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Alt 12.03.2014, 18:01   #7
Dana
Slawische Seele
 
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Lieber eKy,
die Vogellyrik sehe ich ebenso.
Hier dachte ich aber an jene, die sich nicht mitteilen können und darum auch nicht wahrgenommen werden - Schattenvögel, die aus dem Nest fallen, die sich in Netzen verfangen oder bei der "ersten Strophe" vom Kätzchen gegriffen werden.
Ich stellte mir eben vor, sie würden ein erstes und letztes Gedicht schreiben.

Liebe Grüße
Dana
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Alt 13.03.2014, 15:14   #8
Erich Kykal
TENEBRAE
 
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Hi, Dana!

Die Neststürzer und Netzstrampler hätten ja durchaus noch etwas Zeit zum Dichten - bei den Katzengegriffenen allerdings wäre der Text, wie ich befürchte, eher seeeeehr kurz, schrill und...unvollendet!

LG, eKy
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