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Finstere Nacht Trauer und Düsteres

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Alt 11.10.2011, 18:37   #1
Stimme der Zeit
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Beiträge: 1.836
Standard Endlich.

Endlich.


Schon wieder Dunkelheit in deinem Blick,
sie treibt mir heiße Tränen in die Augen.
War dein Versprechen nur ein schlauer Trick,
um mich allmählich auszulaugen?

Morgens am Spiegel, da muss ich die Mahnmale sehen,
welche die letzte von zahllosen Nächten mir übrig
ließ und bewies: Ich versage darin, zu begreifen,
dass du aus Güte versuchst, mich die Wahrheit des Daseins
endlich verstehen zu lassen. Ich greife zum Make-up.


Beim Frühstück zeigst du mir ein frohes Lächeln,
der Kaffee schmeckt, dein Toast ist richtig kross.
Erleichterung lässt meine Knie schwächeln:
Für heute ist es gut, du bist der Boss.

Ja, ich verstehe, du kannst nichts dafür, dass dein Leben
abermals nicht so verlief, wie‘s nach geltenden Rechten
eigentlich müsste. Ich stimme dir zu, die Geschäfte
sollten, betrachtet man deine Begabungen, weitaus
besser und leichter gelingen. Du küsst mich zum Abschied.


Versonnen gehe ich an meine Arbeit,
ich räume ab und spüle das Geschirr,
ein kleines Liedchen summend; schiere Dummheit
war gestern schuld, sie machte mich ganz wirr.

Heute, nach zahllosen Jahren, trägt deine Erziehung
Früchte; ich kann nun erfassen, warum wir gemeinsam
niemals genügend Erfolge erreichen, denn meine
Unfähigkeit ist dein Hemmschuh. Beruflich und menschlich
bist du ja dauernd gefordert. Ich werde dir helfen.


Ich richte mir ein Schaumbad zum Entspannen.
Das Wasser ist schön warm, mir wird ganz leicht.
Aus Liebe werde ich mich selbst verbannen.
Zwei kleine Schnitte, gleich ist es erreicht.

.
__________________
.

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Alt 13.10.2011, 17:37   #2
Chavali
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Beiträge: 12.994
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Liebe Stimme,

hier hat sich noch keiner rangetraut - und ich muss sagen, ich finde es schwierig.
Schwierig zu kommentieren.
Es ist wohl ein offizieller und ein geheimer Monolog.
Eine Diskrepanz zwischen Äußerlichem und Innerlichem.

Der/die Protagonist/in spielt wohl eine Rolle, und welches die wahre ist, zeigt sich am Ende des Gedichtes.
Sie/er hat wohl das Leben in all seinen Facetten und Schwierigkeiten nicht verkraftet und beendet es.
Zitat:
Aus Liebe werde ich mich selbst verbannen.
Glaubt das LyrI, dass das dem Partner hilft?? Irgendwie grauslich.

Wie um alles in der Welt bist du auf diese Idee gekommen...?

Falls ich die Absicht falsch verstanden habe, bitte ich um Nachsicht ^^


Schaudernden Gruß,
Chavali
__________________
.
© auf alle meine Texte
Die Zeit heilt keine Wunden, man gewöhnt sich nur an den Schmerz

*
Chavali ist offline   Mit Zitat antworten
Alt 13.10.2011, 18:15   #3
Stimme der Zeit
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Benutzerbild von Stimme der Zeit
 
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Beiträge: 1.836
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Hallo, liebe Chavi,

Zitat:
Zitat von Chavali:
hier hat sich noch keiner rangetraut - und ich muss sagen, ich finde es schwierig.
Schwierig zu kommentieren.
Es ist wohl ein offizieller und ein geheimer Monolog.
Eine Diskrepanz zwischen Äußerlichem und Innerlichem.
100 % richtig. Ich wählte deshalb auch verschiedene Versmaße, wenngleich beide 5 Hebungen aufweisen - es ist ja auch dieselbe Person. Genau, wie du sagst: Außen und Innen.

Zitat:
Zitat von Chavali:
Der/die Protagonist/in spielt wohl eine Rolle, und welches die wahre ist, zeigt sich am Ende des Gedichtes.
Sie/er hat wohl das Leben in all seinen Facetten und Schwierigkeiten nicht verkraftet und beendet es.
Hier muss ich sagen ja - und nein. Weiter unten erkläre ich das noch genauer.

Zitat:
Zitat:
Zitat von Stimme der Zeit:
Aus Liebe werde ich mich selbst verbannen.
Zitat von Chavali:
Glaubt das LyrI, dass das dem Partner hilft?? Irgendwie grauslich.

Wie um alles in der Welt bist du auf diese Idee gekommen...?
Die Erklärung ist eigentlich ganz einfach. Wie du weißt, wohnte ich zuvor in einer 2er-WG. Meine letzte Mitbewohnerin hatte einen Freund - besitzergreifend, agressiv und kreuzeifersüchtig. Als sie einmal Streit hatten, wollte sie ihn verlassen. Darauf ging der Verrückte hin und zerfetzte ihre Sesselbezüge und Sofakissen (er hatte ihr die Sessel und Kissen geschenkt). Dann riß er den großen Spiegel von der Wand (auch ein Geschenk) und trug ihn hinaus. Danach terrorisierte er sie wochenlang mit Telefonanrufen bei Tag und Nacht und einmal klemmte er nachts um 2 Uhr die Klingel fest - ich rief die Polizei, dann hörte das auf.

Was geschah nur 4 Wochen später? Sie ging zu ihm zurück! Unglaublich. Der Kerl war mir vom ersten Augenblick an restlos unsympathisch, den hätte ich nie auch nur mit einer Kneifzange angefasst.
Dann sagte sie mir, sie wäre "selbst schuld", sie habe ihn zu sehr "gereizt". Glaubt man so etwas? Sie war völlig uneinsichtig und suchte jede Schuld nur bei sich selbst. Es ist einfach unmöglich, zu helfen, wenn jemand eine so "gestörte" Ansicht über die Realität aufweist ...
Sie zog aus, ich habe keine Ahnung, wo sie wohnt oder was mit ihr ist. Ich sprach mit der Polizei darüber. Man kann nichts machen, wenn die Frau sich weigert. Leider ist das so ...

Natürlich habe ich auch in Presse und Medien Berichte über solche Frauen und ihre Beziehungen gelesen bzw. gesehen. Ich habe mir den Kopf zerbrochen, wie es zu einer solchen "Denkweise" (ich bin schuld, er ist der "Gute") kommen kann.

In meinem Gedicht versuchte ich eine Art "geistig-emotionale" Zermürbung darzustellen. Anfangs sieht das LI im Gedicht die Geschehnisse noch "richtig", bis dann allmählich eine "Veränderung" im Denken eintritt. Sie beginnt ihm auch innerlich bei seinen Vorwürfen zuzustimmen, und am Ende glaubt sie selbst an ihre Schuld.

Ja, es ist gruselig, denn die gestörte Protagonistin ist so "verwirrt", dass sie ihm mit ihrem Freitod tatsächlich zu helfen glaubt.

Diese Problematik wollte ich unbedingt einmal darstellen, denn leider geschieht so etwas wirklich. Das macht mich ganz krank, und fand so seinen Ausdruck in diesem Werk.

Zitat:
Zitat von Chavali:
Falls ich die Absicht falsch verstanden habe, bitte ich um Nachsicht ^^
Nein, du hast die Absicht richtig verstanden. Das freut mich übrigens, denn ich halte das für eine wichtige Thematik, die gerade aufgrund ihrer "Grausigkeit" Erwähnung finden sollte.

Danke für deinen Kommentar!

Liebe Grüße

Stimme
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