02.04.2021, 16:31 | #1 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Weltenbummel
Die Stimme des Marktschreiers versagt. Es ist heiß, die Luft trocken und staubig. Er greift nach seiner Wasserflasche und nimmt einen kräftigen Schluck daraus. Ich höre ein Baby schreien. Die unerträgliche Hitze setzt uns allen zu. Für einen Moment sage ich mir, wie kann man nur ein Kind in diese Welt setzen, wo der Klimawandel in Zukunft das Leben fortwährend unerträglicher werden lässt. Dann denke ich daran, dass Menschen sogar in Kriegen Kinder gebaren von Hoffnung getragen in eine Zeit des Friedens und Wiederaufbaus. Ich wünschte mir, die unbändige Sonnenenergie irgendwann umleiten zu können in Kühlaggregate, die über die ganze Erde verteilt, ein angenehmes Klima herstellen. Im Moment wohl undenkbar, aber wer weiß. Oder vielleicht liegen ja im Geheimen der noch unerforschten Dunklen Materie Kräfte brach, die sich nutzen ließen.
Das Baby hat sich inzwischen beruhigt, der Marktschreier seine Stimme wiedererlangt. Ich kaufe ein paar seiner feilgebotenen Früchte und schlendere durch die schattigen Gassen unserer Kleinstadt nach Hause. Etwas später mache ich meinen obligatorischen Sparziergang durch Feld und Wiese in den angrenzenden Wald. Das Stimmengewirr vom Marktplatz klingt noch etwas nach in meinen Ohren, ebbt in der geräuscharmen Stille aber schnell ab. Das Zwitschern der Vögel und die Laute im Unterholz des Mischwaldes haben eher beruhigende Wirkung auf mich. Unterwegs kommt mir ein Herr entgegen. Wir begegnen uns des Öfteren, kennen unsere Namen aber nicht. Wir wechseln jedes Mal ein paar Worte untereinander, und ja, über den Klimawandel auch, angesichts der Hitze am heutigen Tage. Dann noch über die Kriege auf der Welt und dass alles immer schlechter würde. Ich gab zu überlegen, ob es wirklich so übel um uns bestellt sei. Denn wir genießen gerade unsere Rundgänge. Wir schöpfen daraus Lebensfreude. Und alle anderen Leute würden sich sicherlich ebenfalls ihre glücklichen Augenblicke schaffen, auch wenn sie etwa im Arbeitsleben ungerecht entlohnt würden. Das ließe sich ändern, irgendwann. Jetzt, trotzend nach sauren Tagen, feierten sie ausgelassen. Wir beiden Herren nicken uns noch kurz zu. Er trottet weiter in Richtung der Siedlungen, ich vertiefe mich in die Natur.
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"Wir befinden uns stets mitten im Weltgeschehen, tun aber gerne so, als hätten wir alles im Blick." (Fenek) Geändert von Fenek (02.04.2021 um 19:54 Uhr) |
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