01.02.2017, 16:34 | #1 |
TENEBRAE
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Grabstein
(Für Franz Nikolaus Niembsch, Edler von Strehlenau)
Ein alter Stein, mit sich allein, ruht still an meinem Gartenrain und schweigt zu meinen Grillen. So steht er da, tagaus, tagein, als saugte er das Leben ein und meinen freien Willen. Als trüge er das Weh der Welt, dem all mein Leid sich zugesellt, in seiner blinden Tiefe, aus der es ruft mit jedem Tag, den weiter ich erleben mag, als ob ein Schicksal riefe. Er sah mein Glück vorüberziehn und alles andre hin und hin verwehen mit dem Winde. So sage mir, du alter Stein: Wird mir die Ruhe tröstlich sein, die unter dir ich finde?
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (25.11.2017 um 12:28 Uhr) |
01.02.2017, 18:00 | #2 |
Erfahrener Eiland-Dichter
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Lieber Erich,
dein Gedicht hat eine interessante Form, ist das deine Idee? Mir ist diese Art Sechszeiler noch nicht untergekommen, soweit ich mich erinnere. Liebe Grüße Thomas
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© Ralf Schauerhammer Alles, was der Dichter uns geben kann, ist seine Individualität. Diese seine Individualität so sehr als möglich zu veredeln, ist sein erstes und wichtigstes Geschäft. Friedrich Schiller |
01.02.2017, 19:40 | #3 |
TENEBRAE
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Hi Thomas!
Das Reimschema AABCCB - keine Ahnung, ob es dafür eine eigene Bezeichnung gibt, aber ich bin sehr sicher, dass viele Dichter schon im 19. Jahdt derlei verwendeten. Auch ich habe mich dieser Form schon öfters bedient, vor allem in der Frühzeit meines erneuten Dichtens, so zwischen 2005 und 2007. Ich sehe nichts Auffälliges oder Besonderes darin. LG, eKy
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01.02.2017, 20:43 | #4 |
ADäquat
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Servus, Erich,
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01.02.2017, 21:21 | #5 |
TENEBRAE
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Hi Chavi!
Ich habe mich schon gewundert, warum Thomas nicht nach der Widmung fragte - vielleicht wusste er Bescheid? Ich habe heute (erstmals) einen repräsentativen Auszug aus Lenaus lyrischem Schaffen gelesen (gelbes Reclam-Büchlein!) und erkannte eine gewisse Seelenverwandtschaft bezüglich der Inhalte (pessimistischer Weltschmerzdichter) wie auch des Stils, auch wenn er nur wenige Sonette schrieb und meist eher kurzzeiliger dichtete. Eine weitere Ähnlichkeit: Auch er schrieb nur Lyrik (fast nur gereimt), keine oder kaum Prosa, sah sich ganz der Dichtkunst verschrieben. Ich gedachte ihn daher mit dieser Hommage zu ehren, die ganz in seinem Stil gehalten ist (bis auf den unbetonten Auftakt, er hätte eher den betonten gewählt), lyrisch wie inhaltlich. Ich glaube, Stanzen sind anders. Vielen Dank für das Lob! LG, eKy
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02.02.2017, 12:42 | #6 |
Gast
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Hallo eKy,
Das ist ein ungewöhnliches Reimschema. Finde ich gut. Die Sprache ist knackiger als sonst von dir. Was die Lyrik nicht mindert. Sehr sehr schön! Liebe Grüße sy PS: ich habe versucht von Franz Nikolaus Niembsch, Edler von Strehlenau Gedichte zu finden, doch bin ich wohl nicht auf die richtigen Seiten gekommen und konnte leider nichts von ihm lesen. |
02.02.2017, 17:24 | #7 |
TENEBRAE
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Hi Sy!
Franz Nikolaus Niembsch, Edler von Strehlenau Du hättest besser auch die Kommentare gelesen: Der Künstlername des von mir bewidmeten Dichters ist Nikolaus Lenau. Das Gedicht ist größtmöglich in seinem lyrischen Stil gehalten. Vielen Dank für das Lob! LG, eKy
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03.02.2017, 11:59 | #8 |
Gast
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Lieber eKy,
Wer liest, ist echt im Vorteil Ich habe nun die richtigen Seiten gefunden, und Gedichte von ihm gelesen. " Winternacht" zum Beispiel. Sehr naturverbunden und etwas melancholisch. Und " Bitte", sehr lyrisch und schlicht, einfach wunderbar! Ich kannte den Dichter noch gar nicht. Da kann man mal sehen, du hast ihn mir nahe gebracht. Danke für den Tipp Liebe Grüße sy Hier ist Hochnebel |
03.02.2017, 12:28 | #9 |
Gast
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Ich finde, Erich, im Moment hast du einen "wunderbaren Lauf". Du schreibst ein Werk nach dem anderen, philosphisch, sprachlich und bildlich meisterhaft.
Hier der alte Stein als Ersatz für den alten Vater vielleicht, den es nicht mehr gibt, der raten könnte. Vielleicht aber auch als Identifikation des Prots mit dem Stein- er akzeptiert seine Grillen, schöne Doppeldeutigkeit, sein Anderssein. Sicherlich traurig, Einsamkeit verströmend, aber auch die bewusste Entscheidung zur Individualität. Denn Verzweiflung spüre ich nicht, wenn auch eine von Einsamkeit geprägte Melancholie.Ich sehe vielmehr ein friedliches Gegenüber mit dem Tod und dem Leben. Ganz starke Zeilen, wie ich finde!! Sehr gerne gelesen von Koko, die grippig nur Satire hinbekommt im Moment... |
03.02.2017, 16:16 | #10 |
TENEBRAE
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Hi Koko!
Gute Besserung! Ich lag von Weihnachten an 4 Wochen lang flach - drei davon hatte ich praktisch gar keine Stimme! Gerade in der ersten Woche war ich so mies drauf - ich kann nachempfinden, dass einem da die Inspiration flöten geht - man hat genug mit Transpiration und Respiration zu tun! Der Inhalt beschreibt das Zwiegespräch eines Protagonisten mit seinem eigenen zukünftigen Grabstein, der in seinem Garten steht, vielleicht als Familiengruft. (In manchen Regionen - oder heute noch in den USA - beerdigte man seine Toten auch mal im eigenen Garten, besonders, wenn man wohlhabend war.) So sieht er jeden Tag dieses memento mori beim Blick hinaus, wie ein dräuendes Schicksal, ein unausweichliches Ende - und hält innere Zwiesprache mit ihm, wohl, um die Aussicht erträglich zu machen. Du hast es gut erkannt. LG, eKy
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Weis heiter zieht diese Elend Erle Ute - aber Liebe allein lässt sie wachsen. Wer Gebete spricht, glaubt an Götter - wer aber Gedichte schreibt, glaubt an Menschen! Ein HAIKU ist ein Medium für alle, die mit langen Sätzen überfordert sind. Dummheit und Demut befreunden sich selten. Die Verbrennung von Vordenkern findet auf dem Gescheiterhaufen statt. Hybris ist ein Symptom der eigenen Begrenztheit. Geändert von Erich Kykal (14.08.2018 um 12:50 Uhr) |
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